James Silberman

James Silberman

James Silberman (geb. 1927; gest. 2020), bedeutender US-amerikanischer Lektor

Leben

• tachles-Newsletter vom 4. August 2020:

James Silberman verstorben

Der bedeutende Lektor wurde 93 Jahre alt.

Am 26. Juli ist in seiner Wohnung in Manhattan eine zentrale Figur der amerikanischen Nachkriegsliteratur den Folgen eines Schlaganfalls erlegen. Als Lektor war James Silberman für Bestseller, aber auch kulturelle Meilensteine von James Baldwin, Marilyn French, Hunter S. Thompson oder Alvin Toffler, sowie Werke von Elie Wiesel verantwortlich. Dieser rühmte ihn als Meister seines Fachs als «Editor». Silberman wurde 1927 als Sohn einer jüdischen Familie in Boston geboren. Der Vater war in der Zeitungsbranche tätig und in der progressiven Politik aktiv. James Silberman diente nach dem Zweiten Weltkrieg in der US-Army und studierte anschliessend Politikwissenschaften an der Harvard University. Nach dem Abschluss 1950 besuchte er den «Radcliffe Publishing Course» als Einführung in die Verlagsbranche. Nach einer Zwischenstation in der Werbeabteilung von Little, Brown & Company wurde Silberman 1953 PR-Mann für Dial Press in New York. Ein glücklicher Zufall verschaffte ihm dann den einzigen Lektoren-Job des relativ kleinen Verlags. 1956 landete Silberman mit dem Roman «Giovanni’s Room» von James Baldwin einen massiven Hit. Im Zentrum stehen homosexuelle Beziehungen eines Schwarzen mit Weissen in Paris – seinerzeit ein Skandal. Silberman arbeitete mit Baldwin anschliessend bei dessen Klassikern «Another Country» und «The Fire Next Time» zusammen.

1963 warb ihn der legendäre Verleger Bennett Cerf zu Random House für die Rolle des Cheflektors ab. Silberman stieg später zum «Editor in Chief» und Herausgeber der Erwachsenen-Literatur auf. Bis 1975 betreute Silberman so wichtige Autoren wie Hunter S. Thompson («Hell’s Angels», 1967), Alvin Toffler («Future Shock», 1970), Stewart Brand («The Last Whole Earth Catalog», 1971), David Halberstam («The Best and the Brightest», 1972) und E.L. Doctorow («Ragtime», 1975).

Eine Affäre mit seiner späteren Frau Selma Shapiro brachte 1975 das plötzliche Aus bei Random House. Doch er wurde umgehend vom Konkurrenten Simon & Schuster angestellt und mit der Gründung eines ihm direkt unterstellten Verlags mit dem Namen «Summit Books» betraut. Auch hier bewies Silberman ein Gespür für starke Themen und wichtige Stoffe und erzielte Bestseller wie den Debut-Roman «The Women’s Room» von Marilyn French mit 20 Millionen verkauften Exemplaren, «The Price of Power: Kissinger in the Nixon White House» von Seymour Hersh oder «The Man Who Mistook His Wife for a Hat» von Oliver Sacks.

Silberman ging später zurück zu Little, Brown und hat daneben mit Betty Friedan und Muhammad Ali zusammengearbeitet. Bei Autoren berühmt und beliebt für Geduld und Einfühlungsvermögen, blieb er bis zu einem Schlaganfall vor wenigen Jahren in der Branche aktiv.