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Iris Murdoch

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Dame Jean Iris Murdoch DBE (* 15. Juli 1919 in Dublin; † 8. Februar 1999 in Oxford) war eine anglo-irische Schriftstellerin und Philosophin. Sie ist bekannt für ihre Romane, die detaillierte Personenbeschreibungen mit fesselnden Handlungen verbinden und meist von ethischen oder erotisch-sexuellen Themen handeln.

Ihr erster Roman Unter dem Netz wurde 2001 von der Redaktion des amerikanischen Verlags Modern Library als einer der 100 besten englischsprachigen Romane des 20. Jahrhunderts ausgewählt.

Murdoch ist außerdem die Titelperson in Richard Eyres preisgekrönter Filmbiographie Iris von 2001. Darin wird die Geschichte ihres Verfalls durch die Alzheimer-Krankheit aus der Sicht ihres Mannes John Bayley beschrieben, zu der Zeit, als sie in North Oxford lebten. Murdoch wurde von Kate Winslet und Judi Dench dargestellt.

Leben

Murdoch studierte klassische und alte Geschichte sowie Philosophie am Somerville College der Universität Oxford. Am Newnham College der Universität Cambridge promovierte sie bei Ludwig Wittgenstein in Philosophie. Im Jahr 1948 wurde sie Fellow am St Anne's College der Universität Oxford.

Sie schrieb 1954 ihren ersten Roman Unter dem Netz (engl.: Under the Net), nachdem sie zuvor schon philosophische Abhandlungen veröffentlicht hatte, unter anderem die erste englischsprachige Studie über Jean-Paul Sartre. Sie lernte 1956 in Oxford ihren späteren Ehemann John Bayley (1925–2015) kennen, einen Professor für Englische Literatur und ebenfalls Schriftsteller. Danach schrieb sie weitere 25 Romane, andere philosophische Arbeiten und Dramen bis ins Jahr 1995, als die ersten Symptome der Alzheimer-Krankheit einsetzten, die sie am Anfang für eine Schreibblockade hielt.

Murdoch erhielt 1978 den Booker Prize für Das Meer, das Meer (engl.: The Sea, the Sea), einen äußerst detailreichen Roman über die Kraft der Liebe und des Verlustes: Ein ehemaliger Schauspieler wird von Eifersucht überwältigt, als er seine ehemalige große Liebe nach mehreren Jahrzehnten wieder trifft.

Im Jahre 1987 wurde sie zur „Dame Commander“ (DBE) des britischen Ritterordens Order of the British Empire ernannt. Die Universität Cambridge verlieh ihr 1993 die Ehrendoktorwürde.[1]

Romane

Murdoch war stark geprägt von Plato, Freud und Sartre. Ihre Romane sind abwechselnd eindringlich und grotesk, voll von schwarzem Humor und überraschenden Wendungen; sie gehen unter die zivilisierte Oberfläche des Oberklassen-Milieus, dem ihre Charaktere gewöhnlich angehören. Oft kommen untypische schwule Charaktere in ihren Werken vor, vor allem in The Bell (1958) und A Fairly Honourable Defeat (1970). Sie schrieb auch oft über einen mächtigen und fast dämonischen männlichen „Zauberer“, der seinen Willen den anderen Charakteren aufzwingt – einen Typus von Mann, den Murdoch angeblich ihrem Liebhaber, dem Nobelpreisträger Elias Canetti, nachempfunden hat.

Obwohl sie vorwiegend in einem realistischen Stil schrieb, flocht sie gelegentlich Mehrdeutigkeiten in ihr Werk ein durch die missverständliche Verwendung von Symbolen, und durch die Verwendung von Fantasy-Elementen in ihren präzise beschreibenden Szenen.

Das Einhorn (engl. The Unicorn, 1963) kann als ausgeklügelte Schauer-Romanze oder als Roman mit Gruselelementen oder vielleicht als brillante Parodie auf die Form des Schauerromans verstanden werden. Der schwarze Prinz (engl. The Black Prince, 1973) ist eine bemerkenswerte Studie erotischer Besessenheit. Dieser Text wird komplizierter und suggerierte unterschiedliche Interpretationen dadurch, dass einige nachrangige Charaktere dem Erzähler und dem mysteriösen „Herausgeber“ des Buches in einer Reihe von Nachworten widersprechen.

Einige ihrer Werke wurden für das Fernsehen verfilmt, wie zum Beispiel die Serien des Senders „British television“ nach der Vorlage ihrer Romane An Unofficial Rose und The Bell. J. B. Priestley adaptierte ihren Roman A Severed Head aus dem Jahr 1961 für die Bühne, das Stück wurde 1971 von Richard Attenborough mit dem Schauspieler Ian Holm uraufgeführt. Richard Eyres Film Iris (2001) beruht auf den Memoiren ihres Ehemannes aus der Zeit vom Beginn der Alzheimer-Krankheit bis zu ihrem Tod 1999. In dem Film spielen Judi Dench und Kate Winslet die alte bzw. die junge Iris Murdoch.

Biographien

Der britische Schriftsteller A. N. Wilson hat im Jahr 2003 eine Biographie über Murdoch verfasst: Iris Murdoch as I Knew Her (Iris Murdoch wie ich sie kannte). Dieses Buch wurde von der britischen Zeitschrift The Guardian als „spitzbübische Offenbarung“ und als „recht spektakulär ungezogen“ bezeichnet. [2] Wilson selbst nannte sein Buch eine „Anti-Biografie“ und beschreibt darin Murdochs sexuelle Freizügigkeit und Untreue: dass sie „in Akten des Betrugs aufblühte“, rücksichtslos war und „bereit, mit fast jedem ins Bett zu gehen“ (Wilson 2003). [3]

Werke

Romane

  • Under the Net, Chatto und Windus, London 1954; Neuausgabe bei Vintage, London 2004, ISBN 0-099-45844-6
    • deutsch: Unter dem Netz, übersetzt von Ilse Krämer, Rascher, Zürich u. Stuttgart 1957; ungekürzte Ausgabe Fischer Bücherei, Frankfurt 1962; Neuausgabe bei Kiepenheuer u. Witsch, nach der Übersetzung von Ilse Krämer überarbeitet von Barbara Scriba-Sethe, Köln 1988, ISBN 3-462-01918-X
  • The Flight from the Enchanter, Chatto & Windus, London 1956
    • deutsch: Die Flucht vor dem Zauberer, übersetzt von Werner Peterich, Piper, München 1964; Neuausgabe Deuticke, Wien 2001, ISBN 3-216-30513-9
  • The Sandcastle (1957)
    • deutsch: Die Sandburg
  • The Bell (1958)
    • deutsch: Die Wasser der Sünde
  • A Severed Head (1961)
    • deutsch: Maskenspiel
  • An Unofficial Rose (1962)
  • The Unicorn (1963)
  • The Italian Girl (1964)
    • deutsch: Das italienische Mädchen
  • The Red and the Green (1965)
  • The Time of the Angels (1966)
  • The Nice and the Good (1968)
    • deutsch: Lauter feine Leute
  • Bruno's Dream (1969)
  • A Fairly Honourable Defeat (1970)
  • An Accidental Man (1971)
    • deutsch: Ein Mann unter vielen
  • The Black Prince (1973)
    • deutsch: Der schwarze Prinz
  • The Sacred and Profane Love Machine (1974)
    • deutsch: Uhrwerk der Liebe
  • A Word Child (1975)
  • Henry and Cato (1976)
    • deutsch: Henry und Cato
  • The Sea, the Sea (1978)
    • deutsch: Das Meer, das Meer, ausgezeichnet mit dem Booker Prize
  • Nuns and Soldiers (1980)
  • The Philosopher's Pupil (1983)
  • The Good Apprentice (1985)
    • deutsch: In guter Absicht
  • The Book and the Brotherhood (1987)
  • The Message to the Planet (1989)
  • The Green Knight (1993)
  • Jackson's Dilemma (1995)
  • Something Special (gekürzte Wiederauflage 1999; Originalveröffentlichung 1957)

Philosophie

  • Sartre: Romantic Rationalist (1953)
  • The Sovereignty of Good (1970)
  • The Fire and the Sun (1977)
  • Acastos: Two Platonic Dialogues (1986)
  • Metaphysics as a Guide to Morals (1992)
  • Existentialists and Mystics (1997)

Theaterstücke

  • A Severed Head (mit J.B. Priestly, 1964)
  • The Italian Girl (mit James Saunders, 1969)
  • The Three Arrows & The Servants and the Snow (1973)
  • The Black Prince (1987), dt.: Der schwarze Prinz

Lyrik

  • A Year of Birds (1978; überarbeitete Auflage 1984)
  • Poems by Iris Murdoch (1997)

Literatur

  • Peter J. Conradi, Iris Murdoch. A Life, HarperCollins, London 2001
  • Telling tales von A.N. Wilson, in: The Guardian. London 6. September 2003 (englisch), ISSN|0261-3077
  • I'm Mr. Evil. von Matt Seaton, in: The Guardian London 3. September 2003 (englisch), ISSN|0261-3077
  • J. Bayley: Iris, A Memoir of Iris Murdoch, Abacus, London 1998, 2002, ISBN 0-349-11215-0.
    • deutsch: Elegie für Iris, übersetzt von Barbara Rojahn-Deyk. Beck, München 2000, ISBN 3-406-46064-X
  • J. Bayley: Iris and Her Friends Abacus, London 1999, 2000, ISBN 0-349-11310-6.
  • A. N. Wilson: Iris Murdoch as I Knew Her Hutchinson, London 2003, ISBN 0-09-174246-3.
  • Dame Iris Murdoch, in: Internationales Biographisches Archiv 22/1999 vom 24. Mai 1999, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)

Weblinks

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Iris Murdoch aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.