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Karl Ostberg

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Karl Ostberg (* 4. März 1890 in Buchloe; † 29. Mai 1935 in Würzburg) war ein deutscher Polizeibeamter und NS-Funktionär.

Leben und Tätigkeit

Ostberg nahm von 1914 bis 1918 mit der Bayerischen Armee am Ersten Weltkrieg teil. Im Krieg wurde er als Meldegänger in der 1. Kompanie des Königlich Bayerischen 16. Reserve-Infanterie-Regiments "List" eingesetzt, wo er Adolf Hitler, der dort ebenfalls als Meldegänger verwendet wurde, kennen lernte.

Nach dem Krieg trat er als Schutzmann in den Polizeidienst in München ein. Zum 1. März 1920 wurde er Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 1.035).

Im November 1923 nahm Ostberg am Hitler-Ludendorff-Putsch in München teil, weswegen er aus dem Polizeidienst entlassen wurde.

Nach der Neugründung der NSDAP im Februar 1925 trat Ostberg der Partei erneut bei (Mitgliedsnummer 10.166). Von 1925 bis 1927 war er 2. Beisitzer des Untersuchungs- und Schlichtungsausschusses bei der NSDAP-Reichsleitung und damit neben Walter Buch und Ulrich Graf einer der drei wichtigsten Funktionäre dieser Parteieinrichtung.

1926 übernahm Ostberg die Führung der NSDAP-Sektion München-Neuhausen. Anschließend war er bis 1933 Parteiangestellter. Daneben gehörte er seit dem 9. Februar 1929 der SS an (SS-Nr. 1.315). In dieser wurde er nacheinander zum Sturmbannführer (15. November 1931) und zum Standartenführer (20. April 1934) befördert. Zum 1. Oktober 1932 erhielt Ostberg die Stellung eines Führers z.b.V. im Stab der 1. SS-Standarte.

Als Parteifunktionär betätigte Ostberg sich vor allem in der Propaganda für die Partei im Münchener Raum: Dabei fiel er den Behörden insbesondere durch Klebezettelaktionen die er mit der ihm unterstehenden SS durchführte auf: Seit Mitte der 1920er Jahre, verstärkt jedoch in der zweiten Jahreshälfte 1931 und erneut während der Reichspräsidentenwahl 1932, ließ Ostberg große Mengen farbiger Klebezettel von der Münchner SS verteilen, die er vermutlich auf eigene Kosten gedruckt hatte. Diese waren vor allem durch ihre antisemitische Stoßrichtung bemerkenswert: Rösch zufolge, "überhäuften" Ostbergs SS-Leute die Stadt regelrecht mit ihren Klebezetteln: Diese befestigten sie auf den Zifferblättern von Standuhren, auf Plakaten die für Hindenburg warben (auf denen die über den Augen des amtierenden Präsidenten platzierten), an Schaufenstern und auf Parkbänken. Auch übersäten sie Straßenbahnwagen, die Innenräume von Wirtschaften und Kaufhäusern mit ihren Zetteln, stopften diese in Briefkästen und legten sie selbst in Sandkästen ab.[1]

Außer runden Klebezetteln die zur Wahl Hitlers aufriefen verbreiteten Ostberg und seine Leute auch rechteckige Zettel, die Parolen gegen "die Juden" und gegen die katholische Bayerische Volkspartei enthielten. So z.B.:

"Es war einmal ein frommer Mann,/ Bei Scharnagl ging die Sache an./ Die Semmel wurde immer kleiner;/ Der Preis hierfür noch viel gemeiner!/ Sie schwärmten stets für Preisabbau;/ Die Bayer. Volkspartei weiß das genau!"

Wegen einer seiner Klebezettelaktionen wurde Ostberg zu einer Strafe verurteilt. Im Revisionsverfahren wurde er im Oktober 1930 vom Landgericht München I "mangels Beweisen" von dem Vorwurf nicht genehmigte Klebezettel hergestellt und verbreitet zu haben, freigesprochen: Rösch bemerkt dazu, dass die Ostberg offensichtlich wohlmeinende Justiz geflissentlich ignoriert habe, dass etliche der in München verteilten Zettel Ostbergs Namen trugen und dass die Polizei bei einer Hausdurchsuchung in Ostbergs Wohnung 300.000 Stück der betreffenden antisemitischen Zettel beschlagnahmt habe.[2]

Wenige Wochen nach dem Regierungsantritt der Nationalsozialisten in Berlin am 30. Januar 1933 und wenige Tage nach der Übernahme der bayerischen Landesregierung durch diese im März 1933 wurde Ostberg zum 1. April 1933 in den Staatsdienst aufgenommen: Heinrich Himmler, der damals als Polizeipräsident von München amtierte, ließ Ostberg als verbeamtete Kraft mit dem Rang eines Oberkommissars (Arrestoberverwalter) bei der Polizeidirektion München einstellen. In dieser Stellung war er verantwortlich für das Polizeigefängnis in der Ettstraße ("Löwengrube"), in dem damals prominente Häftlinge wie Erwein von Aretin, Fritz Gerlich und Paul Röhrbein festgehalten wurden.

Ostberg starb am 29. Mai 1935 in Würzburg. Er wurde am 3. Juni 1935 auf dem Münchener Westfriedhof in Anwesenheit von Adolf Hitler beigesetzt.

Postum wurde ein Sturm der SS-Standarte Julius Schreck nach Ostberg benannt.

Literatur

  • Clemens Vollnhans: Reden, Schriften, Anordnungen, Februar 1925 bis Januar 1933, Bd. I, München/London/New York/Paris 1992, S. 152 (Anmerkung 7).

Einzelnachweise

  1. Mathias Rösch: Die Münchner NSDAP 1925–1933. Eine Untersuchung zur inneren Struktur der NSDAP in der Weimarer Republik, Berlin 2002, S. 321.
  2. Mathias Rösch: Die Münchner NSDAP 1925–1933. Eine Untersuchung zur inneren Struktur der NSDAP in der Weimarer Republik, Berlin 2002, S. 71.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Karl Ostberg aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.