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Jacobstempel

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Der Jacobstempel in Seesen wurde 1810 eingeweiht und war der weltweit erste Synagogenbau des Reformjudentums. Er befand sich auf dem Gelände der Jacobsonschule und wurde während der Novemberpogrome 1938 zerstört.

Ecole Jacobson et synagogue.jpg

Name

Israel Jacobson gab der von ihm gestifteten Synagoge den Namen Jacobstempel. Er wollte damit einerseits das Gedächtnis seines Vaters Israel Jacob ehren, andererseits mit der Bezeichnung Tempel ausdrücken, dass die Synagoge als Gebetshaus an die Stelle des Jerusalemer Tempels getreten war.

Einweihung

Die Einweihung fand am 17. Juli 1810 mit einem gemeinsamen christlich-jüdischen Gottesdienst statt. Ein Zeitgenosse schrieb: „Das Fest war originell und einzig in seiner Art. Wo hat es wohl ehedem einen ähnlichen solchen Tag gegeben, an welchem Christen und Israeliten einen gemeinschaftlichen Gottesdienst, in Gegenwart von mehr als vierzig Geistlichen beider Religionen, miteinander feierten. Nur der Toleranz unserer Tage ist es aufbehalten gewesen, alles dieses zu bewirken.[1]

Architektur

Der Jacobstempel war ein rechteckiger, freistehender Fachwerkbau in der Art eines Rokokopavillons. Im Westen befand sich ein Vestibül, von wo aus die Frauen über eine Treppe auf die Empore gelangten. Über dem Eingang stand ein Bibelvers: „Haben wir nicht alle einen Vater? Hat uns nicht ein Gott geschaffen?“ (Maleachi 2,10).

Innenraum

Im Inneren hatte der Jacobstempel Ähnlichkeit mit einem protestantischen Kirchenbau. Das Lesepult (Bima) stand nicht in der Raummitte, sondern vor den Stufen zum Toraschrein an der Ostwand. Blickfang vor dem Toraschrein war die Kanzel unter ihrem Baldachin; hier war die Andreaskirche (Seesen) vorbildhaft gewesen. Die Sitzbänke für die Männer waren nach der Art von Kirchenbänken links und rechts von einem Mittelgang aufgereiht.

An den Längswänden befanden sich, auf Säulen gestützt, die Frauenemporen; an der Westwand gab es eine Orgelempore. Dies war die erste Orgel in einer Synagoge.

Zerstörung

Seit den 1920er Jahren wurde der Jacobstempel nur noch selten für Gottesdienste benutzt. Der Schulhof war Aufmarschgelände für NS-Formationen, deshalb drangen mehrfach „Volksgenossen“ in das Gebäude ein, demolierten es und übermalten hebräische Beschriftungen und jüdische Symbole. Am Abend des 9. November 1938 wurde der Jacobstempel durch Brandstiftung völlig zerstört; der Synagogenwächter Nußbaum starb am 14. November 1938 unter ungeklärten Umständen, mutmaßlich als Folge von Misshandlungen.

Weblinks

Literatur

  • Stadt Seesen (Hrsg.): Der Jacobstempel. Die Synagoge der Jacobson-Schule in Seesen, Alfeld 2010

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Jacobstempel aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.