Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Jüdische Gemeinde Ústí nad Labem

Aus Jewiki
(Weitergeleitet von Jüdische Gemeinde Aussig)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
50.6583114.0388597
Jüdische Gemeinde Ústí nad Labem (Tschechien)
Jüdische Gemeinde Ústí nad Labem
Jüdische Gemeinde Ústí nad Labem

Die Jüdische Gemeinde in Ústí nad Labem (deutsch Aussig), einer Stadt im Norden Böhmens in Tschechien, entstand in der Mitte des 19. Jahrhunderts und wurde durch den Holocaust ausgelöscht.

Geschichte

Synagoge in Aussig, erbaut 1880

Die Königliche Stadt Aussig hatte lange das Privileg, in seinen Mauern keine Juden dulden zu müssen. Erst kurz vor 1850 konnten sich jüdische Familien in Aussig dauerhaft niederlassen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm die Zahl jüdischer Bewohner sehr schnell zu. Aus dem im Jahr 1863 gegründeten jüdischen Kultusverein ging wenige Jahre später die Israelitische Kultusgemeinde Aussig hervor.

Nach antisemitischer Hetze in der Mitte der 1930er Jahre wanderten einige reiche Juden aus. Im Sommer 1938 brachten sich z. B. die Industriellenfamilien Petschek und Weinmann im Ausland in Sicherheit.

Zeit des Nationalsozialismus

Noch vor dem Einmarsch der Deutschen ins Sudetenland im Oktober 1938 (siehe Münchner Abkommen) zerschlugen Nationalsozialisten die Auslagen jüdischer Geschäfte. Während der Novemberpogrome 1938 wurden die jüdischen Bürger verhaftet und die Synagoge wurde beschädigt. Im Juli 1939 wurde in Aussig die Bezirksstelle 10 für das Sudetenland der gesetzlich angeordneten Reichsvereinigung der Juden in Deutschland eingerichtet, deren Vertrauensmann im Regierungsbezirk Aussig wurde Arnold Glässner.[1]

Ende 1941/Anfang 1942 wurden die älteren und arbeitsunfähigen Aussiger Juden in das baufällige Schloss Schönwald, das im Besitz der Stadt Aussig war, zwangsweise umgesiedelt.[2] Von hier aus erfolgte die Deportation ins Ghetto Theresienstadt oder direkt in die Vernichtungslager im besetzten Polen.

Von den Mitgliedern der jüdischen Gemeinde Aussig überlebten nur etwa 200 die Verfolgung in der Emigration. Nach Kriegsende kehrten nur drei jüdische Familien nach Ústí nad Labem zurück.

Seit 1945

Im Jahr 2000 hatte die unabhängige jüdische Gemeinde in Ústí 50 Mitglieder, von denen nur 17 in Ústí nad Labem lebten. Mitte 2005 war die Anzahl der Personen auf 38 geschrumpft.

Gemeindeentwicklung

Jahr Juden
1872 37 Personen
1880 295 Personen
1890 479 Personen
1800 840 Personen
1910 984 Personen
1921 976 Personen
1930 985 Personen
1939 955 Personen
1942 ca. 200 Personen
1951 ca. 50 Personen
2004 ca. 40 Personen

Rabbiner

Trauerhalle auf dem neuen jüdischen Friedhof

Vereinigungen

  • Chewra Kadischa, die Beerdigungsgesellschaft wurde 1872 gegründet
  • Frauenverein, gegründet 1878
  • Tempelchorverein (Synagogenchor), gegründet 1901
  • Volksverein Theodor Herzl, gegründet 1911
  • Makkabi Turn- und Sportverein, gegründet 1919
  • Wanderbund Blauweiß, Ortsgruppe der WIZO

Siehe auch

Literatur

  • Klaus-Dieter Alicke: Lexikon der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum. Band 1: Aach – Groß-Bieberau. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2008, ISBN 978-3-579-08077-2 (Online-Ausgabe).
  • J. Stößler: Geschichte der Juden in Aussig a.d.E.. In: Hugo Gold, Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart, Jüdischer Buch- und Kunstverlag, Brünn-Prag 1934, S. 19–22 (Online).

Weblinks

 Commons: Jüdische Gemeinde Ústí nad Labem – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Jörg Osterloh: Nationalsozialistische Judenverfolgung im Reichsgau Sudetenland 1938–1945. München : Oldenbourg, 2006, ISBN 978-3-486-57980-2, S. 486
  2. Jörg Osterloh: Nationalsozialistische Judenverfolgung im Reichsgau Sudetenland 1938–1945. München : Oldenbourg, 2006, ISBN 978-3-486-57980-2, S. 493–495
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Jüdische Gemeinde Ústí nad Labem aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. Hauptautor des Artikels (siehe Autorenliste) war Reinhardhauke. Weitere Artikel, an denen dieser Autor maßgeblich beteiligt war: 9.444 Artikel (davon 0 in Jewiki angelegt und 9.444 aus Wikipedia übernommen). Bitte beachten Sie die Hinweise auf der Seite Jewiki:Statistik.