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Karel Brady-Metzl

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Karel Brady-Metzl (29. Mai 1898 in Třeboň14. Juli 1942 in Auschwitz) war ein tschechischer Geschäftsmann und Opfer des Holocaust. Er war der Vater von Hana Brady (1932–1944), deren Schicksal im Roman Hanas Koffer und in einem Film verarbeitet wurde.

Leben

Stolperstein für Karel Brady-Metzl

Karel Brady-Metzl wurde als Sohn von Emilie und Ludwig Metzl geboren. Er hatte sechs Geschwister. Da sein Onkel und seine Tante, Adolf und Karoline Brady, kinderlos blieben, adoptierten sie zwei Kinder von Karolines Schwester Emilie, Karel und Hedvika. Karel spielte im Laientheater, war Mitglied im Turnerbund Sokol, bei der Freiwilligen Feuerwehr, aktiver Fußballspieler und „Kommentator“ auf der Strecke bei Skirennen. Des Weiteren unterstützte er finanziell und materiell die Pfadfinder und ein Kinderheim. 1927 heiratete er die zehn Jahre jüngere Markéta Dubská. Das Paar hatte ein Einzelhandelsgeschäft in Nové Město na Moravě und wohnte über dem Geschäft. Die Familie waren die einzige jüdische dieser Stadt. Vor ihrem Geschäft ließen sie die ersten Tankstelle der Stadt erbauen, führten als eines der ersten Geschäfte den Verkauf von Kohlen auch im Einzelhandel ein und hatten als erste Familie ein Telefon: Ihre Rufnummer war ursprünglich die 1, sie wurde später in 11 umgewandelt, damit die Gendarmerie unter der Nummer 1 erreichbar war. Das Paar unterstützte auch Künstler, zum Beispiel den avantgardistischen Bildhauer Vincenc Makovsky, einen früheren Mitschüler Karels.

Karel und Markéta Brady-Metzl hatten zwei Kinder – Jiří (geboren 1928) und Hana (geboren am 31. Mai 1932). Im Jahr 1939 wurde Karel denunziert, von der Gestapo verhaftet und musste für zwei Monate nach Jihlava ins Gefängnis. Die Ausgrenzungsgesetze, die ab 1939 galten, trafen diese Familie, als einzige Juden im Ort, besonders hart – insbesondere die zwei Kinder, die jetzt nicht mehr die Schule besuchen durften. Im März 1941 wurde Markéta verhaftet und ins KZ Ravensbrück deportiert – ihr Bruder war nach Belgien geflohen und hatte ihr und ihrem Mann Geld geschickt. Nach der Besetzung Belgiens wurden Helfer verhaftet, bei ihrem Bruder fand sich eine Liste der Spender und der Beschenkten, auf der auch ihr Name aufschien. Am 23. November 1941 wurde auch Karel verhaftet und kam wiederum in das Gefängnis nach Jihlava. Wenige Stunden nach seiner Verhaftung holte der Schwager Karels, Ludvík, die Kinder zu sich. Er war Katholik und hatte Karels Schwester geheiratet. Die Kinder sollten bei ihm und seiner Familie auf dem Land untertauchen. Dies gelang nicht, einer NS-Anordnung zufolge mussten Hana und Jiří am 14. Mai 1942 zum Deportationszentrum Třebíč gebracht werden. Vier Tage später wurden die Kinder ins Ghetto Theresienstadt gebracht. Derweilen musste Karel Brady-Metzl in Haft Parkettböden polieren. Er genoss aber im Gefängnis von Jihlava relative Freiheit und durfte selbst einkaufen gehen, wagte aber die Flucht nicht, da er fürchtete, dass seine Kinder als Geiseln gehalten würden. Er wurde schließlich zuerst nach Brünn überführt. Von dort erfolgte am 11. Juni 1942 seine Überführung ins KZ Auschwitz, wo er am 14. Juli 1942 ermordet wurde. Seine Frau Markéta wurde am 29. Oktober 1942 in KZ Ravensbrück ermordet.

Schicksal seiner Kinder

Als die Geschwister, nunmehr Vollwaisen, schon ein Jahr lang im Ghetto waren, wurde auch ihre Großmutter aus Prag nach Theresienstadt deportiert. Sie war schwer krank, als die Kinder sie besuchten. Sie überlebte im Ghetto keine drei Monate. Irgendwann entdeckte Hana den Namen ihres Bruders auf der Transportliste nach Osten und verlor allen Mut. Jiří wurde nach Auschwitz deportiert, er kam dort am 28. September 1944 an. Er war zwar erst 16, doch gab ihm jemand den Rat, sich als 18 auszugeben. Dies rettete ihm das Leben, er galt als arbeitsfähig. Als Hana vier Wochen später auch ihren Namen auf einer Transportliste entdeckte, freute sie sich, da sie glaubte, sie würde nun ihren Bruder wiedersehen. Die Fahrt in den Viehwaggons dauerte einen Tag und eine Nacht. In der Nacht vom 23. Oktober 1944 kam Hana Brady mit anderen Mädchen im KZ Auschwitz-Birkenau an. Die dreizehnjährige Hana wurde unmittelbar nach ihrer Ankunft von SS-Männern vergast.

Am 17. Januar 1945 begann die Evakuierung von Auschwitz. Jiří musste mit 17 Jahren auf einen Todesmarsch, konnte jedoch während des Marsches fliehen. Er machte 1949 sein Abitur, überlegte nach Israel auszuwandern, sprang aber in Wien aus dem Zug und ging nach Salzburg. Nach einem Jahr wanderte er nach Kanda aus, wo er den Bruder seines Vaters traf. Er baute ein erfolgreiches Installations­unternehmen mit 200 Mitarbeitern auf und wurde Vater dreier Söhne und einer Tochter. Er hat sieben Enkel­kinder. Im Jahr 2000 wurde Hanas Koffer mit ihren Zeichnungen gefunden, die Autorin Karen Levine erzählte die Geschichte der Familie in ihrem Buch Hanas Koffer. Das Buch wurde 2009 verfilmt.[1]

Gedenken

2010 wurde in seiner Heimatstadt Třeboň in der Masarykovo nám. 96/I von Gunter Demnig ein Stolperstein für ihn verlegt.

Literatur

Quellen

Einzelnachweise

  1. IMDb: Inside Hana's Suitcase, abgerufen am 22. Februar 2016
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Karel Brady-Metzl aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.