Kiewer Brief

Kiewer Brief und turksprachiger Zusatz

Der Kiewer Brief ist ein hebräischer Text, der wahrscheinlich aus dem 10. Jahrhundert stammt. Er ist einer der ältesten erhaltenen Texte der Kiewer Rus.

Brief

In dem Brief bittet die jüdische Gemeinde in Kiew ihre Glaubensbrüder in anderen Gemeinden um eine bestimmte Geldsumme, um ein Mitglied der Gemeinde freizukaufen, das wegen nicht bezahlter Schulden zum Tode verurteilt wurde. Die Adressaten des Briefes sind nicht genannt. Am Ende des Textes stehen neun Personennamen, es folgen vier Worte in einer Turksprache, möglicherweise Chasarisch. Der Brief wurde wahrscheinlich im 10. Jahrhundert, vielleicht auch erst im 11. oder 12. Jahrhundert verfasst.

Hintergrund

Die Anfänge jüdischen Lebens in der Kiewer Rus sind unklar. Das östliche benachbarte Reich der Chasaren hatte im 8. oder 9. Jahrhundert die jüdische Religion angenommen. Um 936 wurde es von Igor von Kiew erobert. Die jüdische Gemeinde in Kiew hatte offensichtlich chasarische Mitglieder.

Bedeutung

Der Brief ist in verschiedener Hinsicht bemerkenswert:

• Es ist möglicherweise die erste erhaltene schriftliche Erwähnung von Kiew.
• Es ist der älteste Hinweis auf eine jüdische Gemeinde in Kiew und im Gebiet zwischen Schwarzem Meer und Elbe.
• Der Brief enthält vielleicht die einzigen bekannten Schriftzüge in chasarischer Sprache.
• Der Text enthält Informationen über Rechtspraktiken in der frühen Kiewer Rus.

Weblinks

• The Kievan Letter Faksimile des Briefes
• V. Napolskikh, The “Kievan letter” and the alleged Khazarian rule in Kiev

Literatur

• Norman Golb, Omeljan Pritsak, Khazarian Hebrew Documents of the Tenth Century. Ithaca: Cornell Univ. Press, 1982, ISBN 0-8014-1221-8