Joelisch Kraus

Joelisch Kraus

Joelisch Kraus (geb. 1974), fundamentalistischer Neturei Karta-Anhänger. Er gehört zu den Israelhassern, wohnt in Mea Schearim, mitten in Jerusalem und doch in einer Parallelgesellschaft mit Vorstellungen vergangener Jahrhunderte. Er saß nie vor einem Fernseher, besitzt keinen Ausweis, spricht Jiddisch, und wenn er Bus fährt, dann nur mit einem, der nicht zur staatlichen Firma Egged gehört. Das einzige Problem ist der Müll. Joelisch Kraus hat es gelöst, indem er seinen Müll in die Tonne des Nachbarn wirft. So ist er unabhängig vom Staat und der Staat von ihm, er zersetzt ihn langsam von innen, indem er ihm seine Beteiligung entzieht. So soll es sein, findet er, denn bis Gott den Messias schickt, sollten Juden im Heiligen Land nicht herrschen.

Seine Frau und er haben 13 Kinder. 7 schlafen im Elternbett, 2 auf der Fensterbank, die anderen auf dem Boden. Die Aufgaben einer Frau, wie er sie sieht: "Nun ja, sie soll zu Hause sein, all das tun, was eben getan werden muss, Kinder bekommen, sie erziehen, die Wäsche machen. Das ist ihre Rolle", erklärt Kraus. Und sonst? "Das ist alles." Damit das so bleibt, betreibt Kraus seinen Feldzug gegen die Moderne, damit die Frauen nicht eines Tages Bildung und Arbeit anstreben - und die Welt der Religiösen aus dem Gleichgewicht bringen.

(Text zum Teil aus dem SPIEGEL, Ausgabe 9. Januar 2012)