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Jüdisches Museum Wien

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Jüdisches Museum Wien
Logo Jüdisches Museum Wien
Daten
Ort Wien, Österreich
Eröffnung 1987/1993
Leitung Danielle Spera (Direktorin)
Website www.jmw.at
Juedisches Museum Wien im Palais Eskeles

Das Jüdische Museum Wien (Firma: Jüdisches Museum der Stadt Wien GmbH, Kürzel JMW) ist ein Museum für jüdische Geschichte, jüdische Kultur und jüdische Religion in Österreich. Das Museum verfügt über zwei Gebäude, das Palais Eskeles in der Dorotheergasse, sowie das Misrachi-Haus am Judenplatz. Das Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm setzt sich mit Vergangenheit und Gegenwart der jüdischen Kultur in Österreich auseinander.

Geschichte

Das 1895 in Wien gegründete erste Jüdische Museum war weltweit das erste seiner Art. Es wurde von der „Gesellschaft für Sammlung und Konservierung von Kunst- und historischen Denkmälern des Judentums“ getragen. Das Museum konzentrierte sich vor allem auf die Kultur und Geschichte der Juden in der Österreich-Ungarischen Monarchie, vor allem in Wien und Galizien, während die Sammlungen von Objekten aus Palästina mehr die politische Debatte über den Zionismus der damaligen Zeit widerspiegelten.[1]

Bevor das Museum 1913 mit 3.400 Objekten in die Räume der Talmud-Thora-Schule in der Leopoldstadt einziehen konnte, hatte es schon mehrere Umzüge hinter sich. Sofort nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland durch die Nationalsozialisten 1938, wurde das Museum geschlossen und die Objekte auf das Museum für Völkerkunde, das Naturhistorische Museum und andere Museen verteilt. Das Naturhistorische Museum verwendete die neuen Objekte um damit die antisemitische Ausstellung „Die körperlichen und seelischen Eigenschaften der Juden“ zu gestalten. Zu Beginn der 1950er, wurde der Großteil des Inventars an die Israelitische Kultusgemeinde Wien (IKG) restituiert. Weitere Objekte fanden dann in den 1990ern ihren Weg zurück in jüdischen Besitz.

Am 31. Dezember 1964 wurde ein kleines Jüdisches Museum im damals neu errichteten Desider-Friedmann-Hof in der Tempelgasse 3 eröffnet, welches jedoch kaum von der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. 1967 wurde es wegen Renovierungsarbeiten geschlossen und nicht wieder geöffnet. 1986 verkündete der damalige Bürgermeister der Stadt Wien, Helmut Zilk, bei der Eröffnung der Ausstellung „Vienna 1900 - Art, Architecture and Design“ in New York die Gründung eines neuen Jüdischen Museums in Wien. Das Gründungskomitee setzte sich unter anderem aus namhaften Repräsentanten der österreichischen Regierung, der Stadt Wien, der Israelischen Kultusgemeinde Wien (IKG), der Wiener Philharmoniker, Leonard Bernstein und Helmut Zilk zusammen.

Nach seiner Gründung im Jahre 1988 als GmbH unter der Führung von Direktor Christian Cap wurde das Museum mit der Verwaltung der Sammlung Max Berger und der Sammlung IKG betraut. 1993 schenkte der österreichische Sammler Martin Schlaff seine um die 5.000 Objekte zählende und eine Zeit von 1490 bis 1946 umspannende Antisemitika Sammlung der Stadt Wien, damit diese die Sammlung katalogisiert und für eine Großausstellung aufbereitet.

Palais Eskeles

1993 stellte das Auktionshaus Dorotheum dem Museum das Palais Eskeles in der Dorotheergasse in Wien zur Verfügung. Julius H. Schoeps, Direktor des Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien an der Universität Potsdam, wurde zum Direktor des Museums ernannt. Am 24. November 1994 eröffnete Paul Grosz, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, die Museumsbibliothek. Kurz danach, in den Jahren 1995 und 1996 wurde das Wiener Architektenbüro eichinger oder knechtl damit beauftragt mehr Ausstellungsflächen zu schaffen, das Depot zu vergrößern und ein Besuchercafé sowie einen Buchladen für Fachliteratur in den Räumlichkeiten des Palais Eskeles zu gestalten. 1998 wurde das Museumsarchiv mit seiner ständig wachsenden Sammlung an Material über die Geschichte des jüdischen Wiens der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Am 25. Oktober 2000 öffnete das zweite Gebäude des Jüdischen Museums anlässlich der Enthüllung des Holocaust Mahnmal seine Pforten am Judenplatz. Das Mahnmal am Judenplatz soll an die österreichischen jüdischen Opfer der Shoah erinnern.

Museum am Judenplatz

Das Museum am Judenplatz dokumentiert das soziale, kulturelle und religiöse Leben der Wiener Juden im Mittelalter. Es befindet sich im Misrachi-Haus am Judenplatz, dem ehemaligen Herzen der jüdischen Gemeinde im mittelalterlichen Wien. Die Ausstellungsräumlichkeiten, welche am 25. Oktober 2000 eröffnet wurden, sind kleiner als jene in der Dorotheergasse und gänzlich modernisiert, sehr hell mit polierten Betonelementen und unterirdischen Korridoren, die den Besucher zum 4,5 Meter unter Straßenniveau liegenden Fundament der mittelalterlichen Synagoge führen. Während der vergangenen Jahre war das Museum am Judenplatz Ort verschiedener zeitgenössischer Kunstausstellungen mit spirituellen oder speziell jüdischen Themen, wie etwa Installationen der bemerkenswerten österreichischen Künstlerin Zenita Komad und mehreren Fotoausstellungen, zum Beispiel ein Fotoessay von Josef Polleross über Wiens kleine doch durchaus blühende jüdische Gemeinde.

Renovierung

Im November 2009 wurde die langjährige ORF Journalistin Danielle Spera zur Direktorin des Museums bestellt. Sie trat ihr Amt mit Juli 2010 an. In Interviews zur Zeit ihrer Bestellung sprach sie über ihre Pläne das Museum für eine breitere Öffentlichkeit zugänglich zu machen und Räume zu schaffen in denen Ängste und Vorurteile abgebaut werden und nicht-Juden sowohl die traumatische Vergangenheit als auch die lebendige Gegenwart der jüdischen Gemeinde in Österreich kennenlernen sollen. Ein besonderes Anliegen war es außerdem Jugendliche mit Hilfe gezielter Projekte für Schulen zu erreichen, aber auch vermehrt Touristen anzuziehen. „Vieles hat sich normalisiert. Doch es gibt noch immer genügend Leute, die Schwierigkeiten damit haben das Wort „Jude“ auszusprechen, und stattdessen „unsere jüdischen Mitbürger“ sagen. Ich will das Museum öffentlicher machen, damit die Leute das Judentum besser kennenlernen können“, sagte Spera in einem Interview.[2] Um der neuen Ausrichtung des Museums auch gerecht zu werden, erklärte Spera sofort nach ihrem Amtsantritt die Renovierung der Räumlichkeiten in der Dorotheergasse zur obersten Priorität. Die Beschaffung von Finanzmittel von offiziellen österreichischen Stellen, sowie Spendenaufrufe an jüdische Emigranten in den USA wurden umgehend in Angriff genommen. Die Arbeiten, welche von Jänner bis Oktober 2011 andauerte, umfasste die Komplettsanierung der technischen Infrastruktur des Museums, sowie Umbauten der Ausstellungsräume und der Besuchereinrichtungen.

Hologramm Kontroverse

Während der Sanierungsarbeiten in der Dorotheergasse wurde ein Satz mit Glashologrammen, die dreidimensionale Darstellungen über das jüdische Alltagsleben im alten Wien zeigten, beim Abbau zerstört. Eine Mitarbeiterin des Museums fotografierte die zerstörten Hologramme und sandte sie an bloggende Kuratoren[3] und lokale Medien[4]. Dies hatte eine internationale Protestwelle zur Folge und Kritiker meinten, dass hier wichtige kulturelle Artefakte zerstört worden wären. Das Museum antwortete auf die Vorwürfe mit dem Gutachten eines gerichtlich beeideten Sachverständigen, der feststellte, dass die Hologramme nicht demontiert bzw. abtransportiert werden hätten können ohne sie dabei zu beschädigen, da sie schon etwa 15 Jahre vorher verklebt worden waren [5]. Das Museum gab außerdem an, dass noch ein zweiter Satz dieser Hologramme, der noch nicht ausgestellt wurde, existiert und sich in einwandfreiem Zustand befindet. Dieser wird für zukünftige Ausstellungen im Depot aufbewahrt.

Wiedereröffnung

Am 19. Oktober 2011 wurde das Museum unter großem öffentlichem Interesse in den neuen Räumlichkeiten der Dorotheergasse wiedereröffnet. Die zur Wiedereröffnung gestaltete Wechselausstellung „Bigger than life – 100 years of Hollywood“, die sich mit dem österreichisch-jüdischen Beitrag zur U.S. Filmindustrie auseinandersetzte, wurde zu einem Publikumsmagneten[6] . Im Zuge der Renovierungsarbeiten war auch die Fassade des Palais erneuert worden. Dabei wurde der Zweck des Gebäudes mit Hilfe einer großen Lichtinstallation der Österreichischen Künstlerin Brigitte Kowanz, bei der das Wort „Museum“ in hebräischer Schrift an die Wand projiziert wird, hervorgehoben. Im Erdgeschoss wurde ein helles, geräumiges Foyer eingerichtet, sowie ein weitläufiger Ausstellungsraum in dem sich die Ausstellung „Wien. Jüdisches Museum. 21. Jahrhundert“ befindet. Dieser Raum beherbergt auch die “Nancy Spero – Installation der Erinnerung” Wandfresken. Ab 19. November 2013 wird in diesen Räumlichkeiten die neue permanente Ausstellung „Unsere Stadt! Jüdisches Wien bis heute“ gezeigt. 25 Jahre nach seiner (Wieder-) Gründung und 20 Jahre nach seinem Einzug in das Palais Eskeles setzt das Jüdische Museum Wien damit neue Maßstäbe. Im zweiten Stock wird der große Raum für Veranstaltungen und die Ausstellung „Unsere Stadt!“ genutzt. Auch eine kleine Ausstellung „Von Alef zu Tav – Vom Anfang zum Ende“, die den jüdischen Lebenszyklus anhand von Museumsobjekten und Alltagsgegenständen dokumentiert, wird auf dieser Ebene gezeigt.

Auch das Schaudepot im zweiten Stock wurde komplett umgebaut und beherbergt nun die Judaika Sammlung des Museums. Dort werden einzelne Objekte durch Fenster an den Schaukästen hervorgehoben und erklärt, wobei jedes Fenster mit einem bestimmten Ort verbunden ist, wie etwa dem „Leopoldstadt Tempel“ in Wien. In den Vitrinen in der Mitte des Raumes finden sich Ausstellungsstücke aus österreichischen und wienerischen Gebetshäusern, Synagogen und anderen jüdischen Einrichtungen, aus dem Jüdischen Museum vor 1938 und zu einem kleinen Teil aus privaten Haushalten. Die Ausstellungsstücke in den seitlichen Schaukästen konzentrieren sich auf die Zeit nach 1945. Hier finden sich Objekte der Judaika Sammlung Max Berger mit österreichisch-ungarischem Schwerpunkt, die Sammlung Eli Stern, welche vor allem aus Alltagsgegenständen aus Eretz Israel besteht, und Neuerwerbungen sowie Schenkungen, welche die Geschichte der jüdischen Gemeinde Wiens von 1945 bis heute dokumentieren. Die Sammlung antisemitischer Objekte von Martin Schlaff, welche ebenfalls im zweiten Stock zu sehen ist, wurde so in den Vitrinen positioniert, dass die Objektvorderseite nur über Spiegel an den Rückwänden der Schaukästen betrachtet werden kann. Damit wird der Betrachter gezwungen sich gleichzeitig mit seinem eigenen Spiegelbild auseinanderzusetzen.

Besucherzahlen

Seit seiner Wiedereröffnung konnte das Museum einen neuen Besucherrekord verzeichnen, sowohl bei regulären Ausstellungen, als auch bei seinen Abendveranstaltungen, wie etwa Buchpräsentationen, Künstlergesprächen und Filmvorführungen[7]. Vor allem das Museum am Judenplatz konnte ihre Besucherzahlen gegenüber dem Vorjahr verdoppeln (2011: 28,000; 2010: 14,000), während sich die Besucherzahlen bei Abendveranstaltungen sogar verdreifachten [8]. Die Gesamtbesucherzahl der beiden Häuser belief sich 2011 auf 59,471 und blieb auch im Jahre 2012 mit 22,000 Besuchern alleine im ersten Quartal hoch. Derzeit gehört das Jüdische Museum zu den Top 30 Wiener Attraktionen [9].

Neue permanente Ausstellung

Das Jüdische Museum Wien bietet ab seit 19. November 2013 seinen BesucherInnen die neue permanente Ausstellung: „Unsere Stadt! Jüdisches Wien bis heute“. Die Reise beginnt mit dem Jahr 1945 und führt bis in die Wiener jüdische Gegenwart. Skizziert wird der schwierige Weg einer total zerstörten jüdischen Gemeinde, die 1938 - sieben Jahre zuvor - noch die größte deutschsprachige und die drittgrößte Gemeinde Europas gewesen war, bis zu ihrer heutigen überschaubaren, aber äußerst lebendigen Präsenz.[10]

Einzelnachweise

Weblinks

 Commons: Jüdisches Museum Wien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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