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Jakob Teichman

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Hochzeitsbild: Jakob Teichman und Agnes Porjes, Budapest 27. Februar 1944
Familie Teichman, Zürich 1962

Dr. Jakob Teichman (1915-2001) war ein Schweizer Rabbiner ungarischer Herkunft.

Leben

Jakob Teichman wurde am 15. Januar 1915 im ungarischen Tállya als jüngstes von drei Geschwistern in eine orthodoxe Familie geboren. Sein Vater Jehuda Teichman führte den "Morenu"-Titel und betrieb zusammen mit seiner Frau Rosa Schwarz eine "Kritschme" (Schenke). Wichtig war seinem Vater, seinen Kindern persönlich die Heilige Sprache beizubringen. Bei ihm lernte Jakob Teichman jenen sorgfältigen, präzisen Umgang mit Sprache, den er in jeder Sprache, in welcher er sich auszudrücken lernte, systematisch weiterentwickelt und verfeinert hat.

Nach der Maturität am Gymnasium des Rabbinerseminars in Budapest im Jahre 1936 nahm er gleichzeitig die Studien am Rabbinerseminar sowie an der philosophischen Fakultät der Universität von Budapest in semitischen Sprachen auf und erteilte daneben auch Unterricht, um seine Eltern finanziell zu entlasten.

1940 promovierte Jakob Teichman zum Doktor der Philosophie mit der Dissertation "Die Farben in der Bibel". 1942 erhielt er die S'micha. Direkt danach musste er zum Zwangsarbeitsdienst einrücken. Nach seiner Rückkehr konnte er sein Amt als Gemeinde- und Jugendrabbiner antreten und im Auftrag der jüdischen Gemeinde Budapest Religionsunterricht an öffentlichen Schulen erteilen.

Am 27. Februar 1944 - kurz vor dem Einmarsch der Deutschen in Budapest im März 1944 - heiratete er Agnes Porjes (geb. 1919). Es folgte die Zeit der Deportationen - seine Mutter und seine zwei älteren Schwestern kamen in Auschwitz um. Er selbst konnte im Herbst 1944 für sich, seine Frau und seine Schwiegermutter Schutzpässe des Schweizer Konsuls Karl Lutz erhalten, was ihnen ermöglichte, die Monate bis zur Befreiung im Januar 1945 unter schwierigsten Verhältnissen im sogenannten Glashaus des Schweizer Konsulats zu überleben.

Nach dem Krieg wirkte Jakob Teichman als Gemeinde- und Jugendrabbiner, aber auch, wie schon während der Zeit der Bombardierungen, als "Friedhofsrabbiner".

1947 wurde der erste Sohn Jehuda geboren. 1950-1956 war Jakob Teichman Mitglied des Rabbinats in Budapest und amtierte als Gemeinderabbiner im Stadtteil Ujpest.

1956 flüchtete er mit seiner Familie nach Wien, von wo er weiter nach Israel reiste. Dort wirkte er als Mittelschullehrer für Tora und Talmud und als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Gedenkstätte Jad vaSchem. An der Hebräischen Universität Jerusalem erwarb er das Diplom eines Bibliothekswissenschaftlers und wurde leitender Bibliothekar an der Bar-Ilan-Universität in Tel-Aviv.

1959 wurde der jüngere Sohn Daniel in Jerusalem geboren. Im selben Jahr erfolgte die Berufung von Jakob Teichman nach Zürich, wo er zusammen mit Oberrabbiner Dr. Taubes als Rabbiner der Israelitischen Cultusgemeinde tätig wurde.

Nach dem Rücktritt von Rabbiner Dr. Taubes 1965 fungierte Jakob Teichman bis 1967 allein als Rabbiner der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich, ein Amt, das er danach mit Rabbiner Dr. Jacob Posen teilte.

In der Schweiz wurde Jakob Teichman mit seiner Weisheit und seinem Witz nicht nur in der jüdischen, sondern auch in der nichtjüdischen Bevölkerung bekannt. Sein vielfältiger Einsatz, das Judentum der nichtjüdischen Umgebung näher zu bringen, sein Anliegen, durch Verbreitung von Wissen über das Judentum dem Antisemitismus entgegenzuwirken, waren ein wesentlicher Teil seines beruflichen und persönlichen Engagements. In der Öffentlichkeit kannte man ihn durch seine Vorträge an Volkshochschulen und in Kirchgemeinden sowie von seinen Auftritten in Radio und Fernsehen (u. a. 1980 die Ausstrahlung seines Portraits im Schweizer Fernsehen "Als Jude geboren - zum Juden gemacht").

Während mehrerer Jahre sprach er im Fernsehen die "Worte zum Feiertag". In Kursen instruierte er unzählige Krankenschwestern über den Umgang mit jüdischen Patienten. Besonders großen Anklang fanden seine regelmäßigen Synagogenführungen für Schulen und Vereine. Vor allem aber stand er während 28 Jahren offiziell im Dienste seiner Gemeinde und wirkt seither als ihr Rabbiner Emeritus.

1987 trat er offiziell von seinem Amt zurück. Einige Jahre war er jedoch auch als "Surbtaler Rabbiner" tätig, insbesondere mit regelmässigen Besuchen im Altersheim Lengnau, wo er als Rabbiner an den Feiertagen sowie auch bei speziellen Anlässen in der Gemeinde Endingen fungierte.

Rabbiner Jakob Teichman starb am 4. November 2001 in Zürich.

Literatur

  • Christiane Uhlig Gast, Frau Rabbiner Teichman erzählt, 2009 Baden/Schweiz

Hinweis

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