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Ilse Bing

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Ilse Bing (geb. 23. März 1899 in Frankfurt am Main; gest. 10. März 1998 in New York) war eine deutsch-amerikanische Fotografin.

Leben

Ilse Bing wurde in eine wohlhabende jüdische Frankfurter Kaufmannsfamilie als Tochter des Kaufmanns Louis Bing und seiner Frau Johanna Elli Bing, geb. Katz, geboren. Sie nahm 1920 das Studium der Mathematik und der Physik an der Frankfurter Universität auf, wandte sich dann der Kunstgeschichte zu und verbrachte das Wintersemester 1923/1924 am Kunsthistorischen Institut Wien.

Ihre fotografische Praxis entstand mit der 1924/1925 aufgenommenen Arbeit an einer Dissertation über den Architekten Friedrich Gilly. Zu Dokumentationszwecken erwarb sie eine Voigtländer 9x12 cm-Kamera. Als sie 1929 ihr Studium beendete und die Dissertation aufgab, wandte sie sich gänzlich der Fotografie zu, erwarb eine Leica (Kleinbildkamera) und arbeitete fotojournalistisch. Erste Reportagen publizierte z. B. Das Illustrierte Blatt, Frankfurt. 1930 konnte sie in der Publikation zum Wohnungsbauprogramm Neues Frankfurt eine Dokumentation über das von dem Architekten Mart Stam entworfene Altersheim in Frankfurt veröffentlichen. Sie pflegte außerdem eine enge Freundschaft zu dem Fotografen- und Filmemacherpaar Ella Bergmann-Michel und Robert Michel.

Pariser und New Yorker Jahre

Ende 1930 siedelte Ilse Bing jedoch nach Paris über und setzte hier ihre fotografische Arbeit fort. Sie erhielt unter anderem durch die Vermittlung des ungarischen Journalisten Heinrich Guttmann Reportageaufträge. Sie arbeitete unter anderem für VU, Le Monde Illustré, Le Document und Arts et Métiers Graphiques. 1931 stellte sie ihre Arbeiten in Frankreich und Deutschland aus. Die hervorragende Qualität ihrer Abzüge ließ den Fotografen und Kritiker Emmanuel Sougez Ilse Bing als „Königin der Leica“ beschreiben.[1] Neben ihrer Arbeit an Fotoreportagen experimentierte Ilse Bing während des Jahres 1934 im Fotolabor mit der Technik der Solarisation, unabhängig von den parallel entstehenden Werken Man Rays.

Nach ihrer Teilnahme an einer Gruppenausstellung in der Julien Levy Galerie im New York des Jahres 1932 wurden 1936 in der „Internationalen Ausstellung zeitgenössischer Fotografie“ im Pariser Musée des Arts décoratifs Werke von Ilse Bing gezeigt. 1937 war sie Teilnehmerin in der von Beaumont Newhall organisierten Ausstellung „Photographie 1839–1937“ im Museum of Modern Art, New York.

Nach dem Einfall deutscher Truppen in Frankreich wurde Bing 1940 gemeinsam mit ihrem Mann, dem deutschen Pianisten und Musikwissenschaftler Konrad Wolff, den sie 1937 in Paris geheiratet hatte, in das Internierungslager Camp de Gurs gebracht. Über Marseille gelang beiden die Flucht und Emigration in die Vereinigten Staaten. Sie ließen sich in New York nieder. In Paris hatte Ilse Bing jedoch ihre kreativste Schaffensphase, hier fühlte sie sich verwurzelt: „Verwurzelt bin ich eigentlich nur in Paris […] Wenn ich auf dem Pariser Pflaster laufe, dann fühle ich den Kontakt. Es ist ein lebendiger Kontakt mit dem Grund, mit der Luft. Wenn ich durch die Pariser Straßen gehe, dann ist die Vergangenheit lebendig. Wenn ich hier [in New York] durch die Straße gehe und alte Gebäude sehe, dann […] bleibt immer ein Abstand.“[2]

Fotografische Arbeiten

Ilse Bing fotografierte immer aus einer sehr individuellen Sicht heraus, sowohl bei Porträt- wie auch bei zahllosen Architekturaufnahmen. Sie wurde stark durch den Stil André Kertész' und Brassaïs geprägt. Ungewöhnliche Perspektiven, extreme Aufnahmewinkel oder starke Vergrößerungen prägen ihr Sujet. Wie auch Brassaï experimentierte sie mit verschiedenen Lichtverhältnissen, etwa mit Aufnahmen bei Nacht oder Regen.

1947 unternahm sie eine Reise nach Deutschland und Frankreich, 1951 und 1952 besuchte sie Paris. Sie fotografierte zu dieser Zeit mit einer Mittelformatkamera (Rolleiflex). 1957 wandte sie sich von der Schwarz-Weiß-Fotografie ab und konzentrierte sich auf die Arbeit mit Farbnegativen. 1959 gab sie die Fotografie auf. In der Folge entstanden Texte, Collagen und Zeichnungen.

Ilse Bings Werk wurde in den 1970ern neu entdeckt. 1976 fand eine erste Einzelausstellung in der „The Witkin Gallery“ statt, das Museum of Modern Art initiierte die Veröffentlichung ihrer Fotografien bei Ikon Press, New York, unter dem Titel „Numbers in Images“; 1982 folgte „Women from the Cradle to Old Age“.

Ilse Bing trat ab 1984 in den USA und Deutschland vielfach als Referentin zur Entwicklung der modernen Kunst, insbesondere der Fotografie, hervor.

1990 erhielt sie den Women’s Caucus for Art Award, New York. 1993 wurde ihr eine weitere Auszeichnung verliehen, der „First Gold Medal Award for Photography“ vom National Arts Club, New York.

Ausstellungen (Auswahl)

Literatur (Auswahl)

  • Barrett, Nancy C.: Ilse Bing: Three Decades of Photograph. Katalog New Orleans Museum of Art, New Orleans 1985, ISBN 0-89494-022-8
  • Ilse Bing. Fotografien 1929–1956. Katalog Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen 1996, ISBN 3-929203-12-X
  • Ein Fest für die Augen – Der Mythos Paris – Re Soupault, llse Bing und Marianne Breslauer. In: Hörner, Unda: Madame Man Ray: Fotografinnen der Avantgarde in Paris. Ed. Ebersbach, Berlin 2002, ISBN 3-934703-36-4
  • Drei Fotografinnen: Ilse Bing, Grete Stern, Ellen Auerbach. Dokumentarfilm, Regie: Lerch, Antonia, DVD 165 min., 1993, absolutmedien ISBN 978-3-89848-845-7, Bestell-Nr.845

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Emmanuel Sougez: XXIXe Salon international d'art photographique. In: Bulletin de la Societé Francaise de Photographie et de Cinématographie. 21. September 1932. S.182
  2. Herlinde Koelbl: Jüdische Portraits, Photographien und Interviews. Frankfurt a. M. 1989, S. 26
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Ilse Bing aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.