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Infinitiv

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Infinitiv (lat. infinitum, „das Unbestimmte“, „das Unvollendete“) ist der Name für eine Verbform, in der Numerus und (normalerweise) Person nicht ausgedrückt werden. Infinitivformen gibt es gleichwohl in verschiedenen Tempora („gesehen haben“) und unterschiedlicher Diathese („gesehen worden sein“). Zusammen mit den Partizipien und dem Inflektiv gehört der Infinitiv zu den infiniten Verbformen.

Im Deutschen und in vielen anderen Sprachen wird der Infinitiv als Zitierform eines Verbs verwendet; dies ist jedoch nicht in allen Sprachen so. Eine Reihe von Sprachen haben beispielsweise gar keinen Infinitiv, andere Sprachen verfügen zwar über einen Infinitiv, dieser wird aber nicht als Zitierform gebraucht. Im Arabischen werden zur Ableitung der übrigen Verbformen die 3. Person Singular maskulin des Perfekts und des Imperfekts als Grundform benutzt. Beispiel: kataba - yaktubu („er schrieb - er schreibt“).

Der Infinitiv im Deutschen

Infinitive erscheinen im Deutschen:

  • in Verbindung mit infinitivregierenden Verben (Beispiele: Sie muss bleiben. Er scheint zu schlafen.)[1]
  • in nebensatzwertigen Infinitivphrasen (Lange Texte zu lesen, fällt ihm schwer.)[2]
  • in hauptsatzwertigen Infinitivphrasen (Nicht aus dem Fenster lehnen!)[3]

Formen

Der Infinitiv ist im Deutschen an der Endung -en zu erkennen (seltener: -eln, -ern von Verben, die ursprünglich auf -elen oder -eren endeten; Ausnahme: Endung auf -n bei tun von ursprünglich tuen und sein):

  • Der Zeuge will aussagen (Infinitiv Präsens Aktiv).

Man kann den Infinitiv auch in der Zeitform des Perfekt bilden:

  • Der Zeuge will die Tat beobachtet haben (Infinitiv Perfekt Aktiv).

Für beide Zeitformen kann man auch einen Infinitiv im Passiv bilden:

  • Der Täter möchte bei der Tat nicht entdeckt werden (Infinitiv Präsens Passiv).
  • Der Zeuge könnte zur Aussage genötigt worden sein (Infinitiv Perfekt Passiv).

Nebensatzwertige Infinitivphrasen

Infinitive können auch mit zu gebildet werden. Wenn außer dem Infinitiv und zu noch ein weiteres Wort zur Infinitivgruppe gehört, spricht man vom so genannten erweiterten Infinitiv, satzwertigen Infinitiv oder zu-Infinitiv:

  • Der Zeuge wünscht auszusagen (Präsens Aktiv).
  • Er kommt, um auszusagen.
  • Der Zeuge behauptet, die Tat beobachtet zu haben (Perfekt Aktiv).
  • Der Täter hofft, bei der Tat nicht entdeckt zu werden (Präsens Passiv).
  • Der Zeuge bestätigt, zur Aussage genötigt worden zu sein (Perfekt Passiv).

Syntaktisch entstehen hierbei zwei Arten von Infinitivkonstruktionen: die kohärente Konstruktion und die inkohärente Konstruktion.

Hauptsatzwertige Infinitivphrasen

Der freie Infinitiv steht unabhängig von einem anderen Verb, vor allem bei Aufschriften und Anweisungen:

  • Packungsbeilage beachten!

Rechtschreibung

Infinitive werden ‒ wie alle Verben ‒ im Normalfall kleingeschrieben. Sie können jedoch auch substantivisch gebraucht werden und müssen dann großgeschrieben werden. Beispiele: das Aussterben der Dinosaurier, zum Lachen sein, meines Erachtens, ohne Ansehen, viel Redens machen. Wenn die Substantivierung nicht eindeutig ist ‒ eindeutig wird sie z. B. durch einen vorangestellten Artikel ‒, erlaubt der Duden sowohl Klein- als auch Großschreibung; seit der 25. Auflage empfiehlt er jedoch Großschreibung (Beispiel: Irren ist menschlich). Bei Infinitiven mit Reflexivpronomen (sich regen bringt Segen) liegt keine Substantivierung vor, sodass Kleinschreibung notwendig ist; bei der Substantivierung solcher Verben entfällt das Reflexivpronomen nämlich (sich regendas Regen).

Übersichtliche zweiteilige Infinitivkomposita werden zusammengeschrieben (Beispiele: das Autofahren, das Anderssein).[4] Durchkopplung, d. h. Getrenntschreibung mit Bindestrichen, wird erst bei unübersichtlichen Komposita (das Püree-Essen) sowie bei Komposita mit mehr als 2 Bestandteilen erforderlich (das In-den-Tag-hinein-Leben).[5]

Der Infinitiv in anderen Sprachen

Die meisten Infinitivformen sind unpersönlich. Eine Ausnahme bildet die portugiesische Sprache, die einen „persönlichen Infinitiv“ kennt (infinitivo pessoal).

Präsens/Aktiv: clamare (rufen/schreien), vidēre (sehen), audire (hören), agĕre (handeln), venire (kommen)
Präsens/Passiv: clamari, videri, audiri, agi
Perfekt/Aktiv: clamavisse, vidisse, adivisse, egisse
Perfekt/Passiv: clamatum esse, visum esse, auditum esse, actum esse (mit Partizip Perfekt Passiv, deklnierbar)
Futur/Aktiv: clamaturum esse, viditurum esse, auditurum esse, acturum esse
Futur/Passiv: clamatum iri, visum iri, auditum iri, actum iri (mit Supinum, nicht deklinierbar)
cantar (singen), beber (trinken), vivir (leben)
falar (sprechen), vender (verkaufen), partir (weggehen)
Ausnahme: pôr (setzen, stellen, legen)
donner (geben), prendre (nehmen), savoir (wissen), finir (beenden), vivre (leben)
Ausnahme: boire (trinken)
  • Englisch: mit Infinitivmarker 'to' (fehlt beim bare infinitive)
to go (gehen), to sleep (schlafen), to sing (singen)
cantare (singen), vedere (sehen), partire (abfahren)
Der Infinitiv im Japanischen wird in der höflichkeitsneutralen Sprache (z. B. enger Freundeskreis bzw. Familie) sowie in der Schriftsprache benutzt (Zeitungen, Bücher).
  • Hindi: endet immer auf -ना /naˑ/
होना /ɦoːnaˑ/ (sein, werden), बेचना /beːt͡ɕ(ə)naˑ/ (verkaufen), ख़रीदना /xəriːd̪(ə)naˑ/ (kaufen)
a auzi (hören), a face (machen/tun), a vrea (wollen)
iri (gehen), labori (arbeiten), vidi (sehen), kompreni (verstehen)
  • Russisch: endet immer auf -ть, -ти oder -чь
жить (leben), писать (schreiben), любить (lieben), идти (gehen), нести (tragen), печь (backen), мочь (können)
gülmek (lachen), gelmek (kommen), bakmak (gucken), oynamak (spielen)
menni (gehen), futni(rennen)
  • Armenisch: endet auf -ալ oder -ել: կարդալ (lesen), գրել (schreiben)
  • Finnisch: Jedes Verb bildet fünf Infinitive, die jeweils nur in bestimmten Kontexten verwendet werden können und nur in bestimmten Kasusformen oder Konstruktionen (teilweise in Verbindung mit den Possessivsufixen zur Kennzeichnung der handelnden Person) auftreten.
  1. Infinitiv I oder A-Infinitiv: laulaa (singen), laulaakseni [-si, -nsa, ...]
  2. Infinitiv II oder E-Infinitiv: laulaessa, laulettaessa, laulaen
  3. Infinitiv III oder MA-Infinitiv: laulamassa, laulamasta, laulamaan, laulamalla, laulamatta, laulaman, laulettaman
  4. Infinitiv IV oder MINEN-Infinitiv: laulaminen, laulamista
  5. Infinitiv V oder MAISILLA-Infinitiv: laulamaisillani [-si, -nsa, ...]

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary: Infinitiv – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Duden. Die Grammatik. 8. Auflage. Dudenverlag, Mannheim, Wien, Zürich 2009, ISBN 978-3-411-04048-3, S. 847ff.; eine Liste infinitivregierender Verben findet man im Wiktionary
  2. Duden. Die Grammatik. 8. Auflage. Dudenverlag, Mannheim, Wien, Zürich 2009, ISBN 978-3-411-04048-3, S. 850ff.
  3. Duden. Die Grammatik. 8. Auflage. Dudenverlag, Mannheim, Wien, Zürich 2009, ISBN 978-3-411-04048-3, S. 852ff.
  4. Deutsche Rechtschreibung: Regeln und Wörterverzeichnis (PDF; 847 kB), § 43
  5. Deutsche Rechtschreibung: Regeln und Wörterverzeichnis (PDF; 847 kB), § 44
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Infinitiv aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.