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JSTOR

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JSTOR (Journal STORage) ist eine in New York City ansässige gemeinnützige Organisation. Sie betreibt ein kostenpflichtiges Online-Archiv mit älteren Ausgaben ausgewählter Fachzeitschriften. Die Texte werden mittels Retrodigitalisierung in elektronische Form gebracht (E-Text).

Angebot

JSTOR bietet eine Volltextsuche digitalisierter Zeitschriften an. Die gescannten Zeitschriften liegen als Volltext und Vollbild im PDF, TIFF oder Postscript-Format vor. Die Datenbank (Stand: Februar 2011) enthält 1.482 Zeitschriftentitel mit über 3,6 Millionen Artikeln in 344.000 Heften auf über 43,8 Millionen Seiten.[1] Die älteste verfügbare Zeitschrift ist die Philosophical Transactions of the Royal Society von 1665.

Der Zugang zu JSTOR ist hauptsächlich über Bibliotheken, Universitäten und Verleger möglich. Diese Institutionen zahlen Lizenzen, damit ihre Leser, Studenten und Mitarbeiter über das Internet auf JSTOR zugreifen dürfen. Über eine Brückenseite gelangen auch Suchmaschinennutzer zu einem Zeitschriftenartikel, dessen erste Seite kostenfrei ist. Individuelle Abonnements für einzelne Zeitschriftentitel sind über den entsprechenden Zeitschriftenverleger bei JSTOR verfügbar. Insgesamt nehmen über 9000 Institutionen an JSTOR teil, davon mehr als 3900 US-amerikanische. In Deutschland haben über 200[2] Partner (größtenteils Universitätsbibliotheken) Zugriff auf JSTOR. In Österreich haben 35, in der Schweiz 50 Institutionen Zugriff auf das Angebot.

Einen Konflikt mit Zeitschriftenverlegern und deren kommerziellen Interessen löst JSTOR durch die sogenannte „bewegliche Wand“[3] (gleitende Schwelle), einer zeitlichen Verzögerung zwischen der aktuellen Ausgabe und der letzten bei JSTOR erhältlichen Ausgabe. Diese Lücke ist in einer Vereinbarung zwischen JSTOR und dem Verleger festgelegt und beträgt zwischen ein und fünf Jahren. Wenn ein Verleger seine Ausgaben selbst ins Internet stellen will (vgl. Elektronische Zeitschrift), kann er die bewegliche Wand in eine sogenannte „feste Wand“ ändern, nach deren festem Datum JSTOR nicht mehr befugt ist, neue Ausgaben in seine Datenbank aufzunehmen.

Geschichte

William G. Bowens, Präsident der Princeton University sowie Präsident der Bildungs-Stiftung Andrew W. Mellon Foundation, erdachte und initiierte im Frühjahr 1994 ein Forschungsprojekt zur Zeitschriftendigitalisierung. Ziel des Projektes war, der Zeitschriftenkrise, der viele Bibliotheken seit den 1980ern gegenüberstanden, zu begegnen. Die Bibliotheken konnten sich ihre gedruckten Zeitschriftensammlungen aufgrund steigender Titelanzahl und fehlender Regalmeter (Archiv) kaum mehr leisten. Durch eine Digitalisierung dieser Titel sollte es Bibliotheken ermöglicht werden, den Bestand dieser Zeitschriften im Zuge einer Langzeitarchivierung kostengünstig auszulagern. Im August stiftete die Foundation der University of Michigan 700.000 US-$,[4] um von Programmierern und Bibliothekaren Software entwickeln und geeignete Hardware erwerben zu lassen, die Zeitschriftenartikel mitsamt hochauflösenden Bildern über Computernetzwerke verfügbar machen sollte. Im Dezember gab die Foundation der Universität weitere 1.500.000 US-$, um das Abscannen von zehn vor 1990 erschienen Ausgaben wichtiger („core“) Zeitschriften der Geschichtswissenschaften und Wirtschaftswissenschaften bildschirmlesbar zu machen (ca. 750.000 Seiten). Die Dateien wurden zusätzlich mit einer OCR-Software (ASCII) ausgelesen, um sie für Suchmaschinen durchsuchbar zu machen. Diese Datenbank wurde testweise von der University of Michigan und der Princeton University (Mirror) fünf weiteren Bibliotheken zur Verfügung gestellt. Die Volltextsuche über einen Netzzugang eröffnete (neben den Synergieeffekten der Bibliotheken) Wissenschaftlern neue Arbeitsmöglichkeiten und Forschungsbereiche, steigerte die Resonanz und den Zugriff enorm und fand Anerkennung beim wissenschaftlichen und bibliothekarischen Publikum. Nach dem Erfolg des Projektes wurde die Datenbank erweitert. Im August 1995 wurde JSTOR eine Non-Profit-Organisation. Seit Januar 1997 wird das Archiv – auf unbegrenzte Zeit – Bibliotheken angeboten.

Einige Bibliotheken haben ihre Zeitschriftenbände, obwohl auch bei JSTOR verfügbar, zusätzlich in ihre Archive ausgelagert. Vielen Bibliotheken ohne Abonnements der gedruckten Bände wurde es jedoch möglich, ihren Lesern Zugriff auf die Digitalisate zu geben. Aus einem Platzspar-Service wurde so ein Zugangsservice.[5] Die Digitalisierung erhöhte die Nutzung der Artikel[6] und ließ den Kopierservice der Bibliotheken drastisch einbrechen.[7]

Im Januar 2009 gaben JSTOR und die amerikanische NPO Ithaka, die gemeinnützige Unternehmungen zu Digitalisierungen unterstützt, ihre Fusion bekannt.[8]

Im September 2011 gab JSTOR bekannt, gemeinfreie Inhalte, die in den USA vor 1923 bzw. in anderen Ländern vor 1870 veröffentlicht worden sind, könnten weltweit frei genutzt werden. Über die erweiterte Suche ist es möglich, nur solche Aufsätze aus dem Early Journal Content anzeigen zu lassen, die für den jeweiligen Benutzer abrufbar seien.[9][10]

Dokumente-Download durch Aaron Swartz

Im Juli 2011 wurde Aaron Swartz festgenommen. Ihm wurde vorgeworfen, in das MIT eingebrochen zu sein und sich darüber Zugriff auf JSTOR verschafft zu haben. Dabei soll er zwischen September 2010 und Januar 2011 über vier Millionen Dokumente von JSTOR heruntergeladen haben. Er war auf Kaution wieder frei, das Verfahren sollte im September 2011 weitergehen. Ihm drohten bei einer Verurteilung bis zu 35 Jahre Haft.[11] Swartz beging im Januar 2013 Selbstmord.

Einen Tag nach Swartz' Festnahme stellte ein unbekannter Nutzer knapp 19.000 wissenschaftliche Dokumente der Philosophical Transactions of the Royal Society, die bei JSTOR gespeichert wurden, bei The Pirate Bay ein. Damit wolle er (laut Datei-Beschreibung) dagegen protestieren, dass JSTOR Geld für diese Dokumente nimmt, obwohl sie gemeinfrei sein sollen, da diese Dokumente zwischen dem 17. Jahrhundert und dem frühen 20. Jahrhundert (vor 1923) veröffentlicht wurden.[12] Diese Veröffentlichung wird zwar in Verbindung mit Swartz gebracht, jedoch hatte dieser beteuert, keine Dokumente veröffentlicht oder kopiert zu haben, und die Dokumente wurden zuvor bei ihm sichergestellt.[11]

Kritik

Kritik an JSTOR entzündet sich an der Tatsache, dass weltweit nur sehr wenige Bildungsinstitutionen Zugang zu JSTOR haben, das vielfach als „hochpreisiges“ Angebot empfunden wird.

In deutschen Institutionen kann nur auf einen kleinen Teil des JSTOR-Zeitschriftenpaketes im Rahmen der Nationallizenzen zugegriffen werden. Der Lizenzierung stand ursprünglich entgegen, dass JSTOR als „Aggregator“ selbst keine Rechte an den jeweiligen Werken besitzt, die im Rahmen der Nationallizenz erworben werden könnten. Die Inhalte wurden im Jahre 2008 durch eine Sonderfördermaßnahme der DFG für Aggregatordatenbanken für den Zeitraum 2009–2013 bereitgestellt.[13]

Ähnliche Angebote

Nachdem das Art Museum Image Consortium (AMICO), ein Webportal für Bilder von Kunstwerken, aufgebaut von einem Konsortium unter Leitung der Getty Foundation, im Jahr 2005 geschlossen worden war, wurde ARTstor[14] als Schwesterorganisation von JSTOR mit einem ähnlichen Abonnementmodel ins Leben gerufen. ARTstor hat Zugriff auf verschiedene Bilderdatenbanken und verfügt über mehr als zwei Millionen Bilder (Stand: Oktober 2009).

In Deutschland soll DigiZeitschriften, unterstützt vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels, der Verwertungsgesellschaft Wort und der Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst, ein Gegenstück zu JSTOR aufbauen.

Project MUSE, ein Projekt der Johns Hopkins University Press (JHUP) und der Milton S. Eisenhower Library an der Johns Hopkins University, begann 1995, Online-Abonnements seiner Zeitschriften anzubieten. Im Jahr 2000 ergänzte Project MUSE sein Angebot um Zeitschriften anderer Verleger. Heute (Stand: Mai 2007) bietet das Projekt über 300 Zeitschriften von 60 Verlegern im Bereich Kunst, Geisteswissenschaften und Sozialwissenschaften an.

Eine Auswahl französischsprachiger akademischer Zeitschriften ist über das Onlineportal Persée frei zugänglich.

Literatur

  • Bibliography (1995–2002), jstor.org
  • Roger C. Schonfeld: JSTOR: A History, Princeton University Press, 2003, ISBN 0-691-11531-1
  • Roger C. Schonfeld: JSTOR: a case study in the recent history of scholarly communications, Program: electronic library and information systems, 2005, 39/4, Seite 337–344 doi:10.1108/00330330510627953
  • S. Hagenhoff, D. Hogrefe, E. Mittler, M. Schumann, G. Spindler, V. Wittke: Eine Fallstudienuntersuchung (PDF; 1,1 MB), JSTOR Seite 109ff, Göttinger Schriften zur Internetforschung, Band 4, Universitätsverlag Göttingen, 2007
  • Matthias Töwe: Konzeptstudie E-Archiving (PDF), JSTOR Seite 115ff, Konsortium der Schweizer Hochschulbibliotheken, Zürich, 2005

Weblinks

Anmerkungen

  1. JSTOR by the Numbers, abgerufen am 19. Februar 2012.
  2. JSTOR Participating International Institutions, Germany
  3. JSTOR Die bewegliche Wand
  4. U-M receives grant for digital library, University of Michigan News Service, 19. Dezember 1994
  5. Frederick J. Friend: Book Review (Schonfeld). Looking from the Past to the Future, PLoS Biol 2(1), doi:10.1371/journal.pbio.0020010
  6. Kevin M Guthrie: Revitalizing Older Published Literature: Preliminary Lessons from the Use of JSTOR (PDF), PEAK Conference. 23. März 2000
  7. Robert S. Seeds: Impact of a digital archive (JSTOR) on print collection use, Collection Building, Sep 2002, 21/3, S. 120–122, doi:10.1108/01604950210434551
  8. Ithaka and JSTOR Merge, Uniting Efforts to Serve the Scholarly Community, ithaka.org, Announcements, 25. Januar 2009
  9. Early Journal Content on JSTOR, Free to Anyone in World. In: JSTOR. 6. September 2011, abgerufen am 10. September 2011 (english).
  10. Early Journal Content: FAQs. In: JSTOR. 6. September 2011, abgerufen am 10. September 2011 (english).
  11. 11,0 11,1 Werner Pluta: 4 Millionen Dokumente: Aaron Swartz wegen Datendiebstahls angeklagt. Golem.de. 20. Juli 2011. Abgerufen am 21. Juli 2011.
  12. Werner Pluta: Aus Protest: Knapp 19.000 wissenschaftliche Dokumente bei The Pirate Bay. Golem.de. 21. Juli 2011. Abgerufen am 21. Juli 2011.
  13. SUB Göttingen: Weitere Perspektiven der überregionalen Literaturversorgung mit digitaler Information: Sonderfördermaßnahme Aggregatordatenbanken und „Knowledge Exchange“. In: nationallizenzen.de: Über nationale Lizenzen: DFG geförderte Lizenzen für elektronische Medien. Weitere Maßnahmen. Zuletzt geändert am 9. Januar 2012. Abgerufen am 19. Dezember 2012 (im Rahmen desselben Programms wurde auch die Datenbank Integrum für den Zeitraum 2009–2018 zugänglich gemacht).
  14. ARTstor.org
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