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Joshua Rifkin

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Joshua Rifkin (* 22. April 1944 in New York) ist ein US-amerikanischer Pianist, Cembalist, Dirigent und Musikwissenschaftler. 1978 gründete er The Bach Ensemble. Seit 2011 ist er Künstlerischer Leiter des Bach:Sommers Arnstadt. Die Musik-Enzyklopädie Die Musik in Geschichte und Gegenwart (MGG) des Bärenreiter/Metzler Verlags zählt ihn „zu den bedeutendsten Bach-Interpreten der Gegenwart“.

Studium und Karriere

Er studierte bei Vincent Persichetti auf der Juilliard School mit dem Abschluss B.S. (1964). Weiterführende Studien unternahm er bei Gustave Reese an der New York University (1964–1966) und an der Universität Göttingen (1966–1967). Anschließend studierte er bei Arthur Mendel, Lewis Lockwood, Milton Babbitt und Ernst Oster an der Princeton University. Er schloss 1968 seine Studien mit einem M.F.A. (Master of Fine Arts) ab.

Rifkin spielte als Dirigent und Solist zusammen mit namhaften Orchestern in den USA, Europa, Israel, Australien und Japan. Zu den Orchestern, mit denen er zusammengearbeitet hat, gehören das English Chamber Orchestra, Scottish Chamber Orchestra und Israel Camerata Jerusalem; die St. Louis Symphony, San Francisco Symphony and Victorian State Symphony Melbourne; das St. Paul Chamber Orchestra, Los Angeles Chamber Orchestra und Prager Kammerorchester; das Haydn-Orchester Bozen und Trient, die Jerusalem Symphony, die Solistas de México, das BBC Concert Orchestra, die City of London Sinfonia, das National Arts Centre Orchestra of Ottawa und die Houston Symphony. Sein Repertoire reicht von Monteverdi über Händel und Mozart zu Richard Strauss und Stravinski; ebenso wenig fehlen Gershwin, Copland und die jüngste Moderne. Ein weiteres Betätigungsfeld Rifkins sind seine Interpretationen von Ragtime-Musik besonders von Scott Joplin, mit denen er in den 1970er Jahren ganz wesentlich zum Revival der Ragtime-Musik beitrug [1] [2].

Aktuelles Schaffen

Die Konzertjahre 2008 bis 2012 waren überwiegend Johann Sebastian Bach gewidmet und führten den Musiker in die Bachstädte Weimar und Arnstadt, nach Antwerpen, Boston und Japan: Auf dem Programm standen die Brandenburgischen Konzerte, diverse Kantaten und die Matthäuspassion mit den Ensembles Cambridge Concentus Boston und Kunitachi Bach Collegium. In der Oberkirche Arnstadt, der Wirkungsstätte als Organist von Johann Sebastian Bachs Großonkel Heinrich Bach von 1641 bis 1692, führte Joshua Rifkin 2009 zwei von ihm rekonstruierte Konzerte Johann Sebastians Bachs auf: Konzert für Oboe, 2 Violinen, Viola und Continuo Es-Dur, rekonstruiert nach BWV 49, 169 und 1053 und Konzert für Oboe, Violino concertato, Violino ripieno, Viola und Continuo c-Moll, rekonstruiert nach BWV 1060. Einen Höhepunkt fand Rifkins intensive Beschäftigung mit dem Kantatenwerk Bachs im Dezember 2010 in Leuven/Belgien in einer solistischen Aufführung des Weihnachtsoratoriums: Die Kantaten 1 bis 3 in der Interpretation von Taverner Consort & Players unter Leitung von Andrew Parrott, die Kantaten 4 bis 6 interpretierte von The Bach Ensemble und Joshua Rifkin und zum weiteren Vergleich schließlich Sigiswald Kuijken und sein Ensemble La Petite Bande mit den Weihnachtskantaten BWV 122, BWV 57, BWV 97 und BWV 151 [3]. In Folge des Arnstädter Konzerts 2009 entstand 2011 das Festival Bach:Sommer – jährlich im August – zu Arnstadt und Wandersleben, dessen Künstlerische Leitung Rifkin innehat. [4]

Rifkin und die Alte Musik

Den Schwerpunkt seiner Arbeit bildet die Alte Musik. Neben seiner Arbeit mit The Bach Ensemble und der gemeinsamen Einspielung von Bachs h-Moll-Messe, Bachs Magnificat und zahlreichen Kantaten, leitete er von 1992 bis 1997 die jährliche Sommerakademie für Alte Musik in Brixen/Italien. Er führte Monteverdis' L'Orfeo am Theater Basel auf; 2001 debütierte er an der Staatsoper München mit einer neuen Produktion von Purcells Dido und Aenea und Händels Acis and Galatea. Er hatte die musikalische Leitung der modernen Uraufführung von Alessandro Scarlattis Venere, Amore e Ragione in Chicago; er dirigierte Mozarts Requiem und mehrchörige Psalmen von Heinrich Schütz beim Festival Oude Muziek in Utrecht; weiterhin hatte er Gastauftritte mit dem Ensemble Gradus ad Parnassum Wien, der Schola Cantorum Basiliensis, dem Norsk Barokorkest Oslo und dem Bach Concertino Osaka, mit dem er auch seine Ergänzung der Bach-Kantate BWV 216 eingespielt hat. Mit der Cappella Pratensis setzte Rifkin sich intensiv mit Renaissance-Polyphonie auseinander, auch diese Zusammenarbeit mündete in einer CD-Einspielung. In den 1990er Jahren nahm er zudem mit der Cappella Coloniensis, dem Barockorchester des Kölner WDR, zwei CDs mit Werken von Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart auf.

Rifkin und seine Forschungsergebnisse zu Johann Sebastian Bach

Schon früh begann Rifkin ein intensives Bach-Quellenstudium. Eine seiner ersten Entdeckungen 1975 war, dass die Matthäuspassion nicht wie bis dahin angenommen wurde 1729, sondern bereits am Karfreitag 1727 uraufgeführt wurde. Im Jahr 2000 kommt Rifkin in einem Aufsatz im Bach-Jahrbuch zu dem Schluss, dass die Kantate Nun ist das Heil und die Kraft (BWV 50), die schon länger Fragen aufwarf, nicht Bach zuzuschreiben ist. 2006 veröffentlichte Rifkin eine Kritische Ausgabe von Bachs H-Moll-Messe bei Breitkopf & Härtel. In die heute weithin bekannte Version der H-Moll-Messe wurden posthum von Bachs Sohn Carl Philipp Emanuel Bach Teile einer Messe von 1733, die erste Version des Kyrie und des Gloria eingearbeitet. In seiner Kritischen Ausgabe hat Rifkin erstmals die Version veröffentlicht, die sich strikt an Bachs letzte Aufzeichnungen von 1748-50 hält. 2007 wurde Rifkins Neuedition vom Dunedin Consort unter Leitung von John A. Butt auf CD eingespielt.

Grundlegenden Einfluss auf die Bachrezeption nahm Rifkin Anfang der 1980er Jahre mit einem Artikel, in dem er nachwies, dass Johann Sebastian Bach die Chorpartien seiner Kantaten, Messen, Passionen und Oratorien in der Regel nur mit einem Sänger pro Stimme besetzte. Damit brach er radikal mit einer Interpretationsvorstellung, die durch die romantischen Vorstellungen Felix Mendelssohn Bartholdys und das philharmonische Ideal des 19. Jahrhunderts geprägt war. Seine These stieß zunächst in der musikalischen Öffentlichkeit auf Abwehr und Unverständnis. Doch dann nahm sich Andrew Parrott Rifkins Belegen und Argumentation an. Im Jahr 2000 brachte der einstige Rifkin-Gegner sein Werk The Essential Bach-Choir heraus, das 2003 unter dem Titel Bachs Chor – Zum neuen Verständnis auch auf Deutsch erschien. In dieser Schrift veröffentlichte Parrott noch einmal Rifkins Aufsatz von 1981, diskutierte akribisch das Pro und Contra seiner Ausführungen und legte alle Quellen offen. Somit standen alle Argumente für die Solistenthese einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung. In den angelsächsischen Ländern, in Frankreich, Belgien und den Niederlanden sind Rifkins und Parrotts Forschungsergebnisse heute weitgehend unstrittig.

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Im deutschsprachigen Raum werden sie weiterhin angezweifelt.

Lehrtätigkeit

Joshua Rifkin hatte Professuren an verschiedenen Universitäten inne, so unter anderem an den Universitäten von Harvard und Yale. Derzeit lehrt er im Fachbereich Renaissance- und Barockmusik der Boston University. Rifkin leitet immer wieder Meisterkurse und Workshops im Rahmen renommierter Musikfestspiele Alter Musik.

Auszeichnungen (Auswahl)

Literatur

  • Andrew Parrott: Bachs Chor - Zum neuen Verständnis, Stuttgart: Metzler - Bärenreiter, 2003
  • Rifkin, Joshua (2002). Bach's Choral Ideal. Dortmunder Bach-Forschungen 5. Dortmund: Klangfarben Musikverlag. ISBN 3932676106.
  • Parrott, Andrew (2000). The Essential Bach Choir. Woodbridge, Suffolk: Boydell Press. ISBN 0851157866.
  • Rifkin, Joshua (2000). „Siegesjubel und Satzfehler. Zum Problem von „Nun ist das Heil und die Kraft“ (BWV 50)“. Bach-Jahrbuch 86: 67–86.
  • Andrew Parrott: Bachs Chor - Zum neuen Verständnis, Stuttgart: Metzler - Bärenreiter, 2003
  • Rifkin, Joshua: Bachs Chor: Ein vorläufiger Bericht, BaslerJbHistMPraxis ix (1985), 141-156
  • Rifkin, Joshua (November 1982). „Bach's Chorus: A Preliminary Report“. The Musical Times 123: 747–54. doi:10.2307/961592.
  • Rifkin, Joshua (July 1975). „The Chronology of Bach's Saint Matthew Passion“. The Musical Quarterly 61: 360–87. doi:10.1093/mq/LXI.3.360.

Einzelnachweise

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Joshua Rifkin aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.