Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Iwan Stepanowitsch Konew

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Konew als Marschall der Sowjetunion

Iwan Stepanowitsch Konew (russisch Ива́н Степа́нович Ко́нев, wissenschaftliche Transliteration Ivan Stepanovič Konev, in der Sekundärliteratur teilweise Konjew; * 16. Dezemberjul./ 28. Dezember 1897greg. in Lodeino, Gouvernement Wologda, Russisches Kaiserreich, heute Oblast Kirow, Russland; † 21. Mai 1973 in Moskau) war ein sowjetischer General im Zweiten Weltkrieg, ab dem 20. Februar 1944 Marschall der Sowjetunion.

Leben

Konew stammte aus einer bäuerlichen Familie und ist in dem Dorf Lodeino im Nordwesten Russlands aufgewachsen. Er erhielt nur eine sporadische Schulbildung und schlug sich als Holzfäller durch.[1]

Frühe Militärkarriere

Konew meldete sich im Ersten Weltkrieg ab 1916 als Kriegsfreiwilliger und diente als Unteroffizier eines Artillerieregiments an der Front in Galizien. Nach der Oktoberrevolution 1917 diente er bei der Roten Armee, wurde Mitglied der KPdSU und Kommissar des Kreises Nikolsk. Während des Bürgerkriegs von 1918 bis 1920 war er zunächst Kommissar eines Panzerzuges, später dann einer Schützenbrigade. Konew kämpfte in der Fernostarmee gegen die Truppen des „weißen“ Befehlshabers Koltschak sowie 1921 bei der Niederschlagung des Kronstädter Matrosenaufstandes.

Von 1926 bis 1928 war er Kommandeur des 50. Schützen-Regiments der 17. Schützen-Division in Nischni Nowgorod. Von Januar bis März 1930 befand er sich in Moskau und übernahm dann die stellvertretende Führung der 17. Schützen-Division. 1934 absolvierte er die Frunse-Militärakademie und wurde dann Politkommissar der 37. Schützen-Division im Militärbezirk Belorus. Im Jahr 1936 war er Befehlshaber der zweiten Schützendivision von Belorus. Er wurde dann als Militärberater in die Mongolei entsandt und führte im Frühjahr 1938 das dort formierte selbständige 57. Schützenkorps. Von Juli 1938 bis Juni kommandierte er die 2. Rotbanner-Armee im Militärbezirk Fernost. Seit Juni 1940 hatte er – befördert zum Generalleutnant – das Kommando über den Trans-Baikal-Militärbezirk und ab Januar 1941 über den Nordkaukasus-Militärbezirk erhalten.

Im Deutsch-Sowjetischen Krieg

Kurz vor Beginn des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion hatte Konew am 13. Juni 1941 das Kommando der neu aufgestellten 19. Armee übernommen, welche im Juli von der Südwestfront zur Westfront verschoben wurde. Im August und September zeichnete er sich in der Kesselschlacht bei Smolensk aus und führte starke Gegenangriffe auf Duchowschtschina durch. Am 11. September 1941 wurde er zum Generaloberst befördert und als Nachfolger Timoschenkos zum Oberbefehlshaber der Westfront ernannt. Danach nahm er ab dem 17. Oktober 1941 als Oberbefehlshaber der Kalininer Front an den entscheidenden Operationen in der Schlacht um Moskau teil.

Von September 1942 bis März 1943 war Konew erneut Befehlshaber der Westfront, ab März 1943 kommandierte er kurzfristig die Nordwestfront. In der Schlacht am Kursker Bogen im Juli 1943 befehligte er die Steppenfront, die als strategische Reserve gegen die deutsche 4. Panzerarmee am südlichen Frontabschnitt, u. a. bei Prochorowka, zum Einsatz kam. Im August 1943 wurde er Armeegeneral. Seine Front wurde im Oktober 1943 in 2. Ukrainische Front umbenannt und wurde während der Dnjepr-Karpaten Operation gegen Kirowograd angesetzt, das Konews Truppen am 8. Januar 1944 befreien konnten.

Konew wurde im Februar 1944 zum Marschall der Sowjetunion befördert. Er übernahm im Mai 1944 als Kommandeur die 1. Ukrainische Front, die in der Lwiw-Sandomierz-Operation am 27. Juli 1944 Lemberg eroberte und am 29. Juli die Weichsel erreichte. Aus dem dort gewonnenen Brückenkopf bei Baranow traten ihre Truppen am 12. Januar 1945 zur Großoffensive an, nahmen eine Woche später Krakau und kontrollierten Ende Februar 1945 ganz Schlesien.

Bekannt wurde Konew vor allem durch die Befreiung der letzten Insassen des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945. Am 16. April 1945 eröffnete Konew die Schlacht um Berlin, die letztlich jedoch von seinem „Rivalen“ (in der Hinsicht, dass beide die feindliche Hauptstadt erobern wollten) Marschall Schukow geschlagen wurde. Bei Torgau traf er mit seinen Truppen am 25. April das erste Mal auf US-Truppen. Danach befehligte er seine Verbände in Richtung Böhmen, die am 9. Mai 1945 Prag besetzten. Konew marschierte unter großem Jubel der Bevölkerung in Prag ein. Obwohl die Übernahme der bereits freien Stadt kampflos erfolgte, ging er als Befreier in die tschechoslowakische Geschichtsschreibung ein.[1]

Nach 1945

Die ersten beiden Nachkriegsjahre hatte er den Oberbefehl der zentralen Gruppe der sowjetischen Landstreitkräfte in Österreich und Ungarn inne, die folgenden 10 Jahre den über alle sowjetischen Landstreitkräfte. 1955 bis 1960 war er „Oberkommandierender der Streitkräfte des Warschauer Vertrages“ und Stellvertreter des sowjetischen Verteidigungsministers. In dieser Funktion ließ er den Volksaufstand in Ungarn niederschlagen.[2] Auf dem Höhepunkt der Berlinkrise 1961 und 1962 war Konew Oberkommandierender der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland. Er befahl die Schließung der Grenzen der DDR zu den Westsektoren Berlins, was den Beginn des Mauerbaus darstellen sollte.[1] 1963 wurde er zum Chefinspektor des Verteidigungsministeriums ernannt.

Nach seinem Tod im Jahr 1973 und dem Zerfall der Sowjetunion wurde Konew differenzierter und kritischer beurteilt. Bekannt wurde unter anderem, dass Konew am ersten Tag des Friedens trotz des Waffenstillstands auf dem Rückweg befindliche Wehrmachtseinheiten beschießen ließ, die Bombardierung mehrerer tschechischer Städte befehligte und später mehr als zehntausend Tschechen in Straf- und Arbeitslager schickte.[1]

Konew war Mitglied des Obersten Sowjets und gehörte dem Zentralkomitee der KPdSU an.

Er war zweimal verheiratet und hatte aus beiden Ehen insgesamt drei Kinder: zwei Töchter und einen Sohn.

Ehrungen

Konew-Statue in Prag, 2020 entfernt
  • Eine 1980, zur Zeit der sogenannten Normalisierung in der Tschechoslowakei, errichtete Statue Konews in Prag wurde seit Jahren immer wieder Ziel von Vandalismus. Die Beschmierungen in roter Farbe wiesen auf Konews unrühmliche Rolle in der Nachkriegszeit hin. Die zuständige Verwaltung des Bezirks Prag 6 unterließ zunächst die Säuberung der Statue und verhüllte sie schließlich. Der Bezirksbürgermeister schlug vor, die Statue auf dem Gebiet der russischen Botschaft aufzustellen. Jiří Ovčáček, der Sprecher des tschechischen Staatspräsidenten Miloš Zeman, nannte die Absperrung „absurd“ und erinnerte an die Verdienste von Konew. Konews Tochter Natalija Konewa, Leiterin der russischen Behörde für Kriegsdenkmäler, forderte, die Statue zum Schutz vor weiterem Vandalismus nach Russland zu bringen. Der Rat des Stadtbezirkes hatte inzwischen beschlossen, die Statue einem Museum zu übergeben und an Stelle des Konew-Denkmals ein Mahnmal für alle Befreier Prags zu errichten. Präsident Miloš Zeman bezeichnete diese Entscheidung als „Schande“, da das Denkmal auch für die sowjetischen Soldaten stünde, die bei der Befreiung Prags und der Tschechoslowakei ihr Leben verloren hatten.[3] Konews Statue wurde am 3. April 2020 entfernt[4] und in einem Depot eingelagert. Der russische Verteidigungsminister Sergei Schoigu forderte daraufhin, die für die Entfernung des Denkmals verantwortlichen Amtsträger strafrechtlich verfolgen zu lassen.[5][6] Das tschechische Außenministerium lehnte die Forderung nach Verfolgung gewählter politischer Vertreter durch einen fremden Staat als unzulässig ab.[7]

Literatur

Weblinks

 Commons: Iwan Stepanowitsch Konew – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Ein umstrittener Held der Sowjetunion, Prager Zeitung, 1. Juni 2016.
  2. Winfried Heinemann, Das internationale Krisenjahr 1956: Polen, Ungarn, Suez. München 2009, S. 311.
  3. Der Neue Mahnruf, 73. Jahrgang, 4. Quartal 2019, S. 6
  4. ‘Dark day’ in Prague: Czech authorities use sham ‘no mask’ Covid-19 excuse to tear down monument to Soviet liberator.
  5. Moskau: Abriss des Marschall Konew-Denkmals in Prag wird nicht unbeantwortet bleiben, sputniknews.com, 9. April 2020.
  6. Statuenstreit zwischen Tschechien und Russland, ORF, 10. April 2020.
  7. Ministerstvo zahraničí: Stíhání české samosprávy Ruskem kvůli soše Koněva je nepřípustné. In: ČT24. 10. April 2020, abgerufen am 11. April 2020 (čeština).
Vorgänger Amt Nachfolger
Sowjetischer Hochkommissar in Österreich
1945–1946
Wladimir W. Kurassow
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Iwan Stepanowitsch Konew aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.