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Karine-A-Affäre

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Karine A
p1
Schiffsdaten
Flagge Vorlage:Tonga
andere Schiffsnamen

Rim K

Schiffstyp Frachtschiff
Stapellauf 1979
Verbleib 2002 verschrottet

Als Karine-A-Affäre wurde die Beschlagnahmung eines palästinensischen Waffenschiffs der Zweiten Intifada, der Karine A, durch israelische Streitkräfte in internationalen Gewässern des Roten Meers am 3. Januar 2002 bekannt. Mit dem Schiff sollten über 50 t Waffen und Sprengstoff in den Gazastreifen geschmuggelt werden. Von den israelischen Streitkräften wurde die Aktion als Operation Arche Noah bezeichnet. Israel sah in der Affäre den Beweis, dass Arafats Friedensabsichten und -Bemühungen nur vorgetäuscht waren, von der Palästinensischen Autonomiebehörde aber weiterhin der bewaffnete Kampf gegen Israel auch durch Terrorakte gefördert wurde. Von den meisten arabischen Regierungen wurde die Affäre als von Israel inszeniert und erfunden bezeichnet.

Die Karine A war das dritte illegale Waffenschiff innerhalb eines Jahres, nach der Calypso im Januar 2001 und der Santorini im Mai 2001.[1] Auch nach der Karine-A-Affäre wurden mehrere palästinensische Waffenschiffe von der israelischen Marine aufgebracht: Der Fischkutter Abu Hasan (Mai 2003), der zyprische Frachter Monchegorsk (Januar 2009), der deutsche Frachter Hansa India (Oktober 2009), der antiguanische Frachter Francop (November 2009), sowie das libanesische Schiff Victoria (März 2011).[2]

Palästinensische Operation

Das Frachtschiff Rim K wurde am 31. August 2001 von Diana K Shipping für 400.000 USD an eine libanesische Firma verkauft. Als Käufer trat Adel Mughrabi (auch Adel Awadallah oder Adel Salameh genannt) auf. Mughrabi war bis in die frühen 1980er Mitglied in Arafats Stab. Er schied dann aus dem Dienst aus, da seine privaten Geschäfte sich nicht mit seiner Position vereinbaren ließen. Mughrabi gilt als Schlüsselfigur der palästinensischen Waffenbeschaffung. Ab Oktober 2000 sind Kontakte Mughrabis zum Iran und zur Hisbollah nachweisbar.

Als Schiffseigner wurde im Lloyd’s Register jedoch nicht Mughrabi, sondern der im Jemen lebende Iraker Ali Mohamed Abbas eingetragen. Nach dem Kauf wurde das Schiff am 12. September in Karine A umbenannt und vom Libanon nach Tonga umgeflaggt.

Geplant war ein groß angelegter Waffenschmuggel, durch den die Palästinensische Autonomiebehörde mit schweren Waffen und Sprengstoff versorgt werden sollte. Gemäß den Osloer Verträgen war der Besitz solcher Waffen für die Palästinensische Autonomiebehörde untersagt. Die Waffen sollten in internationalen Gewässern im Mittelmeer auf kleinere Schiffe umgeladen werden, die sie vor die Küste des Gazastreifens tansportieren sollten. Dort sollten die Waffen, in wasserdichten Tauchcontainern verpackt, versenkt werden, und nach und nach von Taucherkommandos an Land geholt werden. Einer der Tauchcontainer ist im Museum in Eilat ausgestellt.

Die Karine A fuhr zunächst in den Sudan, dort wurde die Schiffsbesatzung durch Angehörige des palästinensischen Kommandos ersetzt. Kapitän war Omar Akawi, ein langjähriges Fatah-Mitglied und ehemaliges Mitglied der palästinensischen Führung. Vom Sudan aus fuhr die Karine A nach Hodeidah im Jemen, um im Dezember 2001 in den Persischen Golf weiterzufahren. Bei Kisch ankerte die Karine A, die Waffen wurden in der Nacht vom 11. zum 12. Dezember in 83 Holzcontainern von einer Fähre zum Schiff gebracht. Von Kisch aus fuhr das Schiff durch den Indischen Ozean Richtung Rotes Meer, und musste dabei aufgrund technischer Probleme in Hodeida einen Zwischenstopp einlegen. Nach Beseitigung der Probleme nahm das Schiff den Kurs Richtung Sueskanal wieder auf.

Operation Arche Noah

Nach dreimonatiger Überwachung der Karine A durch israelische Geheimdienste in der vorbereitenden „Operation Milch und Honig“ startete am 2. Januar 2002 morgens ein Geschwader Dvora-Patrouillenboote der Schajetet 13 in Eilat.[3] Am 3. Januar um 4:45 Uhr erreichten die Schiffe in Begleitung israelischer Kampfhubschrauber und Flugzeuge die Karine A, die sich rund 500 km südlich von Eilat auf ihrer Fahrt Richtung Sueskanal in internationalen Gewässern des Roten Meers befand. Dabei wurde die maximale Einsatzreichweite der Schiffe und Flugzeuge ausgereizt. Innerhalb von acht Minuten wurde das Schiff in die Gewalt der Israelis gebracht. Die Besatzung der Karine A war vollkommen überrumpelt, so dass das Schiff ohne einen einzigen Schuss übernommen werden konnte. Es war der Schiffsführung nicht einmal mehr möglich, einen Funkruf abzusetzen. Ohne dass die palästinensischen Kommandos an Land Kenntnis davon hatten, wurde der Kurs geändert. Die Karine A erreichte am Abend des 4. Januars den Hafen von Eilat. Die Operation Arche Noah war nach 60 Stunden abgeschlossen.

Schiffsladung

Die Waffenladung der Karine A bei der Präsentation in Eilat.
Ein Krankopf der später verschrotteten Karine A vor dem Eilat Museum.

Als die Karine A von der israelischen Marine beschlagnahmt wurde, hatte es zivile Güter im Wert von rund 3 Millionen USD sowie 50 t (manche Quellen nennen 70 - 80 t[3]) Waffen und Sprengstoff im Wert von 15 Millionen USD geladen. Die zivilen Güter wurden zur Tarnung der illegalen Ladung verwendet. Darin enthalten waren:[3][4]

  • 345 Katjuscha-Raketen 120 mm und 107 mm mit einer Reichweite von 20 bzw. 12 km, sowie 10 Startbasen
  • 29 Granatwerfer und 1.545 Mörsergranaten 80 mm und 120 mm
  • insgesamt 389 Panzerabwehrraketen und sechs Sagger Startbasen
  • 30 Scharfschützengewehre
  • 212 AK-47 Maschinengewehre
  • 700.000 Schuss Munition
  • 2,2 t hochexplosive Sprengstoffe, darunter 1,5 t C4-Sprengstoff
  • 735 Handgranaten
  • 311 Anti-Personen-Minen
  • 211 Anti-Panzer-Minen
  • 2 Kodiak-Schlauchboote mit Außenbordmotor
  • Taucherausrüstungen

Mit den 120 mm Katjuscha-Raketen hätte von Stellungen im Westjordanland aus der Flughafen Ben Gurion beschossen werden können. Mit dem C4-Sprengstoff hätten 300 Bombengürtel für Selbstmordattentäter hergestellt werden können.[5] In der bisherigen Geschichte Israels kam es zu rund 100 Anschlägen von Selbstmordattentätern.

Politische Bewertung und Folgen

Die Palästinensische Autonomiebehörde um Jassir Arafat ging direkt nach Bekanntwerden der „Karine A-Affäre“ auf Distanz zu diesem Waffenschmuggel und stritt jegliche Beteiligung und Kenntnis ab. Jedoch bestätigte Kapitän Akawi, dass er seine Instruktionen direkt aus der Autonomiebehörde, namentlich von Fuad Shubaki, Adel Awadallah und Fathi Gazem, erhielt. Trotz des im vorangegangenen Dezember vereinbarten Waffenstillstands zwischen Israel und palästinensischen Kräften wurde Akawi nicht angewiesen, die Waffenbeschaffung zu stoppen.[6] Darüber hinaus war Akawi nicht der einzige an Bord der Karine A mit besonderer Nähe zur Autonomiebehörde: Mehrere ranghohe Offiziere waren Angehörige der palästinensischen „Naval Police“.

Auch die US-Geheimdienste sahen zwingende Beweise für die direkte Verbindung der palästinensischen Führung zur Karine A. Nach der Auswertung aller Beweise kam US-Vizepräsident Cheney zu dem Schluss, dass die Palästinensische Autonomiebehörde mit wichtigen Schlüsselpersonen einschließlich Arafat in enger Zusammenarbeit mit dem Iran steht.[7] Die Glaubwürdigkeit Arafats und der palästinensischen Führung war bei westlichen Regierungen deutlich beeinträchtigt.

Von Israel wird der Erfolg der Operation Arche Noah als Begründung und Rechtfertigung angesehen, weiterhin Schiffe auch in internationalen Gewässern zu stoppen, um Waffenschmuggel oder andere Gefährdungen gegen Israel zu vermeiden.[8]

Die Karine A wurde durch Israel verschrottet. Der Krankopf eines Ladekrans ist heute vor dem Eilat-Museum ausgestellt, im Museum selbst ist einer der 83 Tauchcontainer ausgestellt.

Einzelnachweise

  1. Israel's Interception of Arms Ships - Background, Israelisches Außenministerium, 15. März 2011.
  2. Victoria Arms-smuggling Incident; Israelisches Außenministerium, 15. März 2011
  3. 3,0 3,1 3,2 Weapons Found on 'Karine-A' and 'Santorini'
  4. IDF Seizes PA Weapons Ship: The Karine A Affair, Jewish Virtual Library
  5. Robert Satloff: The Karine-A Affair and the War on Terrorism; The National Interest, 1. März 2002
  6. Jennifer Griffen: "Prison interview with Palestinian ship captain smuggling 50 tons of weapons." Fox News. Jerusalem, 7. Januar 2002
  7. Eli Lake: "Bush blasts Arafat on terror." United Press International, 28. Januar 2002
  8. FM Liberman comments on flotilla events; Israelisches Außenministerium, 31. Mai 2010

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Karine-A-Affäre aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.