Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Jakob Haringer

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Jakob Haringer (* 16. März 1898 in Dresden als Johann Franz Albert; † 3. April 1948 in Zürich) war ein deutscher Schriftsteller.

Leben

Jakob Haringer war der Sohn eines österreichischen Vertreters und einer bayerischen Lehrertochter. Er besuchte die Volksschule in München und Salzburg, danach die Realschule in Traunstein, später die in Ansbach. Im Alter von 16 Jahren verließ er die damalige Realschule Ansbach ohne Abgangszeugnis. Eine kurz darauf begonnene kaufmännische Lehre in Salzburg brach er bereits wenige Monate später im Februar 1915 wieder ab und begab sich auf Wanderschaft.

Ab 1917 nahm er als Soldat am Ersten Weltkrieg in Flandern teil. 1918 wurde er wegen Herzbeschwerden als dienstuntauglich entlassen.

In München war er 1919 Sympathisant der Räterepublik und nach deren Ende für kurze Zeit inhaftiert. Seit Beginn der 1920er Jahre führte er ein unstetes Wanderleben in Deutschland und den Nachbarländern, da er wegen eines Vergehens gegen das Zollgesetz polizeilich gesucht wurde; später folgten Anzeigen wegen Urkundenfälschung, Meineid, Beamtenbeleidigung, Hausfriedensbruch und Gotteslästerung und mehrfache Zwangseinweisungen in psychiatrische Anstalten.

Haringers Werke erschienen meist im Selbstverlag, die Erscheinungsorte sind häufig fingiert. Er lebte vorwiegend von Bettelbriefen an prominente Schriftsteller, zu seinen Förderern gehörten Alfred Döblin und Hermann Hesse. Von 1931 bis 1933 lebte er in Ebenau bei Salzburg mit der Schauspielerin Hertha Grigat zusammen. Aus dieser Beziehung gingen zwei nicht eheliche Kinder hervor, Johannes Grigat (1932–1992) und Ingeborg Grigat (heutige Hoffmann, lebt in Hamburg). 1933 wurde er Mitglied der Vereinigung sozialistischer Schriftsteller. Im Jahre 1936 wurde ihm von den nationalsozialistischen Machthabern die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt, so dass Haringer im März 1938 aus Österreich nach Prag und von dort in die Schweiz floh. 1939 lebte er vorübergehend in Paris, anschließend wieder illegal in der Schweiz, wo er während des Zweiten Weltkrieges in verschiedenen Flüchtlings- und Internierungslagern festgehalten wurde. Eine Berner Hilfsorganisation ermöglichte es ihm, sich ab 1943 in Bern niederzulassen. 1946 siedelte er nach Köniz bei Bern über. Haringer starb während eines Besuchs bei Freunden in Zürich im Alter von 50 Jahren an einem Herzinfarkt.[1]

Rezeption

Jakob Haringer, dessen Werk vorwiegend aus Gedichten besteht, war ein eigenwilliger und eigensinniger Autor, der nur am Rande vom Expressionismus beeinflusst war. Seine Werke haben vorwiegend die eigenen Empfindungen zum Thema und schwanken unablässig zwischen tiefem Gefühl, großer Melancholie und wüsten Ausfällen gegen Gott und die Welt. Auch mit seinem Lebenslauf steht er in der Tradition mittelalterlicher Vaganten. Sein Nachlass befindet sich heute im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern und im Salzburger Literaturarchiv.

Werke

  • Tobias, Amsterdam 1916
  • Das Marienbuch des Jakob Haringer, Amsterdam 1917
  • Weihnacht im Armenhaus, Amsterdam 1918
  • Hain des Vergessens, Dresden 1919
  • Abendbergwerk, München 1920
  • Die Kammer, Regensburg 1921
  • Das Räubermärchen, Frankfurt a.M. 1925
  • Die Dichtungen, Potsdam 1925
  • Kind im grauen Haar, Frankfurt a.M. 1926
  • Heimweh, Wien 1928
  • Leichenhaus der Literatur oder Über Goethe (Die Einsiedelei. Ein Stundenblatt. Nummer V-VII), Berlin, Der Strom Verlag 1928. Neuauflage Berlin, 1982 (2. Aufl. 1983), herausgegeben und eingeleitet von Hansjörg Viesel. Weitere Neuauflage Siegen 1996 bzw. 1997 u.d.T. Leichenhaus der Literatur (Reihe Vergessene Autoren der Moderne, Bd. 69), Hg. und Nachwort Christoph Kahl, ISSN 0177-9869
  • " Die Einsiedelei. Ein Stundenblatt. Nummer VIII: 'Chinesische Strofen' bis Nummer XV: 'Ein Stundenblatt', Verse nach Regnier, Amsterdam, Christoph Brundel Verlag (= Selbstverlag), (1930)
  • Abschied, Berlin 1930
  • Das Schnarchen Gottes, Amsterdam 1931
  • Deutsche Latrinen-Inschriften, Berlin 1931
  • Der Reisende oder Die Träne, Ebenau b. Salzburg 1932
  • " Mein Leben. Freunde der Dichtung, Hektographierter Einblattdruck nach Maschinenschrift. (Breslau, Selbstverlag 1932). 4°, 2 S., Erste Ausgabe.- WG. 27.- Hektographiertes Schreiben an die Freunde und Mäzene m. Autobiographie und drastischer Schilderung der elenden Lebensumstände ("Meine einzigen Schuhe sind zerfetzt, meine einzige Hose ist zerrissen, Mantel besitz ich keinen.").- Dieser Einblattdruck lag den Dedikationsexemplaren von "Der Reisende oder Die Träne" bei, wurde aber auch separat verschickt
  • Andenken, Amsterdam 1934
  • Vermischte Schriften, Salzburg [u.a.] 1935
  • Notizen, Brundel Verlag (= Selbstverlag), Paris 1935
  • Souvenir, Amsterdam 1938
  • Das Fenster, Zürich 1946
  • Der Orgelspieler, Fürstenfeldbruck/Bayern 1955
  • Das Rosengrab, Fürstenfeldbruck/Bayern 1960
  • Lieder eines Lumpen, Zürich [u.a.] 1962
  • Der Hirt im Mond, Graz [u.a.] 1965
  • Neun Gedichte, Köniz 1970
  • Das Schnarchen Gottes und andere Gedichte, München [u.a.] 1979
  • In die Dämmerung gesungen, Berlin [u.a.] 1982
  • Aber des Herzens verbrannte Mühle tröstet ein Vers, Salzburg [u.a.] 1988
  • Über die Liebe zu Büchern, Bayreuth 1990

Herausgeber

  • Die Einsiedelei, Amsterdam 2.1928 - 31.1929
  • Epikur: Fragmente, Zürich 1947

Literatur

  • Paul Heinzelmann: Jakob Haringer in memoriam, Fürstenfeldbruck 1955
  • Werner Amstad: Jakob Haringer - Leben und Werk, Freiburg/Schweiz 1966
  • Siglinde Bolbecher, Konstantin Kaiser: Lexikon der österreichischen Exilliteratur, Wien 2000
  • Peter Härtling: Haringer, Jakob. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, S. 673 f. (Onlinefassung).
  • Vivien C. Fisher: The "Heimweh" motif in the work of Jakob Haringer. Imprint: Ann Arbor: University Microfilms International, 1979. Description: Microfiche. Date of Publication: 15. November 1979
  • Lutz Hagestedt (Hrsg.): Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert. Biographisch-bibliographisches Handbuch, Band XIV, Spalten 237-240. Walter de Gruyter, Berlin 2010, ISBN 978-3-11-023160-1

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Werner Amstad: 'Jakob Haringer - Leben und Werk. Freiburg/Schweiz 1966.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Jakob Haringer aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.