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Albrecht von Scharfenberg

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Albrecht (früher vermutungsweise genannt von Scharfenberg) (fl. um 1270) war ein mittelhochdeutscher Dichter.

Albrecht ist der Verfasser des sogenannten „Jüngeren Titurel“ (um 1260–75), einer Ergänzung und Fortsetzung der Titurel-Fragmente Wolframs von Eschenbach. Das Sangversepos, zu dem eine zeitgenössische Melodie überliefert ist, enthält über 6300 vierzeilige Strophen in Form der sogenannten Titurelstrophe. Es verstärkt in manieristischer Weise viele der für sein Vorbild Wolfram typischen Stilmerkmale, wie die dunkle Rätselhaftigkeit und fast abstrus anmutende Gelehrsamkeit. Offenbar gerade wegen dieser „geblümten Rede“ stand das Werk bei den Zeitgenossen und noch mehr bei den nachfolgenden Generationen in großem Ansehen. Albrecht dichtet in der Maske Wolframs. Daher galt der „Jüngere Titurel“ bis in die Neuzeit als das Werk Wolframs und war etwa für den spätmittelalterlichen Literaturkenner Jakob Püterich von Reichertshausen das haupt ab teutschen buechen (Inbegriff aller deutschen Dichtungen). Erst in Strophe 5883 gibt der Autor die Wolfram-Maske auf und gibt sich als „Albrecht“ zu erkennen.

1812 entdeckte August Wilhelm Schlegel (nach den Vorarbeiten Bernhard Joseph Docens, die dieser in dem Aufsatz „Titurels Sendschreiben“ publik machte), dass der „Ältere Titurel“ von Wolfram stammt, was seine Autorschaft am „Jüngeren Titurel“ endgültig ausschloss.

Lange Zeit identifizierte man diesen Albrecht mit einem sonst unbekannten Albrecht von Scharfenberg, von dem in Ulrich Füetrers „Buch der Abenteuer“ des 15. Jahrhunderts ein „Merlin“-Roman erhalten ist, der ebenfalls in Titurelstrophen verfasst ist. Allerdings dürfte die Form der Titurelstrophe im „Merlin“ von Füetrer stammen, und nicht von Albrecht. Inzwischen ist man davon abgekommen, in Albrecht von Scharfenberg den Verfasser des Jüngeren Titurel zu sehen, und nennt diesen in der Forschung nur noch Albrecht oder auch Albrecht, Verfasser des jüngeren Titurel.

Ausgaben

Literatur

  • Albrecht von Scharfenberg. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 1, Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1892, ‎ S. 301.
  • Peter Jörg Becker: Albrecht: Der Jüngere Titurel [Kat.Nr. 41]. In: Peter Jörg Becker, Eef Overgaauw (Hrsg.): Aderlass und Seelentrost. Die Überlieferung deutscher Texte im Spiegel Berliner Handschriften und Inkunabeln. von Zabern, Mainz 2003, ISBN 3-8053-3154-1, (Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz - Ausstellungskataloge N. F. 48), S. 96–98.
  • Elisabeth Martschini: Schrift und Schriftlichkeit in höfischen Erzähltexten des 13. Jahrhunderts. Kiel, Solivagus-Verlag 2014, Kapitel Albrecht: Jüngerer Titurel S. 189–249, S. 291–556, ISBN 978-3-943025-14-9.
  • Rüdiger Krüger: Studien zur Rezeption des „Jüngeren Titurel“. Helfant Edition, Stuttgart 1986, ISBN 3-925184-30-9, (Helfant Studien S 1), (Zugleich: Stuttgart, Univ., Diss., 1986).
  • Thomas Neukirchen: Die ganze „aventiure“ und ihre „lere“. Der „Jüngere Titurel“ Albrechts als Kritik und Vervollkommnung des „Parzival“ Wolframs von Eschenbach. Winter, Heidelberg 2006, ISBN 3-8253-5231-5, (Beihefte zum Euphorion 52), (Zugleich: Aachen, Techn. Hochsch., Habil.-Schr., 2004).
  • Thomas Neukirchen: Albrecht, Verfasser des ‚Jüngeren Titurel‘. In: Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraumes. Bd. 1: A-Blu. Begr. v. Walther Killy. Hrsg. von Wilhelm Kühlmann. 2., vollst. überarb. Aufl. Berlin 2008, S. 75–78, ISBN 978-3-11-018962-9.
  • Thomas Neukirchen: Schuldige Helden. Zum Verhältnis zwischen Tschinotulander und Secureiz von Tabrunit im ‚Jüngeren Titurel‘ Albrechts. In: Der ‚Jüngere Titurel‘ zwischen Didaxe und Verwilderung. Neue Beiträge zu einem schwierigen Werk. Hrsg. von Martin Baisch, Johannes Keller, Florian Kragl u. Matthias Meyer. Göttingen 2010 (Aventiuren 6), S. 221–234, ISBN 978-3-89971-615-3.
  • Thomas Neukirchen: ‚Titurel‘. 1. Der Stoff. 2. Perspektiven der Interpretation. 3. Bibliographie zum ‚Jüngeren Titurel‘ 1807-2009. In: Joachim Heinzle (Hg.): Wolfram von Eschenbach. Ein Handbuch. Studienausgabe. Berlin 2011, S. 446–475, 502–522, 1307–1346, ISBN 978-3-11-034916-0.
  • Thomas Neukirchen: Edition und Erkenntnis. Für eine neue Ausgabe des 'Jüngeren Titurel' des Dichters Albrecht. In: ZfdA 146 (2017), S. 72–89.
  • Hellmut Rosenfeld: Albrecht. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, S. 176 f. (Onlinefassung).
  • Paul Hamburger: Albrecht von Scharfenberg. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 30, Duncker & Humblot, Leipzig 1890, S. 583–586.
  • Wolfgang Wegner: Albrecht, ein poeta doctus rerum naturae? Zu Umfang und Funktionalisierung naturkundlicher Thematik im ‚Jüngeren Titurel‘. Frankfurt am Main u. a. 1996.

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Albrecht von Scharfenberg aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.