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Kattowitzer Konferenz

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Die Delegierten Versammlung der Choveve-Zion-Vereine, gewöhnlich Kattowitzer Konferenz genannt, wurde in der Zeit vom 6. bis 11. November 1884 (18. bis 23. Cheschwan 5645) in Kattowitz in Oberschlesien, abgehalten. Zweck derselben war, die bisher nur vereinzelt wirkenden Choveve-Zion Organisationen einander näher zu bringen und ein gemeinsames Vorgehen zu ermöglichen. Anwesend waren 36 Delegierte aus verschiedenen europäischen Ländern, zumeist aus Rußland.

Als Vorsitzender fungierte Dr. Leon Pinsker, der Verfasser der „Autoemanzipation“, als Alterspräsident Rabbi Mohilewer aus Bialystock. Die Verhandlungen wurden durch ein Referat des Vorsitzenden eingeleitet, aus dem man cum grano salis die damals über nationale Kolonisation herrschenden Anschauungen ersehen kann. Die Tatsache, daß die Juden ein Handelsvolk par excellence wurden und infolgedessen sich nahezu ausschließlich in den Städten ansiedelten, bildet das Hauptmotiv für die Forderung jüdischer Kolonisation. Zu diesem Zwecke sollte der ,,Montefiorc-Verband zur Förderung des Ackerbaues speziell behufs Unterstützung der Kolonisten in Palästina“ gegründet werden. Dieser Antrag wurde von der Versammlung angenommen.

Ungefähr mit dem Sinne dieser Zweckbestimmung decken sich die Statuten des Kattowitzer Bnei-Brithvereines, der den Zweck hatte, „ihres Glaubens wegen verfolgte Israeliten bei der Gründung von Kolonien (,,in Palästina“ wurde erst später eingeschoben) geistig und materiell zu unterstützen.“ Ganz evident ist hier der durchaus philanthropische Standpunkt, der von keinerlei staatsmännischen Gesichtspunkten alteriert wurde. Insbesondere scheinen folgende Ergebnisse der Verhandlungen die Behauptung, daß die Kattowitzer Konferenz philanthropische Zwecke im Auge hatte, zu bestätigen.

Da in Palästina bereits bestehende Kolonien wurden Unterstützung gewährt, so Pethach Tikwah 10.000 Fr., Jessod-Hamaalah 2.000 Rubel. Ferner wurde die Einsetzung eines provisorischen Zentralkomitees von 18 Personen auf ein Jahr mit dem Sitz in Berlin beschlossen. Dasselbe hatte folgende Aufgaben:

1. Die Verwaltung der von den Lokalvereinen eingehenden Beiträge.

2. Die Prüfung und Erledigung der Petitionen aus den Kolonien.

3.Die Ausarbeitung der Statuten für den Montefioreverband.

4. Die Anerkennung des Verbandes durch die russische Regierung zu erwirken.

5. Durch die Delegation die Erlaubnis der hohen Pforte zur unbehinderten Ansiedlung jüdischer Kolonien in Palästina anzustreben.

In dieses Zentralkomitee wurden gewählt: Kalischer, Wollrauch, Zeitlin, Kliwanski, Mandelstamm, Deiches, Mirkin, Dr. Drübinowicz, Dr. Pinsker, Hildesheimer (Bankier, Odessa), Wissotzki, Moses, Firn, Chaneles, Rab. Mohilever, Schalit, Ignatz Bernstein, Siegmund Simmel. An Stelle des bisherigen Verbandsorgans „Der Kolonist. Organ der Vereine für Jeschuw Erez Jisroel (Kolonisation Palästinas), das mit der 42. Nummer des zweiten Jahrganges vom 17. November 1884 sein Erscheinen einstellte, sollte ein in mehreren Sprachen herausgegebenes Journal erscheinen.

Aus den Verhandlungen des Verbandes spricht mehr die gewaltige Begeisterung für die großen Ziele der Kolonisation als die politisch-ökonomische Einsicht, die zu begründen dem Herzl`schen Zionismus vorbehalten blieb.

„Eine Volksmetamorphose läßt sich nicht im Handumdrehen bewerkstelligen und würden uns daher täuschen, wenn wir schon zu unseren Lebzeiten von den Früchten zu pflücken hofften. Aber was, sind denn einige Geschlechter für ein unvergängliches Volk? Wie bald wird es bei gehöriger Energie und Umsicht seine neue Umwandlung überstanden haben!“

Dieser unerschütterliche Glaube hatte nicht viele praktische Konsequenzen der Tat nach sich gezogen. Er bildete aber ein psychologisches Fundament, auf dem die spätere Bewegung basieren konnte. Eines ist zweifellos, die Kattowitzer Delegierten waren durchaus Nationaljuden, die den Bestand eines jüdischen Volkes für gegeben ansahen und seine Entwicklung fördern wollten. Insofern darf diese Tagung als eine wichtige Etappe in der nationalen Bewegung betrachtet werden. Weil aber heute die Mittel als verfehlt angesehen werden müssen, haben die Ergebnisse der Konferenz nur mehr historisches Interesse.

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