Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Jörn Jacob Rohwer

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Datei:Jörn Jacob Rohwer. Ausschnitt eines Aquarells von Don Bachardy - Santa Monica, U.S.A, 12- 2017.jpg
Jörn Jacob Rohwer. Ausschnitt eines Aquarells von Don Bachardy - Santa Monica, U.S.A, Dezember 2017

Jörn Jacob Rohwer (* 1965 in Rendsburg) ist ein deutscher Judaist, Pädagoge und Publizist.

Leben

Jörn Jacob Rohwer wurde bekannt durch seine biographischen Gespräche mit Persönlichkeiten aus Kunst, Literatur, Wissenschaft und Gesellschaft. In der Publizistik bilden diese Texte eine Ausnahmeerscheinung, da sie zwischen Literatur und Journalismus oszillieren. Zu Rohwers Gesprächspartnern zählten u. a. Arthur Miller, David Hockney, Susan Sontag, Elliott Carter, Paloma Picasso, Nobel-Preisträger wie Doris Lessing und Imre Kertész, Oscar-Gewinner wie die Spiel- und Dokumentarfilmregisseure Terry Sanders, Volker Schlöndorff und der Schauspieler Maximilian Schell, ferner die umstrittene Regisseurin Leni Riefenstahl oder auch Guy Baron de Rothschild, der Rohwer das einzige zu dessen Lebzeiten veröffentlichte biographische Gespräch gewährte. Als „Meister des Interviews“ (Wirtschaftsblatt, Wien) bezeichnet wurde Rohwer 2005 nach der Veröffentlichung seines Buches Hinter dem Ruhm. Gespräche (Steidl), mit dem es ihm nach Meinung der Kritiker gelang, „ein journalistisches Genre in die Literatur“ (Hans Dieter Schütt, Neues Deutschland) zu transformieren.

Rohwer graduierte am University College London. Er war Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, der Villa Aurora sowie der Duke University, nachdem er zuvor in den Redaktionen von ZDF, SFB und Die Zeit journalistische Stationen absolvierte. Er hielt Lesungen und Vorträge in Deutschland, der Schweiz, den USA und lehrte u. a. an der Universität der Künste Berlin. Von diversen Stiftungen gefördert, wurden seine Arbeiten in renommierten Verlagen, Zeitungen, Magazinen, Anthologien publiziert, in mehrere Sprachen übersetzt, sowie von der Huntington Library in San Marino (Kalifornien) archiviert.

Im Herbst 2011 wurde Rohwers auf Gesprächen basierende Biographie Veruschka (über die als solche bekannte deutsche Künstlerin Vera Gräfin von Lehndorff) im Verlag DuMont veröffentlicht. Das Buch konnte sich in den einschlägigen Bestsellerlisten platzieren. Im Frühjahr 2014 erschien, aufwendig gestaltet und bebildert, im Salis Verlag auf nahezu 900 Seiten eine Sammlung biografischer Gespräche, die in den Jahren 1995 bis 2010 von Rohwer geführt worden waren. Erstmals wurde diese Ausgabe auf der Leipziger Buchmesse präsentiert. Bereits im Mai 2014 konnte sich das Buch auf der Sachbuch-Bestenliste der Süddeutschen Zeitung platzieren. Im September 2015 wurde Rohwer der deutsche Biographiepreis verliehen. Von Ende 2016 bis 2019 arbeitete der Autor an biografischen Essays und Gesprächen zu Leben und Werk von Steven D. Lavine, Präsident des California Institute of the Arts (1988 – 2017) und seit 2018 Gründungsdirektor des Thomas Mann House (beide Los Angeles).

Über das im Herbst 2020 unter dem Titel Steven D. Lavine. Failure is What It's All About: A Life Devoted to Leadership in the Arts im Deutschen Kunstverlag erschienene Buch schrieb die Los Angeles Review of Books im März 2021: „„Author Jörn Jacob Rohwer defies form, crafting a hybrid of biography and memoir. He leads Lavine through a series of interviews that move swiftly across topics: culture, family, mental health, loneliness, love, art, education, politics, racism — bringing the reader on a strange, unexpected journey through Lavine’s life. (…) Rohwer is generous with his descriptions — there’s a richness to his prose that works to engage the reader with some immediacy. (…) The style of the book’s introduction is reminiscent of The Great Gatsby as we learn who Steven is through the author’s eyes, then transition into interview transcripts — a biography à la My Dinner with Andre. (…) The real soul of the book is yet how Rohwer deconstructs and expands Steven’s character. (…) The spirit of Rohwer’s unsatiated curiosity drives the narrative, leaving almost no stone unturned in the course of Steven’s life. (…) Failure Is What It’s All About has diverse potential to grab the reader: the history, the profound conversation, the self-help aspect, or sheer interest in the subject, either Steven or CalArts. Rohwer covers a vast territory, casting a wide net to gather in a larger audience.“

Jörn Jacob Rohwer lebt und wirkt als Publizist und selbständiger Gesprächstherapeut in Berlin.

Bibliographie

Bücher

  • Failure is what it's all about. Steven Lavine - A Life devoted to Leadership in the Arts. Biografie in Essays und Gesprächen. Deutscher Kunstverlag, Berlin 2020, ISBN 978-3-422-98155-3
  • Reflections on a Soul. Lyrical essay about the photographic art works of Dale Grant. Fading Beauty, Kerber, Berlin 2019, ISBN 978-3-7356-0542-9
  • Die Seismographie des Fragens. Biografische Gespräche. Illustrierte bibliophile Ausgabe gesammelter Gespräche der Jahre 1995–2010. Salis, Zürich/Berlin 2014, ISBN 978-3-906195-07-0.
  • Veruschka. Mein Leben. Biographie in Gesprächen. Über die deutsche Künstlerin Vera Gräfin von Lehndorff. DuMont, Köln 2011, ISBN 978-3-8321-9553-3.
  • Hinter dem Ruhm. Biographische Gespräche mit Kunstschaffenden und Intellektuellen. Steidl Verlag, Göttingen 2005, ISBN 978-3-86521-244-3.
  • Als Mitautor von Ralf Dahrendorf: Liberal und unabhängig. Gerd Bucerius und seine Zeit. C.H. Beck, München 2000, ISBN 3-596-15942-3.
  • Die Ungnade der späten Geburt. Über die widersprüchliche Haltung der Neuen Linken zu Israel und den Juden im Deutschland der Nachkriegsjahre. M.A.-Dissertation, University College London, London 1994.
  • Als Mitautor: Senatsverwaltung für Soziales – Ausländerbeauftragte (Hrsg.): Schutzgesetze gegen ethnische Diskriminierung – Internationale Konsultation der Evangelischen Akademie Tutzing und der Ausländerbeauftragten des Senats von Berlin. 1. Aufl. Senatsverwaltung für Soziales – Ausländerbeauftragte, Berlin 1993.
  • Jüdische Identität im heutigen Deutschland – zwischen sozialer Konvergenz und Separation. Diplom-Arbeit, Hochschule Bremen, Bremen 1992.

Anthologien

  • Der letzte Zeuge. Biographische Konversation mit Edward Upward. In: Geistesblüten. Autorenbuchhandlung, Berlin 2011, S. 88–104.
  • Una vita imprevedibile. Biographische Konversation mit Inge Feltrinelli. In: IngeFilm, Gianciacomo Feltrinelli Editore, Milan 2010, S. 40–69.
  • Unschuld? Nebbich! Biographische Konversation mit Hans Keilson. In: Hans Keilson (100). S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2009, S. 9–40.
  • Beyond Memory. A Polemic about being Lost Autobiographischer Essay. In: The Conscious Reader. PearsonLongman, New York 2008, S. 745–762.
  • The Art of Conversation. How spoken words turn into writing. Essay. In: The Conscious Reader. PearsonLongman, New York 2007, S. 244–249.
  • I've never been a hero. Biographische Konversation mit Arthur Miller. In: The Conscious Reader. PearsonLongman, New York 2007, S. 250–260.
  • Geheimnis. Autobiographischer Essay. In: Glitter and be Gay. Männerschwarm Verlag, Hamburg 2007, S. 85–87.
  • Die Illusion von der Unsterblichkeit. Biographische Konversation mit George Tabori. In: Der Spielmacher. Gespräche. Wagenbach Verlag, Berlin 2004, S. 121–129.

Vorträge / Reden

  • Leadership in the Arts or Failure is what it’s all about. (Online Diskussion). Teilnehmer: Lilian Haberer, Mischa Kuball, Steven D. Lavine, Jörn Jacob Rohwer. Kunsthochschule für Medien Köln via Zoom, 12/05/2021
  • Failure is what it’s all about (Online Buch Präsentation and Diskussion). Teilnehmer: Steven D. Lavine, Jörn Jacob Rohwer, Janet Sarbanes. Colleges of Arts Association, Chicago, via Zoom, 17/02/2021
  • Das Wunder des Fragens oder Was ist Wahrheit? Biografisches Portrait des Autors im Gespräch. Diplomatische Landesvertretung Schleswig-Holsteins in Berlin. Podcast, 12/11/2020
  • Rede anlässlich des Tags der deutschen Pressefreiheit. Ausgerichtet durch die Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn. Rendsburg, 03/05/2019
  • Biografietage 2016: Matthias Grenda im Gespräch mit Jörn Jacob Rohwer Herrenhaus auf dem Bispinghof. Nordwalde, 25/09/2016
  • Kurt Aeschbacher im Gespräch mit Jörn Jacob Rohwer. Biografischer Austausch und Buchpräsentation. Kaufleuten, Zurich, 06/05/2015
  • Lifelines: New York-Berlin. Biografischer Austausch zwischen Edmund White und Jörn Jacob Rohwer, von Bernd Feuchtner moderiert. Villa Aurora in Zusammenarbeit mit dem Schwulen Museum Berlin. Berlin, 28/10/2014
  • Der Maler Don Bachardy zu Gast in Berlin, im Gespräch mit Jörn Jacob Rohwer. Berlin, Rotes Rathaus, 14/10/2014
  • Die Seismografie des Fragens. 25 Jahre im biografischen Gespräch (Rede). Kammergesellschaft Berlin, Kaisersaal. Berlin, 16/05/2014
  • A Tribute to Terry B. Sanders. Vortrag und Retrospektive zu fünfzig Jahren Filmschaffen des U.S.-Regisseurs. Villa Aurora in Zusammenarbeit mit Goethe Institute. Los Angeles, 09/2006
  • Die Kunst des Gesprächs. Bernhard Schlink im Austausch mit Jörn Jacob Rohwer über dessen Fragetechniken. Villa Aurora Nacht, Berlin, 16/12/2005

Fernsehen / Medien

  • Abschied von Berlin. Der Autor über den Schriftsteller Christopher Isherwood (1904-1986). Podcast von Dr. Vito Pinto. In: Exit Exil, VATM, Berlin 2023
  • Frida Kahlo. Kurzfilm über das Leben der mexikanischen Künstlerin. 7 Minuten, ZDF/ 3-Sat, Mainz 1991

Referenzen

  • Rückschau Rohwers' auf seine Studienjahre in London. Interview: Dr. Sam Blaxland. UCL Oral History Project in Vorbereitung auf die 200-Jahr-Feier der Universität. University College London, London 04/2023
  • Award-winnig author Jörn Jacob Rohwer. Gesprächsportrait anlässlich der US-Buchveröffentlichung von "Failure is what it's all about". Writer’s Life Magazine, New York City, 06/2021
  • Das Wunder des Fragens oder Was ist Wahrheit? Gesprächsportrait. Podcast der Diplomatischen Landesvertretung Schleswig-Holsteins in Berlin, Berlin 11/2020
  • Der Publizist Jörn Jacob Rohwer. Life-Interview von Dr. Joachim Scholl, Sendung "Zwischentöne". 90 Minuten, Deutschlandradio, Berlin, 25/05/2014
  • The Art of Conversation. Portrait. Tom Dessalat, Washington Square News, New York City, 05/04/2006
  • Der Vorbereiter. Portrait. Insight - das Magazin der Medienbranchen, Rommerskirchen, 05/2001
  • Im Grunde gleicht kein Text dem anderen. Linguistische Untersuchung von Rohwer's Fragetechniken. Magisterarbeit Wiebke Zimmermann, Universität Hamburg, Hamburg 06/1996

Öffentliche Resonanz

Beispiele

Das ist Jörn Jacob Rohwers, wie ich finde, einzigartiges Talent und tatsächliche Kunst: Gerade auch solche Menschen bei sich selbst sein zu lassen, die es gewohnt sind, dies tunlichst zu vermeiden (…), Menschen, die jedweder Öffentlichkeit gegenüber eigentlich nie authentisch sind, sondern immer die Maske aufsetzen, die sie, je nach Gelegenheit, als passend erachten, was verständlich ist, denn so schützt man sich vor der Meute. Und woher sollen diese Menschen auch wissen, dass dieser Jörn Jacob Rohwer nicht dazugehört, zu dieser Meute? Dass er es schafft, davon zeugen seine Gespräche. Dr. Joachim Scholl, Deutschlandradio

In seinen Gesprächen geht es Rohwer um Rückblicke auf das Leben, auf weltanschauliche Positionen, auf bestimmte Haltungen zum Dasein oder zur Kunst. Mit Rohwer gibt es einen Fragesteller, der seine Gespräche - man spürt es beim Lesen - monatelang vorbereitet hat. Rohwer geht in Archive, liest Selbstzeugnisse der Persönlichkeiten oder schon vorher mit ihnen geführte Interviews. Und mit diesem Mehrwissen konfrontiert er dann sein jeweiliges Gegenüber - mit Wissen, das auch aus den Hinterkammern des Lebens besteht, obgleich es ihm nicht zuvor geheim anvertraut, sondern öffentlich zugänglich gewesen ist. Und das ist die zweite Attraktion dieses Werks: jene ausgefeilte, unorthodoxe Fragetechnik, die bei vielen Persönlichkeiten in Tiefenbereiche des Weltanschaulichen oder seelischer Befindlichkeiten führt, mithilfe derer es zu Momenten kommt, in denen sich mit einem Schlag vertraute Blickweisen auf einen Menschen verändern, sich zudem etliche Einsichten, Einblicke, erhellende, bereichernde, beklemmen-de, aber auch vergnügliche Momente ergeben. Martin Maria Schwarz, Hessischer Rundfunk

Es gibt, gab die Großen des Dialogs. Fritz J. Raddatz mit der dialektischen Spannung seiner »Zeit«-Dialoge. Alexander Kluge mit der surreal fantasierenden Behutsamkeit seiner TV- und Buchinterviews. Günter Gaus mit seinen respektvoll-rücksichtslos bohrenden Erkundungen »Zur Person«. André Müller mit seinen narzisstisch provokanten, expressiven »Zeit«-Porträts in Frage und Antwort. Jörn Jacob Rohwers Bücher bereichern somit eine Galerie der Bedeutenden. Seine Gespräche sind geformte Stücke: Fragen und Antworten komponiert als Treibstufen einer Textur, die sich der dramatischen Literatur verschwistert fühlt. Hans Dieter Schütt, Neues Deutschland

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Jörn Jacob Rohwer aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.