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Kahramanmaraş

Aus Jewiki
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Dieser Artikel behandelt die türkische Großstadt, für die gleichnamige Provinz siehe Kahramanmaraş (Provinz)
Vorlage:Infobox Ort in der Türkei/Wartung/Landkreis
Kahramanmaraş
Wappen von Kahramanmaraş
Kahramanmaraş (Türkei)
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Basisdaten
Provinz (il): Kahramanmaraş
Koordinaten: 37° 35′ N, 36° 57′ O37.587536.945277777778Koordinaten: 37° 35′ 15″ N, 36° 56′ 43″ O
Einwohner: 412.252[1] (2010)
Telefonvorwahl: (+90) 344
Postleitzahl: 46 000
Kfz-Kennzeichen: 46
Struktur und Verwaltung (Stand: 2009)
Bürgermeister: Mustafa Poyraz (AKP)
Webpräsenz:
Landkreis Kahramanmaraş
Einwohner: 532.216[1] (2010)
Fläche: 3.017 km²
Bevölkerungsdichte: 176 Einwohner je km²

Kahramanmaraş, kurz Maraş (deutsch Marasch, armenisch Մարաշ, kurdisch Merasch oder Gurgum; in der Antike Germanicia bzw. Germanikeia), ist eine Stadt in der gleichnamigen Provinz Kahramanmaraş im südöstlichen Teil Anatoliens in der Türkei, ca. 100 km nördlich der syrischen Grenze und ca. 150 km ost-nordöstlich der Stadt Adana.

Geografische Lage

Kahramanmaraş liegt auf 549 m Höhe in den westlichen Ausläufern des Taurusgebirges, am Rand einer fruchtbaren Ebene am Südhang des Ahirdağ, nahe dem südlichen Anschluss zu drei wichtigen Pässen. Die umgebende Region ist gebirgig und besitzt reiche Mineralvorkommen, hauptsächlich Eisen und Silber.

Geschichte

Antike

Mar'as (Marqas) war in der Eisenzeit Hauptstadt des neohethitischen Königreiches von Gurgum. Als die Assyrer das Reich 711 v. Chr. eroberten, wurde Marqas Provinzhauptstadt und scheint es bis zum Ende des assyrischen Reiches geblieben zu sein.

Der römische Kaiser Caligula benannte die Stadt nach seinem Vater Germanicus in Germanicia Caesarea um. Dieser Name wurde unter den Byzantinern als Germanikeia geführt. Die Kreuzritter nannten die Stadt Sebastia.

Die Araber eroberten die Stadt um 645 und verwendeten sie als Basis für Einfälle in Kleinasien. Mehrmals während der Arabisch-Byzantinisch-Armenischen Kämpfe zerstört, wurde die Stadt durch den Umayyaden-Kalifen Muawiya I. (7. Jahrhundert) umgebaut und um 800 durch den Abbasiden-Kalifen Harun ar-Raschid erweitert.

Mittelalter

Ab 1071 wurde Maraş das Regierungszentrum von Philaretos Brachamios, der sich nach der Niederlage des Kaisers Romanos IV. Diogenes in der Schlacht von Manzikert um 1071 im Südosten des byzantinischen Reiches eine eigene Machtbasis schuf. Zu seinem Gebiet gehörten auch Antiochia und Edessa. Nach dem Tod von Philaretos übernahm sein Offizier Tatul die Herrschaft in Maraş und wurde von Kaiser Alexios I. anerkannt.

Die Kreuzfahrer des Ersten Kreuzzugs besetzten Maraş um 1097 kurzzeitig, Balduin I. von Jerusalem eroberte Maraş 1103 und gliederte es dem Fürstentum Antiochia an. 1114 wurde die Stadt durch ein Erdbeben zerstört, nach der Chronik des Matthias von Edessa wurden 40.000 Menschen getötet, was vermutlich übertrieben ist. Die Auswirkungen der Katastrophe waren bis nach Sis zu spüren. 1135 belagerten die Danischmaniden Maraş erfolglos. 1146 fiel Balduin von Maraş beim Versuch, an der Seite Joscelins II., Edessa gegen Nur ad-Din zurückzuerobern. Sein Nachfolger Reinhold von Maraş fiel 1149 in der Schlacht von Inab, woraufhin der entthronte Joscelin II. als Schwager Reinholds die Macht in Maraş übernahm, aber 1150 vor dem Angriff der Rum-Seldschuken unter Sultan Mas'ud I. floh, der daraufhin die Stadt einnahm.[2] Anscheinend gelangte die Stadt später an Nur ad-Din, dieser übergab Maraş 1171 dem Fürsten Mleh von Kleinarmenien im Austausch gegen einen hochrangigen byzantinischen Gefangenen.

Als das kleinarmenische Reich im 14. Jahrhundert von den ägyptischen Mamluken zerschlagen wurde, gelangte Maraş unter die Herrschaft der Dulkadir bevor die Stadt um 1515 unter Sultan Selim I. zum Osmanischen Reich kam.

Ende des 19. Jahrhunderts lag die Stadt im Vilayet Aleppo und war Hauptort eines Sandschaks. Sie machte zu jener Zeit einen großartigen Eindruck, hatte 25 Moscheen, mehrere armenische Kirchen, zahlreiche öffentliche Bäder und 10–15.000 Einwohner, darunter viele Armenier. Unter den Handwerkern zeichneten sich die Türkischrot(Kermes)-Färber, Weber und Kammmacher aus.

20. Jahrhundert

1919 besetzten französische Truppen die Stadt Maraş samt umgebender Provinz. Der Widerstand gegen die Besatzer wurde vom Gelehrten Sütçü İmam initiiert, er breitete sich schnell aus, und die Bewohner konnten die Franzosen besiegen. Dabei starben viele Bürger, wovon bis heute ein Ort namens Kanlıdere (dt: Blutiger Bach) Zeugnis ablegt. Maraş wurde für den Widerstand mit dem ehrenden Namenszusatz Kahraman (dt: heldenhaft) ausgezeichnet. Der Sieg dort über die französischen Bataillone von General Gouraud motivierte Menschen in allen Teilen des Landes zum Widerstand gegen die Besatzungstruppen. Es folgte die Befreiung Urfas und Anteps, die die Ehrennamen "Gaziantep" (dt: siegreiches Antep) und "Şanlıurfa" (dt: ruhmvolles Urfa) erhielten. Kahramanmaraş ist die einzige Stadt der die İstiklâl Madalyası (Unabhängigkeitsmedaille) verliehen wurde, da sich die Stadt selbst befreite bevor die Truppen der Kuvayı Milliye,(Miliz Atatürks) einschritten.

Pogrom von 1978

Nach mehreren gewalttätigen Auseinandersetzungen und Unruhen wurden am 21. Dezember 1978 zwei Lehrer erschossen. Während der Beisetzung am nächsten Tag kam es wieder zu Auseinandersetzungen, bei denen erneut zwei Menschen starben. Am 23. Dezember griffen Anhänger der rechtsgerichteten Partei MHP alevitische Wohnviertel in Kahramanmaraş an. Es gab 31 Tote und 150 Verletzte. Trotz der Verlegung weiterer Armeeeinheiten nach Kahramanmaraş am 24. Dezember konnten die Gruppierungen nicht an weiteren Angriffen gehindert werden. Die Regierung verhängte über die 13 Provinzen im Südosten der Türkei den Ausnahmezustand. Nach offiziellen Angaben sind 111 Menschen gestorben. Nach inoffiziellen Aussagen der lokalen Bevölkerung wurden über 1100 Menschen getötet.[3] Als Motiv der Übergriffe nannte die Regierung einen Konflikt zwischen Linken und Rechten.

21. Jahrhundert

Im Dezember 2012 wurde die geplante Stationierung von ca. 400 Soldaten der Bundeswehr ab Januar 2013 in der Stadt bekannt, die aufgrund der Unruhen in Syrien dort Patriot-Flugabwehrraketen betreiben sollen.[4]

Einwohnerentwicklung

Nach Angaben des Statistischen Amtes der Türkei lebten im Jahre 1990 228.129 Menschen in Kahramanmaraş. Die Volkszählung im Jahre 2000 ergab einen Anstieg der Bevölkerung auf 326.198.[5] Gegenwärtig (2010) leben 412.252 Einwohner in der Stadt.

Bis zum Völkermord an den Armeniern ab 1915 lebten in Marasch zahlreiche armenische Familien. Diejenigen Überlebenden des Völkermords, die nach Armenien geflohen sind, gründeten in Jerewan das Stadtviertel Nork-Marasch (türkisch Yeni Maraş).

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke und Naturdenkmäler

Moschee Ulu Cami

Kulturell besitzt die Stadt einen großen Reichtum. Es gibt viele hübsche alte Bauwerke und eine interessante Altstadt. Viele alte kleine Gassen, Handwerkerläden und die wunderschöne Burg bilden den Kern der Innenstadt. Auch sind überdachte Basare, große Einkaufsstraßen und sehr gute Patissierien vorzufinden. In der mittelalterlichen Zitadelle, die über der Stadt thront, befindet sich das archäologische Museum mit einer Sammlung hethitischer Skulpturen aus der Region. Zudem gibt es einige Moscheen, darunter die Ulu Cami aus dem 15. Jahrhundert, sowie Hatuniye und Beyazit aus der osmanischen Epoche, Koranschulen - besonders die Taş Medresesi (15. Jahrh.) sowie einige Kirchen aus byzantinischer Zeit. Westlich der Stadt fließt der Fluss Ceyhan, der hier zu drei Stauseen gestaut wird. Weitere Sehenswürdigkeiten sind Bergwiesen, Seen, Quellen, Wasserfälle und Tropfsteinhöhlen.

Kulinarische Spezialitäten

Die Spezialität der Region ist das Speiseeis Maraş Dondurması, das traditionell aus Ziegenmilch und dem Schnee des Berges Ahırdağ zubereitet wird. Dieses Eis hat eine elastische, kaugummiartige Konsistenz. Es kam ins Guinness-Buch der Rekorde, als man es von einem Strommast zu einem anderen spannte, oder es an Busse anfror, um diese mittels des Eises mit einem Kran hochzuheben.

Weitere Spezialitäten sind Maraş İçli Köfte (Bulgur-Taschen gefüllt mit Walnuss und Fleisch), Ekşili Çorbası (eine salzig-saure Suppe mit vielen Kräutern) und Maraş Tarhanasi. Dieser in Platten getrocknete Weizenteig mit Yoghurt kann pur oder geröstet gegessen, aber auch zu einer Suppe verarbeitet werden. Auch die Suppe Kelle Paça aus Fleisch vom Schafskopf und der Schafshachse wird in der Provinz zubereitet. Der rote scharfe Chili aus Maraş ist ebenfalls bekannt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Überdachter Markt

Verkehr

Durch eine Nebenlinie ist Maraş mit der Zuglinie AdanaMalatya verbunden. Eine Landstraße führt über Türkoğlu zur Autobahn Otoyol 52 von Adana nach Gaziantep. Der lokale Flughafen wird von Turkish-Airlines täglich aus Istanbul und Ankara angeflogen.

Bildung

Die Sütçü İmam Universität Kahramanmaraş (tr: Kahramanmaraş Sütçü İmam Üniversitesi) wurde im Jahre 1992 gegründet, sie ist seit ihrer Gründung beständig vergrößert worden und besteht im Jahre 2007 aus sieben Fakultäten, zehn Berufsfachhochschulen, zwei Fachhochschulen, drei Instituten, zehn Forschungszentren, sowie sechs dem Rektorat unterstellten Abteilungen. Es bestehen vier verschiedene Campus, wobei die Fertigstellung des modernsten Campus (Campus Avşar) noch nicht abgeschlossen ist.

Wirtschaft

Die Stadt ist ein Zentrum für Industrie und Handel. Produziert und exportiert werden Olivenöl, Gewürze und Textilien. Die Stadt ist einer der größten textilproduzierenden Städte der Türkei. Die hauptsächlichen Arbeitgeber sind große Stofffabriken, so ist die Stadt Marktführer der türkischen Textilindustrie. Ein weiteres Standbein der Wirtschaft in Kahramanmaraş ist die Produktion des traditionellen Speiseeises. Geschnitzte Möbel, sowie Kupfer-, Silber- und Messingarbeiten werden ebenfalls geschätzt. Im Umland wird hauptsächlich Weizen, Reis und Hülsenfrüchte angebaut, der Fluss Ceyhan dient dabei zur Bewässerung der Felder.

Bekannte Persönlichkeiten

  • Leon III. (um 680 - 741), Byzantinischer Kaiser zwischen 717-741
  • Şeref Eroğlu (* 1975), Ringer
  • Zareh I. (1915 - 1963), Katholikos des Großen Hauses von Kilikien der Armenischen Apostolischen Kirche

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Türkisches Institut für Statistik, abgerufen 28. Mai 2011
  2. Steven Runciman: Geschichte der Kreuzzüge. C. H. Beck, München 2001.
  3. Das schwere Los der Abtrünnigen in FAZ vom 25. Februar 2013, Seite 3
  4. Thomas Wiegold: augengeradeaus.net. Thomas Wiegold, 12. Dezember 2012, abgerufen am 17. Dezember 2012.
  5. [1]

Weblinks

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