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Karl Strauß

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Lehrerkollegium 1930 mit Karl Strauß (stehend rechts hinten)

Karl Strauß (geb. 16. Juli 1883 in Bad Dürkheim; gest. (vermutlich im Oktober) 1942 im KZ Auschwitz-Birkenau) war ein deutscher Gymnasiallehrer, religiöser Amtsträger und lokaler Politiker, der wegen seiner jüdischen Herkunft in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und schließlich ermordet wurde. In Neustadt an der Weinstraße, wo er 13 Jahre lang seiner beruflichen Tätigkeit nachging, gilt er als prominentestes Opfer des Holocaust; 2002 wurde ihm deswegen der erste Stolperstein der pfälzischen Stadt gewidmet.

Familie

Strauß wurde in eine religiös sehr aktive Familie hineingeboren. Seine Eltern waren Ludwig Strauß (* 1855) und dessen Ehefrau Klara geb. Neumann (* 1856). Der Vater war in Bad Dürkheim Lehrer an der Bärmannschen Realschule sowie Stadtratsmitglied und nahm innerhalb der jüdischen Religionsgemeinschaft hohe Ämter ein: Kultusvorsteher von Bad Dürkheim (ab 1907), Schatzmeister des Verbandes der israelitischen Kultusgemeinden der Pfalz (ab 1917) und Vorsitzender des Rabbinatsbezirks Bad Dürkheim-Frankenthal (ab 1920). Die Ämter gab er nach 1935, als die Nürnberger Gesetze erlassen wurden, auf. Am 22. Oktober 1940 wurde er mit seiner Frau bei der Wagner-Bürckel-Aktion ins südfranzösische Internierungslager Gurs deportiert; beide starben dort im Winter 1940/41.[1][2]

Karl Strauß war verheiratet mit Florentine, gen. Flora, geb. Behr (* 1895). Das Ehepaar hatte mindestens eine Tochter, die 1922 geborene Margarete.

Ausbildung und Beruf

Nach dem Abitur studierte Karl Strauß in Erlangen und München[2] Mathematik und Physik für das Lehramt an Gymnasien und erwarb den Doktortitel. Die ersten Jahre als Lehrer unterrichtete er in München und Aschaffenburg. Als Freiwilliger nahm er am Ersten Weltkrieg teil und wurde mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Ab 1922 war Strauß Lehrer am Humanistischen Gymnasium, heute Kurfürst-Ruprecht-Gymnasium, in Neustadt an der Weinstraße. Er betätigte sich wie sein Vater auch religiös und politisch und war in Bad Dürkheim Vorsteher der Synagoge sowie Mitglied des Stadtrats.[3]

Verfolgung und Ermordung

Stolpersteine in Neustadt an der Weinstraße zur Erinnerung an Karl Strauß und seine Frau Flora

1935 wurde Strauß, der mittlerweile zum Studienprofessor befördert worden war, durch die nationalsozialistischen Machthaber aus dem Dienst entfernt. Am 22. Oktober 1940 wurden er und seine Frau (wie auch seine Eltern, siehe Abschnitt Familie) von Mannheim aus nach Gurs deportiert. Im Oktober 1942 wurde er mit einem Sammeltransport weiter ins KZ Auschwitz-Birkenau gebracht und starb dort – vermutlich unmittelbar nach der Ankunft – in der Gaskammer.[4][5]

Zitate

(Ich kann einfach nicht glauben), dass in einer Kulturnation wie Deutschland, zu deren Entwicklung auch die Juden ihren Beitrag geleistet haben und zu der sie sich zugehörig fühlen, das Leben der Juden gefährdet sein könnte.

Karl Strauß Ende der 1930er Jahre[2]

Gedenken

Aus der Familie überlebte lediglich Tochter Margarete, später Margaret Berman, die Verfolgung. Nachdem sie 1937 vom Schulbetrieb des Gymnasiums, an dem ihr Vater unterrichtet hatte, ausgeschlossen worden war, hatten ihre Eltern sie im Februar 1938 in die USA geschickt.[2] Dort absolvierte sie eine Ausbildung zur Mikrobiologin. Nach dem Zweiten Weltkrieg besuchte sie mindestens zweimal Deutschland: Mitte der 1950er Jahre weilte sie privat[6] in Neustadt, durch die Stadtverwaltung förmlich als Gast eingeladen wurde sie 1998. Zum Gedenken an ihren Vater wurde vor dem Kurfürst-Ruprecht-Gymnasium am 16. Dezember 2002 der erste Neustadter Stolperstein des Kölner Künstlers Gunter Demnig verlegt.

Literatur

  • Eberhard Dittus: Jüdisches Neustadt an der Weinstraße. Einladung zu einem Rundgang. Verlag Medien und Dialog, Haigerloch 2009, ISBN 3-933231-40-X.
  • Karl Zeitlinger: Überblick über die Geschichte der Schule. In: Kurfürst-Ruprecht-Gymnasium (Hrsg.): Festschrift zur Einweihung des Neubaus, 3. Juni 1969. Neustadt 1969.
  • Hilde Schmidt-Häbel: Die Familie des Dr. Karl Strauß. Lehrerschicksal im 3. Reich. In: Bezirksgruppe Neustadt im Historischen Verein der Pfalz (Hrsg.): Vorbei – Nie ist es vorbei. Beiträge zur Geschichte der Juden in Neustadt an der Weinstraße, Schriftenreihe. Neustadt 2005.

Einzelnachweise

  1. alemannia-judaica.de:: Bad Dürkheim (Kreisstadt) mit Orten der Umgebung. Abgerufen am 24. Januar 2010.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Eberhard Dittus: Jüdisches Neustadt an der Weinstraße, S. 29 f.
  3. Neustadt an der Haardt. In: Bayerische Israelitische Gemeindezeitung. 15. August 1929, abgerufen am 21. Januar 2010.
  4. Karl Zeitlinger: Überblick über die Geschichte der Schule, S. 26.
  5. Hilde Schmidt-Häbel: Die Familie des Dr. Karl Strauß – Lehrerschicksal im 3. Reich, S. 197.
  6. Persönliche Information (24. Januar 2010) von Benutzer Mundartpoet an Benutzer Chronist 47.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Karl Strauß aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.