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Klischee

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Eine Beschreibung der gleichnamigen Druckform im Hochdruck findet sich unter Klischee (Drucktechnik).

Ein Klischee, von französischen cliché, „Abklatsch“ ist eine ehemals innovative Vorstellung, Redensart, Kunstwerk oder Stilmittel, die mittlerweile veraltet, abgenutzt oder überbeansprucht erscheint. Das Klischee existiert als etwas geistig bzw. sprachlich Schablonenhaftes.[1] Es ist dabei charakteristisch, dass die Eigenschaft, welche das Klischee bedeutet, nicht eine der Eigenschaften ist, welche die gleichartigen Einzelelemente zu einer benennbaren Klasse werden lässt, sondern vielmehr eine zusätzliche, davon unabhängige Eigenschaft ist.

Etymologie

Das französische Wort bezeichnete ursprünglich die gleichnamige Druckform, das deutsche Wort Abklatsch den damit hergestellten Probeabzug.

Im Grimmschen Wörterbuch ist das Wort Klischee noch nicht verzeichnet.

Umgrenzung des Begriffs

Im Sachwörterbuch der Literatur sind Klischees folgendermaßen definiert:

„[Klischees sind] vorgeprägte Wendungen, abgegriffene und durch allzu häufigen Gebrauch verschlissene Bilder, Ausdrucksweisen, Rede- und Denkschemata, die ohne individuelle Überzeugung einfach unbedacht übernommen werden.“

Gero von Wilpert: Sachwörterbuch der Literatur. Stuttgart 1970.

Ein Beispiel für ein auf eine Personengruppe bezogenes, positives Klischee: „Die Deutschen sind sehr pünktlich“. Diese Eigenschaft ist rational unabhängig von der Eigenschaft der Menge der Deutschen, deutsch zu sein, wenngleich nicht festgestellt werden kann, ob diese generelle Zuordnung zutrifft oder nicht. Es handelt sich um ein Klischee.

Bedient sich jemand eines Klischees, repräsentiert dies nicht notwendigerweise die Überzeugung der Person – es kann auch unbedacht übernommen worden sein. Die Eigenschaft, die das Klischee ausmacht, ist nicht notwendigerweise, aber dennoch häufig, negativer Natur. Ist die Eigenschaft negativ belegt, kann das Klischee zu einem Vorurteil verschärft sein. Nicht selten sind Klischees in Form von Redensarten in die Umgangssprache eingefasst. Viele, aber nicht alle Klischees lassen sich deswegen als abgegriffene Redewendungen auffassen, die eingefahrene Vorurteile repräsentieren. Ein Beispiel für eine klischeehafte Redewendung: „Pünktlich wie die Maurer“.

M. H. Abrams weist ausdrücklich darauf hin, dass nicht jeder häufig gebrauchte sprachliche Ausdruck prinzipiell zum Klischee taugt und das Klischee daher nicht über die Häufigkeit einer Redewendung definiert werden könne, er nennt “I beg your pardon” („Ich bitte um Entschuldigung“) als Beispiel.[2]

„Meistens schauen wir nicht erst und definieren dann, wir definieren erst und schauen dann.“

Walter Lippmann: Die öffentliche Meinung (Public Opinion) 1922.[3]

Im Handbuch der Phraseologie werden Klischees in Sprachklischees und Gedankenklischees eingeteilt. Klischees werden dort als „zeit-, gesellschafts- und personenabhängig“ bezeichnet, sind also nicht konstant, sondern einem Wandel unterworfen. Aus den meisten Definitionen lässt sich folgern, dass Klischees nur solange Bestand haben können, wie sie gebraucht werden, nicht den Dingen innewohnend sind.

Abgrenzungen zum Stereotyp

Das Wort „Klischee“ wird häufig synonym zu „Vorurteil“ und „Stereotyp“ verwendet. Vorurteile drücken eine generelle Haltung aus, Stereotype eine kognitive Zuordnung. Nach Quasthoff ist das Stereotyp ausschließlich auf Personen(gruppen) bezogen, ein Klischee (Wilpert) hingegen nicht. Im medialen Zusammenhang wird auch auf die Abnutzung verwiesen. Rudi Holzberger[4] sieht das Klischee als Nachfolger von stereotypen Vorstellungen. Eine eindeutige Zuordnung und Operationalisierung zur sprachlichen oder Verhaltensebene ist bei Klischee wie Stereotyp nicht möglich.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Wiktionary: Klischee – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  • Jakob Hesler, Urs Richter: Klischees im Spielfilm Auseinandersetzung mit dem Wort „Klischee“ in Bezug auf Filmklischees
  • Ellen Hoffers: Afrika in unseren Köpfen Afrika-Klischees: Kindersoldaten, Hungersnöte, Genitalverstümmelungen und verrückte Diktatoren prägen unser - meist falsches - Afrika-Bild (Teil des ARD.de-Spezials zum Afrikanischen Jahr 2010)

Einzelnachweise

  1. Gary Blake and Robert W. Bly, The Elements of Technical Writing, pg. 85. New York: Macmillan Publishers, 1993. ISBN 0-02-013085-6
  2. M. H. Abrams: A Glossary of Literary Terms.
  3. “For the most part we do not first see, and then define, we define first and then see. In the great blooming, buzzing confusion of the outer world we pick out what our culture has already defined for us, and we tend to perceive that which we have picked out in the form stereotyped for us by our culture.” In: Walter Lippmann: Public Opinion. 1922, Elisabeth Noelle-Neumann (Hrsg.): Die öffentliche Meinung (deutsch). Brockmeyer, Bochum 1990. ISBN 3-88339-786-5
  4. Rudi Holzberger: Das sogenannte Waldsterben. Zur Karriere eines Klischees: Das Thema Wald im journalistischen Diskurs. Diss. phil. Konstanz 1993, Bergatreute 1995, ISBN 3-89089-750-9
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Klischee aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.