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Judenrichter

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Ein Judenrichter war im Mittelalter ein christlicher, meist aus einer angesehenen Familie, oder jüdischer Beamter des Landesfürsten, der sie auch ernannte, manchmal auch von einer jüdischen Gemeinde ernannt, und als Richter für Streitigkeiten zwischen Christen und Juden zuständig war.[1] Im Wiener Stadtrecht war der Judenrichter für Konflikte zwischen zwei Juden nur dann zuständig, wenn einer der beiden, oder beide Parteien, ihn anriefen.[2]

Eine Besoldung des Judenrichters fand wohl nicht statt, sondern — wie allgemein in jener Zeit — bildete auch für ihn ein Teil der Gerichtseinkünfte die Entlohnung. Eine Bestimmung der Amtsdauer des Judenrichters ist nicht möglich. Eine Neueinsetzung nach Unterbrechung einer Amtszeit ist wiederholt feststellbar.[2]

Er erhielt Strafgebühren von Christen, wenn diese eine Synagoge schändeten, sowie von Juden, wenn diese nach Vorladung nicht vor dem Gericht des Judenrichters erschienen oder wenn sie einen anderen Juden verwundeten. Bei Streitigkeiten zwischen Juden konnte er nur einschreiten, wenn eine Partei vor ihm Klage erhob.[3]

Im Laufe der Zeit wurden im ganzen deutschsprachigen Raum solche Beamte eingesetzt. In zahlreichen bekannten jüdischen Gemeinden waren Judenrichter tätig. Der erste Judenrichter im Gebiet des heutigen Österreichs erschien 1264 in Krems an der Donau; es folgten weitere in der Gemeinde in Wien, in Judenburg (1305) und Hartberg, sowie Pettau (1333), Gerichtsbezirk Marburg (1364), Maribor (spätestens 1354)[4] Voitsberg (1381), Graz (1382) Radkersburg Umgebung (1386) und in Bruck an der Mur (1393).[2][1] In den größten Gemeinden wurde der Judenrichter durch ein gemischtes Judengericht ersetzt bzw. unterstützt ( es bestand aus Christen und Juden), das in Niederösterreich in Wiener Neustadt, in der Gemeinde von Krems, Bruck an der Leitha und Tulln belegt ist.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Eveline Brugger: Von der Ansiedlung bis zu Vertreibung; in: Geschichte der Juden in Österreich. S. 172.
  2. 2,0 2,1 2,2 Der Judenrichter. In: Lexikus. Abgerufen am 28. Mai 2020.
  3. Hans-Henning Kortüm: Claudius Sieber-Lehmann, Papst und Kaiser als Zwillinge? Ein anderer Blick auf die Universalgewalten im Investiturstreit. (Papsttum im mittelalterlichen Europa, Bd. 4.) Köln/Weimar/Wien, Böhlau 2015. In: Historische Zeitschrift. 304, Nr. 3, 2017-01-06 ISSN 2196-680X, doi:10.1515/hzhz-2017-1206 (http://dx.doi.org/10.1515/hzhz-2017-1206).
  4. [http://www.injoest.ac.at/media/wiedl_alltag_im_geschaeft.pdf Der Alltag im Geschäft. Aspekte jüdisch-christlichen Zusammenlebens im Spiegel der mittelalterlichen Geschäftsurkunden*) von Birgit Wiedl (St. Pölten)]
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