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Katajun Amirpur

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Katajun Amirpur (2009)

Katajun Amirpur (Audio-Datei / Hörbeispiel anhören?/i persisch کتایون امیرپور, [cætɑjuːn ɛ æmiːɾˈpuːɾ]; * 1971 in Köln) ist eine deutsch-iranische Journalistin und Islamwissenschaftlerin.

Leben

Ihr Vater Manutschehr Amirpur war iranischer Kulturattaché unter Schah Mohammad Reza Pahlavi, ihre Mutter ist Deutsche. Katajun Amirpur studierte Islamwissenschaft und Politologie an der Universität Bonn, sowie schiitische Theologie in Teheran.[1] Danach lehrte sie an der Freien Universität Berlin, der Universität Bamberg, der Universität Bonn und der Hochschule für Philosophie München. Promoviert hat sie 2000 über die schiitische Koranexegese (Abdolkarīm Sorūš' Denken und Wirkung in der Islamischen Republik Iran).[2] Sie habilitierte sich mit einer Arbeit über den schiitischen Theologen und langjährigen Leiter des Islamischen Zentrums Hamburg (1970–78), Mohammad Modschtahed Schabestari. Von Februar 2010 bis 2011 war sie Assistenzprofessorin für Moderne Islamische Welt an der Universität Zürich.[3] Im Mai 2011 wurde sie in den Herausgeberkreis der politisch-wissenschaftlichen Monatszeitschrift Blätter für deutsche und internationale Politik aufgenommen. Im Juni 2011 nahm sie einen Ruf auf die Professur Islamische Studien an der Universität Hamburg an. Als freie Journalistin schreibt sie u. a. für die Süddeutsche Zeitung, taz und Die Zeit.[4] 2012 delegierte sie die Hamburger SPD in die Bundesversammlung. Amirpur ist stellvertretende Direktorin der Akademie der Weltreligionen (AWR) der Universität Hamburg.[5]

Am 1. April 2018 übernahm sie den Lehrstuhl für Islamwissenschaft mit dem Schwerpunkt iran- und schia-bezogene Studien an der Universität zu Köln.[6][7]

Sie ist verheiratet mit Navid Kermani, ist Mutter zweier Töchter und lebt in Köln.[8]

Positionen und Kontroversen

Die innenpolitische Situation im Iran nach dem Sieg der Konservativen in der Parlamentswahl 2004 kommentierte Amirpur:

„Trotz der um sich greifenden Hoffnungslosigkeit gibt es einen wichtigen Grund, warum die Reformkräfte letztlich gewinnen werden und warum für das theokratische Staatsmodell die Zeit abläuft: Dem Iran ist im Laufe des langen Reformdiskurses die Gesellschaft abhanden kommen“.[9]

Zum Streit um die Mohammed-Karikaturen sowie zu der umstrittenen Papstrede von Regensburg bemerkte sie:

„Man darf sich auf keinen Fall dem Diktat radikaler Muslime unterwerfen.“[10]

Zur aktuellen Debatte über muslimische Frauen und über Islamfeindlichkeit meinte Katajun Amirpur in einem Interview:

„So richtig es ist, bestimmte Gesetze des Islams oder Manifestationen seiner Kultur als rückschrittlich zu brandmarken: Wer Muslimen beständig das Gefühl gibt, sie müssten sich ihrer Religion schämen, wird ihr Bedürfnis nach kultureller Selbstbehauptung verstärken.“[11]

Im März 2008 schrieb Amirpur in der Süddeutschen Zeitung, dass „die Gefahr einer Atommacht Iran, die zudem noch Vernichtungsphantasien gegenüber Israel hegen soll, künstlich heraufbeschworen wird, um einen Militärschlag gegen Iran zu rechtfertigen“. Ihre These machte sie an einer Äußerung des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadineschad fest, die er anlässlich der Teheraner Konferenz „Eine Welt ohne Zionismus“ am 26. Oktober 2005 tätigte und die von den „großen westlichen Nachrichtenagenturen“ falsch übersetzt worden sei.[12] Die von Amirpur kritisierte englische Übersetzung, die vom staatlichen iranischen Rundfunk IRIB verwendet wurde und der sich viele Agenturen anschlossen,[13] lautet: "Israel must be wiped off the map" („Israel muss von der Landkarte gefegt werden“). Sie selbst übersetzte den Satz mit: „Dieses Besatzerregime muss von den Seiten der Geschichte [...] verschwinden.“[14]

Amirpur wurde für den Artikel teilweise heftig kritisiert. Die Islamwissenschaftlerin Mariella Ourghi warf ihr ebenfalls in der Süddeutschen Zeitung „Haarspalterei“ vor, da sich an „Sinn und Zielsetzung“ des Satzes nichts ändere.[15] Der Publizist Henryk M. Broder widmete dem Artikel Amirpurs ein Kapitel in seinem Buch „Vergesst Auschwitz - Der deutsche Erinnerungswahn und die Endlösung der Israel-Frage“. Darin warf er Amirpur vor, die „zahlreichen und wiederholten Drohungen des iranischen Präsidenten gegen Israel, dem 'Krebsgeschwür', das 'aus dem Körper entfernt werden muss', [...] zu einem Übersetzungsfehler kleinzureden, obwohl sie es als Irankennerin besser wissen müsse“.[16]

Publikationen

Weblinks

 Commons: Katajun Amirpur – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Große Köpfe für große Fragen, Blätter für deutsche und internationale Politik 5/11
  2. Uni Bamberg, Lehrstuhl für Iranistik
  3. Angaben auf der Seite der Universität Zürich (Memento vom 23. Dezember 2016 im Internet Archive), abgerufen am 22. Dezember 2016
  4. Die ZEIT, Archiv
  5. Universität Hamburg Biographie auf der Homepage der Akademie der Weltreligionen (Memento vom 21. März 2013 im Internet Archive), abgerufen am 7. März 2013
  6. Iran-Expertin Katajun Amirpur schließt Regime-Wechsel als Folge von Bürgerprotesten aus, Kölner Stadt-Anzeiger vom 11. Januar 2018, abgerufen am 2. Februar 2018
  7. Islam-Professorin Amirpur verlässt Hamburg, NDR vom 2. Februar 2018, abgerufen am 2. Februar 2018
  8. Montags-Interview: „Ich dachte: Jetzt erst recht“, die tageszeitung, 4. März 2012, abgerufen am 15. August 2012.
  9. Blätter für deutsche und internationale Politik: Der Iran nach dem Wahlsieg der Konservativen. Ausgabe 04/2004
  10. Spiegel online vom 27. September 2006
  11. taz vom 5. Dezember 2005
  12. Der persische Originalsatz lautet: „In rezhim-e eshghalgar bayad az safhe-ye ruzgar mahv shavad“.
    MEMRI übersetzte diesen Satz folgendermaßen: „This regime that is occupying Qods [Jerusalem] must be eliminated from the pages of history.“ vgl. Iranian President at Tehran Conference: „Very Soon, This Stain of Disgrace [i.e. Israel] Will Be Purged From the Center of the Islamic World – and This is Attainable“. memri.org. 28. Oktober 2005. Abgerufen am 23. Mai 2013.
  13. Fussnoten: Debatte um Position Irans. bpb.de. Archiviert vom Original am 16. Juni 2011. Abgerufen am 23. Mai 2013.
  14. Süddeutsche vom 15. März 2008 (Memento vom 15. Mai 2010 im Internet Archive)
  15. Süddeutsche vom 26. März 2008 (Memento vom 27. April 2010 im Internet Archive).
  16. Broder: Vergesst Auschwitz, München 2012, S. 62 ff.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Katajun Amirpur aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.