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Kichererbse

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Kichererbse
Samen der Kichererbse

Samen der Kichererbse

Systematik
Ordnung: Schmetterlingsblütenartige (Fabales)
Familie: Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
Unterfamilie: Schmetterlingsblütler (Faboideae)
Tribus: Cicereae
Gattung: Kichererbsen (Cicer)
Art: Kichererbse
Wissenschaftlicher Name
Cicer arietinum
L.

Die Kichererbse (Cicer arietinum), auch Echte Kicher, Römische Kicher, Venuskicher oder Felderbse genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Kichererbsen (Cicer) in der Unterfamilie Schmetterlingsblütler (Faboideae) innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae). Mit der Erbse (Pisum sativum) ist sie nicht näher verwandt. Sie ist eine alte Nutzpflanze.

Namensherkunft

Der Name Kicher (mhd. kicher, ahd. kihhira) ist aus dem Lateinischen entlehnt – lateinisch cicer heißt „Erbse“. Die Bezeichnung Kichererbse ist also ein Pleonasmus und bedeutet eigentlich „Erbsenerbse“.[1] Die lateinische Artbezeichnung arietinum „widderartig“ wurde angeblich gewählt, weil der Samen einem Widderkopf ähneln soll.[2]

Kichererbse (Cicer arietinum):
A Habitus, B Hülsenfrucht, C Same
Reife Frucht
Die Kichererbse in der Hülse

Beschreibung

Die Kichererbse ist eine einjährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von bis zu 1 Meter erreicht. Die vierkantigen Stängel sind aufrecht bis liegend und mehr oder weniger verzweigt. Die wechselständigen Laubblätter sind unpaarig gefiedert und etwa 5 bis 10 mm groß. Die Nebenblätter sind in zwei bis fünf Spitzen gespalten.

Einzeln in den Blattachseln an einem langen, geknieten Stiel stehen die Blüten. Die purpurroten, violetten, lila oder weißen Blüten sind 10 bis 12 mm groß.

Die mit etwa 3 cm relativ kurzen Hülsenfrüchte enthalten normalerweise zwei unregelmäßig geformte Samen von beiger, dunkler oder schwarzer Farbe; die Samen können gegessen werden. Die Tausendkornmasse, veraltet das Tausendkorngewicht genannt, beträgt zwischen 110 und 380 g.

Die Samen der Kichererbse können leicht mit denen der Saat-Platterbse (Lathyrus sativus) verwechselt werden.

Systematik

Die Erstveröffentlichung von Cicer arietinum erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, 2: 738[3]. Synonyme für Cicer arietinum L. sind: Cicer album hort., Cicer arientinium L., Cicer arientinum L., Cicer edessanum Bornm., Cicer grossum Salisb., Cicer nigrum hort., Cicer physodes Rchb., Cicer rotundum Alef., Cicer sativum Schkuhr, Cicer sintenisii Bornm., Ononis crotalarioides M.E.Jones.[4][5]

Cicer arietinum gehört zur Serie Cicer aus der Sektion Cicer in der Untergattung Cicer innerhalb der Gattung Cicer.[6]

Verbreitung

In Kleinasien war die Kichererbse schon vor 8000 Jahren im Anbau und wurde von dort in den Mittelmeerraum und nach Indien verbreitet. Sie stammt wahrscheinlich von der wild wachsenden Cicer reticulatum Lad. ab. Heute werden Kichererbsen in vielen subtropischen Gebieten der Erde angebaut. Indien und Pakistan sind weltweit führend in der Produktion.[7]

Sorten der Kichererbse stellen geringe Ansprüche an den Boden und kommen mit wenig Wasser aus. In den gemäßigten Klimazonen sind die Erträge wegen mangelnder Wärme nur gering.

Geschichte

Älteste Funde stammen aus der Jungsteinzeit (Neolithikum) in der Türkei und im Vorderen Orient. In Griechenland ab dem Spätneolithikum und seit Beginn der Metallzeiten gehören Hülsenfrüchte zum festen Bestand der Nahrung. In Urartu wurden Kichererbsen in Karmir Blur, Yoncatepe und Bastam gefunden. Auch aus Troja VIIb und Gordion sind Kichererbsen bekannt.[8]

Seit dem klassischen Altertum wird die Kichererbse in Griechenland und Italien als Nutzpflanze angebaut. In Deutschland stammt der einzige Fund von Samen aus der Römerzeit. In der Landgüterordnung Karls des Großen ist die Kichererbse als ‚cicerum italicum‘ im Kapitel 70 aufgelistet. Hildegard von Bingen empfahl Kicher als leichte und angenehme Speise und als Mittel gegen Fieber. Albertus Magnus unterschied drei verschiedene Sorten: weiße, rote und schwarze oder dunkle Form. Hieronymus Bock erwähnte die Zysern (Bezeichnung in Kräuterbüchern des 16. Jh. für Kicher: Ziser oder Zisererbsen) nicht zum Gebrauch in der Küche, sondern vielmehr als Arznei. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde in den Weinbergen am Rhein und in Württemberg die dunkelsamige Kichererbse geröstet als Kaffee-Ersatz gebraucht.[9]

Getrocknete Kichererbsen
Kichererbseneintopf

Historische Kulturformen:[10]

  • Cicer arietinum fo. album mit gelblichweißen Samen als Nahrungsmittel
  • Cicer arietinum fo. fuscum mit rotbraunen Samen
  • Cicer arietinum fo. macrospermum mit großen, schwarzen Samen als Kaffee-Ersatz
  • Cicer arietinum fo. vulgare mit schwarzen Samen: für Futterzwecke

Verwendung

Die Kichererbse wird im Wesentlichen zur Ernährung des Menschen angebaut. Hauptanbaugebiete der Kichererbse sind heute die Türkei, Nordafrika, Mexiko, Afghanistan, Indien, Pakistan und Spanien. In Mexiko und Indien sind Kichererbsen nach wie vor ein wichtiges Grundnahrungsmittel. In der Küche finden besonders zwei Sorten Anwendung: die kleinen, runzeligen Samen aus Indien und die größeren rundlichen, beige-gelben Samen aus dem Mittelmeerraum, die in Europa bekannter und verbreiteter sind.

Man kann sie fertig gekocht in Dosen oder als getrocknete Samen kaufen, ähnlich wie bei grünen Erbsen. Die getrockneten Samen werden kalt eingeweicht (12 bis 24 Stunden und länger) und dann beispielsweise als Eintopf, Brühe oder Püree zubereitet. Im Vorderen Orient und in Nordafrika werden Kichererbsen unter anderem geröstet und wie Nüsse verzehrt. Aus gewürztem Kichererbsenbrei wird auch der im Nahen Osten und Nordafrika weitverbreitete Falafel hergestellt. In der orientalischen Küche ist eine Paste unter anderem aus Kichererbsen und Sesam, genannt „Hommos we Tahini“ oder auch nur kurz Hummus (Schreibweise im lateinischen Alphabet variiert), sehr beliebt. Eine andere Zubereitung aus Kichererbsenmehl ist die italienische Farinata, die auch in der französischen Stadt Nizza unter dem Namen Socca bekannt ist. Ferner kennt man in Spanien Speisen mit Kichererbsen (span. garbanzos) z.B. ist Cocido madrileño ein gekochtes Nationalgericht. Im Orient ist als "Schimitt" bekannt ein Gebäck aus vergorenen Samen. In der Türkei kennt man zweimal geröstete Samen unter dem Namen "Leblebi", die man wie Nüsse verzehrt, aber man kocht auch einen Eintopf mit Fleisch, der im ganzen Land verbreitet ist. In der Provence wird aus Kichererbsenmehl gemischt mit Weizenmehl ein Gebäck hergestellt. In Indien bereitet man aus jungen Kichererbsenpflanzen einen Salat oder verzehrt die Kichererbsen normal gekocht als Gemüse.

Inhaltsstoffe

Rohe „Kichererbsen“ – korrekt wäre „Kichererbsensamen“ – enthalten den unverdaulichen Giftstoff Phasin und den Bitterstoff Saponin[11], weshalb das Einweichwasser weggeschüttet, mindestens einmal gewechselt und zum Kochen frisches Wasser verwendet werden sollte.

Kichererbsen enthalten rund 20 % Eiweiß mit einem relativ hohen Anteil der essentiellen Aminosäuren Lysin (10 %) und Threonin (5 %),[12] 40 % Kohlenhydrate, etwa 12 % Ballaststoffe, Vitamin B1, B6 und Folsäure. Der Mineralstoffgehalt an Magnesium, Eisen und Zink ist hoch. 100 g enthalten 275 kcal / 1152 kJ. Wie alle Bohnenarten verwendet die Kichererbse unter anderem auch Raffinose als Speicherkohlenhydrat, wenngleich nur in relativ geringen Mengen von 290mg pro 100g Trockengewicht.[13] Dieser Dreifach-Zucker kann vom Menschen nicht unmittelbar verstoffwechselt werden und gelangt so in den Dickdarm, wo er unter Einfluss der Darmbakterien unter Gasbildung abgebaut wird. Raffinose ist als Ballaststoff anzusehen..

Weltproduktion

Kichererbsenproduktion 2005

Indien ist Hauptlieferant von Kichererbsen, gefolgt von Pakistan und der Türkei.

Die 10 größten Kichererbsenproduzenten[7]
Land Produktion
(Tonnen/Jahr)
Hinweis
IndienIndien Indien 5.970.000
PakistanPakistan Pakistan 842.000
TurkeiTürkei Türkei 523.000
AustralienAustralien Australien 313.000
IranIran Iran 310.000 Schätzwert
Vorlage:MYA 225.000 Schätzwert
KanadaKanada Kanada 215.000
AthiopienÄthiopien Äthiopien 190.000 Schätzwert
MexikoMexiko Mexiko 165.000 Schätzwert
IrakIrak Irak 85.000 Schätzwert
Welt ≈ 9.000.000

Krankheiten

Die wichtigsten Schädlinge im Kichererbsenanbau sind Fusarium oxysporum, welcher die Fusarium-Welke auslöst, und Didymella rabiei (Syn. Ascochyta rabiei).[14][15] In manchen Ländern wie Mexiko, Italien und Australien ist auch der Kichererbsenrost (Uromyces ciceris-arietini) bedeutend.[16]

Bilder

Einzelnachweise

  1. Wissen.de - woher haben Kichererbsen ihren Namen?
  2. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen, Nikol-Verlag, Hamburg 1996 ISBN 978-3-937872-16-2, S. 75
  3. Erstveröffentlichung von Linné 1753 eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
  4. Eintrag bei World Database of Legumes = ILDIS, 2005.
  5. Cicer arietinum bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis. Abgerufen am 17-07-2013.
  6. Cicer arietinum im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 17-07-2013.
  7. 7,0 7,1 Stand: 11. Juni 2008, Quelle: Food And Agricultural Organization of United Nations: Economic And Social Department: The Statistical Division Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „FAO“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  8. Emel Oybak Dönmez/Oktay Belli, Urartian Plant Cultivation at Yoncatepe (Van), Eastern Turkey. Economic Botany 61/3, 296
  9. Udelgard Körber-Grohne. Nutzpflanzen in Deutschland von der Vorgeschichte bis heute. Nikol Verlagsgesellschaft GmbH, Hamburg 1995, ISBN 3-933203-40-6, S. 361-363
  10. J. Becker-Dillingen: Handbuch des Hülsenfrüchtebaues und Futterbaues, 1929
  11. Giftstoffe in Kichererbsen bei SPIEGEL ONLINE
  12. Anteil essentieller Aminosäuren laut eschenberger.de
  13. Anteil an Raffinose in verschiedenen Lebensmitteln nach Eucell.de
  14. Millan T, Clarke HJ, Siddique KHM, Buhariwalla HK, Gaur PM, Kumar J, Gil J, Kahl G, Winter P (2006) Chickpea molecular breeding: new tools and concepts. Euphytica 147:81–103.
  15. Reddy MV, Gridley HE, Kaack HJ (1980) Major disease problems of chickpea in North Africa. Int Chickpea Newsl 3:13–14.
  16. Josefina C. Sillero, Inmaculada Moreno-Alías, Diego Rubiales Identification and characterization of resistance to rust (Uromyces ciceris-arietini (Grognot) Jacz. & Boyd) in a germplasm collection of Cicer spp., In: Euphytica, Band 188, 2012, S. 229-238. DOI:10.1007/s10681-012-0709

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Kichererbse (Cicer arietinum) – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
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