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Jedermann

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Jedermann (Begriffsklärung) aufgeführt.
Jedermann und der Tod,
Salzburger Festspiele 2014
Daten des Dramas
Titel: Jedermann. Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes
Gattung: Tragödie
Originalsprache: Deutsch
Autor: Hugo von Hofmannsthal
Erscheinungsjahr: 1911
Uraufführung: 1. Dezember 1911
Ort der Uraufführung: Zirkus Schumann, Berlin
Personen
  • Gott der Herr
  • Erzengel Michael
  • Tod
  • Teufel
  • Jedermann
  • Jedermanns Mutter
  • Jedermanns guter Gesell
  • Der Hausvogt
  • Der Koch
  • Ein armer Nachbar
  • Ein Schuldknecht
  • Des Schuldknechts Weib
  • Buhlschaft
  • Dicker Vetter
  • Dünner Vetter
  • Etliche junge Fräulein
  • Etliche von Jedermanns Tischgesellen
  • Büttel
  • Knechte
  • Spielleute
  • Buben
  • Mammon
  • Werke
  • Glaube
  • Mönch
  • Engel

Jedermann. Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes ist ein Theaterstück von Hugo von Hofmannsthal, das am 1. Dezember 1911 im Berliner Zirkus Schumann unter der Regie von Max Reinhardt uraufgeführt wurde. Das Bühnenbild der Uraufführung entwarf Ernst Stern. Seit 1920 wird das Stück jedes Jahr bei den von Reinhardt und Hofmannsthal begründeten Salzburger Festspielen aufgeführt.

Des Teufels letzte Worte, nachdem er den Jedermann nicht bekommen hat:

Die Welt ist dumm, gemein und schlecht
Und geht Gewalt allzeit vor Recht,
Ist einer redlich, treu und klug,
Ihn meistern Arglist und Betrug. (Geht ab.)

Nach dem Vorbild spätmittelalterlicher Mysterienspiele, Hans Sachs' Von dem sterbenden reichen Menschen, Hekastus genannt (1549), dem Schulddrama Hecastus (1539) von Georgius Macropedius und anderen dramatischen Bearbeitungen aus der frühen Neuzeit (Elckerlijc/Everyman, Homulus) treten im Jedermann neben den Figuren von Gott und Teufel auch der Tod, der Mammon, der Glaube und andere abstrakte Begriffe als Personifikationen auf. Der wohlhabende Jedermann sieht sich unerwartet mit dem Tod konfrontiert, der ihn vor seinen Schöpfer führen will. Weder sein treuer Knecht noch seine Freunde noch sein Geld wollen ihn ins Grab begleiten. Erst der Auftritt seiner Werke und des Glaubens bringen ihn dazu, sich zum Christentum zu bekennen und als reuiger Bekehrter ins Grab zu steigen.

Inhalt

Als Gott sieht, dass man ihn auf der Erde nicht mehr schätzt, beschließt er, die Menschen durch den Tod wieder an seine Macht zu erinnern. Er trägt dem Tod auf, zu Jedermanns Haus zu gehen und ihn vor das göttliche Gericht zu rufen.

Eines Tages befiehlt Jedermann nun dem Hausvogt, dass er ihm einen Geldsack bringe, damit er das Grundstück, das er kaufen will, bezahlen kann. Er will dort einen Lustgarten anlegen, den er seiner Buhlschaft schenken will. Auf dem Weg dorthin begegnet Jedermann einem armen Nachbarn, der ihn um Geld bittet. Doch Jedermann gibt ihm nur einen Schilling. Als der Nachbar an seinen christlichen Glauben appelliert und mehr Geld will, weil er selbst einmal reich war, schickt Jedermann ihn fort.

Kurz darauf trifft er auf einen Schuldner von ihm, der ihn bittet, seinen Schuldbrief zu zerreißen. Doch Jedermann verweigert dies und lässt ihn einsperren. Jedermann kennt kein Erbarmen, doch weil die Frau des Schuldners so sehr weint, erklärt er sich bereit, ihr und ihren Kindern Unterhalt und Verköstigung zu zahlen.

Nach der Begegnung vergeht Jedermann die Lust, das Grundstück für den Lustgarten zu besichtigen, und er beschließt, zu seiner Buhlschaft zu gehen. Doch kaum verlässt Jedermann das Haus, trifft er seine Mutter. Seine Mutter hält ihm, wie schon oft, sein Verhalten zu Gott vor.

Tischgesellschaft mit Brigitte Hobmeier als Buhlschaft, Salzburger Festspiele 2014

Kaum hat ihn seine Mutter verlassen, kommt ihm seine Buhlschaft entgegen, um ihn zu dem für ihn vorbereiteten Fest abzuholen. Auf dem Feste jedoch fühlt sich Jedermann schwach und krank und hat seltsame Erscheinungen. Keiner kann das Glockenläuten hören, das Jedermann hört. Als er plötzlich sagt, er höre jemanden seinen Namen rufen, denken sie, dass er Fieber habe. Doch Jedermann hat es mit der grausamen Wirklichkeit zu tun. Als er sich umblickt, steht ein ihm unbekannter Mann hinter ihm, der sich als Tod zu erkennen gibt und ihn auffordert, sich für den letzten Weg bereit zu machen. Erst jetzt wird Jedermann sein schlechter Charakter bewusst, und er fleht den Tod an, ihm nur eine kurze Frist zu gewähren, damit er sich einen Freund suchen kann, der mit ihm vor das Gericht Gottes tritt. Nach langem Bitten gewährt der Tod ihm eine Frist von einer Stunde.

Zuerst fragt er seinen guten Freund, den Gesellen, ob er ihm nicht einen Gefallen tun will, denn er muss eine weite Reise antreten. Der Gesell ist bereit, ihm jeden Gefallen zu tun, doch als er hört, dass er ihn vor das göttliche Gericht begleiten soll, weigert er sich. Kaum anders handeln die beiden Vettern Jedermanns, und dessen Bedienstete (Knechte). Da er sich nun von allen verlassen fühlt, will er wenigstens sein Geld in die Ewigkeit mitnehmen. Aber aus seiner Geldtruhe kommt Mammon und erklärt sich nicht bereit, mit ihm zu gehen.

Nun ist Jedermann völlig einsam und der Verzweiflung nahe. Da hört er aus dem Hintergrund eine leise Stimme, die seinen Namen ruft. Als er sich umdreht, sieht er eine gebrechliche Frau, die ihm sagt, dass sie seine „guten Taten“ sei und ihn gern ins Jenseits begleiten will. Sie ist aber zu schwach, da er sie immer so vernachlässigt hat. Sie ist aber bereit, ihre Schwester, den Glauben, darum zu bitten.

Der Glaube weist Jedermann nun auf die unendliche Liebe Gottes hin und rät ihm, den Herrn um Gnade zu bitten. Jedermann ergreift die letzte Hoffnung auf Rettung und versucht nach Jahren der Ungläubigkeit, wieder zu Gott zu finden, wobei ihm ein Mönch hilft.

Inzwischen kommt der Teufel, um die schuldbeladene Seele Jedermanns, derer er sich ganz sicher ist, zu holen und mit ihr zur Hölle zu fahren, doch er muss zu seinem Verdruss sehen, dass sie ihm durch die Gnade Gottes entrissen wurde. Wenig später kehrt Jedermann völlig gereinigt zurück und kann nun mit ruhigem Gewissen in Begleitung des Glaubens und der guten Werke vor Gottes Richterstuhl treten.

Interpretation

Im ersten Auftritt Jedermanns wird deutlich gemacht, woran das Herz des reichen Mannes in besonderer Weise hängt: an seinem Schatz, dem Geld. Trotz seiner Liebe zu Besitz und Geld ist Jedermann aber kein Geizhals, kein primitiver oder habgieriger Mensch, sondern ein energischer, kluger Mann auf der Höhe des Lebens. Geschickt und überlegt geht er mit seinem Reichtum um, sein Wort hat Gewicht; er versteht es, seine Knechte sicher und selbstbewusst anzuleiten. Sein Lebensstil entspricht seiner sozialen Stellung. Jedoch die scharfen herrischen Befehle an seine Dienerschaft zeigen neben dem großzügigen und geschickten Geschäftsmann immer deutlicher den hochfahrenden, überheblichen Reichen.

Geld ist für Jedermann etwas ganz Besonderes, etwas Pseudo-Göttliches. In der Schuldknechtszene versäumt er es, Gnade vor Recht ergehen zu lassen, denn er erfüllt die Bitte der Frau des Schuldknechts nicht. Trotzdem ist er aber auch hier nicht vollkommen hartherzig oder ganz und gar unbarmherzig. Seinem Durchschnittscharakter entsprechend entschließt er sich dann doch dazu, die Not der Familie zu lindern. Wenn diese Hilfe auch nicht aus spontanem Mitgefühl entspringt, wenn für diese bescheidene Tat auch weniger sein gutes Herz verantwortlich ist, so verrät sie doch eine gewisse Menschlichkeit.

In der Begegnung mit der Mutter zeigt sich der Charakter Jedermanns unreif und oberflächlich. Doch am Ende, als ihm der Tod naht, beginnt eine Verwandlung mit Jedermann. Er sieht seine Fehler ein und erlangt so Gottes Gnade.

Entstehung

Hugo von Hofmannsthal 1910 auf einer Fotografie von Nicola Perscheid

Ein englisches Mysterienspiel diente Hofmannsthal als Vorlage: Everyman. A Morality Play, gedruckt in London im zweiten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts. Er übernahm auch Elemente aus der Comedi vom sterbend reichen Menschen von Hans Sachs sowie Lieder des mittelalterlichen Minnesangs. Charakteristikum des Mysterienspiels des späten Mittelalters ist es, dass nicht Individuen auftreten, sondern Personifikationen: etwa der Sensenmann, der Mammon (Geld), der Glaube. Die Handlung des Mysterienspiels ist demnach eine Allegorie des christlichen Weltgefüges, vor dem sich der Mensch – „jedermann“ – verantworten muss. Der Jedermann-Stoff gelangte in Salzburg auf der Bühne der Benediktineruniversität bereits 1632 zur Aufführung. Das Theaterstück mit dem Titel Anastasius fortunae pila, terrae piaculum, orci monstrum – „Anastasius, Spielball des Glücks, Opfer der Welt, Schaubild der Hölle“ wurde vom Benediktinerpater Thomas Weiss († 1651) verfasst; in der Titelrolle glänzte der Universitätspedell Wolfgang Braumiller (1600–1683), ein barocker Schauspielstar.[1]

Hofmannsthals Drama ist vollständig in Versen gehalten; das Versmaß ist durch die nicht immer gleiche Zahl von unbetonten Silben dem Knittelvers ähnlich, der für die mittelhochdeutsche und frühneuhochdeutsche Dichtung typisch ist. Die Sprache hat insgesamt eine mittelhochdeutsche Färbung. Man kann annehmen, dass Hofmannsthal hier, wie im fast zeitgleich entstandenen Rosenkavalier eine Art „imaginäre Sprache“ schaffen wollte, die eine bestimmte Stimmung der Vergangenheit heraufbeschwört, ohne diese historisch rekonstruieren zu wollen. Selbst die Bühne der ersten Inszenierung, ein einfaches dreistöckiges Gerüst, war angelehnt an die altenglische Bühne.

Vielmehr ging es Hofmannsthal darum, ein Zeitstück zu schaffen, in dem die Gegenwart in der Vergangenheit sichtbar wird. Die Wiederbelebung des Mysterienspiels war ein außergewöhnlicher Versuch, das Theater zu erneuern. Er entschied sich für die Allegorie als Stilmittel, weil es „in der Idee des Dramas“ sei, „das zerfließende Weltwesen in solcher Art zu festen Gegensätzen zu verdichten“ (1911). Damit wird die Allegorie zum zeitgemäßen Mittel, die wirre Welt der Gegenwart überhaupt erst wieder begreifbar zu machen.

Frühere Fassungen

Das Projekt Jedermann zog sich über acht Jahre hin. Mit den ersten Entwürfen begann Hofmannsthal im April 1903. Eine frühe Fassung des Stoffs von 1905 ist erhalten; sie unterscheidet sich jedoch sehr stark von dem späteren Stück. Beendet wurde es erst im September 1911. Hofmannsthal schreibt, er habe den Stoff über Jahre hinweg mit sich herumgetragen; schließlich habe der Wunsch gesiegt, dem alten Stoff Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, ihn „gewähren lassen ohne Einmischung, wiederherstellen ohne Willkür“ (1911).

Die von 1905 erhaltene Fassung ist nicht in Reimen gehalten, sondern in Prosadialogen; auch die Sprache ist noch nicht altertümelnd; die Dialoge noch im hohen Ton von Hofmannsthals Frühwerk gehalten. Der Schauplatz des Spiels ist genau angegeben: „Ein Garten bei Wien“. Jedermann ist gezeichnet als „ein reicher Hausbesitzer“, der Mammon als sein Bediensteter. Das Fragment besteht aus vier Dialogen, die Jedermann mit dem Mammon, dem Tod; der Verwandtschaft und dem Freund führt.

Das Fragment scheint sehr dicht Hofmannsthals eigene biographische Situation zu reflektieren. Im Sommer 1901 hatte er geheiratet und mit seiner Frau ein Haus bezogen. Finanziell war er durch das Vermögen seines Vaters unabhängig. Der erste Dialog zwischen Jedermann und dem Mammon lässt das Herrschaftsverhältnis zwischen beiden hervortreten. Jedermann hadert mit dem Mammon, seinem Knecht, dessen Dienstfertigkeit ihm unerträglich ist.

Zentral ist auch Jedermanns innerer Konflikt zwischen unstillbarem Lebensdurst und unausweichlicher Vergänglichkeit: „Es ist eine wütende Qual: Ich bin da, ich einzelnes Leben, und da ist die Welt, funkelt herauf durch die Stämme, Tal an Tal. Nicht auszuschöpfen! Und ich, ich schwinde hin, ich bin schon halb dahin!“ Als der Tod ihn holen will, bittet Jedermann um weitere Lebenszeit, jedoch nicht wie in der späteren Fassung, um Begleitung für den Gang vor seinen Schöpfer zu finden, sondern um sich, wie der Tod ihm aufträgt, zu „trösten“, um „Jedermann und mein Gesicht ertragen lernen“.

Deutlich ist der Bezug zum Tod von Hofmannsthals Mutter im Jahr 1904. Ihr gilt der Selbstzweifel des autobiographischen Jedermann/Hofmannsthal: er erinnert sich daran, am Sterbebett der Mutter in ihren Augen eine „angstvolle, antwortlose Frage“ gelesen zu haben, die ihm gegolten habe – doch er sei aus dem Zimmer gegangen. „(I)ch muß doch im Stande gewesen sein zu verstehen, was ihre Augen vor dem Sterben sagen wollten. – Wenn ich es nicht verstanden habe – für was leben wir denn dann – für was haben wir dann Augen im Kopf und einen Mund und eine Zunge und ein Gehirn und Gedanken und Gefühle?“

Der Dialog mit dem Freund spielt mit Sicherheit auf die Freundschaft mit Stefan George an, die zu diesem Zeitpunkt bereits fast zerstört war. Er beginnt als nostalgische gemeinsame Erinnerung an „die Pracht unserer Jugend“. Nun sei es an der Zeit, die „üppigen Träume“ der Jugend wahrzumachen; der Dialog endet mit dem Bruch der Freundschaft. Ein Jahr später, im März 1906, sollten Hofmannsthal und George tatsächlich ihre 15 Jahre andauernde Freundschaft beenden.

Jedermann bei den Salzburger Festspielen

Engel im Jedermann, Salzburger Festspiele 2014
Besprechung zwischen Teufel und Glauben

Premiere hatte der Jedermann bei den Salzburger Festspielen am 22. August 1920 in der Inszenierung von Max Reinhardt. Reinhardts Idee war es, das Stück auf dem Platz vor dem Salzburger Dom aufzuführen, wo es nach Hofmannsthal seinen „selbstverständlichen Platz“ gefunden zu haben schien. Mittelalter und Barockzeit, Kirche und Friedhof, Mönche und Musikanten schienen hier in der Gegenwart präsent:

„Wie ein Selbstverständliches wirkten die marmornen fünf Meter hohen Heiligen, zwischen denen die Schauspieler hervortraten und wieder verschwanden, wie ein Selbstverständliches die Rufe ‚Jedermann‘ von den Türmen der nahen Kirche, von der Festung (Hohensalzburg) herab, vom Petersfriedhof herüber, wie ein Selbstverständliches das Dröhnen der großen Glocken zum Ende des Spiels, das Hineinschreiten der sechs Engel ins dämmernde Portal, die Franziskanermönche, die von ihrem Turm herunter zusahen, die Kleriker in den hundert Fenstern des Petersstiftes, wie ein Selbstverständliches das Sinnbildliche, das Tragische, das Lustige, die Musik.“

Max Reinhardt, 1920

Bei schlechtem Wetter weicht die Aufführung aus in das Große Festspielhaus, wo zwar deutlich bessere akustische Bedingungen herrschen, aber das Stück nach Ansicht vieler Beobachter viel von seiner Wirkung verliert.

Bis 2001 hielten sich die Inszenierungen der verschiedenen Regisseure – siehe unten – an das ursprüngliche Konzept Reinhardts, nur Leopold Lindtberg wich deutlich davon ab. Seit 2002 wird der Jedermann nun in einer modernisierten Inszenierung von Christian Stückl gezeigt, der 2003 auch abendliche Vorstellungen mit künstlichem Licht einführte. Am 5. August 2003 fand die 500. Vorstellung des Jedermann im Rahmen der Salzburger Festspiele statt. Seit 2013 gibt es vor jeder Vorführung einen Umzug vom Festspielhaus zum Domplatz.

Die Titelrolle des Jedermann gilt in der Theaterwelt als eine Ehre, die nur den berühmtesten Theaterschauspielern zuteil wird. Auch die übrigen Rollen des Stücks, zumal jene der Buhlschaft werden traditionell hochkarätig besetzt. Den Jedermann spielten bei den Salzburger Festspielen:[2]

Als Buhlschaft waren in Salzburg zu sehen:

Die Regisseure des Salzburger Jedermann:

Weitere Jedermann-Aufführungen

Jedermann-Festspiele im Berliner Dom mit Brigitte Grothum, Winfried Glatzeder und Debora Weigert (v.l.n.r.), Oktober 2010

Seit 1922 wird der Jedermann in Mondsee im Juli und August aufgeführt. Es handelt sich dabei um die Mundartversion von Franz Löser. Diese Version wird auch seit 1956 alle drei Jahre in Faistenau am Dorfplatz unter der 1000-jährigen Linde aufgeführt.

In Berlin gibt es seit 1987 die jährlichen Jedermann-Festspiele.[5] Die Inszenierungen leitet Brigitte Grothum. Spielstätte war zuerst die Kreuzberger Südsternkirche, später die Marienkirche, aber auch die Gethsemanekirche und die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche. 1993 inszenierte Brigitte Grothum das Mysterienspiel mit Musik von Johann Bach neu. Seither ist der Berliner Dom die Spielstätte. Den Jedermann spielte unter anderem Travestiestar Georg Preuße alias „Mary“. Im Jahr 2008 gab Mariella Ahrens wieder die Buhlschaft, während Winfried Glatzeder den Jedermann gab. Stars der Inszenierung des Jahres 2009 waren Katarina Witt als Buhlschaft, Rüdiger Joswig als Jedermann sowie Herbert Feuerstein in der Rolle des Teufels. Im Jahr 2010 übernahm wieder Winfried Glatzeder die Rolle des Jedermann und Eva Habermann die Rolle der Buhlschaft. Im Jahr 2012 spielte Francis Fulton-Smith an der Seite von Barbara Wussow den Jedermann im Berliner Dom.[6] 2013 wurde Jeanette Biedermann als Buhlschaft engagiert, die Rolle des Jedermann übernahm wieder Francis Fulton-Smith.[7]

Seit 1994 wird das Stück in einer Fassung von Michael Batz in der Hamburger Speicherstadt gezeigt.[8] Seit 1999 spielt man das Stück alljährlich im Burghof der Festung Hohensalzburg,[9] seit 2001 im Bamberger Dom.

2014 hat auch Wismar seinen Jedermann bekommen. Das Stück soll künftig alljährlich im Sommer in der Kirche St. Georgen aufgeführt werden. Im Gründungsjahr spielten Sascha Gluth die Titelrolle, Charlotte Sieglin die Buhlschaft, Achim Wolff den Tod und Andreas Conrad den Mammon.[10]

2014 spielte auch der Berliner Schauspieler Claudio Maniscalco den Jedermann bei den Sommerfestspielen der Clingenburg in Klingenberg am Main.[11]

Auch von einer Reihe weiterer Bühnen und Amateurtheatergruppen wird der Jedermann aufgeführt, zum Teil in Dialektbearbeitungen.

Historische Produktionen

Von 1925 bis 1969 wurde bis auf wenige Ausnahmen Jedermann bei den Freilichtspielen Schwäbisch Hall aufgeführt, die bis zum Zweiten Weltkrieg auch Jedermann-Festspiele genannt wurden. Seither wird das Stück noch in den Jubiläumsjahren der Festspiele gespielt, zuletzt zur 850-Jahr-Feier der Stadt im Jahr 2006, mit einer Wiederaufnahme im Folgejahr.[12]

Die Jedermann-Inszenierung der Hinterwinkler Kulturbühne von Peter Willy Willmann († 2012) war ab den 1990er Jahren in Österreich und Deutschland an verschiedenen Orten zu sehen, etwa neun Sommer lang im Brunnenhof der Münchner Residenz, 2004 und 2011 bei den Thurn und Taxis Schlossfestspielen in Regensburg, 2005 beim Rheingau Musik Festival und 2007 bei den Mannheimer Schlossfestspielen. Willmann verwendete dabei eine eigene, gestraffte Textversion, spielte die Hauptrolle selbst und konnte zunehmend aus Film und Fernsehen bekannte Schauspieler für das Projekt gewinnen – wie Christine Neubauer als Buhlschaft und Hanna Schygulla, Lis Verhoeven oder Jutta Speidel als Mutter. Die Stimme Gottes wurde von Otto Sander gesprochen. Gespielt wurde in den historischen Kostümen der Salzburger Inszenierung von 1959.

Bearbeitungen des Jedermann

In Anspielung auf die Titelfigur wurde die deutschsprachige Übersetzung des Romans The Salzburg Connection (1968) von Helen MacInnes auch unter dem Titel In Salzburg stirbt nur Jedermann herausgebracht.

Der 1958 erschienene, von Gerhard Bronner verfasste und von Helmut Qualtinger interpretierte Jedermann-Kalypso (musikalisch eine Coverversion des damals populären Banana Boat Song) kommentiert satirisch die Vermarktung des Jedermann und unveränderte Aufführung. Der bayerische Liedermacher Georg Ringsgwandl veröffentlichte auf seinem Album Das Letzte (1986) das Lied Jedermann, das heutige Zeitgenossen beschreibt, die charakterlich der Hofmannsthalschen Figur entsprechen. Der Tod, ein Lied der Gruppe Erste Allgemeine Verunsicherung aus dem Album Liebe, Tod und Teufel (1987), nimmt ebenfalls auf das Stück Bezug.

Einzelnachweise

Leopoldine Konstantin als Buhlschaft, Berlin 1912
  1. Christoph Brandhuber und Franz Witek: Der erste Salzburger „Jedermann“. In: Grazer Beiträge, Zeitschrift für die Klassische Altertumswissenschaft, Bd. 27 (2010), S. 91–129.
  2. Spielplanarchiv der Salzburger Festspiele (Suche nach „Jedermann“ ergibt Aufführungsdaten und Besetzungen seit 1946)
  3. Julian Crouch. In: salzburgerfestspiele.at, abgerufen am 6. Juni 2013.
  4. Bernhard Flieher: Der Jedermann muss das Loslassen lernen. In: salzburg.com, 5. Juni 2013, abgerufen am 6. Juni 2013.
  5. Jedermann-Festspiele in Berlin
  6. TrendJam Magazin: Berliner Jedermann Festspiele 2012 mit Francis Fulton-Smith, Barbara Wussow, Ursula Karusseit und Herbert Köfer, 8. Oktober 2012
  7. Berliner Jedermann Festspiele:[1]/
  8. Speicherstadt Hamburg
  9. Jedermann Aufführung des Vereins Burgspiele im Burghof der Festung Hohensalzburg
  10. Jedermann Festspiele Wismar
  11. [2]
  12. Philosophie auf der Internetseite der Freilichtspiele Schwäbisch Hall.
  13. Aufführung am 7. und 8. Mai 2010 in der Neuen Kirche zu Emden [3].
  14. Regie: Wolfgang Kaus – Open Air – [4] – mit Helmut Markwort, Ralf Bauer u. a. – 17–27. Juli 2010
  15. Mitteldeutscher Jedermann

Weblinks

 Commons: Jedermann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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