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Kaugummi

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Streifenkaugummi
Dragée-Kaugummis
Kaugummikugeln

Der oder das Kaugummi ist eine leicht verformbare, meist süß, manchmal auch sauer schmeckende Masse in einer Portionsverpackung, auf der oft einige Stunden lang gekaut werden kann, ohne dass sie zerfällt.

Meist enthält der Kaugummi Aromastoffe, medizinische Kaugummis auch Arzneistoffe oder beispielsweise Nikotin oder Koffein, die beim Kauen herausgelöst und schneller und wirksamer durch die Mundschleimhaut aufgenommen werden. Bei einer Aufnahme durch den Verdauungstrakt nach Schlucken des Speichels gelangen die Wirkstoffe zwar auch ins Blut, das Blut passiert aber nach dem Darm gleich die Leber, wo ein Teil dieser Stoffe gleich wieder aus dem Blut „herausgewaschen“ (metabolisiert) wird (First-Pass-Effekt).

Zusammensetzung

Kaugummi kann aus verschiedenen Grundstoffen bestehen:

Geschichte

Aus archäologischen Funden ist bekannt, dass schon in der Steinzeit bestimmte Baumharze gekaut wurden. In Finnland wurde ein 5.000 Jahre altes Stück Birkenharz entdeckt, auf dem Zahnabdrücke erhalten sind.[3] In Südschweden fanden Archäologen bei der Ausgrabung einer 9.000 Jahre alten Siedlung den angeblich ältesten Kaugummi aus Birkenpech. Dieses übelschmeckende Material wurde vermutlich nur gekaut, um es weich zu machen. Ähnliche Funde sind aus Süddeutschland (ca. 6000 Jahre alt)[4] und der Schweiz belegt. Die Römer verwendeten das Harz des Mastixbaumes, das auch im osmanischen Reich beliebt war und heute noch als Lokum verwendet wird. Als die Spanier im 16. Jahrhundert auf die zentralamerikanischen Ureinwohner trafen, hatte das Kauen von tzicli oder chictli bei den Mayas und den Azteken bereits lange Tradition. Chicle, so die spanische Variante des Nahuatl-Wortes, wird aus dem Latexsaft des Sapotill- oder Breiapfelbaumes (Manilkara zapota) gewonnen, den die Indios außerdem wegen seiner süßen Früchte (Sapotille) schätzen.

Der erste Kaugummifabrikant war der US-Amerikaner John Curtis Jackson. Er verwendete ein indianisches Rezept mit Fichtenharz als Grundstoff. 1848 begann er mit der Produktion seines Kaugummis und war auf Anhieb erfolgreich.

Der ganz große Durchbruch jedoch gelang erst dem New Yorker Fotografen und Erfinder Thomas Adams. Der kaufte 1869 Chicle von dem mexikanischen Ex-General Antonio López de Santa Anna. Adams versuchte erfolglos, aus dem Grundstoff preiswerten synthetischen Kautschuk herzustellen. Schließlich verfiel er auf die Idee, Latex als Alternative zu den damals beliebten Kauriegeln aus Paraffinwachs auf den Markt zu bringen.

Die ersten Chicle-Kugeln von Adams waren geschmacklos, kosteten einen Penny und wurden 1871 in einem Drugstore in Hoboken, New Jersey, verkauft. Nach kurzer Zeit dehnte die Familie Adams den Verkauf auf die ganze Ostküste aus. Der neue Kaugummi wurde in langen, schmalen Streifen mit Einkerbungen verkauft, die es den Händlern ermöglichten, Stücke zu einem Penny abzutrennen.

Der erste, der Chicle mit einem Aromastoff anreicherte, war 1875 John Colgan aus Louisville, Kentucky. Er verwendete den medizinischen Tolubalsam, ein Harz des südamerikanischen Balsambaums (Myroxylon), das gegen Husten wirkte. Der Kaugummi hieß Taffy-Tolu und war am Markt erfolgreich.

Thomas Adams brachte nun einen Kaugummi auf den Markt, das mit Harz des Sassafras aromatisiert wurde, dann eines mit Lakritze, das er Black Jack nannte und das sich fast 100 Jahre lang auf dem Markt hielt.

Ein Hersteller aus Cleveland, Ohio, brachte 1880 zum ersten Mal einen Kaugummi mit Pfefferminzgeschmack heraus.

William Wrigley Jr. trat 1890 auf den Plan; ihm gelang es, zum erfolgreichsten Kaugummifabrikanten der Welt zu werden. Seine ersten beiden Produkte, Seife und Backpulver, gerieten schnell in Vergessenheit. Doch 1893 stellte er Wrigley's Juicy Fruit her, das schnell zur beliebtesten Sorte Amerikas wurde. Noch im selben Jahr folgte Wrigley's Spearmint.[5]

1928 experimentierte Walter E. Diemer bei der Fleer Chewing Gum Company in Philadelphia mit Kaugummirezepturen, wobei er – seiner eigenen Aussage nach eher zufällig – eine elastischere Kaumasse komponierte, die die Bildung großer Kaugummiblasen ermöglicht. Diese Eigenschaft verhalf dem neuen Produkt unter dem Markennamen Dubble Bubble schnell zu weiter Verbreitung. Importiert und vertrieben wurde Dubble Bubble von der Firma Süport in Viernheim.[6]

Aus dem Jahr 1921 gibt es einen Bericht aus Deutschland, der eine große Kaugumminachfrage in Koblenz erwähnt. Dort wurde vor allem importierter Kaugummi konsumiert, der in den Läden der damaligen Besatzungsmächte erhältlich war. Durch die nach dem Zweiten Weltkrieg in West-Deutschland stationierten amerikanischen Soldaten wurde der Kaugummi allgemein populär.

In Singapur war der Verkauf von Kaugummi von 1992 bis Mai 2004 verboten. Grund dafür war, dass Jugendliche mit Kaugummi die Türsensoren der MRT-Züge blockierten, was Störungen im Betriebsablauf des Metro-Systems zur Folge hatte. Die private Einfuhr zum Eigenkonsum war davon allerdings nicht betroffen. Mittlerweile ist der Verkauf von Kaugummi zwar gestattet, jedoch weiterhin stark eingeschränkt.

Wirkung

Die anregende Wirkung des Kaugummis kommt weniger von den Inhaltsstoffen (zum Beispiel Grüne Minze), sondern vielmehr durch die Arbeit der Kaumuskulatur, die die Blutversorgung des Kopfes und damit die Blut- und Sauerstoffversorgung des Gehirns verbessert. Zusätzlich wird das Gehirn durch die Reizung des dicht mit Nerven durchzogenen Mundraums angeregt; es hat zum einen anregende und zum anderen entspannende Funktionen.

Die zahnschädigende Wirkung bestimmter Inhaltsstoffe normaler Kaugummis, vor allem Zucker, wird teilweise durch die zahnreinigende Wirkung kompensiert. Es gibt auch zuckerfreie Kaugummis sowie spezielle Zahnpflegekaugummis, darunter solche, die Granulate enthalten, die die Zähne zusätzlich säubern sollen.

Das Kauen von Kaugummis soll einen positiven Einfluss auf die Stressbewältigung, das Konzentrationsvermögen und die Aufmerksamkeit haben, da laut einer japanischen Studie Kaugummikauen die Blutzufuhr zum Gehirn um bis zu 25 Prozent erhöht.[7]

Doch es gibt auch Nebenwirkungen, zum Beispiel, dass das übermäßige Kauen des Kaugummis (d.h. in großen Mengen) zu Blähungen führen kann.[8][9]

Beim Kaugummikauen wird viel Speichel produziert, der bei Reflux die Schleimhaut der Speiseröhre schützt, indem er die Magensäure verdünnt.[10]

7,7 % der Deutschen kauen täglich Kaugummi, 20,6 % mindestens einmal in der Woche und 51,6 % so gut wie nie.[11]

Kaugummi verklebt entgegen einer landläufigen Meinung beim Verschlucken nicht den Magen. Im Magen oder spätestens im Dünndarm werden alle verdaulichen Inhaltsstoffe, wie zum Beispiel Zucker, herausgelöst und aufgenommen. Die unverdauliche restliche Masse wird wieder ausgeschieden.

Lediglich bei Menschen mit Störungen der Magen- oder Darmbeweglichkeit können verschluckte Kaugummis zusammenballen.[12]

Sorten

Bubblegum

Heute gibt es viele verschiedene Sorten und Anwendungsmöglichkeiten.

  • Kaugummi zum Herstellen von Blasen (Bubble Gum)
Er ist besonders elastisch und wurde extra dafür entwickelt, große Blasen zu machen. Nachteil: verliert schnell an Geschmack.
Kaugummis bewirken allgemein einen durch die Kaubewegung erhöhten Speichelfluss, der die für Zähne schädlichen Säuren neutralisiert. Ideal sind sie für unterwegs, wenn keine Möglichkeit zum Zähneputzen besteht. Üblicherweise sind Zahnpflegekaugummis zuckerfrei und enthalten, ähnlich wie Zahnpasta, Spuren von Mineralien, die die Regeneration der Zähne unterstützen.
Dieser Kaugummi bekämpft nicht die geruchsbildenden Bakterien, sondern überdeckt den Geruch durch seinen höheren Anteil an Aromen, allerdings nur kurzzeitig.
Nikotinkaugummis ersetzen das Nikotin der Zigaretten durch das Nikotin im Kaugummi. Durch den dosierten Nikotinersatz sollen Entzugserscheinungen gelindert und das Verlangen nach Zigaretten reduziert werden. Der Definition nach sind es eigentlich keine Kaugummis (auf denen gekaut wird), sondern Wirkstoffdepots, die möglichst ruhig in einer Backentasche bleiben sollen. Nur gelegentlich soll weiter kurz gekaut werden, wenn der Geschmack und damit die Wirkstoff-Freisetzung nachlässt.
  • Kaugummi zum Bleichen von Zähnen
Diese Kaugummis sollen mithilfe von Mikrogranulaten, also durch Schleifen, Verfärbungen der Zähne vermindern.
  • Kaugummi gegen Durchfall oder auch Verstopfung
Durch das Kauen eines Kaugummis wird mehr Speichelflüssigkeit als sonst produziert. Da in der Speichelflüssigkeit Elektrolyte enthalten sind, die gegen Durchfall wirken, wird der Durchfall gehemmt. Andererseits verursacht übermäßiger Verzehr von zuckerfreiem Kaugummi Durchfall oder löst Verstopfung aus.
  • Kaugummi gegen Übelkeit
Von verschiedenen Herstellern sind medizinische Kaugummis mit Wirkstoffen, die gegen Reisekrankheit wirken (Antiemetika, z. B. Dimenhydrinat) erhältlich. Diese können beispielsweise auf Flug- oder Seereisen Anwendung finden. Da einige dieser Wirkstoffe jedoch die Vigilanz einschränken, sind sie im Allgemeinen nicht für Autofahrer geeignet.
Da es in Flugzeugen häufig zu Druckwechseln kommt, wird darüber hinaus empfohlen, einen Kaugummi zu kauen und dadurch die Ohrtrompete zu bewegen. Das hilft beim Druckausgleich.

Hersteller und Marken[13]

Deutschland

Bis in die 1970er-Jahre existierten in Deutschland über 20 Kaugummimarken. Die bekanntesten Marken waren Hillery, OK, Pulmoll, Americana. Heute dominiert die Firma Wrigley den Markt.

Israel

Als variantenreichster Markt gilt Israel, wo es europäische, asiatische und afrikanische Sorten zu kaufen gibt.

International

International große Kaugummihersteller sind Wrigley, Cadbury (Trident, Stimorol, Hollywood, Bubblicious), Clark's, Lotte, Maple Leaf, Elite, Toy-Stix, Beeman's und Densatai. Weltweit existieren über 70 Geschmacksrichtungen.

Kaugummi als Kunstobjekt

Miniaturkunstwerk
„Žvýkačka“ („Kaugummi“) vor der „Neuen Szene“ („Nová scéna“) in Prag

Ein riesiger Kaugummi ziert in Prag den Platz vor der „Neuen Szene“ („Nová scéna“). „Žvýkačka“ ist die tschechische Übersetzung für Kaugummi - so hat der Prager Künstler Pavel Karous sein Objekt im Rahmen der Aktion „Art meets the (P.R.A.H.A) streets“ genannt.

Der Londoner Künstler Ben Wilson bemalt ausgespuckte, auf dem Pflaster festgetretene Kaugummis. Er benutzt spezielle Acrylfarben und benötigt bis zu zehn Stunden für ein Bild.

In San Luis Obispo ist die Bubblegum Alley, deren Wände seit Jahrzehnten mit gebrauchten Kaugummis beklebt werden, zur Touristenattraktion geworden.

Kaugummi als Verschmutzung

Angebot zum Umgang mit gebrauchtem Kaugummi in einem Pub in Dublin

Handelsüblicher Kaugummi ist nicht biologisch abbaubar. Wenn ein Kaugummi einfach weggeworfen wird, bleibt er auf der Straße, Kleidung, Schuhe etc. kleben und es dauert meist mehrere Jahre, bis er zerfällt.

Ausgespuckte Kaugummis stellen ein großes Problem für Reinigungskräfte dar. Sie lassen sich nicht mit einfachen Mitteln wie Fegen oder Bürsten entfernen. Die Stadt Köln zum Beispiel entfernt Kaugummireste mit einem Spezialgerät, das unter Heißdampf und mittels (umweltverträglicher) Tenside die eingetrockneten Reste bearbeitet, so dass diese anschließend durch Bürsten entfernt werden können. Bußgelder für das Ausspucken eines Kaugummis werden in immer mehr Städten verhängt. Köln verhängt hier Bußgelder von 35 bis 50 €.[14]

Mittlerweile wurde ein biologisch abbaubarer Kaugummi namens Chicza entwickelt. Die Kaumasse dieses Kaugummis wird in Mexiko aus dem Latex des Breiapfelbaums hergestellt.[15]

Literatur

Weblinks

Wiktionary: Kaugummi – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Chewing gum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Siehe z. B. Zutatenliste von Wrigley's Orbit
  2. wrigley.de: Nährwerte von Wrigley's Spearmint
  3. Die Welt vom 20. August 2007
  4. ["Hornstaad-Hörnle, eine der ältesten jungsteinzeitlichen Ufersiedlungen am Bodensee", Bodo Dieckmann, Ursula Maier, Richard Vogt; in "Pfahlbauten rund um die Alpen", Archäologie in Deutschland, 1997, Theiss-Verlag. ISSN 0176-8522]
  5. Wrigley.de - Unternehmensgeschichte
  6. Mary Bellis: The History of Chewing Gum and Bubble Gum. Abgerufen am 22. Dezember 2008.
  7. Presseerklärung des Kaugummiherstellers Wrigley Veröffentlicht im Juni 2007, abgerufen am 19. Mai 2010
  8. http://www.codecheck.info/suesswaren_snacks/kaugummi/ean_50173822/id_327845/WRIGLEY_S_ORBIT_Spearmint_Sugarfree.pro
  9. http://lifestyle.t-online.de/medizin-zuckerfreie-kaugummis-koennen-schaden/id_13933606/index
  10. [1] Veröffentlicht am 30. März 2010, abgerufen am 8. September 2010
  11. Genusshäufigkeit von Kaugummi, Typologie der Wünsche 2006/2007
  12. [2] Veröffentlicht am 25. April 2004, abgerufen am 8. September 2010
  13. Psacal Cames: Klebrige Kollektion im Ritterhaus. Die größte Kaugummisammlung der Welt wird derzeit in Offenburg gezeigt. in Die Morgenpost vom 19. August 2007, Seite 3
  14. §5 Verwarnungs- und Bußgeldkatalog (PDF; 209 kB)
  15. [3] Abgerufen am 14. August 2011
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