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Jacques Necker

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Porträt des Jacques Necker von Joseph Siffred Duplessis (1725–1802).
Neckers Unterschrift:
Signatur Jacques Necker.PNG

Jacques Necker (* 30. September 1732 in Genf, République de Genève; † 9. April 1804 in Genf, Département Léman) war ein Genfer Bankier und Finanzminister unter Ludwig XVI. Er war mit der Salonnière Madame Necker verheiratet und der Vater von Madame de Staël.

Anfänge

Porträt der Suzanne Curchod von Joseph-Siffred Duplessis (1725–1802)

Neckers Vater Karl Friedrich Necker (1686–1762) stammte aus Küstrin in Brandenburg (heute Polen) und war Professor für Rechtswissenschaften. Nach der Veröffentlichung einiger Schriften über internationales Recht berief ihn die Académie de Genève zum Professor für öffentliches Recht. Schließlich wurde er auch Bürger der Republik Genf.[1] Seine Mutter war Jeanne Gautier (* 1692). Das Paar war seit dem 7. Januar 1726 verheiratet und bekam gut zwei Jahre vor Jacques schon einen älteren Sohn, Louis Necker.

Jacob Vernet (1698–1789), ein Kollege von Neckars Vater an der Académie de Genève, vermittelte 1748 dessen Sohn Jacques eine Lehrstelle bei der Genfer Niederlassung der Pariser Bank „Labhard, Vernet & Cie.“ bei der Vernets Bruder Isaac Vernet (1700–1773) Mitinhaber war. Nach Lehrabschluss begann Jacques Necker 1750 in Paris am Hauptsitz der Bank „Labhard, Vernet & Cie.“ als Angestellter zu arbeiten. Die Kundenliste der Bank umfasste zahlreiche prominente Namen, darunter die noch von Vernet persönlich geworbene Bank Leu in Zürich. Nachdem Vernets Geschäftspartner Jean-Henri Labhard 1753 verstorben war, wandelte Vernet die Bank 1756 in eine Kommanditgesellschaft um und nahm seine zwei tüchtigsten Angestellten als Mitgesellschafter auf: Neben Jacques Necker war dies Georges-Tobie de Thellusson (1728–1776), der ebenfalls aus Genf stammte und ein Nachkomme des Bankiers Isaac Thellusson war (1690–1755). Die Bank bestand unter dem Namen „Thellusson, Necker & Cie.“ bis 1770. Thelluson beaufsichtigte die Zweigstelle in London, während Necker die Geschäfte in Paris führte. Beide Partner wurden durch Darlehen an das Finanzministerium und durch Spekulationen mit Getreide sehr reich.

1763 verliebte sich Necker in Madame de Verménou, die Witwe eines französischen Offiziers. Während eines Besuchs in Genf begegnete er schließlich Suzanne Curchod, der Tochter eines Pastors aus der Nähe von Lausanne (die vorher mit dem Historiker Edward Gibbon verlobt gewesen war), brachte sie 1764 mit nach Paris und heiratete sie. Sie ermutigte ihren Mann, eine öffentliche Laufbahn einzuschlagen.

Necker wurde Syndikus oder Direktor der französischen Ostindien-Handelsgesellschaft. Nachdem er dort seine finanziellen Fähigkeiten im Management unter Beweis gestellt hatte, verteidigte er sie 1769 in einer geschickten Abhandlung gegen die Angriffe von André Morellet. Inzwischen unterhielt Madame Necker die wichtigsten aufgeklärten Persönlichkeiten der politischen, finanziellen und literarischen Welt von Paris in ihrem Salon; ihre Freitage wurden ebenso stark frequentiert wie die Montage der Madame Geoffrin und die Dienstage der Madame Helvétius. Im Jahr 1773 gewann Necker für eine Lobrede auf Colbert den Preis der Académie Française, und 1775 veröffentlichte er seinen Essai sur la législation et le commerce des grains, in denen er die Freihandelspolitik von Turgot angriff.

Finanzminister unter Ludwig XVI.

Compte rendu au roi (1781) Edition originale

Seine Gattin glaubte nun, er könne als großer Finanzier reüssieren, worauf er seinen Anteil an der Bank an seinen Bruder Louis abgab. Im Oktober 1776 wurde er von Ludwig XVI. zum Finanzminister Frankreichs (contrôleur général des finances) ernannt, zunächst nur mit dem Titel eines Direktors der Schatzkammer, und vom 29. Juni 1777 bis zum 19. Mai 1781 als Generaldirektor der Finanzen, directeur général des finances. Er versuchte die Finanzen wieder in geregelte Bahnen zu lenken, indem er die taille (Kopfsteuer) gleichmäßiger verteilte, den vingtième d’industrie abschaffte, und monts de piété (gemeinnützige Pfandleihen) einrichtete.

Seine wichtigste finanzielle Maßnahme war jedoch der Versuch, die französischen Schulden sowie die Einführung von Jahresrenten unter Bürgschaft durch den Staat zu finanzieren. Die Anwendung der Finanzierungsmaßnahmen war zu schwierig, um innerhalb kurzer Zeit durchgeführt zu werden, und Necker wies nur auf die zu befolgenden Leitlinien hin, anstatt den Vorgang zu vollenden. In all diesen Dingen behandelte er die französischen Finanzen mehr als Bankier denn als kompetenter politischer Ökonom. An Turgot, den berühmtesten Ökonomen seiner Zeit, reichte er nicht heran. Politisch tat der von den Ideen der Aufklärung beeinflusste Generaldirektor der Finanzen nicht viel, um die sich anbahnende Revolution abzuwenden, und seine Gründung von Provinzversammlungen war nur eine ängstliche Anwendung von Turgots ausgefeiltem Plan zur Neuorganisation der Verwaltung Frankreichs. Immerhin betrieb er 1780 erfolgreich die Abschaffung der Folter.

Im Jahr 1781 verfasste Necker seinen Compte rendu au roi, einen Bericht an den König über die Staatsfinanzen. Über diesen Bericht erhielt auch erstmals die Öffentlichkeit Einblick in die staatlichen Einnahmen und Ausgaben.

Entlassung und Verbannung

Noch 1781 wurde Necker aus seinem Amt entlassen; seine Absetzung ist jedoch weniger seinem Bericht als dem Einfluss von Marie Antoinette zuzuschreiben, deren Pläne zugunsten Adrien-Louis de Bonnières er vereitelt hatte.

Im Ruhestand beschäftigte er sich mit Literatur und mit seinem einzigen Kind, seiner 1766 geborenen Tochter Anne Louise Germaine Necker, die 1786 den Botschafter Schwedens heiratete und Madame de Staël wurde.

Necker äußerte sich aber weiterhin zu französischen Staatsangelegenheiten und wurde 1787 wegen seines Angriffs auf seinen Nachfolger Calonne mittels eines lettre de cachet aus Paris verbannt.

Französische Revolution

Necker 1789

Die Bedeutung, welche die öffentliche Meinung in der Französischen Revolution erlangen sollte, zeigte sich bereits 1788. Auch unter Einfluss des literarischen Zirkels seiner Frau galt Necker als der einzige Minister, der das Defizit stoppen könne, und wurde im September erneut zum Generaldirektor der Finanzen ernannt.

Er beendete die Revolte in der Dauphiné, indem er die dortige Versammlung legalisierte, und bereitete dann die Einberufung der Generalstände vor. Während der ersten Monate des Jahres 1789 wurde er als der Retter Frankreichs betrachtet. Sein Verhalten beim ersten Zusammenkommen der Generalstände zeigte jedoch, dass er sie ausschließlich als Versammlung betrachtete, die nur Geld bewilligen, nicht aber Reformen organisieren sollte. Da aber die Einberufung der Generalstände und die doppelte Stimmenanzahl des Dritten Standes auf seine Empfehlung zustande gekommen waren, und da er es zugelassen hatte, dass die Stände gemeinsam beraten und abstimmen durften, wurde er vom Hof als Auslöser der Revolution ausgemacht. Am 11. Juli wurde ihm befohlen, Frankreich sofort zu verlassen.

Seine Entlassung trug sehr zum Sturm auf die Bastille bei, woraufhin der König ihn abermals zurückberief. In jeder Stadt, die er durchreiste, wurde er mit Freude aufgenommen. Er weigerte sich, mit Mirabeau oder La Fayette zusammenzuarbeiten. Er veranlasste den König im September, das aufschiebende Veto zu akzeptieren, durch das er sein Hauptvorrecht verlor. Im Erlass vom 7. November bestand er jedoch darauf, dass die Minister nicht von der Versammlung gewählt werden durften. Finanzpolitisch wandte er sich gegen extreme Maßnahmen wie die Ausgabe der Assignaten. Seine Popularität schwand, und im September 1790 trat er von seinem Amt zurück, ohne dass dies groß bedauert wurde.

Letzte Jahre

Château de Coppet am Genfer See

Nicht ohne Schwierigkeiten erreichte Necker Coppet am Genfersee, wo er 1784 ein Schloss erworben hatte. Hier beschäftigte er sich mit Literatur. Nach dem Tod seiner Frau 1794 lebte er zusammen mit seiner Tochter Madame de Staël und seiner Nichte Madame Necker de Saussure abseits des politischen Lebens. Eine vorübergehende Aufregung wurde durch den Vorstoß der französischen Armeen 1798 verursacht, als er die meisten seiner politischen Papiere verbrannte. Necker starb 1804 in Coppet.

Ehrungen

Werke

  • Réponse au mémoire de M. l’abbé Morellet sur la Compagnie des Indes, 1769
  • Éloge de Jean-Baptiste Colbert, 1773
  • Sur la Législation et le commerce des grains, 1775
  • Mémoire au roi sur l’établissement des administrations provinciales, 1776
  • Lettre au roi, 1777
  • Compte rendu au roi, 1781 (Digitalisat der ULB Düsseldorf)
  • De l’Administration des finances de la France, 1784, 3 vol. in-8° Digitalisat der ULB Düsseldorf
  • Correspondance de M. Necker avec M. de Calonne. (29 janvier-28 février 1787), 1787
  • De l’importance des opinions religieuses, 1788
  • De la Morale naturelle, suivie du Bonheur des sots, 1788
  • Supplément nécessaire à l’importance des opinions religieuses, 1788
  • Sur le compte rendu au roi en 1781 : nouveaux éclaircissements, 1788
  • Rapport fait au roi dans son conseil par le ministre des finances, 1789
  • Derniers conseils au roi, 1789
  • Hommage de M. Necker à la nation française, 1789
  • Observations sur l’avant-propos du « Livre rouge », v. 1790
  • Opinion relativement au décret de l’Assemblée nationale, concernant les titres, les noms et les armoiries, v. 1790
  • Sur l’administration de M. Necker, 1791
  • Réflexions présentées à la nation française sur le procès intenté à Louis XVI, 1792
  • Du pouvoir exécutif dans les grands États, 1792
  • De la Révolution française, 1796
  • Cours de morale religieuse, 1800
  • Dernières vues de politique et de finance, offertes à la Nation française, 1802
  • Histoire de la Révolution française, depuis l’Assemblée des notables jusques et y compris la journée du 13 vendémiaire an IV (18 octobre 1795), 1821

Weblinks

 Wikisource: Jacques Necker – Quellen und Volltexte
 Commons: Jacques Necker – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

VorgängerAmtNachfolger
Louis-Gabriel Taboureau des Réaux
Étienne Charles de Loménie de Brienne
Joseph François Foullon
Generalfinanzdirektor
29. Juni 1777–19. Mai 1781
26. August 1788–11. Juli 1789
16. Juli 1789–4. September 1790
Jean-François Joly de Fleury
Joseph François Foullon
Charles Claude Guillaume Lambert
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