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Jüdische Gemeinde Bunde

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Jüdische Gemeinden in Ostfriesland vor 1938

Die jüdische Gemeinde in Bunde bestand über einen Zeitraum von rund 150 Jahren von ihren Anfängen im 18. Jahrhundert bis zu ihrem Ende am 19. Juli 1942.

Geschichte der jüdischen Gemeinde in Bunde

Die früheste Erwähnung eines in Bunde ansässigen Juden ist auf das Jahr 1670 datiert. Eine weitere Erwähnung eines in Bunde lebenden Juden findet sich in einem Schatzungsregister aus dem Jahre 1786/87.

In der Folgezeit hatten sich dann mehrere Familien in der Ortschaft niedergelassen, womit die erforderliche Zahl von zehn über 12-jährigen männlichen Juden für eine Minjan bald erreicht wurde. Um 1845 plante die jüdische Gemeinde in Bunde dann die Errichtung einer eigenen Synagoge und einer Schule, wofür eine Kollekte beim Amt Jemgum beantragt wurde. Dieses leitete das Schreiben an die Landdrostei Aurich weiter, gab in einer Stellungnahme jedoch zu Bedenken, dass die Zahl der in Bunde lebenden Juden zum Unterhalt einer Synagoge nach Ansicht des Amtes nicht ausreichte. Dabei verwies es auf die Erfahrungen in Jemgum. Wegen der geringen Größe der dortigen Gemeinde sowie der schwachen Wirtschaftskraft ihrer Mitglieder musste die Synagoge schon kurze Zeit nach ihrem Bau versteigert werden, wurde mit auswärtiger Hilfe zurückerworben, verfiel danach aber zusehends. Die Landdrostei in Aurich folgte der Stellungnahme und lehnte in einem Schreiben vom 30. April 1845 die Kollekte ab und wies die jüdische Gemeinde in Bunde an, das Bedürfnis, eine Synagoge zu errichten, besser zu begründen.

Vorne links die Synagoge, dahinter das Schulgebäude

Dies scheint in der Folgezeit dann geschehen zu sein: Um 1846 wurde in Bunde eine Synagoge in der Kreuzstraße (heute: Kirchring) eingerichtet und laut der Schulordnung vom 1. Februar 1854 bildete die Synagogengemeinde Bunde einen eigenständigen Schulverband. 1883 erwarb die Gemeinde ein Grundstück zur Errichtung einer eigenen Schule. Die Bauarbeiten begannen umgehend, sodass das Gebäude noch im selben Jahr eröffnet werden konnte. Es enthielt neben der Schule noch das rituelle Frauenbad und die Wohnung für den Lehrer. Im Jahre 1896 wurde die Einrichtung einer öffentlichen, jüdischen Schule geplant. Am 7. Dezember 1896 wurde der Antrag dazu mit der Bezeichnung Jüdische Religionsschule eingereicht.

Die Juden aus Bunde ließen ihre Toten anfangs auf dem jüdischen Friedhof in Neuschanz beisetzen. Im Jahr 1874 verweigerte die Gemeinde in Neuschanz aber die weitere Mitnutzung. Daraufhin stellte die Gemeinde beim Flecken Bunde den Antrag zur Errichtung eines eigenen Friedhofes. Der Flecken gab dem Antrag nach und so wurde am 25. November ein Grundstück für 250 Reichstaler erworben, wobei die Hälfte dieser Summe von der jüdischen Gemeinde aufgebracht wurde. Der Rest wurde mit öffentlichen Mitteln beglichen.

Der jüdische Friedhof in Bunde

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 verließen viele Juden Bunde, so dass ordentliche Gottesdienste wohl nicht mehr stattfinden konnten. Die Synagoge wurde daher vor 1938 an einen Kaufmann verkauft. Dennoch kam es in Zusammenhang mit der Reichspogromnacht auch in Bunde zu Ausschreitungen. In Bunde erhielt der örtliche SA-Sturmbannführer Annäus Winzenborg vom Sturmbannführer Lahmeyer aus Weener telefonisch die Anweisung, die dort ansässigen Juden „aufholen" zu lassen. Daraufhin wurden sämtliche Juden zum Gemeindesaal getrieben und dort festgehalten, während in der Zwischenzeit SA-Truppen ihre Wohnungen durchwühlten. Bis zum nächsten Tag wurden die meisten Juden wieder entlassen. Zwei von ihnen wurden nach Leer verbracht, von dort aus mit 54 jüdischen Männern aus dem Landkreis Leer und etwa 200 anderen jüdischen Ostfriesen nach Oldenburg überführt und dort in einer Kaserne zusammengetrieben. Etwa 1.000 jüdische Ostfriesen, Oldenburger und Bremer wurden dann mit einem Zug in das Konzentrationslager Sachsenhausen nördlich von Berlin deportiert.

Die Vorgänge waren für die verbliebenen Bunder Juden der letzte Anlass, auszuwandern. Im September 1939 lebte nur noch eine jüdische Familie in Bunde. 1941 wurde der jüdische Friedhof in Bunde von Unbekannten geschändet. Mit der Deportation der letzten in Bunde ansässigen jüdischen Familie am 19. Juli 1942 nach Theresienstadt endet die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Bunde.

Gemeindeentwicklung

Die jüdische Gemeinde in Bunde stellte 1925 3,5 % der Gesamtbevölkerung des Fleckens. Etwa 50 Prozent der Bunder Juden kamen aus den Niederlanden.

Jahr Gemeindemitglieder
1824 21 Personen
1867 28 Personen
1885 55 Personen
1905 65 Personen
1925 70 Personen
1939 September 4 Personen

Gedenkstätten

  • jüdischer Friedhof Bunde

Siehe auch

Literatur

  • Herbert Reyer, Martin Tielke (Hrsg.): Frisia Judaica. Beiträge zur Geschichte der Juden in Ostfriesland. Aurich 1988, ISBN 3-925365-40-0.
  • Das Ende der Juden in Ostfriesland. Katalog zur Ausstellung der Ostfriesischen Landschaft aus Anlaß des 50. Jahrestages der Kristallnacht. Verlag Ostfriesische Landschaft, Aurich 1988, ISBN 3-925365-41-9.
  • Daniel Fraenkel: Bunde. In: Herbert Obenaus (Hrsg. in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel): Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen. Wallstein, Göttingen 2005, ISBN 3-89244-753-5, S. 380-384.
  • Harm Wiemann u.a.: Aus vergangenen Tagen: Chronik der Samtgemeinde Bunde. Hrsg. Samtgemeinde Bunde. Selbstverlag, Bunde 1983, S. 97-102.
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