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Klaus Zumwinkel

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Klaus Zumwinkel (2007)

Klaus Zumwinkel (* 15. Dezember 1943 in Rheinberg, Rheinprovinz) ist ein deutscher Unternehmensberater und Präsident des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA), dessen alleiniger Gesellschafter die Deutsche Post-Stiftung ist, in welcher er dem Vorstand angehört.[1] Zumwinkel war von 1990 bis Ende 1994 Geschäftsführer bei der Deutschen Bundespost und von 1995 bis 2008 Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post AG.

Leben

Herkunft und Ausbildung

Klaus Zumwinkel wurde in Rheinberg (damals Kreis Moers, Rheinprovinz, heute Kreis Wesel, Nordrhein-Westfalen) am Niederrhein als zweiter Sohn einer Unternehmerfamilie geboren und wuchs in Kamp-Lintfort auf, wo sein Vater auf Grund der Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens ein jüdisches Bekleidungsgeschäft erworben hatte.[2] Er besuchte das Gymnasium Adolfinum in Moers und studierte Betriebswirtschaftslehre an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Nach seinem Diplom (1969) besuchte er ab 1970 die Wharton Business School der US-amerikanischen University of Pennsylvania. 1971 verließ er die Hochschule als Master of Science (M.Sc.) und kehrte nach Deutschland zurück. In Münster wurde er 1973 mit einer Untersuchung zur „Planung und Prüfung betrieblichen Informationshandelns“ zum Dr. rer. pol. promoviert.

Zumwinkel-Anwesen am Gardasee, Castello di Tenno

Er ist verheiratet; hat zwei Kinder und lebt auf Castello di Tenno am Gardasee in Italien.[3]

Karriere

Nach dem Tod seines Vaters übernahm Zumwinkel zusammen mit seinem älteren Bruder Hartwig (13. Februar 1935 – 24. November 2010) die Geschäftsführung des elterlichen Handelsunternehmens. Dieses wurde 1971 an Rewe verkauft und umfasste damals zehn Kaufhäuser und fünfzig Discounter-Läden.[4] So erwarb er bereits vor seiner ersten Angestelltentätigkeit ein erhebliches Vermögen.

In den Jahren 1974 bis 1984 war er bei McKinsey beschäftigt, ab 1979 als Partner und Mitglied der deutschen Geschäftsführung, zuletzt seit 1984 als Senior Partner und Mitglied der weltweiten Geschäftsführung.

1985 verließ er das Unternehmen und übernahm den Vorstandsvorsitz beim Großversandhaus Quelle, wo er seit 1984 bereits als Berater beschäftigt war.[5]

Fünf Jahre später ernannte man ihn kurz nach der ersten Postreform zum Geschäftsführer der Deutschen Bundespost. Seit Gründung der Aktiengesellschaft 1995 war er bis zu seinem Rücktritt 2008 auch deren Vorstandsvorsitzender und damit zuletzt der dienstälteste Vorsitzende eines DAX-Unternehmens,[6] der für das Geschäftsjahr 2008 nicht entlastet wurde. In seiner Amtszeit wurden unter anderem die Akquisitionen der Logistikunternehmen Global Mail, Danzas und 'Herald International Mailings' getätigt. Unter Zumwinkel wurde außerdem im November 2000 der Börsengang der Deutschen Post sowie 2004 der Postbank vollzogen. Einer seiner größten Erfolge und zugleich der größte ausländische Logistikauftrag der Deutschen Post war ein zehnjähriger Logistikauftrag mit der britischen National Health Service, der im September 2006 abgeschlossen wurde. Seinen planmäßigen Rücktritt vom Amt des Postchefs hatte Zumwinkel für Ende 2008 vorgesehen.[7]

Klaus Zumwinkel war außerdem Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Telekom; ferner saß er in Aufsichtsräten der Allianz, Deutschen Lufthansa und Morgan Stanley. Bis zum 31. Dezember 2008 gehörte er dem Aufsichtsrat von Arcandor (ehemals KarstadtQuelle) an.[8] Er saß damit bei den größten und bedeutendsten privatisierten deutschen Staatsbetrieben – ob Postdienst, Postbank, Telekom oder Lufthansa – im Kontrollgremium. Dieses „Übermaß an Macht“ wurde zuletzt auch von der Politik kritisiert.[4]

Im Jahr 2000 wurde Zumwinkel mit einem Bambi ausgezeichnet. 2001 erhielt er das Große Bundesverdienstkreuz.[5] Seit 2002 nahm er regelmäßig an den Bilderberg-Konferenzen teil. Im selben Jahr wurde Zumwinkel vom Verein Deutsche Sprache der Titel „Sprachpanscher des Jahres“ für die Einführung von Anglizismen wie „Global mail“, „Stampit“ oder „Freeway“ verliehen. 2003 wurde er vom deutschen manager magazin zum „Manager des Jahres 2003“ gewählt. 2007 erhielt er den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

Im April 2009 gab Zumwinkel sein 2001[9] erhaltenes Bundesverdienstkreuz zurück[10], im Mai 2009 auch seinen NRW-Verdienstorden.[11][12]

Strafverfahren

Nach einer Durchsuchung in seinem Privathaus am Morgen des 14. Februar 2008 wurden Ermittlungen der Bochumer Staatsanwaltschaft gegen Zumwinkel öffentlich.[13] Durchsucht wurde gleichzeitig das Büro des Managers in der Konzernzentrale im Bonner Post Tower. Ihm wurde Steuerhinterziehung in Höhe von einer Million Euro zur Last gelegt.

Die Ermittlungen standen in Zusammenhang mit der Liechtensteiner Steueraffäre und mit Geldanlagen in einer speziellen Stiftung nach liechtensteinischem Recht über die LGT Bank.[14] Da sich Zumwinkel kooperativ zeigte und einen Betrag von vier Millionen Euro als Sicherheitsleistung hinterlegte, wurde ein gegen ihn bestehender Haftbefehl außer Vollzug gesetzt.[15]

Klaus Zumwinkel rechts neben Frank Appel (2007)

Nachdem er am 15. Februar seinen Rücktritt als Postchef angeboten hatte, bestellte der Post-Aufsichtsrat am 18. Februar einstimmig und mit sofortiger Wirkung Frank Appel zu seinem Nachfolger.[16] Klaus Zumwinkels Vertrag lief ursprünglich noch bis November 2008.[17] Er hatte außerdem seinen Rücktritt als Aufsichtsratsvorsitzender von Deutscher Telekom und Postbank angekündigt.[18] Die Durchsuchungen bei Zumwinkel gelten als erste behördliche Aktion eines umfassenden Ermittlungsverfahrens zur bisher größten Steueraffäre in Deutschland.

Am 26. Januar 2009 wurde Klaus Zumwinkel von der 12. großen Strafkammer des Landgerichts Bochum wegen Steuerhinterziehung zu einer zur Bewährung ausgesetzten Freiheitsstrafe von zwei Jahren verurteilt. Zugleich erteilte das Gericht eine Bewährungsauflage, nach der ein Geldbetrag in Höhe von einer Million Euro zu zahlen ist. Davon gehen 800.000 Euro an die Staatskasse und 200.000 Euro an gemeinnützige Organisationen.[19] Zumwinkel hatte gestanden, über eine Stiftung in Liechtenstein Steuern in Höhe von knapp 970.000 Euro hinterzogen zu haben. Laut Anklage soll Zumwinkel in den Jahren 2001 bis 2007 sogar Abgaben in Höhe von 1,2 Millionen Euro hinterzogen haben. Bezüglich des Jahres 2001 ließ das Gericht die Anklage allerdings nicht zur Hauptverhandlung zu, weil die Tat verjährt war und die Verjährung nicht rechtzeitig unterbrochen wurde (ein Ermittlungsrichter hatte Beschlüsse 12 Stunden zu spät ausgefertigt).[20]

Gisela Friedrichsen kommentierte das Urteil dahingehend, dass sich das Strafmaß zwar im Rahmen des Üblichen bewegt habe, der Prozess habe aber gleichwohl wie ein abgekartetes Spiel gewirkt: Vermögende Angeklagte könnten sich ein Urteil nach ihrem Gusto gestalten.[21] Selbst Richter des Bundesgerichtshofs sollen eine Freiheitsstrafe von drei Jahren ohne Bewährung für Zumwinkel für „gut vertretbar“ gehalten haben.[22] Zumwinkel kündigte an, Deutschland zu verlassen, um auf Castello di Tenno zu residieren.

Im Rahmen der Telekom-Bespitzelungsaffäre hatte zudem die Staatsanwaltschaft Bonn Ermittlungen gegen Klaus Zumwinkel eingeleitet. Er stand im Verdacht, die Ausspähung von Telefondaten über mehr als ein Jahr lang angeordnet zu haben.[23][24][25] Wegen der noch nicht vollständig geklärten Rolle Zumwinkels in der Überwachungsaffäre verschob die Hauptversammlung der Telekom am 30. April 2009 die Entscheidung über seine Entlastung auf die nächste Hauptversammlung 2010.[26] Die Ermittlungen wurden im Juni 2010 mangels Tatverdacht eingestellt. Am 1. Februar 2011 teilte die Telekom mit, dass sowohl Zumwinkel als auch der ehemalige Vorstandsvorsitzende Kai-Uwe Ricke einen Vergleich geschlossen haben, der unter Vorbehalt der Zustimmung durch die Aktionäre steht. Inhalt des Vergleichs ist es, „einen beträchtlichen Teil des der Deutschen Telekom entstandenen Schadens durch Zahlungen in jeweils gleicher Höhe auszugleichen und einen jeweils gleichen, recht namhaften Teilbetrag dieser Zahlungen nicht gegenüber der Managerversicherung geltend zu machen.“[27] Nach Angaben eines Beraters von Zumwinkel soll es sich um eine Summe von 250.000 EUR handeln; zuzüglich der Übernahme von Anwaltskosten in Höhe von 300.000 EUR.[28][29]

Diskussion um Pensionsansprüche und Bonus-Zahlungen

Anfang März 2009 wurde bekannt, dass sich Klaus Zumwinkel seine Pensionsansprüche über 20 Millionen Euro von der Deutschen Post als Kapitalwahlrecht hatte auszahlen lassen.[30] Außerdem erhielt er – laut Geschäftsbericht der Deutschen Post – für zwei Monate seiner Tätigkeit als Vorstandschef im Jahre 2008 Gesamtbezüge in Höhe von insgesamt 714.045 Euro.

In diesem Betrag enthalten war eine Bonuszahlung von 480.184 Euro. Zudem erhielt er Aktienoptionen mit einem sogenannten Zeitwert von mehr als 1 Million Euro.[30][31]

Damit ist Zumwinkel das einzige Vorstandsmitglied, das einen Bonus für 2008 erhalten hat. Sämtliche anderen Vorstände hatten angesichts eines Milliarden-Jahresverlustes keine Boni erhalten.[32] Mehrere Politiker sowie die Vizepräsidentin des Sozialverbandes VdK, Carin Hinsinger, äußerten sich empört, während Zumwinkel selber die Auszahlung seiner Pensionsansprüche mit den Worten „Ich bin doch nicht der einzige, der sich seine Rente frühzeitig ausbezahlen lässt“ verteidigte.[33] Nach Ansicht von Rentenexperten ist der Betrag von 20 Millionen Euro nur dadurch zu erklären, dass es Zusatzvereinbarungen gegeben haben muss, da die Abgeltung der jährlichen Altersbezüge günstigstenfalls einen Barwert von 14,5 Millionen Euro ergeben würde.[34]

Einzelnachweise

  1. Klaus & Klaus - Was die Ex-Chefs von DIW und Post verbindet; handelsblatt.de vom 2. Februar 2011
  2. Geneviève Hesse: Zumwinkel, Zander und die Nazis. In: Cicero - Magazin für politische Kultur, April 2009, S. 75 ff.
  3. [1] Zumwinkel: Abschied aus Deutschland Der Burgherr vom Gardasee, sueddeutsche.de vom 16. Februar 2009
  4. 4,0 4,1 Der Fall des gelben Häuptlings faz.net, 14. Februar 2008
  5. 5,0 5,1 Webarchiv vom 02. Januar 2008 der eingelagerten Webseite: Klaus Zumwinkel Vanity Faces
  6. Regierung begrüßt den Rücktritt Zumwinkels sueddeutsche.de, 15. Februar 2008
  7. Zumwinkel sollte Unicef-Chef werden Spiegel Online, 16. Februar 2008
  8. Zumwinkel verlässt Arcandor-Aufsichtsrat; Handelsblatt vom 9. Januar 2009
  9. Bild von der Verleihung auf einestages.spiegel.de
  10. Bild Online vom 21. April 2009
  11. RP online vom 21. Mai 2009
  12. Der Westen vom 22. April 2009
  13. Justiz wirft Zumwinkel Millionen-Betrug vor Handelsblatt.com, 14. Februar 2008
  14. Zumwinkel will nicht erneut am Pranger stehen Süddeutsche Zeitung, 23.September 2008
  15. Haftbefehl ausgesetzt Spiegel Online, 14. Februar 2008
  16. Frank Appel wird neuer Post-Chef Spiegel Online, 18. Februar 2008
  17. Die gelbe Eminenz Spiegel Online, 7. Februar 2008
  18. Dr. Klaus Zumwinkel legt Aufsichtsratsmandat bei der Deutschen Telekom nieder (Memento vom 19. Februar 2008 im Internet Archive) Deutsche Telekom AG, 15. Februar 2008
  19. Bewährungsstrafe für Zumwinkel wdr.de
  20. Zumwinkel zu 24 Monaten auf Bewährung verurteilt Spiegel Online vom 26. Januar 2009
  21. Bewährung für ein gescheitertes Vorbild Spiegel Online vom 26. Januar 2009
  22. SPIEGEL vom 2. Februar 2009, S. 17
  23. Wegen Bespitzelungsaffäre: Razzia bei Ricke und Zumwinkel (Memento vom 14. März 2009 im Internet Archive), Financial Times Deutschland vom 13. März 2009
  24. Spiegel-Online 13. März 2009: Razzia bei Ex-Telekom-Managern Zumwinkel und Ricke
  25. Spiegel-Online 14. März 2009: Interner Vermerk belastet Zumwinkel und Ricke in Schnüffelaffäre
  26. Zumwinkel nicht entlastet - Kritik und Applaus bei Telekom-Hauptversammlung computerwoche.de
  27. Streit zwischen Konzern und ehemaligen Organmitgliedern gütlich beigelegt (Memento vom 4. Februar 2011 im Internet Archive), Pressemitteilung der Telekom vom 1. Februar 2011
  28. Telekom einigt sich mit Ricke und Zumwinkel; tagesschau.de, 1. Februar 2011 (nicht mehr online verfügbar)
  29. Telekom-Gewerkschafter begrüßen Zahlungen der Ex-Manager, dpa/Westdeutsche Zeitung, 2. Februar 2011
  30. 30,0 30,1 Süddeutsche Zeitung 13. März 2009: 20 Millionen Euro Pension
  31. faz.net 14. März 2009: Post zahlt Zumwinkel 20 Millionen Euro
  32. Handelsblatt 26. Februar 2009: Post-Chef streicht Boni für den Vorstand
  33. Empörung über Zumwinkel N-TV vom 15. März 2009
  34. Spiegel-Online 23. März 2009: Zumwinkels 20-Millionen-Pension verblüfft Rentenexperten

Weblinks

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