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Institut für Deutsche Ostarbeit

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Das Institut für Deutsche Ostarbeit (IDO) wurde am 20. April 1940 auf Initiative des Generalgouverneurs Hans Frank zur „Fortführung und Steigerung“ der „deutschen Forschungsarbeit im Osten“ gegründet und in Gebäuden der im November 1939 aufgelösten polnischen Jagiellonen-Universität im Zentrum von Krakau etabliert. Zweigstellen bestanden in Warschau und Lemberg. Der Leiter unter dem Präsidenten Frank war der Verwaltungsjurist Wilhelm Coblitz. Das IDO löste sich 1945 auf, nachdem bereits zuvor viele rüstungswichtige Sektionen ausgelagert worden waren. Die Unterlagen gingen teilweise an die bayerischen Schlösser Zandt und Miltach.

Das Institut widmete sich der sog. Ostforschung, um den deutschen Anspruch auf Raum und Menschen durch die Darstellung „deutscher Leistungen“ in der Vergangenheit zu rechtfertigen. Ergebnis waren einseitige Untersuchungen zum Deutschtum sowie negative bzw. antisemitische Beiträge über Polen und Juden. Eine umfangreiche Forschung in 14 Instituten galt ferner dem Agrarbereich: vom Gartenbau (Erich Maurer) über die Forstwirtschaft (Kurt Mantel), der zugleich an der Lemberger Forsthochschule lehrte, bis zu einer großen Versuchsanlage für Acker- und Pflanzenbau in Puławy unter Friedrich Christiansen-Weniger mit sehr vielen polnischen Fachkräften.[1] Ab 1943 wurden mehrere Sektionen zur Rüstungsforschung gebildet, in denen kriegsgefangene sowjetische Forscher beteiligt waren. Die Sektion für praktische Mathematik leitete Prof. Alwin Walther aus Darmstadt.

Daneben forschte das IDO zu aktuellen politischen, wirtschaftlichen und administrativen Problemen, die mit der Verwaltung des Generalgouvernements zusammenhingen. Dabei beteiligte es sich an Verbrechen, besonders die Sektion Rassen- und Volkstumsforschung, die intensiv mit der Abteilung Bevölkerungswesen und Fürsorge der Regierung des Generalgouvernements sowie mit SS-Stellen wie der Volksdeutschen Mittelstelle und dem Reichskommissar für die Festigung des deutschen Volkstums zusammenarbeitete. Die Sektion wies drei Referate ohne scharfe Abgrenzung auf: Rassenforschung, Völkerkunde, Volkstumsforschung. Sektionsleiter waren zuerst Fritz Arlt,[2] von April 1941 bis April 1942 der Wiener Anthropologe Anton Plügel, gefolgt von Erhard Riemann; das Referat Rassenforschung (Anthropologie) wurde 1942/43 faktisch von Elfriede Fliethmann aus Wien geleitet, assistiert von Dora Kahlich-Könner, ebenso aus Wien.[3]

Literatur

  • Michael Burleigh: Germany turns eastwards: A study of Ostforschung in the Third Reich, UP Cambridge 1988
  • Götz Aly/Susanne Heim: Vordenker der Vernichtung. Auschwitz und die deutschen Pläne für eine neue europäische Ordnung, Fischer TB, Frankfurt am Main 1993
  • Gretchen E. Schafft: From Racism to Genocide: Anthropology in the Third Reich, University of Illinois, Urbana & Chicago 2004 [1]
  • Dokument VEJ 4/136 - Zeitungsbericht über den Vortrag des Dozenten Peter-Heinz Seraphim vom Institut für Deutsche Ostarbeit vom 20. Juli 1940. In: Klaus-Peter Friedrich (Bearb.): Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945 (Quellensammlung) Band 4: Polen - September 1939-Juli 1941, München 2011, ISBN 978-3-486-58525-4, S. 322–326

Weblinks

  • Stefan Lehr: Institut für Deutsche Ostarbeit, Krakau. In: Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, 2012. URL: ome-lexikon.uni-oldenburg.de/53975.html (Stand 29.05.2015).online

Einzelnachweise

  1. Stanislaw Meducki: Agrarwissenschaftliche Forschungen in Polen während der deutschen Okkupation. Die Landwirtschaftliche Forschungsanstalt des Generalgouvernements in Pulawy, in: Susanne Heim (Hrsg.): Autarkie und Ostexpansion: Pflanzenzucht und Agrarforschung im Nationalsozialismus, Wallstein, Göttingen 2003, S. 233ff
  2. Michael Burleigh: Germany turns eastwards. A Study of Ostforschung in the Third Reich. S. 266.
  3. Klaus-Peter Friedrich (Bearb.): Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945 (Quellensammlung) Band 9: Polen: Generalgouvernement August 1941-1945, München 2013, ISBN 978-3-486-71530-9, S. 535/536 mit Anm.
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