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KZ Giado

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Das KZ Giado (auch KZ Jado genannt) war ein italienisches Konzentrationslager bei der Stadt Jadu südlich von Tripolis in Italienisch-Libyen, das in den Jahren 1942 und 1943 hauptsächlich zur Internierung libyscher Juden diente.

Hintergrund

In Italien gab es seit 1938 Rassengesetze, die Menschen als Juden definierten und diskriminierten. In Italienisch Libyen wurden sie weniger streng angewendet, da der dortige italienische Gouverneur Italo Balbo den wirtschaftlichen Beitrag der Juden in der Kolonie nicht gefährden wollte. Diese Politik setzte sich auch nach dessen Tod 1940 noch fort.[1] Auch von deutscher Seite wurden die Vorteile gesehen, die man aus einer pragmatischen wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit der jüdischen Bevölkerung ziehen konnte.[2]

Durch den Verlauf des Afrikafeldzuges bei dem die Kyrenaika mit der Hafenstadt Bengasi mehrmals umkämpft war und die Truppen des Vereinigten Königreichs und des Commonwealth von der jüdischen Seite jeweils als Befreier gefeiert worden waren, wurden die Juden von den Italienern als Kollaborateure und Sicherheitsrisiko angesehen. Sie sollten daher im Rahmen des Sfollamento deportiert werden, wobei man zuerst die Juden mit ausländischen Pässen in Lager verbrachte.[3] Ab Januar 1942 wurden dann die libyschen Juden aus der Kyrenaika hauptsächlich in das berüchtigte Lager Giado nahe der tunesischen Grenze deportiert.

Lager

Ab Januar 1942 wurden Juden per Lastwagen ins Konzentrationslager Giado, eine ehemalige Kaserne, gebracht. Viele starben bereits auf der tagelangen Fahrt an Hitze und Durst. Bis Juni 1942 waren 2.537 libysche und 47 italienische Juden aus der Kyrenaika in Giado angekommen. Weitere 380 Juden folgten später. Die Lebensbedingungen und Ernährung in dem Lager waren sehr schlecht und die männlichen Häftlinge mussten Zwangsarbeit verrichten. 562 Menschen starben an Seuchen, physischer Erschöpfung und Unterernährung, aber auch an Misshandlungen durch das italienische Wachen.[4][5] Die Lagerkommandaten waren Italiener; das Wachpersonal bestand aus intalienischen und arabischen Polizisten.[6]

Kurz nach der Niederlage von El Alamein kam der Befehl, vor Räumung des Lagers alle Insassen umzubringen. Die gesunden Gefangenen hatten sich auf dem Appellplatz vor Maschinengewehren aufzustellen, die Kranken sollten in den Baracken verbrannt werden. Nach stundenlangem Warten auf die Bestätigung des Befehls kam jedoch ein Gegenbefehl.[5]

Am 24. Januar 1943 wurde das Lager von den Briten befreit und die Gefangenen versorgt und betreut. Durch Finanzmittel des American Jewish Joint Distribution Committee wurde die Rückführung der Überlebenden in deren Heimat beschleunigt und den Briten die finanzielle Last abgenommen.[7]

Rezeption

Der italienischen Faschismusforschung der Nachkriegszeit wird eine eher verharmlosende Forschungsposition vorgeworfen, die durch die Forschung des Journalisten Eric Salerno revidiert wird.[5]

Literatur

  • Eric Salerno: Uccideteli tutti, 2008, EAN 0788842814719 (nicht eingesehen)
  • Israel Gutman u. a. (Hrsg.): Enzyklopädie des Holocaust. München und Zürich 1995, ISBN 3-492-22700-7, Bd. 2, S. 842 - Stichwort „Arbeits- und Internierungslager in Libyen“

Weblinks

  • Sheryl Ochayon: The Jews of Libya, The International School for Holocaust Studies, Yad Vashem

Einzelnachweise

  1. Maurice M. Roumani: The Jews of Libya. Sussex Academic Press 2007, ISBN 978-1-84519-137-5, S. 26 f.
  2. Maurice M. Roumani: The Jews of Libya. S. 30
  3. Maurice M. Roumani: The Jews of Libya. S. 28
  4. Maurice M. Roumani: The Jews of Libya. S. 34 f.
  5. 5,0 5,1 5,2 Patrick Bernhard: Rezension von: Eric Salerno: "Uccideteli tutti". Libia 1943: gli ebrei nel campo di concentramento fascista di Giado, Mailand: Il Saggiatore 2007, in: Sehepunkte 8 (2008), Nr. 12
  6. Israel Gutman u. a. (Hrsg.): Enzyklopädie des Holocaust. München und Zürich 1995, ISBN 3-492-22700-7, Bd. 2, S. 842.
  7. Maurice M. Roumani: The Jews of Libya. S. 35
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel KZ Giado aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.