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Katholisches Priesterseminar

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Dieser Artikel erläutert das katholische Priesterseminar; zu anderen Bedeutungen siehe Priesterseminar (Begriffsklärung).

Priesterseminare römisch-katholischer Diözesen sind Ausbildungsstätten für deren Priesteramtskandidaten. Die Priesterausbildung findet ergänzend zum Studium der Theologie statt und will praktische Bereiche der priesterlichen Ausbildung sicherstellen, die nicht Inhalt wissenschaftlich-universitärer Theologie sind. Ordensmänner können in Priesterseminarien ebenfalls ausgebildet werden, oft werden sie aber in ordensinternen Einrichtungen, gemäß ihrer jeweiligen Ordensspiritualität, ausgebildet.

Geschichtlicher Rückblick

Der Grundgedanke zur Einrichtung von Priesterseminaren geht auf das „Dekret über das Sakrament der Priesterweihe“ zurück, welches auf dem Konzil von Trient verabschiedet wurde. Hiernach sollte es in jeder Diözese mindestens ein Priesterseminar geben. Diese Forderung ließ sich aber nicht in allen Bistümern der katholischen Kirche verwirklichen, so dass Papst Gregor XIII. (1572–1585) in Rom mehrere päpstliche Kollegs in Seminare für die Priesterausbildung umwandelte und neue Priesterseminare gründete. Im 16. Jahrhundert bildete sich Rom zum Mittelpunkt der Priesterausbildung heraus, hierbei erhielten die Priesteramtskandidaten aus den Missionsländern besondere Förderung. Parallel hatten die Jesuiten in mehreren Ländern etwa 370 Einrichtungen geschaffen, die der Aus- und Weiterbildung von eigenen Ordenspriestern aber auch externen Studenten dienten. Ende des 16. Jahrhunderts wurden im Zuge der Ratio Studiorum – ein Leitfaden oder eine Anleitung zum Lernen – auch Universitäten der Jesuiten und theologische Fakultäten errichtet. Im 19. Jahrhundert begann eine Reform und Neugründung mehrerer Priesterseminare auf der ganzen Welt. Heute erhalten die Priesteramtskandidaten ihre geistliche und theologische Ausbildung überwiegend in kirchlichen Bildungseinrichtungen. Deutschland und Österreich gehören zu den wenigen Ländern, die an ihren staatlichen Hochschulen oder Universitäten auch theologische Fakultäten unterhalten.

Entwicklung

Die Bildungseinrichtung, die heute als Priesterseminar bekannt ist, erlebte erst nach dem Tridentinum ihre Geburtsstunde. Die Jesuiten und die Sulpizianer haben sich oft auf die Leitung von Seminarien spezialisiert. Vor allem in Krisenzeiten der Kirchengeschichte war es üblich, dass Ordensmänner, nicht Diözesanpriester, als Vorsteher der Seminarien dienten. Das älteste Priesterseminar, das nördlich der Alpen nach den Reformen des Konzils von Trient lehrt, ist das im Jahre 1564 von Jesuiten errichtete Collegium Willibaldinum in Eichstätt.

Priesterseminare der Gegenwart

Das Priesterseminar der Gegenwart wurde im Konzilsdekret des Zweiten Vatikanums über die Priesterausbildung (Optatam totius, 4) definiert:

„Die Priesterseminare sind zur priesterlichen Ausbildung notwendig. In ihnen muß die gesamte Ausbildung der Alumnen dahin zielen, daß sie nach dem Vorbild unseres Herrn Jesus Christus, des Lehrers, Priesters und Hirten, zu wahren Seelenhirten geformt werden; sie müssen also zum Dienst am Wort vorbereitet werden, daß sie das geoffenbarte Gotteswort immer besser verstehen, durch Meditation mit ihm vertraut werden und es in Wort und Leben darstellen; zum Dienst des Kultes und der Heiligung, daß sie in Gebet und im Vollzug der heiligen Liturgie das Heilswerk durch das eucharistische Opfer und die Sakramente vollziehen; zum Dienst des Hirten, daß sie den Menschen Christus darstellen können, der "nicht kam, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben als Lösegeld für viele hinzugeben" (Mk 10,45; vgl. Joh 13,12–17), und daß sie Diener aller werden und so viele gewinnen (vgl. 1 Kor 9,19).“

Seminarformen

Üblich sind im deutschen Sprachraum zwei unterschiedliche Formen der Seminarausbildung:

  1. Trennung zwischen theologischer und praktischer Ausbildung
    1. Die theologische Ausbildung erfolgt in einem Theologenkonvikt, zumeist in enger Kooperation mit staatlichen Hochschulen.
    2. Das Pastoralseminar dient der Gewährleistung der praktisch-liturgischen Ausbildung, aufbauend auf einem Theologenkonvikt.
  2. Vereinigung wissenschaftlich-theologischer und pastoral-liturgischer Ausbildung
    1. Das Vollseminar als Vereinigung der Funktionen der beiden obigen Ausbildungsstätten.

Theologenkonvikt und Pastoralseminar

Ein Theologenkonvikt (lat. convictorium) ist ein an eine Hochschule angegliedertes kirchliches Heim, in dem römisch-katholische Priesteramtskandidaten ausgebildet werden. Der Unterschied zu einem Wohnheim oder Studienheim liegt darin, dass die Bewohner eines Konvikts neben dem fachtheoretischen Studium an der Hochschule im Konvikt auch eine geistlich-pastorale Ausbildung erhalten. Theologenkonvikte gibt es nur in solchen Diözesen, in denen die theologisch-universitäre Ausbildungsphase (erstes bis fünftes Jahr) und die pastoral-liturgische Ausbildungsphase (sechstes bis achtes Jahr) in Theologenkonvikt und Pastoralseminar getrennt sind. In Diözesen, die diese Trennung nicht vornehmen, werden beide Ausbildungsabschnitte im Priesterseminar absolviert. Diese werden Vollseminare genannt.

Das Theologenkonvikt steht unter der Leitung eines Direktors, oft von Repetenten unterstützt, und eines Spirituals. Die Diözesantheologen verbringen üblicherweise im Laufe ihres Studiums, wie auch die Priesteramtskandidaten, mindestens zwei Semester an einem anderen Hochschulort, die sogenannte Externitas, in der sie nicht in einem Priesterseminar, sondern privat wohnen und ihre Bereitschaft prüfen, die priesterliche Lebensweise aufrechtzuerhalten.

Kirchenrechtlich sind Theologenkonvikte mit Priesterseminaren identisch, die rein praktische Unterscheidung ist nur in Deutschland üblich.

Vollseminar

Das Vollseminar ist die Vereinigung beider obiger Einrichtungen in einem Komplex. Das Priesterseminar steht unter der Leitung eines Regens (teilweise von einem Subregens unterstützt) und eines Spirituals. Das Kirchenrecht schreibt vor, dass Seminaristen wenigstens vier Jahre lang im Priesterseminar unterwiesen werden (can. 235). Im Idealfall soll es in jeder Diözese ein Priesterseminar geben; wo dies unmöglich ist, werden die Seminaristen einem diözesanfremden Seminar anvertraut oder in ein überdiözesanes Seminar geschickt (can. 237). In Deutschland gibt es das "Freijahr": üblicherweise verbringen die Seminaristen zwei Semester im Laufe ihres Studiums an einem anderen Hochschulort, wo sie nicht in einem Priesterseminar, sondern privat wohnen und ihre Bereitschaft prüfen, die priesterliche Lebensweise auch ohne institutionelle Kontrolle aufrechtzuerhalten.

Eine Sonderform der Vollseminare stellen die Priesterseminare Redemptoris Mater dar.

Zulassung

CIC can. 241,1 schreibt vor, dass der Diözesanbischof nur solche Kandidaten ins Seminar aufnehmen darf, die aufgrund ihrer menschlichen, sittlichen, geistlichen und intellektuellen Anlagen, ihrer physischen und psychischen Gesundheit und auch ihrer rechten Absicht fähig erscheinen, sich dauernd geistlichen Ämtern zu widmen. Der Diözesanbischof delegiert die Aufnahme eines Seminaristen oft an den Regens. Die Entscheidung über die Zulassung zur Diakonen- bzw. Priesterweihe liegt beim Bischof. Im Oktober 2008 verabschiedet der Vatikan neue Richtlinien für die Zulassung zum Priesterseminar,[1] die sich an den Richtlinien der Bistümer der Deutschen Bischofskonferenz orientieren.

Tagesablauf

Vorgeschriebene und freiwillige Gebets-, Lern- und Mahlzeiten bestimmen zwar den Alltag im Priesterseminar, jedoch ist der Unterschied von Seminar zu Seminar äußerst groß. In manchen sind Stundengebet, Heilige Messe und Mahlzeiten verpflichtend, in anderen gibt es nur wenige Verpflichtungen.

Bekannte Seminare

Das derzeit am stärksten besetzte deutsche Priesterseminar ist das interdiözesane Studienhaus St. Lambert in Lantershofen (Kreis Ahrweiler) mit aktuell über 60 Alumnen aus den deutschen Bistümern und zahlreichen Ordensgemeinschaften. Unter den Regenten dieses Seminars waren unter anderem die heutigen Bischöfe Felix Genn und Stephan Ackermann.

Bekannte überdiözesane Priesterseminare im deutschen Sprachraum sind das Pontificium Collegium Germanicum et Hungaricum de Urbe in Rom, das Canisianum in Innsbruck und das Priesterseminar Sankt Georgen in Frankfurt am Main, die allesamt unter der Leitung des Jesuitenordens stehen. Dazu kommen das Priesterseminar Leopoldinum in Heiligenkreuz (Niederösterreich), das Herzogliche Georgianum in München und das Internationale Priesterseminar St. Petrus der Priesterbruderschaft St. Petrus in Wigratzbad.

In Irland ist das Saint Patrick's Seminary bei Maynooth sehr bekannt, in Frankreich St-Sulpice de Paris, in Nordamerika sind das Mundelein Seminary der University of Saint Mary of the Lake, Chicago; das Saint Charles Borromeo Seminary in Wynnewood, Pennsylvania und St. Joseph's in Dunwoodie (Yonkers) geschichtsträchtige Seminarien. Ein Priesterseminar im traditionellen Stil (Our Lady of Guadalupe) ist 1993 in Denton, Nebraska eröffnet worden. In Frankreich ist das Ausbildungszentrum der Vereinigung von St. Martin bei Blois eines der jüngsten bzw. dynamischsten Priesterseminare im Land.

Literatur

  • Gatz, Erwin (Hg.): Priesterausbildungsstätten der deutschsprachigen Länder zwischen Aufklärung und Zweitem Vatikanischem Konzil mit Weihestatistiken der deutschsprachigen Diözesen. Rom/Wien 1994.
  • Cristiano Marchegiani, Struttura e immagine del seminario tridentino. Indicazioni sull’edificio dalle origini al Settecento, in "Rivista di storia della Chiesa in Italia", Pontificia Università Lateranense, Rom, LII (1998), 1, S. 73–110.
  • Mathias, Leopold: Das Wiener Priesterseminar. Seine Entstehung im Jahre 1758 und sein Wandel durch die Jahrhunderte. Wien 1975.
  • Bojanowski, Seweryn Maksymilian: Aspekte der geistlichen und menschlichen Bildung im Priesterseminar nach der Lehre des II. Vatikanischen Konzils und den Bestimmungen des neuen Kirchenrechts. Diplomarbeit Wien 2001.

Einzelnachweise

  1. Tagesschau:Vatikan will Psychotests für Priesteramtskandidaten (nicht mehr online verfügbar)

Weblinks

Wiktionary: Priesterseminar – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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