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Josaphat Kunzewitsch

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Heiliger Josaphat

Josaphat Kunzewitsch (Josaphat Kuncewycz, weißrussisch: Язафат Кунцэвіч, polnisch: Jozafat Kuncewicz, ukrainisch: Йосафат Кунцевич) (* 1580 in Włodzimierz, Polen-Litauen, heute Ukraine; † 12. November 1623 in Witebsk) war griechisch-katholischer Erzbischof von Połock (weißruss. Polazk) und ist ein Heiliger der Katholischen Kirche.

Leben

Josaphat Kuncewicz wurde um 1580 in der Stadt Wlodzimierz (heute Wladimir-Wolynskij) in Wolhynien geboren und entstammte einer orthodoxen Adelsfamilie. Schon als Kind war er unermüdlich im Besuch der kirchenslawischen Gottesdienste, im Erlernen der Gebete und Gesänge; sein Lieblingsaufenthalt wurde das Gotteshaus. Der Beichtvater Josaphats sagte im Kanonisationsprozess, er habe selbst aus seinem Munde gehört, wie er sagte: „Als ich noch klein war und mit meiner Mutter einmal zur Kirche ging und sie fragte, was das Bild des Gekreuzigten bedeute, und wie die Mutter mich belehrte, kam ein Feuerfunke auf mich zu und drang in mich ein. Die Wirkung war, dass die kirchlichen Gottesdienste meine süßeste Frucht wurden.“[1]

Die verarmten Eltern schickten ihren Sohn zu einem Kaufmann in die Lehre, der ihn gern zu seinem Erben gemacht hätte. Aber seine Berufung führte ihn zu den Basilianer-Mönchen in Wilna (Litauen). 1604 wurde er ein Mitglied des Klosters der heiligen Trinität, welches dem Orden des heiligen Basilius angehörte, und nahm den Namen Josaphat an. Als Mönch lebte er in allerstrengster Askese und widmete sich dem Studium der Liturgie und der Kirchenväter. Die Einheit der ukrainischen Gläubigen mit Rom lag ihm besonders am Herzen. Fünf Jahre nach seinem Eintritt in das Kloster empfing er die Priesterweihe.

Schon bald entdeckte man Josaphats große Begabung zu predigen, was dazu führte, dass er viele Menschen auf die katholische Seite ziehen konnte. Durch den großen Andrang, der durch die Begeisterung der Gläubigen für seine Predigten verursacht wurde, musste Josaphat beginnen, seine Predigten auf öffentlichen Plätzen zu halten. Durch diese Begabung gelang es ihm, zum Archimandrit von Vilnius erklärt zu werden und man weihte ihn 1617 zum Koadjutor des Bischofs von Polock.

Seine Spiritualität war ganz und gar ostkirchlich. Das Jesus-Gebet: „Jesus, Du Sohn des lebendigen Gottes, erbarme Dich meiner, des Sünders“, war wie das Atmen seiner Seele geworden. Durch sein Vorbild wurde er der Erneuerer seines Ordens. Seine Predigten und Schriften wirkten so für die Wiedervereinigung, dass seine Gegner ihn den „Seelenräuber“ nannten. Unter anderem verfasste er auch einen Katechismus für die Bürger.

Als Freund und engster Mitarbeiter des Metropoliten Rutski von Kiew wurde er 1618 Erzbischof von Polock. Die Union von Brest (1596) brachte so viele Schwierigkeiten mit sich, dass die Stimmen lauter wurden, die forderten den ukrainischen Ritus aufzugeben, und die Unierten zu latinisieren. Erzbischof Josaphat versuchte diese Bestrebungen aufzuhalten. Was ihm während seiner Amtszeit nicht gelang, das sollte sein Märtyrertod bewirken.

Ikone des Heiligen Josaphat Kunzewitsch

Als er am 12. November 1623 in Witebsk war, wurde die Wohnung des „lateinischen Papisten“ vom Pöbel gestürmt. Josaphat stellte sich schützend vor die Seinen und wurde niedergemacht, während er für seine Feinde betete. Der Leichnam wurde durch die Stadt geschleift und, mit Steinen beschwert, an einer besonders tiefen Stelles des Flusses Düna versenkt. Er wurde nach sechs Tagen aus dem Wasser geholt, dann in acht Tagen zu Schiff nach Polock gebracht, wo er zehn Tage offen in der Kathedrale ausgestellt war. Dann wurde der Leichnam, mit rotseidenen Decken verhüllt, in der Burgkirche von Polock aufbewahrt. Die feierliche Beisetzung erfolgte erst ein Jahr später, am 28. Januar 1625. In den Kanonisationsakten wird wiederholt ausgesagt, dass das Antlitz des Heiligen nach dem Tod sehr schön gewesen sei, z. B. „quod facies Servi Dei ex aquis extracti pulcherrima fuisset“[2]. Der Beichtvater erklärte: „Wir stellten den Leib während mehrerer Monate öffentlich allen zur Schau bis zu seiner glorreichen Bestattung. Die ganze Zeit aber, wo er ausgestellt war, erschien keinerlei Veränderung oder Verderbnis an ihm. So sage ich aus, weil ich es weiß, weil ich es gesehen habe und selbst bei allem zugegen gewesen bin.“[3]

Der Mord an Erzbischof Josaphat rüttelte die Gewissen auf, weckte den uninteressierten lateinischen Klerus, dem an der Polonisierung der Ukrainer durch Latinisierung des Ritus gelegen war, aus seiner Lethargie und veranlasste den König, durchzugreifen. Man kann sagen, dass ohne seinen Tod die Union von Brest damals in die Brüche gegangen wäre.

Schon 1628 wurde von Papst Urban VIII. eine Kommission mit der Untersuchung seines Falls betraut. Er wurde 1643 selig- und 1867 heiliggesprochen.[4]

Sein Gedenktag wird am 12. November begangen. Aus Anlass des 300. Jahrestages seines Martyriums verfasste Papst Pius XI. die Enzyklika Ecclesiam Dei admirabili vom 12. November 1923. 1963 wurden sterbliche Überreste von Josaphat im Petersdom bestattet.

Siehe auch

Literatur

  • Clemens Jöckle: Das große Heiligenlexikon. Köln 2003
  • Antonio M. Sacri: Joseph Kuncewicz im Atlas der Heiligen. Bassermann Verlag, 2007, ISBN 978-3-8094-2083-5
  • Joseph Kuncewicz in der Brockhaus Enzyklopädie. Band 10, F.A. Brockhaus, Wiesbaden 1970
  • Kerstin S. Jobst: Trans-national or Trans-denominational? The Veneration of Jozafat Kuntsevych in 19th and 20th Century. In: Martin Schulze Wessel/Frank Sysyn (Hrsg.): Religion, Nation and Seculariation in the Ruthenian and Ukrainian Culture in Modern History. Themenband Journal of Ukrainian Studies 2012(37), S. 1-18. (Second edition 2015/Edmonton and Toronto).
  • Kerstin S. Jobst: Politik und Heiligenverehrung. Die Initialisierung des Josaphat-Kuncevyč-Kults in der Habsburgermonarchie (1860er Jahre bis 1918), in : Yuriy Kolasa/Rudolf Prokschi (Hg.): Was heißt es heute, Christ zu sein? Aus den Erfahrungen des Märtyrertums der Ostkirchen, L´viv 2015, 156-173.

Weblinks

 Commons: Josaphat Kunzewitsch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Opera Theologiae Societatis Ucrainorum I, De St. Josaphat Kuncevyc, ed. J. Slipyj, Leopoli 1925, p. 119.
  2. ibid., p. 145; deutsch: „dass das Gesicht des Dieners Gottes, nachdem er aus dem Wasser gezogen worden war, äußerst schön gewesen war“
  3. ibid., p. 130
  4. Heiligsprechungsprozesse F-L auf den Seiten der EAB


VorgängerAmtNachfolger
Gedeon Brolnickigriechisch-katholischer Erzbischof von Połock, Witebsk und MścisławAntonius Sielawa
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Josaphat Kunzewitsch aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.