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Internationale Beziehungen

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Das Fach Internationale Beziehungen, häufig zu IB abgekürzt, bildet eine Teildisziplin der Politikwissenschaft, die sich traditionell mit den Beziehungen zwischen Staaten beschäftigt. In den letzten Jahrzehnten hat sich der Fokus auch auf das Verhältnis von staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren zueinander erweitert. Zu letzteren können beispielsweise transnationale Unternehmen oder Organisationen gehören. Da es sich um eine Teildisziplin der Politikwissenschaft handelt, ist Internationale Beziehungen ein eigenständiger Begriff und wird damit großgeschrieben.

Die sozialwissenschaftliche Erforschung der internationalen Politik begann nach dem Ersten Weltkrieg und durchlief bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts drei große paradigmatische, also grundsätzliche Debatten, durch die sich langfristig mehrere Denkschulen etabliert haben. Diese sind selbst von mehreren heterogenen Strömungen durchsetzt, die miteinander häufig im Widerspruch stehen, sich dabei aber auf dieselben Grundannahmen berufen. Daher weisen die Internationalen Beziehungen einen hohen theoretischen Gehalt und eine große Interdisziplinarität auf, die sich vor allem über die Wirtschaftswissenschaften, Rechtswissenschaften, Geschichtswissenschaft, die Psychologie und die Anthropologie erstreckt.

Geschichte der Internationalen Beziehungen

Die Internationalen Beziehungen bestehen als eigenständige Teildisziplin seit dem Ende des Ersten Weltkrieges, dessen Folgen in Europa und Nordamerika zu einem Nachdenken über die damals bestehende internationale Ordnung führten. Dabei hatte insbesondere der liberale Internationalismus (auch Liberalismus oder Idealismus genannt) Hochkonjunktur, wie ihn beispielsweise der amerikanische Präsident Woodrow Wilson in seinem Vierzehn-Punkte-Programm zum Ausdruck brachte.

Dem Internationalismus zufolge ist eine friedliche Staatenwelt nur möglich, wenn Verfassungsstaaten in ein System eines fortentwickelten internationalen Rechts eingebettet sind. Da er annahm, dass der Erste Weltkrieg im Interesse der Eliten der Kriegsteilnehmer, aber gegen den Willen der jeweiligen Völker geführt wurde, sah er vor allem eine Demokratisierung der Staatengemeinschaft vor. Darüber hinaus sollte der Völkerbund ein Forum zum diplomatischen Austausch und zur Konfliktbeilegung bieten.

Das Analyseergebnis, dass Interessengegensätze nie unüberwindbar seien, führte zur Etablierung der internationalen Beziehungen als Sozialwissenschaft. Ihre erste Institutionalisierung erlebte sie als die Aberystwyth University in Wales im Jahre 1919 einen Lehrstuhl für internationale Politik (International Politics) einrichtete.[1] In kurzem zeitlichen Abstand dazu gründeten sich in anderen westlichen Ländern Institute, die bis heute einen bedeutenden Ruf haben. Dazu gehören das Royal Institute of International Affairs in London (1920), das Council on Foreign Relations in New York City (1922), das Institut für Auswärtige Politik in Hamburg (1923) und das Genfer Hochschulinstitut für internationale Studien (1927).

Das Wiedererstarken autoritärer Regierungsformen zu Beginn der 1930er, beispielsweise in Deutschland, Italien und der Sowjetunion, zog in den internationalen Beziehungen eine starke Kritik an der vorherrschenden idealistischen Denkströmung nach sich. 1939 veröffentlichte E. H. Carr sein Grundlagenwerk The Twenty Years’ Crisis, in dem er einen marxistisch beeinflussten, kritischen Ansatz entwickelte, den er „Realismus“ nannte. Dabei entwickelte er die für einen solchen theoretischen Ansatz nötigen Begriffe wie haves und have-nots und wandte vor allem Karl Mannheims wissenssoziologische Begrifflichkeiten an.

Der Forschungsgegenstand der Internationalen Beziehungen war lange Zeit unklar. Zwei Faktoren boten eine Grundlage der ersten metatheoretischen Debatte in den Internationalen Beziehungen. Dabei erhob die nachträglich so bezeichnete Gruppe der Idealisten, die wie Leonard Woolf mehrheitlich den Internationalismus befürwortete, den Anspruch, die neue Teildisziplin müsse sich mit den Ursachen von Kriegen auseinandersetzen, um zu ihrer Beseitigung beizutragen. Realisten wie Carr befürchteten, dass diese Zielsetzung eine Befangenheit begründen könnte, die eine taugliche Erkenntnis von vornherein behindern würde. Zu dieser Debatte trug die zur selben Zeit stattfindende Auseinandersetzung in der Wissenschaftstheorie um den Positivismus bei.

Der Zweite Weltkrieg trug zur Enttäuschung vieler Diplomaten und Politikwissenschaftler über den Internationalismus und seine Praktiken wie den Völkerbund bei. Dies leistete der Konsolidierung des Realismus Vorschub. 1948 veröffentlichte der in die USA ausgewanderte Jurist Hans J. Morgenthau seinen systematischen Versuch Politics Among Nations über die Internationalen Beziehungen. Unter dem Einfluss theologischer Autoren wie Reinhold Niebuhr legte Morgenthau dar, dass der Mensch von Natur aus „sündhaft“ sei und nach Macht strebe. In Hierarchien wie beispielsweise Staatssystemen sei diese Natur gezähmt, allerdings sei auf kooperative Ansätze in der internationalen Politik aufgrund dieser natürlichen Veranlagung des Menschen kein Verlass. Das aggressive und sicherheitsbewusste Verhalten von Staaten fasste Morgenthau dabei mit der berühmten Wendung „Nations […] pursuing their respective interests defined in terms of power“ zusammen.

Als Hauptströmungen der Internationalen Beziehungen gelten:

Seit dem Ersten Weltkrieg: liberale Internationalismus (Liberalismus bzw. Idealismus genannt) (Woodrow Wilson)

Seit dem Zweiten Weltkrieg: Realismus (Hans Morgenthau)

1940er: Funktionalismus (David Mitrany)

1950er: Neofunktionalismus (Ernst B. Haas), Transaktionalismus (Karl W. Deutsch)

1970er: Neoliberaler Institutionalismus (= Neoliberalismus) (Robert Keohane) mit den Bestandteilen Interdependenztheorie und Regimetheorie

1980er: Neorealismus (auch struktureller Realismus genannt) (Waltz)

1990er: (Sozial-)Konstruktivismus (Alexander Wendt)

Neben diesen Hauptströmungen existieren weitere nennenswerte Ansätze wie die Neo-Gramscianismus, Staatenkartelltheorie, Englische Schule und Postmoderne Ansätze.

Die Internationalen Beziehungen waren vor allem bis zum Ende des Kalten Krieges als eine „[US-]amerikanische Sozialwissenschaft“[2][3] oder angelsächsisch[4] dominierte Sozialwissenschaft anerkannt, in der rationalistische Erklärungsansätze überwogen. Dies lag vor allem daran, dass staatliche Behörden und private Stiftungen sich von der noch jungen Sozialwissenschaft durch ihre behavioralistischen Tendenzen direkt verwertbare Erkenntnisse im Interesse der nationalen Sicherheit erhofften und daher finanziell förderten.[5]

Metatheoretische Debatten in den Internationalen Beziehungen

Kennzeichnend für die IB sind Theoriediskussionen metatheoretischer Art. Dabei reagieren die Internationalen Beziehungen primär auf politikwissenschaftliche Debatten in den Vereinigten Staaten. Zu unterscheiden sind drei metatheoretische Konfliktachsen der Internationalen Beziehungen:[6] 1. Diskurs über die Ontologie zwischen einem realistischen und einem idealistischen (liberalen) Verständnis der internationalen Politik. 2. Diskurs über die Epistemologie der internationalen Beziehungen zwischen Naturalisten und Hermeneutikern. 3. Diskurs über die Sozialtheorie der internationalen Beziehungen zwischen Rationalisten und Konstruktivisten.

Darüber hinaus befinden sich in zunehmendem Maße internationale Zusammenarbeit und Verhalten jenseits der Nationalstaaten im Fokus des Forschungsinteresses; Nichtregierungsorganisationen (NGOs), internationale Organisationen und Staaten befinden sich demnach in einem Raum internationaler Kommunikation oder Interaktion. Die Inhalte der Disziplin lassen sich auf zwei verschiedene Arten untergliedern: Einmal nach den Interpretationsansätzen, die verwandt werden (Theorien), und zum anderen nach den behandelten Politikfeldern (Policies). In der Geschichte der IB gab es drei sogenannte „Große Debatten“, langandauernde Forschungsdiskussionen, die das Fach geprägt haben: in den 1940/50er Jahren die erste zwischen Idealismus und Realismus, in den 1960er Jahren zwischen Szientismus und Traditionalismus und in den 1980er Jahren zwischen Postmodernismus und Positivismus. Die IB sind bisher sehr stark von der US-amerikanischen Politikwissenschaft behavioralistischer Ausrichtung geprägt.

Das Politikverständnis der IB ist mit Czempiel (2004) als die „autoritative Zuteilung von Werten in den Bereichen Sicherheit, Wohlfahrt und Herrschaft“ zu bezeichnen.

Metatheoretische Modelle

In den Internationalen Beziehungen bestehen drei dominante metatheoretische Modelle. Die drei Metatheorien vertreten unterschiedliche Haltungen in Hinsicht auf die Frage, ob und wie eine Theorie die Empirie zu erklären hat und welchen Erklärungsanspruch eine Theorie besitzen sollte. Carl Böhret, Werner Jann, Eva Kronenwetter (1988) schlagen folgende Unterteilung vor:

1. Gruppe: normativ-ontologisch, hierbei werden bestimmte Werte und Normen innerhalb der Theorien einfach gesetzt und es gilt, diese „gute“ Ordnung herzustellen. Es werden also Soll-Aussagen oder auch Ideale für ein gesellschaftliches Zusammenleben innerhalb dieser Theorien formuliert, im Sinne, dass es objektive Wahrheiten gibt, die mithilfe von Wissenschaft zu erkennen sind.

2. Gruppe: empirisch-analytisch, Ziel ist es, die Zusammenhänge der empirisch wahrnehmbaren Wirklichkeit in Form von Gesetzesaussagen herauszufinden und zu formulieren. Gesellschaftliche Wirklichkeit wird hier vorausgesetzt, gilt indes immer als zugänglich und wahrnehmbar, man muss eben nur die „richtigen“ Methoden und Instrumente zur Verfügung haben. Absolute Wahrheiten indes kennt diese metatheoretische Perspektive nicht.

3. Gruppe: kritisch-dialektisch, gesellschaftliche Wirklichkeit wird hier eher als Produkt begriffen. Ferner sind es immer Formen von Dialektik, die den Fortschritt einer Gesellschaft bewirken. Dabei gilt, dass Gesellschaft durch Forschung in ihrer Gesamtheit zu erfassen ist.

Der Rationalismus ist hierbei dem empirisch-analytischen Politikverständnis zuzurechnen; der Konstruktivismus eher dem kritisch-dialektischen Verständnis.

Analyseebenen

Internationales System als Analyseebene – Der systemische Ansatz

In dieser umfangreichsten Ebene können Interaktionsmuster untersucht werden, um eventuelle Kausalitäten aufzeigen zu können. Da kein hoher einheitlicher methodologischer Entwicklungsstand vorherrscht, entsteht kein „umständlicher“ Empirismus, was Wissenschaftlern viel Freiraum ermöglicht.

Der Nachteil dieser Analyseebene ist die deutliche Überbewertung des Systemeinflusses auf staatliche Akteure und die deutliche Unterschätzung staatlicher Einflussmöglichkeiten auf das internationale System. Es kommt somit leicht zu einer deterministischen Orientierungsweise, indem staatliche Autonomie vernachlässigt wird. Auch wird Staaten eine gewisse Gleichförmigkeit unterstellt und die Innenpolitik als Black Box angesehen, wodurch womöglich wichtige Einflussfaktoren ausgeschlossen werden. So werden auch kulturelle Unterschiede im Zuge der Verallgemeinerung oft nicht berücksichtigt. Daher ist die Aussagefähigkeit dieser Analyseebene auf korrelative Aussagen beschränkt, da für kausale Aussagen keine angemessene Grundlage gegeben ist.

Der Nationalstaat als Analyseebene – Der subsystemische Ansatz

Durch Unterscheidung der Akteure wird eine differenzierte Analyse ermöglicht. Generalisierungen haben somit durch genauere Betrachtung der einzelnen Akteure eine tendenziell größere Genauigkeit. Dadurch wird eine genaue Analyse der Ziele, Motivationen und Zwecke der nationalen Politik ermöglicht.

Jedoch besteht eine große Schwierigkeit bei dem Versuch, ein hoch entwickeltes Modell für die vergleichende Untersuchung von Außenpolitik zu erzeugen, da viele Detailfragen den Vorgang erschweren. Es besteht auch des Weiteren die Gefahr der Überdifferenzierung, wodurch Unterschiede überbetont werden. Dies wird vor allem durch eine gewisse Ethnozentrik unterstützt, welche objektive Aussagen erschwert.

Inhalte der Internationalen Beziehungen

Kernbereich der IB ist die Beschäftigung mit Konflikten. Dabei stehen die Aspekte Konfliktparteien, Konfliktgegenstand, Konfliktumwelt, Positionsdifferenz und Konfliktaustrag zur Analyse an.[7] Die verschiedenen Theorien der IB bieten jeweils unterschiedliche Analysekonzepte und Konfliktlösungsstrategien. Im deutschsprachigen Raum ist besonders das Konzept der Tübinger Schule (Rittberger, Hasenclever u. a.) bedeutsam, deren Konfliktanalyse einerseits auf einem prozessualen Politikbegriff beruht (Schwerpunkt: friedlicher Konfliktaustrag) und andererseits stark in der Friedensforschung verwurzelt ist.

Themen der internationalen Politik sind Außenpolitik, Diplomatie, Entwicklungspolitik, Friedensforschung, globale Umweltpolitik, Globalisierung, internationale Handelspolitik, internationale Nuklearpolitik, Konfliktforschung, Nahostkonflikt, Nord-Süd-Konflikt, Ost-West-Konflikt, Strategische Studien und Völkerrecht.

Akteure in den Internationalen Beziehungen

  1. Einzelpersonen
  2. Staaten (international anerkannt)
  3. internationale Organisationen und internationale Regimes. Internationale Organisationen werden auch als „International Governmental Organisation“ (IGO) bezeichnet; Beispiele: UNO, OSZE, NATO, ehem. Warschauer Pakt
  4. transnationale Unternehmen (Business International Non-Governmental Organisation, Abgekürzt „BINGO“), manchmal auch als multinationale Unternehmen bzw. Konzerne, „Multis“ oder „TransNational Corporation“ (TNC) bezeichnet oder auch als Global Player
  5. gesellschaftliche transnationale Akteure und Netzwerke (International Non-Governmental Organisation, INGO oder vereinfacht mit NGO abgekürzt). Im deutschen Sprachraum oftmals auch mit NRO (Nichtregierungsorganisation) bezeichnet; Beispiele: Amnesty International, Attac, Greenpeace, Erklärung von Bern, Freedom House

Unterschiedliche Theorien internationaler Beziehungen akzeptieren allerdings nicht nötigerweise alle diese Akteursklassen als tatsächliche Akteure internationaler Beziehungen. So ist beispielsweise der Realismus stark auf Staaten als Handelnde fokussiert.

Kritik der Internationalen Beziehungen

Unter anderem wegen der Staatsfixierung des politischen Realismus werden die vorherrschenden Paradigmen der internationalen Beziehungen auch kritisiert. Die Annahme einer zentralen Rolle des Staates steht dabei im Mittelpunkt der Kritik. Aus feministischer Perspektive wird etwa das im Malestream[8] angewandte Sicherheitsverständnis abgelehnt: Dabei wird kritisiert, dass der – politisch wie wissenschaftlich – verwendete Sicherheitsbegriff sich auf ein staatsbezogenes Sicherheitsverständnis stützt. Feministische Forscherinnen und Forscher der internationalen Beziehungen betonen, dass dieser Sicherheitsbegriff etwa die Lebensrealität der meisten Frauen nicht adressiert. In der – in der englischen Debatte so genannten – Disziplin der „Feminist International Relations“ (FIR) wurde daher eine teils radikal veränderte Methodologie angewandt: Die Hauptbegründerin dieser Disziplin, Cynthia Enloe (Enloe 1989), und seither viele andere adressieren nicht mehr die diplomatische Ebene politischer Akteure, sondern die Lebenswelt von Frauen in konkreten, lokalen Lebensräumen und als Bestandteil der internationalen Beziehungen. Damit kann beispielsweise das konkrete Sicherheitsbedürfnis von Frauen in ihren lokalen Realitäten unabhängig von (fragiler bis autoritärer) Staatlichkeit thematisiert werden. Im Zusammenhang mit diesen Ansätzen kann dementsprechend auch der hier häufig verwendete Terminus „Das Private ist international“ gesehen werden.

Studium der Internationalen Beziehungen

Das Studium der internationalen Beziehungen hat vor allem im anglo-amerikanischen Raum eine lange Tradition. International bedeutende Hochschulen sind die School of International Service (SIS) der American University, die School of Advanced International Studies (SAIS) der Johns Hopkins University, die Georgetown University, die Columbia University, die Fletcher School of Law and Diplomacy, die London School of Economics und die University of St Andrews. Bei den amerikanischen Institutionen handelt es sich dabei oftmals um sogenannte Professional Schools oder Policy Schools für bereits Graduierte, die ihre Studenten gezielt praxisnah ausbilden wollen und dabei je nach Schule den Schwerpunkt auf andere Teilbereiche der IB (wie Ökonomie, Völkerrecht oder Politikwissenschaft) legen. Die beiden britischen Universitäten, London School of Economics und die University of St Andrews, bieten hingegen grundständige Studiengänge (Bachelor of Science bzw. Master of Arts) des Studiums der internationalen Beziehungen an. Diese Universitäten gehören auch zu den europaweit wenigen Institutionen, die über ein reines „Department“ bzw. „School“ der internationalen Beziehungen verfügen.

In Kontinentaleuropa sind das Institut Barcelona d'Estudis Internacionals (IBEI) in Barcelona, das Bologna Center der School of Advanced International Studies in Bologna, das Institut d’Etudes Politiques in Paris sowie das Genfer Hochschulinstitut für internationale Studien und Entwicklung (IHEID) als wichtige Studieneinrichtungen zu nennen. Generell ist eine deutliche Zunahme an Bildungsangeboten im Bereich der internationalen Beziehungen zu erkennen, die auf die hohe Popularität einer solchen interdisziplinären Ausbildung zurückzuführen ist.

Die Zeitschrift Foreign Policy (FP) veröffentlicht regelmäßig das einschlägige Ranking für Masterstudiengänge in den internationalen Beziehungen weltweit, das sogenannte Foreign Policy Ranking. Die weltweit führenden Schulen für internationale Beziehungen sind zudem in der Association of Professional Schools of International Affairs (APSIA) organisiert.[9] Eine Mitgliedschaft in der Organisation, der renommierte Institutionen wie die Harvard University, die Yale University, die Princeton University oder die Columbia University angehören, stellt zugleich ein Qualitätssiegel für die jeweilige Schule dar, wie es auch bei Business Schools der Fall ist. Die Universität St. Gallen ist derzeit das einzige Mitglied der APSIA im deutschsprachigen Raum.[10]

Eine Reihe von Hochschulen im deutschsprachigen Raum bieten spezielle Studiengänge in internationalen Beziehungen an. Hier sind neben der bereits erwähnten Universität St. Gallen vor allem die Freie Universität Berlin, die Humboldt-Universität zu Berlin und die Universität Potsdam mit einem gemeinsamen Masterstudiengang in Internationalen Beziehungen, die Technische Universität Dresden und die private Jacobs University Bremen zu nennen.

Unabhängig von spezialisierten Studiengängen sind Internationale Beziehungen fester Bestandteil von jedem regulären Studium der Politikwissenschaft und je nach Hochschule auch als Studienschwerpunkt wählbar.

Einzelnachweise

  1. vgl. Studiengangswebsite International Politics, abgerufen am 30. Januar 2009.
  2. Vgl. Hoffman, Stanley: An American Social Science: International Relations, in: Daedalus, Nr. 106, Sommer 1977, S. 41–59.
  3. vgl. Smith, Steve: The discipline of international relations: still an American social science?, in: British Journal of Politics and International Relations, Band 2, Nr. 3, Oktober 2000, S. 374–402.
  4. vgl. Brown, 2005, S. 20
  5. Jackson, Robert; Sørensen, Georg: Introduction to International Relations: Theories and Approaches, Oxford: Oxford University Press 2007, 3. Auflage, S. 41.
  6. Mayer, Peter/Rittberger, Volker (2004): Wissenschaft und Weltpolitik. In: Rittberger, Volker (Hrsg.): Weltpolitik heute. Grundlagen und Perspektiven. Baden-Baden, Nomos
  7. Schimmelfennig, 1995, S. 29.
  8. Youngs, 2004, S. 74.
  9. apsia.org
  10. apsia.org

Literatur

Einführungen

deutsch

englisch

  • Robert Art, Robert Jervis: International Politics: Enduring Concepts and Contemporary Issues. 8. Auflage, Basingstoke 2006, ISBN 0-321-45291-7.
  • John Baylis u. a.: The Globalization of World Politics: An Introduction to International Relations. 4. Auflage, Oxford 2008, ISBN 978-0-19-929777-1.
  • Chris Brown: Understanding International Relations. 3. überarbeitete Auflage, Basingstoke 2005, ISBN 1-4039-4664-7.
  • Michael Nicholson: International Relations: A Concise Introduction. 2. überarbeitete Auflage, Basingstoke 2002, ISBN 0-333-94871-8.
  • Pettman, Ralph: World Affairs. An Analytical Overview. World Scientific Publishing Company 2010, ISBN 981-4293-87-3.
  • Paul Viotti, Mark Kauppi: International Relations and World Politics: Security, Economy, Identity. 3. Auflage 2006, ISBN 0-13-184415-6.
Nachschlagewerke
  • Wichard Woyke: Handwörterbuch internationale Politik. 9., völlig überarb. Auflage, VS Verlag, Wiesbaden 2005, ISBN 3-8252-0702-1.
  • Graham Evans, Jeffrey Newnham: Dictionary of International Relations. London/New York 1998, ISBN 0-14-051397-3 (englisch).
  • The international studies encyclopedia, hrsg. von Robert A. Denemark, Chichester [u. a.]: Wiley-Blackwell, ab 2010, 12 Bände.

Weblinks

 Portal:Internationale Politik – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Internationale Politik

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