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Ivry Gitlis

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Ivry Gitlis (2010)

Ivry Gitlis (hebräisch עברי גיטליס‎; geb. 25. August 1922 in Haifa, Völkerbundsmandat für Palästina; gest. 24. Dezember 2020 in Paris[1]) war ein israelisch-französischer Violinist.

Leben

Gitlis stammte aus einer Familie russischer Einwanderer; seine Mutter war Sängerin, sein Großvater Kantor. Im Alter von sechs Jahren erhielt er ersten Unterricht. Mit neun Jahren gab er erste Konzerte, mit zehn Jahren wurde Bronisław Huberman auf ihn aufmerksam und sorgte dafür, dass er zu weiteren Studien nach Paris geschickt wurde. Dort erhielt er Unterricht bei gleich drei berühmten Geigern, Carl Flesch, George Enescu und Jacques Thibaud. Während des Zweiten Weltkrieges gelang seiner Mutter und ihm die Flucht nach England, wo er zunächst in einem Rüstungsbetrieb arbeitete, um seinen Beitrag zum Krieg gegen das nationalsozialistische Deutsche Reich zu leisten, danach engagierte er sich mit zahllosen Konzerten in der Truppenbetreuung.

Mitte der 1950er Jahre nahm er einschlägige „Schlachtrösser“ der Violinliteratur mit den Wiener Symphonikern (a.k.a. Pro Arte Orchestra) auf, die Violinkonzerte von Peter Tschaikowski, Max Bruch, Felix Mendelssohn Bartholdy und Jean Sibelius, aber auch das 2. Violinkonzert von Béla Bartók sowie dessen Sonate für Violine solo.

In diesen Jahren wurde er zu einem engagierten Anwalt der neuen und neuesten Musik; seine Konzerte hatten Kultstatus in den intellektuellen Pariser Existenzialistenkreisen. In den 1960er Jahren folgten Aufnahmen der Violinkonzerte 1 und 2 von Paganini, aber auch Aufnahmen von Violinkonzerten der klassischen Moderne, etwa von Igor Strawinski, Paul Hindemith und Alban Berg (auch dessen Konzert für Violine, Klavier und Bläser). 1965 kam es zu einem bejubelten Auftritt mit den Berliner Philharmonikern mit Bartóks 1. Violinkonzert, gleichwohl spielte er zwei Jahre später dort einen Violinabend vor halbleeren Rängen.

Im Mai 1968 spielte er mit Martha Argerich in Paris auf der Straße. 1968 trat er gemeinsam mit Yoko Ono in deren Dirty-Mac-Project beim Rolling Stones Rock and Roll Circus auf (auf DVD wiederveröffentlicht).

1971 spielte er die Uraufführung des Solostücks Piece for Ivri von Bruno Maderna, 1972 die Uraufführung eines Solostücks von Iannis Xenakis. 1972 nahm er an einer großen Konzertreihe in Tel Aviv zur Erinnerung an Bronisław Huberman teil, zu der sich die damalige Weltelite der Geiger traf, u. a. die jungen Pinchas Zukerman und Itzhak Perlman. Wiederum spielte er Bartóks 1. Violinkonzert.

1980 erschien seine Autobiographie in französischer Sprache. 1988 wurde er Botschafter der UNESCO.

In den 1990er Jahren erschien eine CD in Japan mit einschlägigen Zugabestückchen, in denen er seine geigerische Brillanz an zweifelhaftem Material erneut beweist. Hochbetagt gab er im Mai 2001 Konzerte mit Martha Argerich, bei denen er die Kreutzer-Sonate von Ludwig van Beethoven und die Violinsonaten von César Franck und Claude Debussy spielte. Noch im Juli 2013 gab er ebenfalls mit Martha Argerich ein Konzert in Essen, in dem er die Violinsonate von Franck sowie zwei Zugaben von Kreisler (Liebesleid und Schön Rosmarin) spielte.

Am 29. September 2016 wirkte er mit dem Violinsolo aus der Filmmusik von John Williams zu Schindlers Liste an der offiziellen Gedenkfeier zum 75. Jahrestag des Massakers von Babyn Jar in Kiew mit.

Er spielte eine Stradivari mit dem Beinamen „Sancy“ von 1713.

Gitlis lebte seit Ende der 1960er Jahre in Paris. Er starb dort im Dezember 2020 im Alter von 98 Jahren.[2]

Literatur

  • Joachim W. Hartnack: Große Geiger unserer Zeit. 4., überarb. u. erg. Neuauflage 1993, ISBN 3-254-00171-0
  • Harald Eggebrecht: Große Geiger. Kreisler, Heifetz, Oistrach, Mutter, Hahn und Co. Piper Taschenbuch Verlag, 2005, ISBN 3-492-24302-9.
  • Alfred Roeseler mit Norbert Hornig: Große Geiger unseres Jahrhunderts. Erweiterte Neuausgabe, Piper Taschenbuch Verlag, 1996, ISBN 3-492-22375-3
  • Stefan Drees (Hrsg.): Lexikon der Violine. Laaber-Verlag, 2004, ISBN 3-89007-544-4
  • Anne Midgett: Martha Argerich and Ivry Gitlis: Private: Knock Before Entering. In: New York Times. 25. Mai 2001
  • Nicole Coppey: Interview mit Ivry Gitlis. Schweizer Musikzeitung Juli/August 2008 (PDF; 171 kB)

Weblinks

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Ivry Gitlis aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.