Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

KZ-Außenlager Helmbrechts

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das Konzentrationslager Helmbrechts war ein Außenlager des Konzentrationslagers (KZ) Flossenbürg. Es bestand während der Zeit des Nationalsozialismus im Deutschen Reich von August 1944 bis April 1945, wo es mit der Evakuierung und dem darauf folgenden Todesmarsch nach Volary aufgelöst wurde.

Gründung des Außenlagers Helmbrechts

Im Juli 1944 wurde das KZ Außenlager Helmbrechts als ein Außenlager des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück gegründet, jedoch wurde es bereits nach kurzer Zeit dem KZ Flossenbürg untergeordnet. Funktion des Außenlagers war es, den nach Helmbrechts verlagerten Produktionsanlagen der Rüstungsfabrik Neumeyer billige Arbeitskräfte bereit zu stellen. Zusammen mit einigen weiblichen Aufseherinnen und männlichen Wachposten trafen die ersten 179 gefangen genommenen Frauen aus dem KZ-Ravensbrück am 19. Juli 1944 im Außenlager Helmbrechts ein. Die ersten Häftlinge wurden zunächst in den stillgelegten Werkhallen des Textilunternehmens Witt untergebracht, welche gleichzeitig auch ihren Arbeitsplatz darstellten. Mit Fertigstellung des Barackenlagers wurden die Häftlinge in dieses umquartiert.

Aufbau des Lagers

Gelände

Das KZ-Außenlager befand sich am damaligen Stadtrand von Helmbrechts südwestlich der heutigen Neubausiedlung der Kulmbacher-Straße. Die Häftlinge selbst bewohnten drei von insgesamt elf im August 1944 fertiggestellten Holzbaracken. Neben den Häftlingsbaracken gab es auch eine Revierbaracke. In ihr befand sich eine Waschküche, eine Unterkunft für eine russische Ärztin und deren Hilfspersonal, welche ebenfalls inhaftiert waren, sowie eine Krankenstube in die invalide Gefangene gebracht wurden. Zwischen der Revierbaracke und den Baracken für die Häftlinge befand sich der große Appellplatz. Er nahm einen Platz von ca. 45 mal 30 Metern ein. Diese vier Baracken wurden mit dem Appellplatz von einem zwei Meter hohen Stacheldrahtzaun umschlossen. Allerdings war dieser nicht, wie in anderen Konzentrationslagern üblich, elektrisch geladen oder beleuchtet. Den restlichen Teil des Lagers nahmen eine Küchenbaracke mit einer angrenzenden Kantine für die Wachposten und einer Nähstube sowie mehrere größere Baracken zur Lagerung von Kleidung und Lebensmitteln ein. Eine Waschstube und Unterkünfte für das strikt weiblich und männlich getrennte Wachpersonal befanden sich in der Waschbaracke. Die gesamte Anlage wurde von einem einfachen Zaun begrenzt an dem Warnschilder mit der Aufschrift „Sperrzone“ oder „Sperrgebiet – Es wird ohne Anruf geschossen“ angebracht waren. [1]

Organisation

Der damalige „Kommandoführer“ und somit Leiter des Lagers war Alois D., SS-Unterscharführer. In der Rolle der Erstaufseherinnen sind drei Namen zu nennen: Martha T., Irmgard H. und Hertha H. Die Wachmannschaft setzte sich aus 14-21 männlichen Wachposten und 20-23 weiblichen SS-Aufseherinnen zusammen. Die Aufgabe der Wachposten, mit Gewehren und scharfer Munition bewaffnet, bestand darin, die Häftlinge auf dem Weg zur Rüstungsfabrik und das Lager von außen zu bewachen. Die Bewachung der Häftlinge innerhalb der Fabrik und auch auf dem KZ-Gelände war den Aufseherinnen zugeschrieben, die mit Gummiknüppeln, Stöcken oder Ähnlichem bewaffnet waren. Verpflegung bekamen die Häftlinge zunächst von der Werkküche der Firma Witt geliefert. Allerdings war die Versorgung durch die allgemein problematische Ernährungslage Ende des Krieges und die sowieso gering portionierten Gaben für die Häftlinge schlecht.

Alois Dörr

Der Kommandoführer Alois Dörr musste sich im März 1969 vor dem Schwurgericht in Hof wegen Mordes in 217 Fällen verantworten. Beim von ihm befohlenen Todesmarsch waren 59 gefangene Frauen auf seinen Befehl oder durch ihn selbst erschossen worden, 157 weitere an Entkräftung gestorben. Wegen fünffachen gemeinschaftlich begangenen Mordes wurde er zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt, kam 1979 jedoch aufgrund einer Begnadigung durch den bayerischen Ministerpräsidenten Alfons Goppel frei.[2]

Häftlinge

Herkunft und Gründe für die Gefangenschaft

Von den anfangs 670 bis 680 nichtjüdischen Häftlingen stammten viele aus Polen oder Russland, einige auch aus Frankreich und den Niederlanden und etwa 25 Deutsche von 18 bis ungefähr 30 Jahren. Während dem dreitägigen Transport von Ravensbrück nach Helmbrechts erhielten die Frauen, die meist ohne Gerichtsurteil inhaftiert wurden, keine Nahrung. Gründe für die Inhaftierung waren „Sabotage“, Judenbegünstigung“, „Umgang mit Kriegsgefangenen oder ausländischen Arbeitern“ oder „Führerbeleidigung“. Gängige Kennzeichen im Konzentrationslager waren rote Dreiecke für politisch Gefangene, grüne Dreiecke für „Berufsverbrecher“ oder schwarze Dreiecke für „Asoziale“. Dazu kam eine Kennzeichnung mit den Buchstaben „P“ für Häftlinge aus Polen, „T“ für tschechische Gefangene und „R“ für Insassen aus Russland.

Leben und Arbeit

Angekommenen Häftlingen wurde sofort Arbeit im Lagerbereich oder in der Rüstungsfabrik zugewiesen. Im Lager mussten Arbeiten wie Schnee schippen oder Reinigung der Baracken und des Geländes verrichtet werden. Der monotone Tagesablauf war durch einen genauen Zeitplan geregelt. Während der Arbeit, die in zwei Schichten zu je 12 Arbeitsstunden eingeteilt war, war es den Insassen strengstens verboten persönliche Gespräche zu führen. Anfangs führte ein geringster Nachlass der Arbeit bereits zu Misshandlungen durch Schläge, später wurden diese verboten, da sie die anderen Frauen zu sehr von der Arbeit ablenkten. Bestrafungen, die oftmals auch zu Bewusstlosigkeit und zum Tod führten, waren unter anderem auch das Spritzen von Säure ins Gesicht, stundenlangen Stillstehen ohne Essen auf dem Appellplatz bei allen Witterungsverhältnissen, oder das Erhängen nach einem Fluchtversuch. Bei guter Arbeit gab es „Bezahlung“, wie zum Beispiel Essenszulagen oder „Scheine“, die in Papier, Bleistifte oder Ähnliches eingelöst werden konnten. Vor und nach der Arbeit gab es ein zehnminütiges Zählappell aller Insassen auf dem Appellplatz sowie ein tägliches Appell um 07.00 Uhr und um 19.00 Uhr. Die geringe Verpflegung, die die Häftlinge erhielten, stammte aus Münchberg und Helmbrechts und wurde in der Werksküche zubereitet. Unterkünfte waren hölzerne Baracken mit übereinanderliegenden Bettstellen. Die meist über 100 Frauen pro Baracke schliefen in Säcken, die mit Heu oder Stroh befüllt waren. Die Baracken konnten mit Kohleöfen beheizt werden, allerdings war nur unzureichend Brennmaterial vorhanden. Die Waschräume waren in kalten Monaten oftmals vereist und somit unbenutzbar. So traten aufgrund der Enge und mangelnder Hygiene häufig Infektionskrankheiten und Läuse auf. Eine ebenfalls inhaftierte russische Ärztin war für erkrankte Häftlinge zuständig, Medikamente und medizinische Geräte fehlten jedoch weitestgehend. Bei sehr schweren Erkrankungen bot der stark überlastete Privatarzt Dr. Durst, der aus Helmbrechts stammte, Aushilfe.

Jüdische Häftlinge

Am 06. März 1945 kamen 621 gefangene jüdische Frauen ins Außenlager Helmbrechts. Meist waren es polnische Jüdinnen, die nach der Besetzung Polens 1939 in Gettos leben mussten, aber auch einige ungarische Jüdinnen. Die polnischen Frauen unter ihnen wurden 1943 schon ins KZ Grünberg deportiert, die ungarischen erst 1944. 1945 wurden die Frauen dann zu Fuß vom Außenlager Grünberg in Schlesien nach Helmbrechts getrieben. Von den ursprünglich 1000 Häftlingen überlebten nur 621 Frauen den Weg nach Helmbrechts, da sie entweder an Erschöpfung gestorben waren oder wie beim Marsch nach Volary von Wachposten ermordet wurden, sobald sie nicht mehr mithalten konnten. Bei der Ankunft in Helmbrechts befanden sich die noch Lebenden Frauen in einem enorm schlechten Gesundheitszustand. Sie litten an Unterernährung, Erfrierungen sowie Darm- und anderen Erkrankungen, v.a. Ruhr und Noma. Bei an Noma leidenden Frauen zerfielen das Mundschleimhaut- und das Wangengewebe aufgrund der Unterernährung. Die sichtbar werdenden Wangenknochen bedeuteten den sicheren Tod. Im Lager selbst wurde streng zwischen Juden und Nichtjuden getrennt, es herrschte sogar ein Sprechverbot. Jüdische Häftlinge wurden in den hinteren beiden Baracken untergebracht, wo sie keine Schlafgelegenheiten vorfanden. Nachts wurden die Baracken versperrt, im Winter froren die Waschanlagen zu. Als Ersatz dafür waren Blecheimer vorgesehen. Das hatte die Verunreinigung der Baracken durch Durchfall, Gestank und neue Infektionen zur Folge. Medikamente oder medizinische Betreuung erhielten kranke Jüdinnen nicht. Auch ihre Essensportionen waren sehr rationiert. So gab es zum Beispiel die „Judensuppe“, eine Suppe, verdünnt mit Wasser. Außerdem waren jüdische Häftlinge aufgrund von kleinen Missgeschicken, Hunger, Durchfall oder anderen Krankheiten die häufigsten Opfer von Bestrafungen. Sie mussten Schläge, unbekleidetes Stillstehen und Misshandlungen über sich ergehen lassen. Arbeiten mussten Jüdinnen nicht. Ihre einzige Hilfe war eine Entlausungsaktion, bei der zwar ihre Kleidung entlaust wurde, sie trotz Vorrat jedoch keine neue Bekleidung zugeteilt bekamen. So trat die Läuseplage durch schlechte sanitäre Verhältnisse sehr schnell wieder auf. Ca. 40 bis 50 jüdische Häftlinge starben vom 06. März 1945 bis zum 13. April 1945 (Räumung des Konzentrationslagers). Den toten Frauen wurde die Kleidung ausgezogen, um eine Identifizierung zu erschweren, bevor sie in eine Holzkiste gelegt wurden. Es wurden auch Jüdinnen eingegraben, die noch schwache Lebenszeichen gezeigt haben. Da die Zivilbevölkerung von all dem so wenig wie möglich mitbekommen sollte, wurden die Beerdigungsstellen nicht gekennzeichnet. Die Totenscheine, die nach Flossenbürg gesandt wurden, wurden von Erstaufseherin Hertha H. mit erfundenen Todesursachen aufgesetzt und von Dr. Durst ausgestellt. Die Toten wurden später durch die Amerikaner exhumiert und würdig bestattet.

Flüchtlinge aus dem Lager

Nach geflohenen Häftlingen wurden Suchtrupps, die aus männlichem und weiblichem Wachpersonal, Polizisten, der Hitlerjugend und dem Jungvolk bestanden, ausgesandt. Die Häftlinge im Konzentrationslager mussten stramm stehen. Falls die Geflohenen gefunden wurden, so wurden sie zur Abschreckung und Warnung auf den Apellplatz in den Kreis der anwesenden, stramm stehenden Häftlinge gebracht. Dort wurden ihnen als übliche Schikane für wiedereingefangene Häftlinge die Haare abgeschnitten, bevor sie pausenlos misshandelt und vor weiteren Fluchtversuchen gewarnt wurden. Zudem wurden sie mit kaltem Wasser überschüttet und in die ungeheizte Waschküche in der Revierbaracke gebracht, wo sie auf dem Fußboden zurückgelassen wurden. Falls die überlebten, wurde ihnen ein roter Kreis auf die Kleidung genäht. Dieser war als eine Zielscheibe für das Wachpersonal zu sehen und bedeutete „fluchtgefährdet“. Ein Beispiel eines Fluchtversuches beschreibt die Flucht der russischen Ärztin. Obwohl die russische Ärztin unter den Gefangenen noch am besten behandelt wurde, floh sie gemeinsam mit zwei weiteren Frauen am 5. Februar 1945. Die Ärztin wurde genau wie eine weitere Frau wieder eingefangen und starb in der Nacht aufgrund ihrer Misshandlungen. Im Totenschein wurde als Todesursache Herzversagen angegeben.

Auflösung des Lagers

Evakuierung und Todesmarsch

Die Evakuierung des KZ-Außenlagers Helmbrechts wurde durch den Befehl des Leiters des KZ Flossenbürg, das Lager bei zunehmender Nähe der amerikanischen Truppen zu räumen, am 13. April 1945 eingeleitet. Der Begriff Evakuierung ist hier jedoch nicht als Rettung, sondern als das Zwingen von Personen, weite Strecken zu laufen, zu verstehen. Zum einen sollten die Beweise der Verbrechen in den KZ vernichtet werden und zum anderen sollten die Gefangenen als Arbeitskräfte für andere Konzentrationslager erhalten bleiben. Ziel und Aufgabe des Kommandoführers Alois D. war es, mit den gefangenen Frauen nach Zwodau zu einem weiteren KZ-Außenlager für Frauen des KZ Flossenbürg zu marschieren. Alle, die nicht mehr laufen konnten, wurden in einem offenen Fahrzeug transportiert. Eine Frau galt jedoch erst als krank, wenn sie schon beinahe tot war. Nur 60 von 1173 Gefangenen wurden auf einem Lastwagen transportiert. Auch bei der Evakuierung aus dem Lager wurden die vielen Menschen von bewaffnetem SS-Gefolge bewacht. Wer während der langen Strecke nicht mehr laufen konnte, wurde erschossen. Die „gesunden“ Häftlinge wurden in Laufgruppen eingeteilt. Jüdische Frauen mussten im hinteren Teil des Marsches laufen. Außerdem mussten einige Handwagen von ihnen mitgezogen werden, auf denen zum einen das Gepäck der Wachposten und zum anderen die Akten des KZ Helmbrechts mitgenommen werden mussten, die so vor den Amerikanern versteckt wurden. Auch an den Gaben für die Frauen ist die Benachteiligung jüdischer Frauen deutlich zu erkennen. Sie erhielten keine der übrigen Decken oder Schuhe aus dem Lager, wie ihre nichtjüdischen Mitgefangenen. Einige Jüdinnen hatten bereits keine Schuhe mehr, nur durch einige Lumpen konnten sie sich einen Schuh-Ersatz beschaffen. Auch die sowieso schon kleinen Essensrationen, die für den Lauf verteilt wurden, fielen bei jüdischen Inhaftierten noch geringer aus. Der Zug von Menschen setzte sich am 13. April 1945 gegen 10.00 Uhr in Bewegung. Er führte von Helmbrechts über Haide und Meierhof in Richtung Ahornberg. Von dort aus ging es weiter durch Reuthlas bis nach Modlitz. Größere Dörfer oder Straßen wurden von SS-Gefolge gemieden, um den Kontakt mit Zivilisten zu vermeiden. Einige Zivilisten, die den Frauen Brot oder Ähnliches zustecken wollten, wurden durch Androhung von Gewalt wieder vertrieben. Während des gesamten Marsches, der weiter durch Wölbersbach und Seulbitz nach Schwarzenbach a. d. Saale führte, wurden etliche Frauen erschossen oder erschlagen, weil sie nicht mehr mithalten konnten. Die Leichen wurden teilweise von ansässigen Bewohnern gefunden und in nahegelegenen Friedhöfen beerdigt. „Auf der Flucht erschossen“ lautete die Bezeichnung für die Ermordung gehunfähiger Gefangener. Nachdem die Frauen in Schwarzenbach eine Nacht im Freien verbringen mussten, was die Zahl der Krankheiten erneut nach oben steigen ließ, wurden die Häftlinge weitergetrieben. Sie erreichten die Ortschaften Quellenreuth, Rehau und schließlich Neuhausen. Dort angekommen bekamen die Frauen erneut keine Nahrung und keinen überdachten Schlafplatz. In Neuhausen traf ein Kurier der Reichsführung SS auf die Kolone, der dem Kommandanten den Befehl überbrachte, keine Erschießungen mehr durchzuführen, da bereits begonnene Verhandlungen mit den Amerikanern nicht gestört werden dürften. Da Alois D. allerdings an der Authentizität des Kuriers „zweifelte“, überließ er es weiterhin den einzelnen Wachposten, Erschießungen durchzuführen oder nicht. Die Gruppe wurde mitten in der Nacht von Kommandoführer Alois D. dazu aufgefordert, unverzüglich weiterzulaufen. Durch diesen plötzlichen Aufbruch, dessen Grund in den nähergerückten amerikanischen Truppen lag, entstand ein großes Durcheinander, was einigen Frauen zur Flucht verhalf. Die Akten des Lagers wurden noch vor dem Aufbruch durch Asch nach Neuenbrand verbrannt. Die folgenden Stationen hatten für die Häftlinge eine große Bedeutung. In Haslau wurde eine Pause eingelegt, in Franzensbad bekamen die Gefangenen zum ersten Mal Nahrung und in Höflas wurden die Frauen in einer Scheune untergebracht. Aufgrund ihres großen Hungers erlaubte ihnen der Besitzer der Scheune, von den dort vorhandenen Futterrüben zu essen. Am darauffolgenden Tag wurde in Bukwa erneut Brot verteilt, bevor am nächsten Tag das eigentliche Endziel Zwodau erreicht wurde. Von dort aus mussten ca. 700 Jüdinnen, 20 Deutsche und einige andere Frauen weitermarschieren. Nichtjüdische Frauen wurden in Zwodau zurückgelassen. Durch das Weiterführen der Jüdinnen sollten den Amerikanern Beweise für an ihnen begangene Misshandlungen entzogen werden. Das eigentlich angestrebte Ziel, das KZ Dachau, musste verworfen werden, da es bereits von amerikanischen Truppen eingenommen war. Es ging weiter durch Lauterbach, Marienhof, Sangerberg und Kuttenplan. Hunger und Erfrierungen waren die häufigsten Todesursachen. Erst in Neuwirtshaus wurden wieder Nahrungsmittel verteilt. Kurz vor Wilkenau wurde der Zug von einem Tieffliegerangriff überrascht. Einige überlebende Häftlinge begannen an getöteten Zugpferden, oder verfaulten Futterrüben zu essen. Diejenigen, die nicht von SS-Männern erschossen wurden, krochen zum Zug zurück. Am 25. April 1945 wurde die Grenze zum damaligen „Protektorat Böhmen und Mähren“ überschritten. Im Protektoratsgebiet wurden größere Ortschaften noch mehr gemieden, da die tschechische Bevölkerung von den Untaten der SS wusste und dem Wachpersonal so zunehmend Schwierigkeiten bereitete. So wurden diese beispielsweise in Taus mit Gegenständen aus den Wohnungen beworfen und versucht, den Frauen essen zu geben. Weiter ging es durch Mraken nach Maxberg, wo den Häftlingen eigentlich Essen ausgeteilt werden sollte. Doch wegen des großen Tumults der ausgehungerten Frauen, ließ der Lagerkommandant das Essen wieder wegtragen. Hinter Neumark und Plöß befanden sich die Marschierenden wieder auf dem Gebiet des deutschen Reiches. Weiter ging es durch Kuttiwa, Neuern, Leschowitz, Olchowitz/Depoldowitz, Dorrstadt, Jenewelt und Seewiesen. Immer mehr Frauen mussten auf Fuhrwerke geladen werden und den gehfähigen Gefangenen wurde durch die anfallenden Höhenunterschiede immer mehr Leistung abverlangt. Nach dem Passieren von Oberkörnsalz und Unterreichenstein kam der Zug am 01. Mai 1945 in Außergefild an, wo die Häftlinge in Baracken eines Sägewerks untergebracht wurden. Am kommenden Morgen brachen die Überlebenden nach Ferchenhaid und Filz auf, wo sie eine weitere Nacht in Scheunen verbrachten. Am 03. Mai erreichten sie nach Elendbachl, Mitterberg, Obermoldau und Eleonorenhain schlussendlich Wallern (Volary). In Wallern entschloss sich der Leiter des Lagers Alois D., die Gefangenen aufgrund von unmittelbar bevorstehenden amerikanischen Truppen freizulassen. Allerdings lief er mit ca. 170 Frauen bis nach Prachatitz weiter, wo für ihn und die Wachmannschaft bessere Fluchtmöglichkeiten bestanden und die Freigelassenen nicht sofort auf Amerikaner trafen. Auf dem Weg dorthin wurden die verbleibenden Menschen jedoch von amerikanischen Tieffliegern angegriffen. Während die Häftlinge alle unversehrt blieben, starben zwei der SS-Frauen. Einige Frauen die noch gehen konnten, flohen während des Angriffs, die anderen mussten weiter Richtung Prachatitz laufen, wo sie nun endlich freigelassen wurden. Sie liefen in nahegelegene tschechische Dörfer, wo sie empfangen und versorgt wurden. Schwerkranke Frauen jedoch, die in der Scheune bleiben mussten, wurden am 05. Mai 1945 von 3 SS-Männern erschossen. Diese flohen später, gerieten aber trotzdem in amerikanische Gefangenschaft. Ca. 100 ehemalige Häftlinge, die noch in Wallern (Volary) verblieben waren, wurden nun von den Amerikanern in das Hilfslazarett Wallern gebracht. Während des gesamten Evakuierungsmarsches (auch Todesmarsch) starben rund 130 Frauen an Unterernährung, Erschöpfung, oder auftretenden Krankheiten. 50 Frauen wurden von Wachpersonal ermordet.

Bedeutung der Amerikaner in Helmbrechts

Die Amerikaner besetzten am 15. April 1945 Helmbrechts. Zwei Tage später stießen sie auf die KZ-Anlage, worauf sie den damaligen Bürgermeister befragten, der genau wie die Helmbrechtser Bevölkerung nichts von der Anlage gewusst habe. Die Häuser um das KZ herum hatten jedoch Einblick in das Gelände und auch die Frauen, die täglich zur Werkshalle und zurück getrieben wurden, wurden beobachtet. Am 06. Und 07. Oktober 1946 mussten 55 Helmbrechtser Bürger, v.a. Naziaktivisten, auf Befehl der Amerikaner die Leichen des ehemaligen KZ wieder ausgraben. Diese wurden nach Münchberg gefahren und von dort aus auf den jüdischen Friedhof nach Hof überführt. Die amerikanische Untersuchungskommission war auch bei der Exhumierung der Toten am Steinbruchgelände in Haide am 18. April 1945 anwesend. Die Nachforschungen und Befragungen, die die Amerikaner bis 1947 durchgeführt hatten, wurden ohne Verurteilungen eingestellt. Die Staatsanwaltschaft Hof begann 1961 mit Untersuchungen in Fall Alois D., welcher zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt wurde.

Gedenkstätte

An die Opfer des Außenlagers Helmbrechts und dem damit verbundenen Todesmarsch erinnert heute eine Gedenktafel sowie ein Stein aus Volary (Tschechien) auf dem Helmbrechtser Friedhof.

Literatur

  • Peter Engelbrecht: Der Krieg ist aus. Frühjahr 1945 in Oberfranken. Späthling, Weißenstadt 2015, ISBN 978-3-942668-23-1.
  • Rauh, Klaus: Helmbrechts - Außenlager des KZ Flossenbürg. Münchberg, 1994.

Weblinks

  • Dossier Todesmarsch der Frankenpost zum KZ-Außenlager Helmbrechts
  • Verein gegen das Vergessen Homepage der Gedenkstätte Langer Gang
  • Helmbrechts – Aussenlager KZ Flossenbürg Dokumentarfilm
  • Ohne Namen des Verfassers: Helena Bohle-Szacki, ohne Datum [1] (21.05.2015)
  • Silas, Susan: Helmbrechts walk, 2012 [2] (21.05.2015)
  • LMVP46: HELMBRECHTS - AUSSENLAGER KZ FLOSSENBÜRG 1/2, 15.08.2010 [3] (21.05.2015)
  • Ohne Namen des Verfassers: Außenlager Helmbrechts, ohne Datum [id=027] (21.05.2015)
  • Ohne Namen des Verfassers: KZ-Außenlager Helmbrechts, ohne Datum [4] (21.05.2015)


Einzelnachweise

  1. Klaus Rauh, op. cit., S.4
  2. Peter Engelbrecht, op. cit., S. 84
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel KZ-Außenlager Helmbrechts aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.