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Karl Ludwig Sand

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Carl Ludwig Sand

Karl Ludwig Sand, auch Carl Ludwig Sand, (* 5. Oktober 1795 in Wunsiedel; † 20. Mai 1820 in Mannheim) war ein radikaler deutscher Burschenschafter und der Mörder August von Kotzebues.

Leben

Familie

Karl Ludwig Sand entstammte einer alten Coburger, ursprünglich adeligen Familie, die seit dem 14. Jahrhundert auch in Thüringen nachweisbar ist.[1] Der in Erlangen geborene Vater Gottfried Christoph Sand (1753–1823) wurde 1785 zum Stadtrichter und Landvogt des im Fürstentum Bayreuth gelegenen Wunsiedel berufen. 1791 fiel das Fürstentum an das Königreich Preußen. Im Jahre 1797 wurde Gottfried Christoph Sand Justizrat.[2][3]

Gottfried Christoph Sand heiratete Dorothea Johanna Wilhelmina Schöpf (1766–1826), die jüngste Tochter des Kammerrats Johann Martin Schöpf (1718–1778), des Begründers der Brandenburg-Schöpfschen Baumwollmanufaktur, eines frühindustriellen Unternehmens von regionaler Bedeutung. Die Familie zählte zum Kreis der örtlichen Honoratioren.

Jugend

1795 wurde Karl Ludwig Sand als jüngstes von acht Geschwistern geboren, von denen drei früh starben. Ab 1804 besuchte Sand die Lateinschule in Wunsiedel. Er galt als Schüler mit langsamer Auffassungsgabe und beharrlichem Fleiß. Bestimmende Einflüsse seiner Kindheit waren einerseits das kulturell von aufgeklärtem Protestantismus und preußischem Patriotismus geprägte Elternhaus, andererseits das Erlebnis der französischen Besetzung. Im Herbst 1806 wurde das Bayreuther Gebiet (und damit Wunsiedel) im Zuge der Koalitionskriege von französischen Truppen besetzt und 1807 mit dem Frieden von Tilsit an Frankreich abgetreten. Die Einquartierungen und Kontributionen bedeuteten eine erhebliche wirtschaftliche Belastung für die Region. Sands Familie war von den einhergehenden Änderungen auch direkt betroffen, da die französischen Besatzer dem Vater die Pension strichen. Dazu kam die politische und militärische Unsicherheit an der Peripherie des französischen Herrschaftsbereichs.

Ab Ostern 1810 besuchte Sand das Gymnasium in Hof. Er wohnte bei dessen Rektor Georg Heinrich Saalfrank, der der Familie Sand freundschaftlich verbunden war. Nach der Auflassung des Hofer Gymnasiums infolge der Montgelas'schen Reformen folgte er seinem Lehrer an das Gymnasium in Regensburg, das er im September 1814 abschloss.

Zu dieser Zeit war er geprägt durch den aufgeklärten Protestantismus des Elternhauses, der die Rechtfertigung einer Tat allein durch das Gewissen bejaht, durch die mehrfache Lektüre des Deutschen Volkstums des „Turnvaters“ und Nationalisten Friedrich Ludwig Jahn und den Untergang Napoleons 1814 und den Beginn des Wiener Kongresses, von dem man sich zunächst die Verwirklichung deutschnationaler Ideen versprach. Nach dem Abitur unternahm er eine Reise in die Schweiz, fand jedoch zu seinem Bedauern in den Bewohnern des Landes keine Ebenbilder von Schillers Tell.

Studium in Tübingen und Erlangen

Am 27. November 1814 immatrikulierte Sand sich an der Universität Tübingen. Wenige Tage zuvor, am 19. November 1814, war dort das Corps Teutonia gegründet worden. Sand wurde zunächst Fuchs (Renonce), dann am 22. April 1815 Vollmitglied der Teutonia. Als mit Napoleons Rückkehr aus der Verbannung auf Elba die Herrschaft der Hundert Tage begann, meldete sich Sand freiwillig und marschierte als Kadett des Freiwilligen Jägerkorps des Rezat-Kreises gegen Frankreich. Bevor es zu einer Feindberührung kam, beendete die Schlacht bei Waterloo die kurze Herrschaft Napoleons. Sands Verband blieb einige Zeit als Besatzungstruppe in Auxerre, im Dezember 1815 erfolgte der Heimmarsch und die Auflösung des Verbandes.

Nach seiner Rückkehr setzte Sand sein Studium der Evangelischen Theologie an der Universität Erlangen fort, wo im Gegensatz zu Tübingen noch die traditionalistischen, landsmannschaftlich organisierten Studentenschaften dominierten. Im Juni 1816 wurde Sand Mitglied der Landsmannschaft Franconia, die er von innen reformieren und dem burschenschaftlichen Gedanken zuführen wollte. Nach dem Fehlschlag dieses Plans trat er aus und wurde von Franconia am 18. August 1816 in Verruf erklärt. Daraufhin warb er in Erlangen intensiv für burschenschaftliche Ideen und sammelte einen Kreis von Gleichgesinnten. Mit ihnen gründete er am 27. August 1816 auf deren Versammlungsplatz, einem Rütli genannten Garten auf dem Erlanger Burgberg, die Erlanger Burschenschaft. Wegen ihrer altdeutschen Tracht erhielt sie von ihren Gegnern zum Spott den Namen Teutonia.[4] Sie verschmolz im Dezember 1817 mit der allgemeinen Erlanger Burschenschaft, die heute den Namen Burschenschaft der Bubenreuther führt.[5]

„Diese Teutonia lebte völlig von dem Willen und dem Geiste Sands, der keinen anderen Willen neben sich duldete. Schon sein Ziel war die christlich-deutsche Burschenschaft, aber seine Ideen waren verstiegen, seine Worte schwülstig. Mit Gebet begann und schloß er auch die einfachsten Veranstaltungen der Teutonia […] Mit Engstirnigkeit, ja Verbohrtheit, verfocht er seine Ideen. Er hatte kein Auge für die Wirklichkeit und ihm fehlte die jugendliche Frische […]“[4]

Florian Clöter, Mitgründer der Erlanger Burschenschaft, Sands enger Freund und Hausgenosse beschreibt ihn:

„Die wissenschaftliche Arbeit wurde ihm sehr schwer, seine Auffassungsgabe war beschränkt, das Gedächtnis nahm nur mit Mühe an, schwer oder gar nicht war mit Gründen dem beizukommen, was er erfaßt zu haben meinte, und er konnte dabei sehr erregt und bitter werden; aber seine Gesinnung war höchst edel, allem Gemeinen und Unreinen war er entschieden abgeneigt, opferbereit für alles Echte und Gute, treu und hingebend dem Freunde.“[6]

Bei den Professoren galt er als fleißiger und vorbildlicher Student und tiefgläubiger Christ. In einem Bericht des akademischen Senats der Erlanger Universität, den die bayerische Staatsregierung am 15. Dezember 1817 wegen des „gefährliche[n] revolutionäre[n] Geist[s]“ der neu gegründeten Burschenschaft angefordert hatte, urteilten die Erlanger Professoren über Sand:

„Dem Carl Sand sind wir das rühmliche Zeugnis schuldig, daß er, während seines Aufenthaltes in Erlangen zu den sittlichsten und musterhaftesten Studierenden gehörend, den Mut hatte, sich durch die Verfolgungen der Landsmannschaften im Guten nicht irre machen zu lassen. Dies ist die einstimmige Ansicht und Überzeugung, wozu wir uns durch eigenhändige Namensunterschrift gemeinschaftlich bekennen und sie Ew. Kgl. Majestät nach Pflicht und Gewissen offen zu Füßen legen.“[7]

Am 17. Juni 1817 hielt er seine Probepredigt in der Erlanger Neustädter Kirche. Am 18. Juni nahm er an einer Feier zur Erinnerung an die Schlacht bei Waterloo teil. Vier Tage später ertrank Sands Freund Georg Friedrich Christoph Dittmar (1795–1817) vor seinen Augen, was bei Sand eine psychische Krise nach sich zog.

Wartburgfest

Vom 18. bis zum 19. Oktober 1817 nahm Sand am Wartburgfest in Eisenach teil. Er war Mitglied des Festausschusses und Fahnenbegleiter beim Zug auf die Wartburg. Auf dem Fest verteilte Sand seine wenig beachtete Flugschrift zur Gründung einer „allgemeinen freien Burschenschaft“, die erst 1818 größere Wirkung entfaltete. An der symbolischen Bücherverbrennung auf dem Wartenberg, bei der unter anderem August von Kotzebues Geschichte des deutschen Reichs verbrannt wurde, war Sand beteiligt. Kotzebue wurde nach Veröffentlichung eines ihm gestohlenen herablassenden Berichtes an den russischen Zaren über die patriotische Zeitung Nemesis zum Jahresende 1817 von den Burschenschaftern unterstellt, als russischer Spion gegen Deutschland zu agieren. Der Historiker Wolfgang Behringer sieht in einem verbreiteten Antisemitismus in der Turnerbewegung und bei den Verfechtern des deutschnationalen Einheitsgedankens – er nennt dabei Sands Lehrer Fries – einen zusätzlichen Grund für die Verhasstheit von Kotzebues und den späteren Mord an ihm, da von Kotzebue immer ein Befürworter der völligen Gleichstellung der Juden gewesen war.[8]

Studium in Jena

Nach dem Wartburgfest setzte Sand sein Studium an der Jenaer Universität fort – er hörte bei Jakob Friedrich Fries, Heinrich Luden und Lorenz Oken. Er wurde Mitglied der 1815 in Jena gegründeten Urburschenschaft[9] und ihres Ausschusses, im Sommersemester 1818 auch des inneren Zirkels, des „engeren Vereins“ und des Vorsteherkollegiums. Kurz nach seiner Ankunft in Jena suchte Sand Johann Wolfgang von Goethe auf mit der Bitte, das alte, zum Abriss anstehende Ballhaus für die Turnübungen der Burschenschafter benutzen zu dürfen, doch ohne Erfolg. Mit Heinrich von Gagern, Heinrich Leo, August Daniel von Binzer, Uwe Jens Lornsen und anderen Burschenschaftern gründete er einen wissenschaftlichen Verein innerhalb der Burschenschaft. Unter dem Einfluss Karl Follens entwickelte sich Sand zum Anhänger der „Unbedingten“, eines Flügels der Burschenschaft, der politischen Mord nicht ausschloss.

Sands auf dem zweiten Burschentag in Jena verbreitetes Flugblatt Teutsche Jugend an die teutsche Menge, zum 18. October 1818 mit einem Ausschnitt aus Follens Großem Lied, in dem dieser Burschenschafter und Volk zum politischen Handeln für deutsche Einheit und Freiheit und gegen die Fürsten aufrief, fand keine Resonanz. Sand galt als guter Fechter, der 25 Mensuren geschlagen haben soll, auf die er sich stets mit Gebeten vorbereitete. Im Herbst 1818 reiste Sand nach Berlin, wo er Friedrich Ludwig Jahn aufsuchte und sein Flugblatt unter den Studenten verteilte.

Das Attentat

Nach mündlicher Überlieferung die Tatwaffe
August von Kotzebues Ermordung (Zeitgenössischer kolorierter Kupferstich)
Kotzebues Tod (Zeitgenössischer kolorierter Kupferstich)
Sands Ende auf dem Schafott (Zeitgenössischer kolorierter Kupferstich)

Die Ermordung Kotzebues erwog Sand schon am 5. Mai 1818 in seinem Tagebuch. Er nannte ihn einen „Landesverräther“ und einen „Verführer der Jugend“,[10] begriff ihn als Feind der Burschenschaft und ihres Ringens um Deutschlands Einigung und Freiheit. Nach dem formalen Austritt aus der Burschenschaft im Februar 1819 reiste Sand nach Mannheim. Er rastete auf der Wartburg, in deren Gästebuch er ein Zitat Theodor Körners schrieb, dessen Gedichte er stets bei sich trug: „Drück dir den Speer ins treue Herz hinein, | Der deutschen Freiheit eine Gasse!“[10]

Am Vormittag des 23. März 1819 suchte Sand unter Verwendung eines kurländischen Aliasnamens („Heinrichs aus Mitau“) August von Kotzebue in dessen Mannheimer Wohnung, Quadrat A 2, 5, auf. Er wurde zunächst abgewiesen und gebeten, am Nachmittag wiederzukommen. Gegen fünf Uhr erschien Sand ein zweites Mal und wurde sogleich vorgelassen. Nachdem nur wenige Worte gewechselt worden waren, zog Sand den verborgenen Dolch und stieß ihn Kotzebue mit den Worten „Hier, du Verräther des Vaterlandes!“ mehrfach in die Brust.[11] An den Folgen dieser Verletzungen starb Kotzebue nach wenigen Minuten. Der vierjährige Sohn Kotzebues wurde vom Kinderzimmer aus zufällig Zeuge des Mordes, was Sand aus der Fassung brachte. Statt zu fliehen, stieß er sich einen zweiten Dolch in die Brust, stürzte zur Haustür und übergab an der Tür einem Diener die mitgebrachte Schrift Todesstoß dem August von Kotzebue, zu der er sich auch in seinem Prozess bekannte. Auf der Straße angekommen, versetzte er sich einen weiteren Dolchstoß und verlor das Bewusstsein.

Sein Selbstmordversuch scheiterte jedoch, er wurde noch auf der Straße wiederbelebt und in das Krankenhaus gebracht, wo er sich bald so weit erholte, dass er vernommen werden konnte. Der zweite Dolchstoß hatte jedoch eine tiefe Verletzung der Lunge verursacht, und eine folgende Infektion verhinderte, dass die Wunde sich schloss. Unter anderem wohl deshalb genoss Sand während seiner über einjährigen Untersuchungshaft im Zuchthaus Mannheim zahlreiche Privilegien: Er musste keine Ketten tragen, hatte eine geräumige Zweifensterzelle, und den übrigen Gefangenen wurde sogar befohlen, ihre Ketten während des Hofgangs festzuhalten, damit deren Klirren nicht die Ruhe des Kranken störte. Dieser gab sich auch gegenüber den Aufsehern stets ausgesprochen höflich und machte keinerlei Schwierigkeiten. Seine Tat bereute er nicht. Kotzebue galt ihm als Verräter an der Idee des Sittlichen, Richtigen und Wahren, der den Tod verdient habe. Folglich erschien ihm selbst der politische Mord als eine sittliche und gerechtfertigte Tat. Er stellte sie auf eine Stufe mit historischen Tyrannenmorden. Deshalb verzichtete er auch auf ein Begnadigungsgesuch an den Großherzog.[12] Das Hofgericht Mannheim verurteilte Sand am 5. Mai 1820 zum Tode durch das Schwert. Von seinen – vermutlichen – Helfern nannte er keinen, besonders deckte er den stark verdächtigten Follen.

Grab Sands in Mannheim

Sand wurde nach seiner Hinrichtung auf dem Lutherischen Friedhof in Mannheim beigesetzt. Als dieser um 1865 aufgelassen werden sollte, überführte man seine Gebeine in ein von der Bürgerschaft gestiftetes Ehrengrab auf dem Hauptfriedhof.[13]

Wirkung

Bereits bei seiner Hinrichtung am Heidelberger Tor in Mannheim war Sand ein Symbol für Einheit und Freiheit geworden, die anwesende Volksmenge „schluchzte“ und war „überaus ergriffen“, brachte Blumen und Trauerweiden mit. Taschentücher wurden in Sands Blut getaucht, Locken von seinem Kopf abgeschnitten, Späne vom Schafott abgebrochen (Originale im Archiv der deutschen Burschenschaft). Aus dessen Holz baute der Henker sich in seinem Heidelberger Garten ein Häuschen, in dem bevorzugt die geheime Burschenschaft tagte. Bereits nach kurzer Zeit mussten die Reste abgerissen werden, da Reliquienjäger kaum etwas stehen gelassen hatten. Sands Grab wurde ein politischer Wallfahrtsort, dort gewachsene Blätter und Blüten waren überaus beliebt. Im Vormärz erhielt Sand die Qualität eines politischen Heiligen, stieg zum idealisierten Vorkämpfer und zur Identifikationsfigur vor allem im radikaldemokratischen und -nationalen Flügel der Burschenschaft auf.

Zusammen mit den Ausschreitungen und dem Streikversuch Göttinger Studenten im Vorjahr löste das Entsetzen über Sands Tat im konservativen Bürgertum und Adel eine breite Debatte über den Verfall von Disziplin und Moral an den deutschen Universitäten aus. Diese Stimmungen nutzte Metternich, um innerhalb der Bundesversammlung die Karlsbader Beschlüsse durchzusetzen, mit denen er unter anderem, auch im Hinblick auf die Ergebnisse des Aachener Kongresses 1818, die Unterdrückung der liberalen und nationalen Bewegung an den Universitäten bezweckte. Es folgten die Auflösung der Burschenschaften, die Einsetzung der Mainzer Zentraluntersuchungskommission und die erste größere Demagogenverfolgung, wobei der Verweis auf Sand häufig zur Rechtfertigung der Kriminalisierung breiter Kreise des liberalen Bürgertums diente. Als charakteristisch hierfür kann die Entlassung des Berliner Theologieprofessors Wilhelm Martin Leberecht de Wette (1780–1849) gewertet werden, der Sands Mutter einen Trostbrief geschrieben hatte.

Metternichs Instrumentalisierung des Verbrechens für die Ziele der Restauration darf andererseits über dessen Tragweite nicht hinwegtäuschen, handelte es sich dabei doch um eines der ersten politisch-ideologisch motivierten Attentate in Deutschland.[14] Innerhalb der deutschen Nationalbewegung und deren Umfeld wurden dem „Mörder aus Vaterlandsliebe“ (Karl Alexander von Müller) bis in die Gegenwart eine Vielzahl von glorifizierenden Aufsätzen, Gedichten, Flugschriften, Schauspielen, Romanen und bildlichen Darstellungen gewidmet. Drei umfangreichere Sand-Romane völkischer Tendenz (u. a. von Enrica v. Handel-Mazzetti) erschienen im Zeitalter des Kaiserreichs und der Weimarer Republik; Karl Hans Strobl widmete ihm ein Schauspiel. Doch auch von freiheitlich-liberal gesinnten Autoren wie Max Ring oder Ernst Penzoldt wurde die Gestalt Sands immer wieder literarisch verarbeitet; in diese Tradition ist der 1993 erschienene Sand-Roman des Schriftstellers Tilman Röhrig zu stellen. 2018 flicht Karen Duve in ihren Droste-Roman die politischen Ereignisse der Jahre 1819 und 1820 ein und schildert auch die Hinrichtung Sands.[15]

Außerhalb des deutschen Sprachraums wurden Sand durch Alexander Puschkin (Gedicht Der Dolch, 1825) und Alexandre Dumas (Novelle Karl Ludwig Sand in der Sammlung Crimes célèbres, 1839–1841) bedeutende literarische Denkmäler gesetzt.

Werke und Material

  • Flugschriften (weitere werden ihm zugeschrieben):
    • Gründung einer allgemeinen freien Burschenschaft, 1817
    • Teutsche Jugend an die teutsche Menge, zum 18. October 1818
    • Todesstoß dem August von Kotzebue, 1818/19, posthum veröffentlicht

Archivalien und Realien

Archivalien und Realien aus dem Nachlass Sands befinden sich in Privatbesitz der Familie Sand in München, in der Karl-Ludwig-Sand-Sammlung (Fichtelgebirgsmuseum) in Wunsiedel sowie im Bundesarchiv Koblenz, Bestd. DB 9: Deutsche Burschenschaft/Gesellschaft für burschenschaftliche Geschichtsforschung e. V. (Burschenschaftliche Historische Kommission), Burschenschafterlisten/Personalia.

Untersuchungs- und andere Akten

  • Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, I., HA, Rep. 77: Preußisches Innenministerium, Tit. 21, Lit. S und III., HA Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, I, Nr. 8093–8094, Generallandesarchiv Karlsruhe, Bestd. 213/3195, 3514–3521, Bestd. 240/2227–2228, Bestd. 245/142 und Bestd. 314/1693, Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Bestd. 210/125550 und Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar. Die Sand betreffenden Akten im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt sind vernichtet.

Die außerordentlich umfangreiche Literatur, Porträts usw., ist erfasst bei:

  • Wilhelm Erman, Ewald Horn (Hrsg.): Bibliographie der deutschen Universitäten. Systematisch geordnetes Verzeichnis der bis Ende 1899 gedruckten Bücher und Aufsätze über das deutsche Universitätswesen. 3 Bände, Leipzig, Berlin 1904 und 1905 (Nachdruck Hildesheim 1965, Mikrofiche-Ausgabe 1993), hier 1, Nr. 14502–14587
  • Hermann Sand: Bibliographie über Carl Ludwig Sand. In: Einst und Jetzt. Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung. 16/1971, S. 225–234
  • Ernst Wilhelm Wreden: Literatur zur Geschichte der Burschenschaft und des deutschen Studententums VIII: Quellen und Darstellungen zur Ermordung August von Kotzebues durch Karl Ludwig Sand und den Folgen. Eine Bibliographie der wichtigsten gedruckten Quellen und Darstellungen. In: Horst Bernhardi, Ernst Wilhelm Wreden (Hrsg.): Jahresgabe der Gesellschaft für burschenschaftliche Geschichtsforschung 1975. o. O. o. J. (1975), S. 18–26
  • Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 5: R–S. Winter, Heidelberg 2002, ISBN 3-8253-1256-9, S. 162–166.

Literatur

(chronologisch aufsteigend geordnet)

  • Friedrich Wilhelm Carové: Ueber die Ermordung Kotzebue’s. Eisenach 1819.
  • Authentischer Bericht über die Ermordung des Kaiserlich-Russischen Staatsraths Herrn August von Kotzebue; nebst vielen interessanten Notizen über ihn und über Carl Sand, den Meuchelmörder. Mannheim 1819. Nachdruck: Berlin 1999, hrsg. v. Antonia Meiners.
  • Die wichtigsten Lebensmomente Karl Ludwig Sand’s aus Wunsiedel. Nürnberg 1819.
  • Nachtrag zu den wichtigsten Lebensmomenten Karl Ludwig Sand’s aus Wunsiedel mit der vollständigen Erzählung seiner Hinrichtung am 20. Mai 1820. Nürnberg 1820.
  • Ausführliche Darstellung von Karl Ludwig Sand’s letzten Tagen und Augenblicken. Stuttgart 1820.
  • Charles-Louis Sand. Mémoires avec le récit des circonstances qui ont accompagné l’assassinat d’Auguste de Kotzebue, et une justification des universités d’Allemagne. Trad. de l’anglais, Paris 1819.
  • Karl Levin von Hohnhorst (Hrsg.): Vollständige Uebersicht der gegen Carl Ludwig Sand, wegen Meuchelmordes verübt an dem K[aiserlich]. Russischen Staatsrath v. Kotzebue, geführten Untersuchung. Aus den Originalakten ausgezogen, geordnet und herausgegeben. Stuttgart, Tübingen 1820.
  • Carl Courtin: Carl Ludwig Sand’s letzte Lebenstage und Hinrichtung. Geschichtlich dargestellt. Franckenthal 1821, Digitalisat.
  • [Robert Wesselhöft]: Carl Ludwig Sand, dargestellt durch seine Tagebücher und Briefe von einigen seiner Freunde. Altenburg 1821.
  • Noch acht Beitraege zur Geschichte August von Kotzebues und C. L. Sands. Aus öffentlichen Nachrichten zusammengestellt. Mühlhausen 1821.
  • Friedrich Cramer (Hrsg.): Acten-Auszüge aus dem Untersuchungs-Process über Carl Ludwig Sand; nebst anderen Materialien zur Beurtheilung desselben und August von Kotzebue. Altenburg, Leipzig 1821 Digitalisat der ULB Düsseldorf.
  • Sand [Zu Kotzebues und Sands Tat], o. J., [um 1820], Sammelband (ohne Titelblatt, vielleicht Actenmäßige Untersuchung … des Falles Sand 1820/21, Flugschriften), darin: 1. Die Bildung des Zeitgeistes, 2. August von Kotzebue nach der Geschichte seiner Schrift „Bahrst mit der eisernen Stirne“, 3. August von Kotzebues Autorenverhältnisse, 4. Kotzebues politisch-literarische Bulletins 1818, 5. Sand’s That nach dem Acten-Inhalt, 6. Sand’s Zustand nach der That, 7. Actenmäßige Notizen über Sand’s Person und frühere Lebensgeschichte, 8. Sand’s Gesinnungen über und gegen August von Kotzebue, 9. Sandische Aufsätze: Todesstoß und das Todesurteil über Kotzebue, 10. Sands Verhältnisse zu Andern, zur Burschenschaft, zu einem lit. Verein, zum Turnwesen u. dgl., 11. Sand über sich selbst, seine Grundansichten, seine That, nebst Urtheilen Anderer über ihn, 12. Gerichtliche Vertheidigung für Sand. Urtheilsgründe als Bericht.
  • C. T. Riedel: Galerie der Verbrecher, Bd. 3: Sand, Louvel, Grandission, Ponterie, Damiens, Low, Angiolino, Sondershausen. Nordhausen 1822.
  • C[arl]. E[rnst]. Jarcke: Carl Ludwig Sand und sein, an dem kaiserlich-russischen Staatsrath v. Kotzebue verübter Mord. Eine psychologisch-criminalistische Erörterung aus der Geschichte unserer Zeit. (Neue, aus ungedruckten Quellen vermehrte Bearbeitung.) Berlin 1831.
  • Friedrich Münch: Follen, Sand und Löning. Neues Licht in altes Dunkel. Aus den Erinnerungen von Friedrich Münch. In: Die Gartenlaube. 20/44/1872, S. 722–725.
  • Julius Busch: Karl Ludwig Sand. Nach einem am 7. April 1902 im Altertumsverein gehaltenen Vortrag. In: Mannheimer Geschichtsblätter. 20/1–3/1919, S. 3–11.
  • Karl Alexander von Müller: Karl Ludwig Sand. München 1923, 2. Aufl. 1925.
  • Max Doblinger: Tagebucheintragungen des Erzherzogs Johann, des späteren Reichsverwesers, über Karl Ludwig Sand und die Karlsbader Beschlüsse. In: Herman Haupt (Hrsg.): Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Burschenschaft und der deutschen Einheitsbewegung. Bd. 8, Heidelberg 1925, 2. Aufl. 1966, S. 151–153.
  • Heinrich von Stein, Reinhard Buchwald: Karl Ludwig Sand. Scherer, 1947.
  • Ernst Cyriaci: Die Coburger Familie von Sand 1275–1940. Coburg 1941 [überarbeitet und verbessert 1970 ff., Manuskript im Stadtarchiv Coburg].
  • Peter Brückner: „Bewahre uns Gott in Deutschland vor irgendeiner Revolution!“ Die Ermordung des Staatsrats von Kotzebue durch den Studenten Sand. Berlin 1975, 2. Aufl. 1978 (Wagenbachs Taschenbücherei, Bd. 6). ISBN 3-8031-2006-3.
  • Ernst Wilhelm Wreden: Karl Ludwig Sand – „Mörder aus Vaterlandsliebe“. Eine biographische Skizze. In: Horst Bernhardi, Ernst Wilhelm Wreden (Hrsg.): Jahresgabe der Gesellschaft für burschenschaftliche Geschichtsforschung 1975. o. O. 1975, S. 5–7.
  • Ernst Abbühl: Karl Ludwig Sand. Sein Bild in der historischen Forschung und in der Literatur. Eine vergleichende Analyse. Diss. phil. masch., Bern 1978
  • Günther Heydemann: Carl Ludwig Sand. Die Tat als Attentat. Hof 1985 (Oberfränkische Köpfe, [Bd. 3]). ISBN 3-921615-66-6.
  • Günther Heydemann: Der Attentäter Carl Ludwig Sand. 20 Briefe und Dokumente aus den Erlanger und Jenaer Studienjahren. In: Christian Hünemörder (Hrsg.): Darstellungen und Quellen zur Geschichte der deutschen Einheitsbewegung im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert. Bd. 12, Heidelberg 1986, S. 7–77.
  • Renate Lotz: Bildnis und Erinnerung – Carl Sand. Ausstellung 3. April–31. Oktober 1985. Fichtelgebirgsmuseum Wunsiedel, Wunsiedel 1985 (Begleitheft zu Ausstellungen des Fichtelgebirgsmuseums, Heft 2).
  • Hagen Schulze: Sand, Kotzebue und das Blut des Verräters. In: Alexander Demandt (Hrsg.): Das Attentat in der Geschichte. Köln 1996, S. 215–233.
  • Harald Neumann: Carl Ludwig Sand. Theologiestudent und Attentäter. Wissenschaft & Praxis, Berlin 1997. ISBN 3-89673-025-8.
  • Klaus Beyersdorf: Der Burschenschafter und Kotzebue-Attentäter Karl Ludwig Sand 1795–1820. Ein Mitglied der alten Coburger Familie von Sand. In: Coburger Geschichtsblätter. 6/3/1998, S. 87–90.
  • Antonia Meiners (Hrsg.): Authentischer Bericht über die Ermordung des Kaiserlich-Russischen Staatsraths Herrn August von Kotzebue. Berliner Handpresse, Berlin 1999. Nachdr. der Ausg. Mannheim 1819.
  • George S. Williamson. What Killed August von Kotzebue? The Temptations of Virtue and the Political Theology of German Nationalism, 1789–1819. In: The Journal of Modern History. Bd. 72, 2000, S. 890–943.
  • Sabine Bayerl (Hrsg.): Authentischer Bericht über die Ermordung des Kaiserlich-Russischen Staatsraths Herrn August von Kotzebue. Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2005. Beigefügt: Acten-Auszüge aus dem Untersuchungs-Process über Carl Ludwig Sand. Nachdr. der 2. Aufl. Mannheim 1819 sowie Altenburg 1821. ISBN 3-8253-2005-7.
  • Harald Lönnecker: Sand, Carl Ludwig. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 22 (Rohmer-Schinkel), Berlin 2005, S. 413–414.
  • Harald Lönnecker: Sand, Carl Ludwig. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, S. 413 f. (Onlinefassung).
  • Karl-Robert Schütze: Reliquien von Carl Ludwig Sand [im Fichtelgebirgsmuseum], in: Castan's Panopticum. Ein Medium wird besichtigt, H. 15 (D 5), Berlin 2012. ISBN 978-3-928589-23-9.
  • Harry M. Siegert: Carl Ludwig Sand und das Attentat auf August von Kotzebue in: Geschichtsblätter Kreis Bergstraße, Band 47, Heppenheim Bergstraße 2014; Verlag Laurissa Lorsch, ISSN 0720-1044.

Sand-Romane usw. (Auswahl)

  • Alexandre Dumas: Karl Sand. Historische Skizze. Aus dem Franz. von E. W. Als Suppl. zu A. Dumas’ sämmtl. Schriften, Leipzig 1847 – Die Novelle in englischer Übersetzung. Online-Text, Project Gutenberg..
  • Max Ring: Carl Sand und seine Freunde. Berlin 1873 (Roman aus der Zeit der alten Burschenschaft).
  • Paul Schreckenbach: Eiserne Jugend. Ein Burschenschaftsroman aus Jena. Leipzig 1921 [dazu: Christiane Meißner: Paul Schreckenbachs Burschenschaftsroman „Eiserne Jugend“. Ein Beitrag zur Rezeption der frühen Einheits- und Freiheitsbewegung in der Populärliteratur um 1900. Staatsexamensarbeit (1. Staatsprüfung für das Lehramt an Gymnasien, Fach: Geschichte) Jena 2003/04].
  • Enrica von Handel-Mazzetti: Das Rosenwunder. 3 Bände, Kempten, München 1924–1926, 2. Aufl. 1934 unter dem Titel „Sand-Trilogie“
  • Hans Schoenfeld: Karl Ludwig Sand. Berlin 1926.
  • Tilman Röhrig: Sand oder der Freiheit eine Gasse. Bergisch Gladbach 1993.
  • Tilman Röhrig: Funke der Freiheit. Bergisch Gladbach 1998.
  • Walter Laufenberg: Hotel Pfälzer Hof. Ubstadt-Weiher 2006.

Verfilmungen

Weblinks

 Commons: Karl Ludwig Sand – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Karl Ludwig Sand – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Siehe www.sand-clan.net, Website der Coburger Familie (von) Sand, abgerufen am 12. November 2013.
  2. Zu seinen Vorfahren vgl. Genealogie 1994/95 S. 300ff.
  3. Sand, Gottfried. Abgerufen am 3. März 2018.
  4. 4,0 4,1 Ernst Höhne: Die Bubenreuther, Erlangen, 1936, S. 12.
  5. Wiegand, Geschichte der Erlanger Burschenschaft. Erster Teil, Bremen, 1877, S. 7.
  6. Florian Clöter, Erinnerungen eines alten Mannes, Hof, 1878, zitiert nach Friedrich Reuter, Die Erlanger Burschenschaft 1816–1833, Erlangen, 1896, S. 53.
  7. Zitiert nach Friedrich Reuter, Die Erlanger Burschenschaft 1816–1833, Erlangen, 1896, S. 96.
  8. Wolfgang Behringer: Tambora und das Jahr ohne Sommer. Wie ein Vulkan die Welt in die Krise stürzte. C. H. Beck, München 2017, S. 222
  9. Peter Kaupp (Bearb.): Stamm-Buch der Jenaischen Burschenschaft. Die Mitglieder der Urburschenschaft 1815–1819 (= Abhandlungen zum Studenten- und Hochschulwesen. Bd. 14). SH-Verlag, Köln 2005, ISBN 3-89498-156-3, S. 99–100.
  10. 10,0 10,1 Carl Ludwig Sand, dargestellt durch seine Tagebücher und Briefe von einigen seiner Freunde. Altenburg 1821, S. 151, 174
  11. Allgemeine deutsche Real-Encyklopadie fur die gebildeten Stande. Conversations-Lexikon. 10. Aufl., 13 Bd. von 15 Bde., Leipzig, 1854, S. 395, Artikel Sand (Karl Ludw.)
  12. Wohnhaus von August von Kotzebue Infoseite der Stadt Mannheim
  13. Hermann Sand, Carl Ludwig Sand im Bildbericht der Zeit, München, 2011, ISBN 3-9809307-8-5, S. 96. Siehe auch hier
  14. Ernst Rudolf Huber: Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789, Stuttgart 1967, Bd. 1, S. 729
  15. Karen Duve: Fräulein Nettes kurzer Sommer. Roman. Galiani, Berlin 2018, S. 404–407.
  16. Website des Films Die Unbedingten (Memento vom 21. Mai 2016 im Internet Archive)
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