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Israel Meir Kagan

Aus Jewiki
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Israel Meir Kagan, genannt Chafetz Chajim (Illustration)
ChofezChajimWien1923.jpg

Israel Meir Kagan (Israel Meir Ha-Kohen Kagan, auch: Kahan, auch Kurzformen wie: Israel Meir Ha-Kohen usw., eigentlich Pupko; geb. 1839 in Zhetel bzw. Dziatlava, Polen; gest. 15. September 1933 in Radun, Polen, heute Weißrussland - Jahrzeit: 24. Elul; genannt der Chafetz Chajim, Varianten: Chofetz Chaim, Chofetz Chayim usw., hebräisch חָפֵץ חַיִּים, = „Sucher des Lebens“, „Lebenssehnsucht“, nach dem Titel seines bekannten Werkes, das sich mit der Schweigsamkeit und der Tugend einer zurückhaltenden Sprache beschäftigt) war ein bedeutender, später weltbekannter jüdischer Ethiker und eine einflussreiche osteuropäische rabbinische Autorität. Er übte einen großen Einfluss aus sowohl auf religiöse Führer wie auch auf die Massen und war bekannt für seine Frömmigkeit, Bescheidenheit und Integrität. Er hat über 20 Werke hinterlassen, das bekanntesteste ist sein sechsbändiger Kommentar zum Schulchan Aruch (Orach Chajim): Mischnah Berurah, der für viele streng religiöse Juden bis heute verbindlich ist.[1] Da er auf das baldige Kommen des Messias hoffte, legte er auch besonderen Wert auf das Studium der Gesetze, die die Opfer und den Tempeldienst betreffen.

Persönlichkeit

Seine Persönlichkeit, Frömmigkeit, sein bescheidenes, demütiges Auftreten, seine Werke und die darin zum Ausdruck gebrachte Geisteshaltung, vor allem aber die tätige Sorge um seine Mitmenschen faszinierten Generationen jüdischer Menschen weltweit. Eine grosse Anzahl von Zitaten voll praktischer Weisheit wird ihm zugeschrieben, hunderte wahre und erfundene Geschichten werden über sein Leben erzählt.

Leben

Israel Meir Kagan stammte aus ärmlichen Verhältnissen. Er wurde in Zhetl als Sohn von Rabbi Arje Se'ev und Dobroscha Kagan geboren, einer damals zu Polen gehörenden litauischen Kleinstadt mit einer jüdischen Bevölkerungsmehrheit gut 150 km östlich von Grodno.[2] Bis zu seinem zehnten Lebensjahr wurde er von seinen Eltern unterrichtet. Nach dem frühen Tod seines Vaters im Zuge der damaligen Cholera-Epidemie übersiedelte er mit seiner Mutter nach Wilna, wo er seine Studien an einer Talmudhochschule fortsetzte. Nach seiner Heirat mit der Tochter seines Stiefvaters[3] lebte er in Radin, einer Kleinstadt südlich von Wilna, deren Bevölkerung etwa zur Hälfte aus Juden bestand.[4]

Jeschiwa in Radin, genannt Chafetz Chajim Jeschiwa
Chafetz Chajim

Kagan war niemals als Rabbiner offiziell angestellt, seinen Lebensunterhalt bestritt er mit einem kleinen Lebensmittelgeschäft, das von seiner Frau geführt, aber von ihm strengstens kontrolliert wurde; in späteren Jahren konnte er dagegen von seinen Publikationen leben. Als er mit der Zeit realisierte, dass immer mehr Leute in seinem Laden einkauften, fürchtete er die Parnoso von anderen Leuten wegzunehmen und schloss deshalb im Alter von 40 Jahren sein Lebensmittelgeschäft. Er widmete sich Tag und Nacht dem Studium der Tora und wirkte als Lehrer, besonders auch der einfachen Leute, die er zum Studium der heiligen Schriften und zur Einhaltung der Gebote aufforderte. Er lehrte zunächst in Vasilischok und gründete 1869 sein eigenes Lehrhaus in Radin, das als die „Chafetz Chajim Jeschiwa“ bekannt wurde. Er übertrug die Lehrtätigkeit seinen Schwiegersöhnen und anderen Gelehrten und widmete sich erzieherischen und organisatorischen Fragen, hielt Vorträge und publizierte seine Schriften. Während des Ersten Weltkrieges floh er nach Russland und kehrte 1921 nach Radin zurück, das unter polnischer Herrschaft stand, um seine Lehrhäuser wieder zu eröffnen.

Bestrebt, die jüdische Orthodoxie in Litauen und international zusammenzuhalten, wurde er Mitbegründer der Agudat Israel, deren erste Weltkonferenz er 1912 eröffnete, und beteiligte sich an der Gründung eines Komitees, das den bedrängten religiösen jüdischen Lehranstalten zu helfen versuchte. Trotz gesundheitlicher Probleme war er bis ins hohe Alter in jüdischen Angelegenheiten unterwegs und äußerte sich zu aktuellen Fragen in der jüdischen Presse. Er starb 1933 im Alter von 95 Jahren in Radin und wurde in aller Welt betrauert. Die New York Times bezeichnete ihn in ihrem Nachruf als „ungekrönten spirituellen König Israels“.[5] Das Haus, in dem er in Radin gelebt hatte, wurde in die USA transportiert und auf dem Campus der Yeshiva Chofetz Chaim in Suffern, in der Nähe von New York wieder aufgebaut.[6] Viele andere jüdische Schulen und Institutionen tragen ebenfalls seinen Namen; in Palästina wurde der erste von der Agudat Israel 1944 gegründete orthodoxe Kibbutz nach ihm benannt.

Werk

Titelblatt Chafetz Chajim, Wilna 1873

Im Alter von fünfunddreißig Jahren veröffentlichte er anonym sein erstes Werk, Chafetz Chaijm, das den religiösen Vorschriften gegen Verleumdung und Klatsch (hebr. laschon hara) gewidmet ist. Der Titel stammt aus Psalm 34,13-14 SLT: „Wer ist der Mann, der Leben begehrt, …? Behüte deine Zunge vor Bösem und deine Lippen, daß sie nicht betrügen“. Sein Leben lang legte Kagan großen Wert auf die Einhaltung dieser Gebote. 1879 veröffentlichte er ein zweites Buch zu diesem Thema, 1925 ein drittes; er verfasste auch ein Morgengebet dazu.

Sein bekanntestes, noch heute weit verbreitetes Werk ist sein sechsbändiger Kommentar zum Schulchan Aruch Orach Chajim: Mischnah Berurah, an dem er mehr als zwanzig Jahre gearbeitet hat, das auch in einer neueren zweisprachigen Ausgabe - Hebräisch und Englisch - vorliegt.

Er schrieb außerdem unter anderem: Machaneh Israel (praktische Vorschriften für jüdische Soldaten), Ahawat Chessed (über Wohltätigkeit), Neddechei Israel und Schem Olam, in denen er Juden, die nach westlichen Ländern auswanderten, zur Einhaltung der Gebote ermutigte und Likutei Halachot (die sich mit dem Tempeldienst nach Erscheinen des Messias auseinandersetzen).

Anekdoten

Beerdigung des Chofetz Chajim, an der etwa 10 000 Personen teilnahmen

Als der Chofetz Chajim einmal in Warschau war, kam ein angesehener Geschäftsmann zu ihm und bestellte alle seine Seforim, ausser dem Sefer Chofetz Chajim. Auf die Frage, was der Grund dafür sei, antwortete der Jehudi: Da er durch seine geschäftlichen Beziehungen mit so vielen Leuten in Kontakt sein muss, ist es ihm unmöglich, die Halochois von Loschoin Hora und Rechilus zu beachten und sie einzuhalten. Folglich hat er für dieses Sefer keine Verwendung. Darauf antwortete Rabbi Jisroel Meir: Ich habe mir das auch schon überlegt und diese Frage Rabbi Jisroel Salanter vorgelegt. Er hat mir Folgendes gesagt: Wenn der Druck dieses Sefers Chofetz Chajim nur zur Folge hat, dass ein Jehudi wegen Loschoin Hora ein wenig seufzt, hat es sich schon gelohnt!

Als der junge Raw Joisef Schloime Kahanemann an einem Choil Hamoied Pessach von der Jeschiwa nach Hause fuhr, kam er beim Städtchen Radin vorbei. Er wollte die Gelegenheit nicht verpassen, den Chofetz Chajim zu sehen. Als er in einem Vorzimmer wartete, hörte er plötzlich ein jämmerliches Weinen aus einem anderen Zimmer. Als er sich erschrocken erkundigte, was geschehen sei, wurde ihm erklärt: "Der Chofetz Chajim dawent gerade für eine Frau, die eine schwere Geburt durchmacht". Raw Joisef Schloime war so beeindruckt von diesem Mitgefühl für eine Frau, die nicht einmal mit dem Chofetz Chajim verwandt war, dass er umgehend beschloss, für längere Zeit in Radin zu bleiben und ein Talmid des Chofetz Chajim zu werden.

Schriften (Auswahl)

  • Chafetz Chajim online, Wilna 1873
  • Machaneh Israel online, Warschau 1881
  • Ahawat Chessed online, Warschau 1888
  • Neddechei Israel online, Warschau 1893
  • Schem Olam online Warsaw, 1893 und online, Warschau 1897
  • Schmirat ha-Laschon, 1876 online, Warschau 1895
  • Mischnah Berurah, 1884-1907
    • Mishnah Berurah; the classic commentary to Shulchan Aruch Orach Chayim, comprising the laws of daily Jewish conduct by Yisroel Meir Ha-Cohen (the Chafetz Chayim).‎ An English translation of Shulchan Aruch and Mishnah Berurah with explanatory comments, notes, and facing Hebrew text; edited by Aharon Feldman and Aviel Orenstein; Pisgah Foundation, Jerusalem 1980–2002 [002875114]
  • Likutei Halachot 1. Band, 2. Band, 3. Band, 4. Band, Petersburg 1899-1925

Literatur (Auswahl)

  • Benjamin Brown: Yisra’el Me’ir ha-Kohen. In: The YIVO Encyclopedia of Jews in Eastern Europe (englisch)
  • Lester Samuel Eckman: Revered by All: The Life and Works of Rabbi Israel Meir Kagan — Hafets Hayyim (1838–1933). Shengold Publishers, New York 1974 ISBN 0-88400-002-8 (englisch)
  • Mordechai Hacohen, David Derovan: Israel Meir Ha-Kohen. In: Michael Berenbaum and Fred Skolnik (Hrsg.): Encyclopaedia Judaica. 2. Auflage, Band 10, Macmillan Reference USA, Detroit 2007. S. 756-757. Gale Virtual Reference Library (englisch)
  • Jüdisches Lexikon 1927 ff. Bd. III, Artikel, Kahan, Israel Me'ir, Sp. 531 f. online
  • Wininger 1925 ff. Bd. III, Artikel Kohen, Israel Maier, S. 485
  • Mosheh Meʼir Yashar: Chafetz Chaim, the life and works of Rabbi Yisrael Meir Kagan of Radin. Mesorah Publications, Brooklyn, N.Y. 1984 ISBN 0-89906-462-0

Einzelnachweise

  1. 25 Jahre hatte er daran gearbeitet und das Werk im Jahr 5667 (1907) abgeschlossen.
  2. Dzyatlava. JewishGen.com
  3. Israel Meirs Bruder, Reb Aharoin, und die ganze Familie waren sehr gegen diesen Schiduch, weil das Mädchen älter war als Israel Meir und auch weder "Aschirus noch Jichus" besass; andererseits wurden ihm als "Ilui" die schönsten und besten Schiduchim aus den angesehensten und reichsten Familien von Wilna angetragen. Da Israel Meir realisierte, dass seine Absage für diesen Schiduch das Verhältnis zwischen seinem Stiefvater und seiner Mutter beeinträchtigen könnte, war er trotzdem mit diesem Schiduch einverstanden. Sein ganzes Leben war er sehr dankbar für diesen Schiduch, denn diese Frau mit ihrer Einfachheit, ihrem Temimus und ihren guten "Mides" auch ohne Aschirus und besonderen Jichus ermöglichte es ihm, sich gänzlich der Toiro zu widmen und immer weiter zu steigen.
  4. Dov Rabin, Shmuel Spector: Radun. In: Michael Berenbaum and Fred Skolnik (Hrsg.): Encyclopaedia Judaica. 2. Auflage, Band 17, Macmillan Reference USA, Detroit 2007. S. 59 Gale Virtual Reference Library (englisch)
  5. Chofetz Chaim, 105 Is Dead in Poland. The New York Times, September 16, 1933
  6. Yeshiva Chofetz Chaim

Weblinks

 Commons: Israel Meir Kagan – Sammlung von Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Hinweis

Der Artikeltext beruht in Teilen auf einem Nachruf in der Jüdischen Zeitung, Zürich, Ausgabe vom 30. August 2013, Seite 45 (Autor: Raw A. A. Rabinowitsch).

Andere Wikis

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Israel Meir Kagan aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. Hauptautor des Artikels (siehe Autorenliste) war Michael Kühntopf. Weitere Artikel, an denen dieser Autor maßgeblich beteiligt war: 2.656 Artikel (davon 1.532 in Jewiki angelegt und 1.124 aus Wikipedia übernommen). Bitte beachten Sie die Hinweise auf der Seite Jewiki:Statistik.