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KZ-Friedhof Dachau Leitenberg

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Der KZ-Friedhof Dachau Leitenberg im Dachauer Ortsteil Etzenhausen ist seit 1959 ein KZ-Friedhof für einen Teil der Opfer des Konzentrationslagers Dachau bei München. Der ursprünglich 1945 von der SS als Massengrab angelegte Gräberort Leitenberg umfasst nach Umbettungen in der Nachkriegszeit die Einzelgräber von 7.609 KZ-Häftlingen. Erste Massengräber an diesem Platz wurden für den Zeitraum vom 28. Februar bis 27. April 1945 nachgewiesen.

Gedenkstein

Massengrab für ermordete KZ-Häftlinge

Spätestens im Zusammenhang mit dem außer Betrieb gesetzten Krematorium begannen ab dem 12. Februar 1945 Massenbestattungen auf dem Leitenberg. Vom 28. Februar bis zum 27. April 1945, möglicherweise bereits im Oktober 1944 beginnend, wurden auf Anweisung der Kommandantur des Konzentrationslagers Dachau auf dem Leitenberg durch Häftlingskommandos acht große Massengräber angelegt. Bis zur Befreiung des KZ Dachau am 29. April 1945 sind dort nachweislich 4.318 tote Häftlinge des Konzentrationslagers bestattet worden.[1]

Bestattungen nach der Befreiung 1945

Nach der Befreiung stand Dachau aufgrund eines amerikanischen Befehls unter Quarantäne, da Typhus und Fleckfieber auf dem Gelände grassierten. Es kam dennoch zu weiteren seuchenbedingten Todesfällen unter den zunächst überlebenden Häftlingen und auch an Folgen der Unterernährung verstarben noch ehemalige Häftlinge. So wurden mindestens bis zum 18. Mai 1945 weitere 1.879 verstorbene Häftlinge sowie bei Kampfhandlungen um Dachau gefallene Wehrmachtsoldaten in zwei zusätzlichen Massengräbern beigesetzt.[1]

Zwischen 1945 und 1949

In der direkten Nachkriegszeit diente das Lager noch zeitweilig als Unterkunft für heimatlose und kranke ehemalige Häftlinge und im Juli 1945 errichteten die Militärbehörden auf dem Gelände das Internierungslager Dachau für Kriegsverbrecher mit einer Aufnahmekapazität von 30.000 Personen.

In einem Bericht des Bayerischen Fernsehens wird wiedergegeben, wie im August 1949 ein ehemaliger Häftling des Konzentrationslagers Dachau einen Spaziergang am Leitenberg machte und dabei zufällig auf menschliche Knochen stieß, die zuvor beim Sandabbau freigelegt worden waren. Es stellte sich dann zwar heraus, dass sie mit dem Konzentrationslager nichts zu tun hatten. Aber dadurch ergab sich eine öffentliche Diskussion über den verwahrlosten Zustand der tatsächlichen letzten "Ruhestätte" von KZ-Opfern, deren ungepflegtes Massengrab sich bekanntermaßen am Leitenberg befand. Dort hatte die US-Armee im Mai 1945 Dachauer Bürger weitere tausende Leichname aus dem Konzentrationslager bestatten lassen. Die amerikanische Armee und in deren Folge die Militärregierung hatten die Stadt Dachau schon 1945 verpflichtet, für die Toten am Leitenberg ein angemessenes Denkmal zu errichten. Doch die Stadt hatte dies jahrelang hinausgezögert.

Ehrenfriedhof ab 1949

Italienische Gedenkkapelle "Regina Pacis"

Am 16. Dezember 1949 wurde der Friedhof vorläufig eingeweiht. 1951 wurde die Gedächtnishalle fertiggestellt.[2]

Der französische Suchdienst ließ in den Jahren 1955 bis 1959 die Gräber exhumieren, um die als französische Staatsangehörige erkannten Toten nach Frankreich zu überführen.[1] Die übrigen Toten wurden zusammen mit KZ-Opfern aus einigen aufgelassenen KZ-Friedhöfen in Oberbayern auf dem Leitenberg wieder bestattet. Auf der Grundlage der Protokolle der Exhumierungen konnte eine Gräberliste angelegt werden: Nach dieser waren auf dem Leitenberg über 7.600 Tote begraben. Nach den Überführungen sind heute noch 7.439 KZ-Häftlinge am Leitenberg bestattet.[1]

Die Kapelle „Regina Pacis“ wurde 1963 zum Gedenken an alle Italiener errichtet, die im KZ Dachau und seinen Außenlagern ums Leben gekommen waren. Allein im KZ Dachau waren fast 1.700 Italiener ermordet worden.[3] Der Bau erfolgte auf Initiative des „Vereins der Freiheitskämpfer Venetiens“. Auf einer Steintafel im Inneren der Kapelle steht in den Sprachen Italienisch, Deutsch, Englisch und Französisch geschrieben:

„Votivkirche. Vom italienischen Volk zum Andenken an seine Toten für die Freiheit aller Völker errichtet.“

Nach einer in der Kirche angebrachten Urkunde dient sie dem „Gedächtnis an die 38.000 italienischen politischen Deportierten, die für die Freiheit aller Völker gefallen sind […] Sie fanden nicht den Frieden einer Grabstätte, sie erhielten kein segnendes Kreuz; ihre sterbliche Hülle wurde in den Krematorien verbrannt und ihre Asche wurde in alle Winde verstreut“.[3]

Im Jahr 1999 wurde ein Gedenkstein für die polnischen Opfer ergänzt.

Siehe auch

Literatur

  • Jürgen Zarusky: Die KZ-Gedenkstätte Dachau. Anmerkungen zur Geschichte eines umstrittenen historischen Ortes. In: Jürgen Danyel (Hrsg.): Die geteilte Vergangenheit. Zum Umgang mit Nationalsozialismus und Widerstand in beiden deutschen Staaten. Berlin, 1995
  • Kerstin Schwenke: Dachauer Gedenkorte zwischen Vergessen und Erinnern – Die Massengräber am Leitenberg und der ehemalige SS-Schießplatz bei Hebertshausen nach 1945. München 2012.

Weblinks

 Commons: Friedhof Leitenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 KZ-Gedenkstätte Dachau: Gedenkorte in der Umgebung - KZ-Friedhof auf dem Leitenberg - KZ-Gedenkstätte Dachau. In: https://www.kz-gedenkstaette-dachau.de/. KZ-Gedenkstätte Dachau, abgerufen am 7. Januar 2020.
  2. Dominik Schenk, KZ-Gedenkstätte Dachau, E-Mail, vom 8. Januar 2020
  3. 3,0 3,1 Guido Hoyer: Dachau, KZ-Ehrenfriedhöfe Leitenberg und Waldfriedhof – Landesvereinigung Bayern. In: https://bayern.vvn-bda.de/. Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, abgerufen am 7. Januar 2020 (deutsch).
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