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Islamische Zeitrechnung

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Die islamische Zeitrechnung (arabisch التقويم الهجري, DMG at-taqwīm al-hiǧrī oder التقويم الإسلامي at-taqwīm al-islāmī) ist in einigen islamischen Ländern neben dem gregorianischen Kalender in Gebrauch, wobei sie vorwiegend für religiöse Zwecke gebraucht wird. Der islamische Kalender ist ein reiner Mondkalender, der das Jahr der Hidschra, der Flucht des Propheten Mohammed von Mekka nach Medina, als Ausgangspunkt verwendet. Die islamische Zeitrechnung beginnt mit dem 1. Muharram 1 AH = 16. Juli 622, dem Beginn des von der islamischen Tradition festgelegten Jahres der Hidschra. Angaben nach der islamischen Zeitrechnung werden in westlichen Sprachen üblicherweise mit dem Kürzel AH (= Anno Hegirae) versehen.

Die Monate des islamischen Kalenders wandern in etwa 32 Sonnenjahren (in etwa 33 Mondjahren) durch das Sonnenjahr. Der Fastenmonat Ramadan kann deshalb in jeder Jahreszeit liegen und verfrüht sich jedes Jahr um 11 Tage. Für religiöse Zwecke ist in einigen islamischen Ländern ausschließlich die Beobachtung des Mondes entscheidend, weshalb man beispielsweise vorher nicht genau weiß, wann der Ramadan anfängt. Jeder Monat beginnt, wenn die zarte Mondsichel nach Neumond erstmals sichtbar ist (Neulicht, durchschnittlich 2 Tage später). In anderen Ländern wird der Kalender voraus berechnet und der Eintritt des Neulichts durch eine Formel festgelegt. Daher können in verschiedenen islamischen Ländern die Kalender geringfügig voneinander abweichen.

Da ein reiner Mondkalender für die Landwirtschaft unbrauchbar ist, hat sich überall in der islamischen Welt auch der Gebrauch von Solarkalendern erhalten, im Maghreb der julianische Kalender, später der gregorianische, mit römischen Monatsnamen (yanair, fibrair, maris, abril usw.), im Maschrek jedoch mit altorientalischen Monatsnamen (kanun ath-thani, shubat, adhar, nisan, ayar, haziran, tammuz, ab, aylul, tishrin al-awwal, tishrin ath-thani, kanun al-awal), in Ägypten der koptischer Kalender und iranischen Bereich der alte iranische Sonnenkalender, der jedoch das Jahr der Hidschra zum Ausgangspunkt genommen hat, im Osmanischen Reich zeitweise der Rumi-Kalender.

Der islamische Mondkalender

Das islamische Mondjahr

Das islamische Jahr besteht als reines Mondjahr aus zwölf synodischen Monaten mit jeweils 29,5306 Tagen. Das ergibt eine Summe von insgesamt 354,3671 Tagen. Da weder der Monat noch das Jahr ein ganzzahliges Vielfaches des Tages sind, lässt man zum Ausgleich Monate von 30 und 29 Tagen abwechseln. Diesem Normaljahr von 354 Tagen fügt man in einem Zyklus von 30 Jahren elf Mal einen Schalttag (yaum kabs) ein:

Muḥarram (30 Tage)
Ṣafar (29 Tage)
Rabīʿ al-awwal (30 Tage)
Rabīʿ aṯ-ṯānī (29 Tage)
Ǧumādā l-ūlā (30 Tage)
Ǧumādā ṯ-ṯāniya (29 Tage)
Raǧab (30 Tage)
Šaʿbān (29 Tage)
Ramaḍān (30 Tage)
Šauwāl (29 Tage)
Ḏū l-qaʿda (30 Tage)
Ḏū l-ḥiǧǧa (29, in Schaltjahren 30 Tage)[1]

Da das Mondjahr elf Tage kürzer ist als das Sonnenjahr, wandert es rückwärts durch die verschiedenen Jahreszeiten. In etwa 32 Mondjahren hat es einmal das Sonnenjahr durchwandert.

Bestimmung der islamischen Festtage

Wichtig ist der islamische Kalender vor allem zur Bestimmung der islamischen Festtage. Besonders große religiöse Bedeutung haben im Islam der Fastenmonat Ramadān und der Wallfahrtsmonat Dhū l-ḥiddscha. Das Opferfest (ʿĪd al-aḍḥā) am 10. Dhū l-hiddscha ist der höchste Feiertag der Muslime, der zweithöchste ist das Fest des Fastenbrechens (ʿĪd al-fitr) am Ende des Ramadāns. In den ersten zehn Tagen des Monats Muḥarram begehen die Schiiten ihr höchstes Fest, die Aschura-Riten, in denen sie mit Prozessionen, Passionsspielen und Geißelungen des Todes des Imams Husain ibn Ali in der Schlacht von Kerbela gedenken.

Für religiöse Zwecke ist in den meisten islamischen Ländern nicht astronomische Berechnung, sondern die Beobachtung des Mondes entscheidend. Der neue Monat beginnt, wenn nach einem Neumond die Mondsichel (hilāl) wieder sichtbar ist (Neulicht). Sollte eine Sichtung wetterbedingt nicht möglich sein, dann endet er nach dem 30. Tag. Besonders wichtig ist diese Form der Beobachtung für die Bestimmung von Anfang und Ende des Ramadan-Monats.

Geschichte

Der islamische Kalender mit seinen Monatsnamen geht auf den altarabischen Kalender zurück, der ein kombinierter Lunisolarkalender war. Das Jahr begann im Herbst und bestand aus zwölf Mondmonaten, die wie im heutigen islamischen Kalender von Neumond zu Neumond gerechnet wurden; alle zwei oder drei Jahre wurde allerdings ein dreizehnter Monat angehängt, damit der Anfang des Jahres im Herbst beibehalten werden konnte. Dieser Schaltmonat wurde nasīʾ, „Verschiebung“, genannt, weil er den ersten Monat des neuen Jahres verschob.[2] Der Kalender diente vor allem zur Berechnung der Wallfahrts- und Markttermine. Vier Monate des Jahres galten als heilig: der Monat Radschab wegen der zu dieser Zeit stattfindenden Umra, der Monat Dhu l-Hiddscha und die beiden Monate davor und danach wegen des zu dieser Zeit stattfindenden Haddsch. In diesen vier Monaten galt eine allgemeine Friedenspflicht (vgl. Sure 9:36).

Nach der muslimischen Eroberung Mekkas wurde der Schaltmonat nasīʾ abgeschafft und auf diese Weise ein reiner Mondkalender eingeführt (vgl. Sure 9:37). Der genaue Zeitpunkt der Abschaffung ist nicht klar. Ibn Ishāq erwähnt sie sowohl für die von Abu Bakr geleitete Wallfahrt im Jahre 631 als auch für Mohammeds Abschiedswallfahrt im Jahre 632.[3] Das Zwischenschalten des Nasīʾ wird in den betreffenden Predigten als heidnisches Gebaren und Eingriff der Menschen in die göttliche Weltordnung verurteilt.

Das reine Mondjahr mit seinen 354 Tagen wurde somit zur Grundlage für den islamischen Kalender und diente fortan zur Bestimmung der religiösen Feste. Da dieses Mondjahr für Ackerbau treibende Bauern jedoch nicht praktikabel ist, wurde in fast allen Ländern, in denen der Islam Wurzeln geschlagen hat, daneben ein Sonnenkalender weitergeführt. Im Alltags- und Wirtschaftsleben wird seit dem frühen 20. Jahrhundert in fast allen islamischen Ländern der gregorianische Kalender verwendet. Auf dem Gebiet des Osmanischen Reichs wurde der Mondkalender offiziell zum 1. März 1917 durch den gregorianischen Kalender abgelöst.[4]

Für die Monate des gregorianischen beziehungsweise des julianischen Kalenders werden in manchen Teilen der arabischen Welt die bekannten europäischen Monatsnamen gebraucht, im Rest orientalische Monatsnamen. Im Iran sind die französischen Bezeichnungen in Gebrauch. Daneben gilt offiziell der iranische Sonnenkalender, der zu Frühlingsanfang mit dem Fest Nouruz beginnt.

Die Hidschrī-Zeitrechnung

Als Ausgangspunkt für die islamische Zeitrechnung dient der 1. Muharram des Jahres, in dem Mohammed von Mekka nach Medina ausgewandert ist. Das ist der 16. Juli 622. Entsprechend dem arabischen Wort für Auswanderung, hidschra, wird diese Zeitrechnung als hidschrī-Zeitrechnung bezeichnet. Üblicherweise rechnet man entsprechend dem islamischen Kalender in Mondjahren.

Umrechnung

Mit den folgenden Näherungsformeln lassen sich islamische Jahreszahlen in gregorianische umrechnen und umgekehrt:

C (Jahr nach christlicher Zeitrechnung), H (Jahr nach der Hidschra)

Daneben stehen im Internet zahlreiche Datumsumrechner zur Verfügung, so zum Beispiel der Online-Umrechner des Orientalischen Seminars der Universität Zürich.

Geschichte

Nach Angaben des Astronomen Al-Biruni (973–1048), der 400 Jahre nach dem berichteten Ereignis gelebt hat, wurde die islamische Hidschri-Zeitrechnung im Jahr 638 vom zweiten Kalifen Umar ibn al-Chattab eingeführt. Der früheste Beleg für die Zählung, die im Jahr 622 beginnt, ist eine Inschrift Muawiyas I. auf Griechisch, die jedoch von der „Ära der Araber“ spricht. Dies hat zu Vermutungen geführt, erst die spätere islamische Tradition habe den Bezugspunkt „Auswanderung aus Mekka“ konstruiert. Die meisten alten Belege lassen offen, ob sich die Zählung auf die „Ära der Araber“ oder die Hidschra bezieht.

Im 20. Jahrhundert wurde die Hidschrī-Zeitrechnung in vielen islamischen Ländern auf staatlicher Ebene durch die christliche Zeitrechnung ersetzt. In der Türkei geschah dies mit Wirkung zum 1. Januar 1926, nachdem schon im Jahre 1917 eine Umstellung auf den Gregorianischen Kalender erfolgt war.[5]

Die iranische Hidschri-Schamsi-Zeitrechnung

Neben der Zeitrechnung nach dem islamischen Mondkalender ist im Iran und in Afghanistan auch eine Zeitrechnung nach Sonnenjahren üblich, die die Jahre ebenfalls seit dem Jahr der Hidschra zählt (iranischer Kalender). Die arabische Bezeichnung für diese Zeitrechnung ist hidschri schamsi („Sonnen-Hidschra“). Zur Unterscheidung wird die Zählung der islamischen Mondjahre auch hidschri qamari („Mond-Hidschra“) genannt. Da auf 32 Sonnenjahre etwa 33 Mondjahre kommen, läuft der iranische Sonnenkalender dem islamischen Mondkalender derzeit etwa 42 Jahre hinterher.

Am 21. März 2007 begann das Hidschri-schamsi-Jahr 1386; es endete am 19. März 2008. Das Hidschri-schamsi-Jahr 1387 begann am 20. März 2008.

Wochentage

Wochentage werden beginnend mit Sonntag und endend mit Samstag (des gregorianischen Kalenders) gezählt – wie auch im Judentum und in vielen westlichen Ländern üblich, zum Beispiel in den USA und Portugal, früher auch in Österreich und Deutschland. Der Freitag ist also zwar der wöchentliche Feiertag, aber nicht der letzte Wochentag im islamischen Kalender. Der Wechsel von einem Tag zum nächsten findet stets zum Sonnenuntergang statt (das wird in der Chronometrie allgemein italienische Stundenzählung genannt, da die islamische Tagzählung wohl über Venedig in den europäischen Kulturkreis gekommen ist). Die arabischen Bezeichnungen der Wochentage Sonntag bis Donnerstag leiten sich von den arabischen Zahlwörtern von eins bis fünf ab.

  • Sonntag: Yaum al-aḥad يوم الأحد „Erster Tag“
  • Montag: Yaum al-iṯnīn يوم الإثنين „Zweiter Tag“
  • Dienstag: Yaum aṯ-ṯalāṯāʾ يوم الثلاثاء „Dritter Tag“
  • Mittwoch: Yaum al-arbaʿāʾ يوم الأَرْبعاء „Vierter Tag“
  • Donnerstag: Yaum al-ḫamīs يوم الخَمِيس „Fünfter Tag“
  • Freitag: Yaum al-ǧumʿa يوم الجُمْعَة „Tag der Zusammenkunft“
  • Samstag: Yaum as-sabt يوم السَّبْت „Sabbattag“

Weblinks

 Commons: Islamische Kalender – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Vgl. Gerhard Endreß: Einführung in die islamische Geschichte. München 1982. S. 186.
  2. Vgl. dazu A. Moberg: Art. "nasīʾ" in The Encyclopaedia of Islam. New Edition Bd. VII, S. 977.
  3. Vgl. Vgl. Ibn Hischām: Kitāb Sīrat Rasūl Allāh. Aus d. Hs. zu Berlin, Leipzig, Gotha u. Leyden hrsg. von Ferdinand Wüstenfeld. 2 Bde. Göttingen 1858-59. S. 923f. u. 968. Online verfügbar unter http://archive.org/stream/p2daslebenmuhamm01ibnhuoft#page/104/mode/2up
  4. Vgl. Feroz Ahmad: The Making of Modern Turkey. London-New York 1993. S. 80.
  5. Vgl. Feroz Ahmad: The Making of Modern Turkey. London-New York 1993. S. 80.
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