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Kanake (Umgangssprache)

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Kanake oder Kanak, oft auch fälschlicherweise Kanacke, ist ein in der Umgangssprache verwendetes Wort, mit dem seit Mitte des 20. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum Menschen ausländischer Abstammung, meist aus dem arabischen, persischen Raum, der Türkei oder Südosteuropa, bezeichnet werden oder solche, die ein für diese Länder vermeintlich typisches Aussehen haben.

Es findet sowohl als Schimpfwort als auch mittlerweile als einfacher, salopper Alltagsbegriff sowie Selbstbezeichnung Gebrauch.

Wortherkunft

Kannakermann war im späten 19. Jahrhundert unter deutschen Seeleuten eine verbreitete Bezeichnung für Kameraden aus Polynesien oder Ozeanien. Da diese im Ruf standen, besonders fähige und treue Kameraden zu sein, wurde dieser Begriff sowohl für diese Gruppe meist im positiven Sinne und oft auch als „Ehrentitel“ für besonders gute Kameraden europäischer Herkunft gebraucht.[1]

Entlehnt ist das Wort vom hawaiischen kanaka für Mensch, der Bezeichnung der polynesischen Ureinwohner von Hawaii für die Kanaken Neukaledoniens.[2]

Die Schreibweise Kanacken ist seit vielen Jahren ähnlich oft anzutreffen wie Kanaken, gilt aber laut Duden weiterhin als Falschschreibung.[3]

Kanake als Schimpfwort

Kanake ist in neuerer Zeit in Deutschland eine Bezeichnung für Einwanderer mit südländischem Aussehen. Zu Zeiten der Anwerbung von Gastarbeitern in den 1960er- bis 1970er-Jahren oft gegenüber Italienern, Spaniern und Griechen verwendet, zielt der Ausdruck heute meist auf Menschen mit Wurzeln im Orient (wozu Türkei, Nordafrika, Naher Osten, Iran und Afghanistan gehören) sowie seltener auch südosteuropäischer oder südasiatischer Abstammung.[4] Das Wort ist kein Ethnophaulismus (herabsetzende Volksbezeichnung im engeren Sinne), da es unspezifisch auf beliebige Ethnien angewandt wird.

Dennoch fallen in den sich im Laufe der Jahrzehnte leicht wandelnden Bedeutungshintergrund nur bestimmte Einwanderergruppen. Weiße Arbeitsmigranten aus westlichen Ländern, aber auch aus slawischen Ländern wie Russland oder Polen sowie „typisch asiatisch“ aussehende Menschen aus China, Vietnam oder Thailand werden kaum als Kanaken bezeichnet. Auch gegenüber Schwarzen wird der Ausdruck kaum verwendet.

Kanake als Selbstbezeichnung

Der Begriff wird in Deutschland seit den 1990er-Jahren zunehmend auch als bewusste Selbstbezeichnung von meist jugendlichen Migranten verwendet.[5] Hierdurch wird das Schimpfwort umgewertet, in dem es durch „Aneignung“ seinen herabwürdigenden Charakter verliert und zum Ausdruck einer eigenen, positiv verstandenen Identität werden soll. Als Fremdbezeichnung wird die Benennung als Kanake immer noch als eindeutig beleidigend verstanden.[6]


Auch Deutsche ohne Migrationshintergrund bezeichnen sich selbst manchmal in ähnlicher Motivation als Kanaken. Beispielsweise bezeichnen sich Fußballfans von Schalke 04 und anderen Ruhrgebietsvereinen gerne als „Ruhrpottkanaken“, um damit ihre besondere Verbundenheit zu ihrer Heimat im Ruhrgebiet auszudrücken, aber auch weil sie von anderen Fans mit diesem Ausdruck beschimpft werden. Deutsche Rapper ohne Migrationshintergrund benutzen den Ausdruck für sich selbst, beispielsweise um auszudrücken, dass auch sie sozial benachteiligt sind. Zudem existiert eine Punkband mit dem Namen die Ruhrpottkanaken.

Kanak Sprak

Abgeleitet von dem Wort Kanake ist die Bezeichnung Kanak-Sprak oder auch Kanakisch, auch „Türkendeutsch“ oder „Kiezdeutsch“, für einen deutschen Soziolekt gängig, der vor allem in Ballungszentren von den heranwachsenden Nachfolgegenerationen meist türkischer Arbeitsmigranten herausgebildet wurde und sich durch eigene Sprachstrukturen und -stile auszeichnet.

Während der Begriff Kanak Sprak ursprünglich 1995 von Feridun Zaimoğlu mit dem Buch Kanak Sprak – 24 Mißtöne vom Rande der Gesellschaft im Problembewusstsein der Diskriminierung und der Integrationsprobleme geschaffen wurde, ist der Soziolekt durch die Comedians Kaya Yanar (Was guckst du?!) und Erkan und Stefan (Bullyparade, headnut.tv, Kinofilme) karikiert worden, um das Jahr 2000 durchaus in Mode gekommen, und wird etwa im deutschen Rap – im Sinne eines ethnic pride (ethnischer Stolz) – verwendet.[7]

Siehe auch

Literatur

  • Michael Freidank: Kanakisch-Deutsch: dem krassesten Sprakbuch übernhaupt. Frankfurt am Main 2001.

Einzelnachweise

  1. Wie „Kanake“ zum rassistischen Hasswort wurde, welt.de, 18. April 2016
  2. Geschichte der Gastarbeiter: Kanake. Planet Wissen, 5. Januar 2016, abgerufen am 14. Oktober 2019.
  3. Livia Loosen: Deutsche Frauen in den Südsee-Kolonien des Kaiserreichs: Alltag und Beziehungen zur indigenen Bevölkerung, 1884–1919, transcript Verlag, 2014, S. 496 [1]
  4. Matthias Heine: Kanake: Ein Südseewort wurde auf Deutsch zum Schimpfwort – Bedeutung des Lehnworts Kanaka aus Hawaii. 2016-04-18 (https://www.welt.de/kultur/article154409100/Wie-Kanake-zum-rassistischen-Hasswort-wurde.html).
  5. Sprachvariationen in deutschen Ghettos, von Donja Amirpur, 2007 (Memento vom 10. Oktober 2009 im Internet Archive)
  6. Archivierte Kopie (Memento vom 17. April 2012 im Internet Archive)
  7. Die Welt vom 5. April 2006: Kanak Sprak

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Kanake (Umgangssprache) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.