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Jüdisches Leben in Wattenscheid

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Jüdisches Leben in Wattenscheid lässt sich schon im 16. Jahrhundert nachweisen.

Geschichte

Moses Heymann erhielt 1654 vom Brandenburger Kurfürsten ausgestellten Geleitbrief, der ihm gestattete „borerst auf sechs Jahre in Warrenscheid sich häuslich aufzuhalten und sich zu ernähren mit Schlachten, Kauf und Verkauf. Wenn jemand seines Geldes begehrt, so darf Moses von einem Thaler nur drei Heller Zinsen nehmen und nicht mehr.“[1]

Im oberen Stockwerk eines Privathauses an der Oststraße (heute Oststraße 10) befand sich ein Betraum. Der jüdische Friedhof in der Bochumer Straße wurde seit Mitte des 17. Jahrhunderts genutzt. Er befand sich seit den 1860er Jahren im Besitz der jüdischen Gemeinde.

In den Jahren 1827 bis 1829 wurde die Wattenscheider Synagoge errichtet. Es wurde im Frühjahr 1829 eingeweiht. Bis 1870 war man eine Filialgemeinde der israelitischen Gemeinde Hattingen.

Am 30. Oktober 1897 erhielt die jüdische Gemeinde in Wattenscheid die jüdische Volksschule, die auch als Gemeindehaus diente.[2]

Die Repräsentantenliste der jüdischen Kultusgemeinde von 1900 verzeichnet: „22 Kaufmänner, ein Lederhändler, ein Arzt, zwei Klempner, zwei Viehhändler, drei Privatiers, vier Rentner, zwei Tagesarbeiter, drei Händler, ein Commis, ein Schuhwarenhändler, zwei Verkäufer, drei Metzger, ein Hausierer, ein Lehrer und ein Bergarbeiter“.

Zeit des Nationalsozialismus

Die Synagoge wurde am Morgen des 10. November 1938 von den Nationalsozialisten niedergebrannt. Die Wattenscheider Zeitung vom 11. November 1938 berichtete:

Die Folgen der jüdischen Mordtat in Paris wurden gestern in den Morgenstunden auch in Wattenscheid in derselben Weise bemerkbar wie in vielen anderen Orten. Gegen 7 Uhr schoß aus dem Dachstuhl der Synagoge eine hohe Flamme empor, der große Rauchwolken folgten. Als der 1. Löschzug der Freiwilligen Feuerwehr wenige Minuten nach seiner Alarmierung eintraf, war alles, was brennbar war an und in dem schmucklosen kleinen Bau, ein Raub der Flammen. Bald stand nur noch die verrußte Brandruine da. Die Feuerwehr schützte die umliegenden Häuser vor dem Uebergreifen des Feuers. Unterdessen gingen die Schaufenster jüdischer Geschäfte in Trümmer. Im Laufe des Tages wurden sie durch Bretterverschläge gesichert. Wie wenig bekannt die mit einer Rasenfläche des Ende einer Sackgasse an der Oststraße bildende Synagoge in Wattenscheid war, geht daraus hervor, dass die meisten, die von dem Brande hörten, fragten: “Wo ist denn hier eine Synagoge?”

Ab November 1941 wurden alle noch in Wattenscheid lebenden Juden in der jüdischen Volksschule (in der Ecke des Schulhofes der Richard-Wagner-Schule an der Voedestraße gelegen, abgerissen 1962)[2] zwangsuntergebracht. Am 28. April und 11. Mai 1942 wurden sie mit der Eisenbahn in Richtung Osteuropa deportiert.

Nachkriegszeit

In der Nachkriegszeit entwickelte sich erst langsam eine Gedenkkultur.[3]

1972 errichtete die Stadt Wattenscheid einen Gedenkstein auf dem Friedhof.

2008 kam es zu Farbschmierereien an der Gedenktafel der alten Synagoge.[4] Im November 2010 wurden die Gedenktafel für die ehemalige Wattenscheider Synagoge in der Passage zum Brauhof, die gläsernen Stelen für die Opfer der Shoa am Nivellesplatz und der historische jüdische Friedhof an der Bochumer Straße mit Hakenkreuzen beschmiert.[5]

Siehe auch

Literatur

  • Samuel Oppenheim: Hundert Jahre Synagogengemeinde Wattenscheid. Festgabe zur Feier des 100-jährigen Bestehens der Synagoge in Wattenscheid. Wattenscheid 1929
  • Gisela Wilbertz: Jüdische Friedhöfe im heutigen Bochumer Stadtgebiet. Bochum - Wattenscheid - Stiepel. Bochum 1988
  • Gisela Wilbertz: Synagogen und jüdische Volksschulen in Bochum und Wattenscheid - Ein Quellen- und Lesebuch. Studienverlag Dr. N. Brockmeyer, Bochum 1988
  • Günter Gleising: Die Verfolgung der Juden in Bochum und Wattenscheid der Jahre 1933 - 1945 in Berichten, Bildern und Dokumenten. Hrg. Bund der Antifaschisten, Kreisvereinigung Bochum, WURF-Verlag, 1993
  • Benno Reicher: Jüdische Geschichte und Kultur in NRW - ein Handbuch. In: Kulturhandbücher NRW, Band 4, S. 59 - 65, Hrg. Sekretariat für gemeinsame Kulturarbeit in NRW, 1993
  • G. Birkmann, H. Stratmann: Bedenke vor wem du stehst - 300 Synagogen und ihre Geschichte in Westfalen und Lippe. Klartext Verlag, Essen 1998, S. 46/47
  • Michael Brocke (Hrg.): Feuer an dein Heiligtum gelegt - Zerstörte Synagogen 1938 Nordrhein-Westfalen. Ludwig Steinheim-Institut, Kamp Verlag, Bochum 1999, S. 549 - 551
  • M. Keller, H. Schneider, J. V. Wagner (Hrg.): Gedenkbuch für die Opfer der Shoa aus Bochum und Wattenscheid. o.O. 2000
  • Vom Boykott zur Vernichtung. Die Verfolgung jüdischer Bürger in Bochum und Wattenscheid 1933 - 1945. Ein Arbeits- und Quellenbuch. Hrg. Stadtarchiv Bochum (2001/2002)
  • Elfi Pracht-Jörns: Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen - Regierungsbezirk Arnsberg. J. P. Bachem Verlag, Köln 2005, S. 61 - 64
  • Helfs Hof erinnert an jüdisches Leben. In: WAZ, 25. Juni 2014 (Konfektionsgeschäft Flatow)

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Jüdisches Leben in Wattenscheid aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.