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Giordano-Bruno-Stiftung

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Giordano-Bruno-Stiftung

(gbs)

GiordanoBrunoStiftung-Logo.svg
Rechtsform: Stiftung des bürgerlichen Rechts
Zweck: Förderung des evolutionären Humanismus
Vorsitz: Herbert Steffen
(1. Vorsitzender)
Michael Schmidt-Salomon
(Vorstandssprecher)
Gründungsdatum: 30. März 2004
Stifter: Herbert Steffen
Sitz: Oberwesel
Website: www.giordano-bruno-stiftung.de

Die Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) ist eine gemeinnützige Stiftung des bürgerlichen Rechts, die sich die Förderung des Evolutionären Humanismus zum Ziel gesetzt hat. Sie wurde 2004 vom Unternehmer Herbert Steffen gegründet. Vorstandssprecher der Stiftung ist Michael Schmidt-Salomon, der in ihrem Auftrag das Manifest des Evolutionären Humanismus geschrieben hat. Von Beginn an war die Stiftung insbesondere dem Werk des Religions- und Kirchenkritikers Karlheinz Deschner verpflichtet. Sie ist nach dem ehemaligen Dominikanermönch Giordano Bruno benannt, der 1600 als Ketzer verurteilt und auf dem Scheiterhaufen hingerichtet wurde. Sitz der Stiftung ist seit September 2011 Oberwesel in Rheinland-Pfalz.

Ziele und Stiftungszweck

Die Giordano-Bruno-Stiftung hat eine religionskritische und naturalistische Ausrichtung und vertritt die Ansicht, dass Religionen „die kulturelle Evolution der Menschheit bis heute auf unheilvolle Weise beeinflussen“. Sie fordert eine „Leitkultur Humanismus und Aufklärung“, um sowohl den Überlegungen einer „deutschen (christlichen) Leitkultur“ als auch einem politisch indifferenten Multikulturalismus entgegenzutreten.[1] Die Stiftung sammelt Erkenntnisse der Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften, um ihre Bedeutung für das humanistische Anliegen eines „friedlichen und gleichberechtigten Zusammenlebens der Menschen im Diesseits“ herauszuarbeiten. Auf diese Weise sollen die „Grundzüge einer säkularen, evolutionär-humanistischen Ethik" entwickelt und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.[2][3]

Name der Stiftung

Die Stiftung ist nach dem ehemaligen Dominikanermönch Giordano Bruno benannt, der im Jahre 1600 von der Heiligen Inquisition als Ketzer verurteilt und auf dem Scheiterhaufen hingerichtet wurde. Bruno bestritt die Richtigkeit des geozentrischen Weltbildes und bekannte sich stattdessen zum heliozentrischen Weltbild. Außerdem stellte er neue Theorien eines „unendlichen Universums“ und einer „Vielheit der Welten“ auf. Seine Weltanschauung wird aus heutiger Sicht überwiegend als pantheistisch und naturalistisch bewertet.

Die Gründer der Stiftung entschieden sich für Bruno als Namensträger, da er eine „unzeitgemäße Philosophie“ vertrete, in der sich bereits „Grundzüge einer nicht-dualistischen, naturalistischen Welterkenntnis“, „Überlegungen zur biologischen Abstammungslehre“ und zu einer „evolutionär-humanistischen Ethik“, welche auch „die Rechte nichtmenschlicher Organismen einschließe“, finden ließen. Zudem seien von Bruno „wesentliche Impulse für die Entwicklung der modernen Religionskritik“ ausgegangen.[4]

Aktivitäten

Veranstaltungen der Stiftung finden in der Giordano-Bruno-Akademie in Oberwesel, aus aktuellen Anlässen (z. B. Kirchentagen) auch an anderen Orten statt. Durch das Anbieten von kostenlosen Informationen zum „evolutionären Humanismus“ und durch die Bestrebung, an jeder Hochschule einen „Studentischen Vertreter“ zu gewinnen, versucht die Stiftung, das Gedankengut des „evolutionären Humanismus“ zu verbreiten. Ferner haben sich Regionalgruppen gebildet, die formal Mitglied im Förderkreis der Stiftung sind. Die Giordano-Bruno-Stiftung unterstützte unter anderem den deutschen Islamwissenschaftler Sven Kalisch, den damaligen Inhaber des ersten Lehrstuhls für die Ausbildung islamischer Religionslehrer[5], und die Atheist Bus Campaign, eine Werbekampagne, die Atheismus fördern soll.[6][7] Im Rahmen des Darwinjahres 2009 stellte die Stiftung die Evolutionstheorie und ihre weltanschaulichen Konsequenzen in den Vordergrund.[8] Im gleichen Jahr unterstützte sie die Bürgerrechtsdemonstration „Freiheit statt Angst“.

Geförderte Projekte

Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland

Die Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland, die von der Giordano-Bruno-Stiftung bei ihrer Gründung maßgeblich gefördert wurde, hat sich zum Ziel gesetzt, wissenschaftlich erfassbare Informationen zu verschiedenen Weltanschauungen zu erheben, auszuwerten, zusammenzufassen und zu veröffentlichen.

Koordinierungsrat säkularer Organisationen

Der Koordinierungsrat säkularer Organisationen, in dem die gbs Mitglied ist und zu dessen Gründung sie beigetragen hat, bezeichnet sich als Interessenvertretung von konfessionsfreien Menschen in Deutschland. Der KORSO setzt sich gegen die Diskriminierung konfessionsfreier und nichtreligiöser Gruppen und Individuen gegenüber religiösen sowie für die Gleichstellung von Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften sowie für die Trennung von Staat und Kirche ein.[9]

Humanistischer Pressedienst

Als Projekt der Giordano-Bruno-Stiftung versteht sich der Humanistische Pressedienst, kurz hpd, als säkular-humanistisch geprägter Pressedienst im Internet. Er ging im August 2006 online. Chefredakteur des hpd ist der Politologe und Publizist Carsten Frerk.[10] Weitere Redakteure sind unter anderem Michael Schmidt-Salomon und der Verleger des Alibri Verlags Gunnar Schedel.[11] Die Redaktion des Pressedienstes besteht zum Großteil aus Mitgliedern der religionskritischen Giordano-Bruno-Stiftung und anderer atheistischer Organisationen wie des IBKA oder der Brights. Der Pressedienst soll konfessions- und religionsfreien Menschen mit humanistischen Weltbildern oder Lebensauffassungen eine Stimme und Plattform geben: „Er versteht sich zudem als Plattform für das breite Spektrum säkularer Bestrebungen im gesamten deutschsprachigen Raum.“[11] Der hpd veröffentlicht seine Beiträge regelmäßig auf seiner Internetpräsenz mit einem Newsticker. Dabei handelt es sich überwiegend um Nachrichten, die säkular-humanistisch geprägte Weltbilder betreffen, und um Kommentare zu aktuellen Ereignissen auf nationaler oder internationaler Ebene sowie um Hintergrundberichte oder Porträts von Humanisten verschiedenster Richtungen und Religionskritikern. Neben den eigenen Artikeln berichtet der hpd auch über Artikel anderer Pressedienste, die Religion, Ethik, Fundamentalismus und Ähnliches betreffen.

Great Ape Project

Die Giordano-Bruno-Stiftung initiierte nach der Verleihung ihres ersten Ethik-Preises an Paola Cavalieri und Peter Singer im Juni 2011 einen Neustart des Great Ape Project im deutschsprachigen Raum. Dabei wurde ein deutschsprachiges Internetportal veröffentlicht.[12] Die Initiative der Stiftung und Kampagne Grundrechte für Menschenaffen wird von Colin Goldner geleitet. Unterstützer sind bisher sechs deutsche Tierschutz- bzw. Tierrechtsorganisationen, darunter die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt und der Verein Menschen für Tierrechte.

Zentralrat der Ex-Muslime

Im Jahre 2007 wurde der Zentralrat der Ex-Muslime gegründet, welcher es sich zum Ziel gesetzt hat, eine „politische Vertretung der Interessen all jener Menschen“ zu sein, die sich „vom muslimischen Glauben abgewandt haben oder diesem niemals angehörten, obwohl sie einem so genannten ‚muslimischen Herkunftsland‘ entstammten“. Die Gründung des Zentralrates wurde von der gbs mitinitiiert, welche das Projekt auch weiterhin unterstützt.[13]

So organisierte die gbs im Jahre 2008 zusammen mit dem Zentralrat der Ex-Muslime unter dem Motto „Aufklären statt verschleiern“ die „Kritische Islamkonferenz“, welche als kritische Gegenveranstaltung zur Deutschen Islamkonferenz angelegt ist. Der Zentralrat und die gbs bemängeln, dass sich die Deutsche Islamkonferenz einseitig auf strenggläubige Muslime und „verbandsislamische Kräfte“ fixiere. Dadurch würden insbesondere die Interessen jener Migranten aus islamischen Ländern negiert, die gerade wegen der islamischen Repression und der religiösen Vorschriften in ihren Heimatländern nach Deutschland gekommen seien. Diese Migranten würden durch eine politisch erzwungene „Muslimisierung“ entmündigt und ausgegrenzt. Als Bestandteile einer solchen Muslimisierung sehen die gbs und der Zentralrat den Bau von Moscheen, die Einführung eines Islamunterrichts an Schulen und eine „islamkonforme Berichterstattung“. All dies fördere nicht die Integration, sondern unterstütze die Verfestigung einer Parallelgesellschaft.

Ziel der Kritischen Islamkonferenz solle es hingegen sein, „integrationswidrige Verhaltensweisen“ wie den Kopftuchzwang oder Zwangsheiraten zu bekämpfen und die sprachliche und berufliche Integration der Migranten voranzutreiben.[14][15]

Preise der Stiftung

Deschner-Preis

Zum 80. Geburtstag des Schriftstellers Karlheinz Deschner im Jahre 2004 gab der Vorsitzende der Stiftung die Einrichtung des Deschner-Preises bekannt. Die Stiftung beschloss, ab 2006/7, dem Jahr der Herausgabe von Deschners neuntem Band der Kriminalgeschichte des Christentums, alle zwei Jahre den mit 10.000 Euro dotierten Förderpreis zu vergeben. Mit dem Preis sollen Personen oder Organisationen ausgezeichnet werden, „die in besonderem Maße zur Stärkung des säkularen, wissenschaftlichen und humanistischen Denkens und Handelns beitragen“.[16] Als erster Preisträger des „Deschner-Preises“ wurde am 12. Oktober 2007 Richard Dawkins ausgezeichnet.[17][18][19]

Ethik-Preis

Als weitere Auszeichnung wird der Ethik-Preis der Giordano-Bruno-Stiftung verliehen. Dieser ist ebenfalls mit 10.000 Euro dotiert und steht nach Aussage der Stiftung „für die Entwicklung positiver Alternativen im Sinne des evolutionären Humanismus“.[20] Der Preis wurde erstmals am 3. Juni 2011 in Frankfurt am Main verliehen und ging an den australischen Philosophen Peter Singer und die italienische Philosophin Paola Cavalieri.[21][22][23] Beide wurden für ihr Eintreten für Tierrechte und für die Initiierung des Great Ape Project ausgezeichnet.

Organe der Stiftung

Organe der Stiftung sind der Vorstand, das Kuratorium und der wissenschaftliche Beirat.

Der Vorstand besteht derzeit (Stand: 2012) aus Herbert Steffen und Michael Schmidt-Salomon, das Kuratorium aus Bibi Binot, Robert Maier, Shiro Sonada und Wolf Steinberger.[24]

Dem Wissenschaftlichen Beirat gehören unter anderem die SPD-Politikerin Ingrid Matthäus-Maier[25], Hans Albert, Carsten Frerk, Hermann Josef Schmidt, Dieter Birnbacher, Gerhard Vollmer, Franz Josef Wetz, Heinz Oberhummer, Rolf Oerter, Bernulf Kanitscheider, Janosch, Thomas Junker, Beda M. Stadler, Ulrich Kutschera, Axel Meyer, Johannes Neumann, Ulrich Walter, Volker Sommer, Udo Pollmer, Esther Vilar, Ludger Lütkehaus, Gerhard Wimberger, Ralf König[26], Eckart Voland, Franz Wuketits, Volker Panzer und Hamed Abdel-Samad an.[27]

Die Mitglieder der Stiftungsorgane, derzeit ungefähr fünfzig Personen (überwiegend Professoren, einige Schriftsteller und Künstler), üben ihre Tätigkeit ehrenamtlich aus. Dem „Freundes- und Förderkreis“ der Stiftung gehören zurzeit über 3300 Personen aus 30 Ländern an.[28]

Im Jahr 2007 richtete die Stiftung ein internes Forum ein, um die Kommunikation zwischen den Vorstands-, Beirats- und Fördermitgliedern der Stiftung zu erleichtern.[29]

Im Jahr 2008 hatte die Stiftung einen Etat von rund 116.000 Euro, wobei infolge der Finanzkrise erstmalig keine Erträge aus dem Stiftungsvermögen flossen. Stattdessen handelte es sich ausschließlich um Spenden, hauptsächlich seitens des Förderkreises und des Vorstands.[30] Über die Höhe des Stiftungsvermögens selbst erteilt die gbs keine Auskunft.

Evolutionärer Humanismus

Die Philosophie, welcher sich die Stiftung unter dem Begriff des Evolutionären Humanismus verschrieben sieht, kann auf den britischen Biologen Julian Huxley, den ersten Generalsekretär der UNESCO und Mitbegründer der Internationalen Humanistischen und Ethischen Union, zurückgeführt werden. Huxley prägte den Begriff Anfang der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts, als er sich für eine neue Religion aussprach, die mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen kompatibel ist. Er verstand darunter eine philosophische Sichtweise, die einerseits auf das Wohl aller Menschen ausgerichtet ist, andererseits aber nicht den Fehler mache, sich den traditionellen Illusionen über das Menschsein hinzugeben.[31] Julian Huxley teilte auch nicht den Glauben an die Existenz einer separierten und übernatürlichen Sphäre, welcher im Zentrum traditioneller Religionen wie des Christentums oder des Islam steht. Alle Phänomene verstand Huxley als Teil eines natürlichen Prozesses der Evolution, weshalb er sich für eine Distanzierung von traditionellen religiösen und gottzentrierten Denkmustern und für eine Perspektive aussprach, in deren Mittelpunkt evolutionäre Denkmuster und eine naturalistische Sichtweise stehen. Huxley plädierte dafür, dass ein Ersatz für die ausgemusterten Gotteshypothesen konstruiert werden müsse.[32]

Michael Schmidt-Salomon stellt sich mit seiner Arbeit und seinen Schriften, unter anderem mit dem im Auftrag der Stiftung verfassten Manifest des Evolutionären Humanismus, in die Tradition von Huxleys Gedanken, um die aus seiner Sicht unhaltbare Fixierung auf ältere Humanismus-Verständnisse zu überwinden. Man habe heute gesehen, „dass einige traditionelle Ideale des Humanismus der wissenschaftlichen Entzauberung nicht standhalten konnten". Trotzdem müssten die gemeinsamen Utopien nicht aufgegeben werden, sondern das heute vorliegende Wissen im Sinne dieser humanistischen Utopien produktiv verarbeitet werden. Er plädiert daher für einen evolutionären Humanismus mit klarem naturalistischen Profil, mit dessen Entwicklung anstelle eines „blauäugigen“ Humanismus man sich einer größeren Erfolg versprechenden Lösung von Problemen der Menschheit zuwenden könne. „Es ist sicherlich eine der härtesten Anforderungen an den evolutionären Humanismus, dieses Spannungsverhältnis von realistischer Prognose und utopischer Zukunftsvision richtig auszubalancieren. Selbstverständlich dürfen wir dabei weder die zerstörerischen noch die biophilen Potentiale von Homo sapiens unterschätzen. Wenn evolutionäre Humanisten den schmalen Grat zwischen Blauäugigkeit und Zynismus meistern wollen, müssen sie sich illusionslos, aber unverzagt, den Fakten stellen – und das heißt, dass sie das alles andere als unwahrscheinliche Scheitern ihrer Bemühungen von vornherein einkalkulieren müssen.“[33]

Das von Michael Schmidt-Salomon verfasste und 2005 veröffentlichte Manifest des evolutionären Humanismus – Plädoyer für eine zeitgemäße Leitkultur enthält schließlich eine komprimierte und relativ leicht verständliche Zusammenfassung grundlegender Problemstellungen sowie eine Skizze von möglichen oder auch notwendigen Konsequenzen, denen sich das Denken von Gesellschaft und Politik in der Gegenwart stellen müssten. Die Schrift wurde entworfen, um von einem breiteren sowie philosophisch oder wissenschaftlich nicht intensiv vorgebildeten Publikum gelesen und verstanden zu werden. Unter anderem stellte Schmidt-Salomon darin neben den von Sigmund Freud aufgezeichneten fundamentalen Kränkungen der Menschheit ein Dutzend weitere Kränkungen in einer Zusammenfassung dar, mit denen sich der aufgeklärte Mensch heute abfinden müsse. Da auch „manche traditionellen humanistischen Vorstellungen in Konflikt mit unserem erweiterten Wissen über Mensch und Natur geraten sind“, solle das von Julian Huxley geprägte Ideensystem zur Versöhnung von Humanismus und Wissenschaft aufgegriffen werden.[34]

Kritik und Entgegnungen der gbs

Die Benennung der Stiftung nach Giordano Bruno wurde gelegentlich in der Presse kritisiert; dieser sei kein Atheist, sondern Pantheist – und Dominikanermönch – gewesen.[35][36] So stehe Giordano Brunos Weltanschauung laut dem Philosophen Wilhelm Schmidt-Biggemann eher für Religion und Metaphysik als für Aufklärung und Positivismus.[35]

Dem entgegnet die Stiftung, sie vertrete keine atheistische, sondern vielmehr eine naturalistische Position, die mit Brunos Pantheismus kompatibel sei. Aus diesem Grund habe die Stiftung an einem Gott, der mit den Naturgesetzen in Einklang stehe, nichts zu kritisieren.[37]

Der Stiftung wurde vom FAZ-Journalisten Thomas Thiel vorgeworfen, sie vertrete einen „platten Naturalismus“ oder „Szientismus“.[35] In diesem Zusammenhang werden auch die Angriffe des Biologen und Mitglieds im Beirat der gbs Ulrich Kutschera gegen die Geisteswissenschaften kritisiert, die durch den Humanistischen Pressedienst verteidigt wurden, dass nichts in den Geisteswissenschaften Sinn mache außer im Licht der Biologie.[38]

Ende 2011 trat der Philosoph Norbert Hoerster aus dem Beirat der Stiftung aus. Hoerster erklärte in einem Kommentar in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), er lehne die von ihrem Sprecher Schmidt-Salomon vertretenen Inhalte, die Kampagnen und den Argumentationsstil ab. Wenig überzeugend finde er zudem den „Neuen Atheismus“ des Biologen Richard Dawkins, den auch die Stiftung vertrete. „Ich sehe nicht, wieso ausgerechnet die Evolutionstheorie den Gottesglauben widerlegen, ja ersetzen kann“, schrieb Hoerster.[39]

Dem hielt der Blogger Harald Stücker entgegen, dass die Aufgabe der Evolutionstheorie nicht die Widerlegung oder der Ersatz des Gottesglaubens sei, sondern die Erklärung der Natur.[40] Der Anwendung des wissenschaftlichen Sparsamkeitsprinzips entsprechend sei eine Konsequenz der Evolutionstheorie, dass die Gotteshypothese zur Erklärung der Entstehung und Entwicklung der Arten unnötig werde. Zudem sehe sich die Stiftung keinem „neuen Atheismus“, sondern dem evolutionären Humanismus verpflichtet.[41] Zum Kommentar in der FAZ erklärte Schmidt-Salomon, zwei Hauptdissens-Punkte seien von Hoerster gut markiert worden. Der eine betreffe die philosophische Herangehensweise, der andere die mediale Strategie.[42]

Verbindungen

Die Stiftung unterhält teils enge Beziehungen zu weiteren atheistischen, humanistischen oder säkularen Organisationen in Deutschland. Zu diesen gehören der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten, der Humanistische Verband Deutschlands, der Bund für Geistesfreiheit Bayern. Unter anderem anlässlich verschiedener Kampagnen zur Förderung von Kirchenaustritten[43], während des Papstbesuchs in Deutschland 2011 oder der Kampagne gegen religiöse Diskriminierung am Arbeitsplatz[44] gab es Kooperationen mit den genannten Organisationen.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Michael Schmidt-Salomon: Jenseits von Fundamentalismus und Beliebigkeit. In: politik-poker.de. 18. Januar 2006, abgerufen am 3. Juni 2011.
  2. Website der gbs: "Aktivitäten", abgerufen am 28. Januar 2012
  3. Stiftungssatzung der gbs, Version vom 30. März 2004, S. 1
  4. Website der gbs: "Leitbild" / "Der Stiftungsname", abgerufen am 19. Februar 2012
  5. gbs unterstützt Kalisch: Deutschlands erster Professor für Islamkunde ist ein Mann der Aufklärung! Giordano-Bruno-Stiftung, 20. November 2008, abgerufen am 1. September 2011.
  6. Werbung für ein Leben ohne Gott. Der Spiegel, abgerufen am 23. April 2009.
  7. Atheistische Buskampagne unerwünscht. junge Welt, abgerufen am 23. April 2009.
  8. Website der gbs: "Archiv/Meldungen", Seite 5, abgerufen am 28. Januar 2012
  9. hpd: "KORSO fordert “Konfessionsfreien-Konferenz“", vom 17. November 2008
  10. hpd, Impressum. Abgerufen am 1. September 2011.
  11. 11,0 11,1 Der Humanistische Pressedienst. Abgerufen am 1. September 2011.
  12. Deutschsprachiges Portal zum Great Ape Project. Abgerufen am 1. Oktober 2011.
  13. Interview mit Michael Schmidt-Salomon im Humanistischen Pressedienst.
  14. Website der gbs: "Aktivitäten / Aufklären statt verschleiern", abgerufen am 29. Januar 2012
  15. „ZdE fordert die Auflösung der Islamkonferenz“, ex-muslime.de, 30. April 2007.
  16. Website der gbs: "Aktivitäten/Preise der Stiftung", abgerufen am 28. Januar 2012
  17. „Deschner-Preis an Richard Dawkins“ hpd, 28. Mai 2007
  18. „I would go for the Deschner Prize“ hpd, 15. Oktober 2007
  19. Richard Dawkins erhält Deschner-Preis Presseportal, 1. Oktober 2007
  20. Website der gbs: "Aktivitäten/Preise der Stiftung", abgerufen am 28. Januar 2012
  21. hpd: "Festakt zur Verleihung des Ethik-Preises", vom 8. Juni 2011
  22. Heise online: "Wie man in Deutschland nicht mehr mundtot gemacht wird", vom 10. Juni 2011
  23. Website der gbs: "Ethik-Preis für Paola Cavalieri und Peter Singer", vom 13. Mai 2011
  24. Website der gbs: "Kuratorium", abgerufen am 28. Januar 2012
  25. [action=detail&news[id]=4816 Pro Medienmagazin: "Vatikan holt sich Religionskritiker als Berater", vom 15. Dezember 2011]
  26. „Ralf König ist neues GBS-Mitglied“ hpd, 25. September 2007
  27. Website der gbs: "Funktionsträger der Stiftung", abgerufen am 28. Januar 2012
  28. Website der gbs: "Denkfabrik für Humanismus und Aufklärung", abgerufen am 28. Januar 2012
  29. Tätigkeitsbericht der gbs über das Jahr 2008 (PDF)
  30. Tätigkeitsbericht der gbs über das Jahr 2008 (PDF), S. 15
  31. Huxley, Julian (1964): Die Grundgedanken des evolutionären Humanismus. In: Huxley, Julian (Hrsg.): Der evolutionäre Humanismus. München, S. 26
  32. Huxley, Julian. 1969.The New Divinity in Essays of a Humanist. Penguin, London.
  33. Website des gbs-Vorstandssprechers Schmidt-Salomon: Hoffnung jenseits der Illusionen? Die Perspektive des evolutionären Humanismus, vom Mai 2002
  34. Schmidt-Salomon, Michael (2005): Manifest des evolutionären Humanismus. S. 11 ff. Alibri Verlag, Aschaffenburg.
  35. 35,0 35,1 35,2 Auch der Atheismus pflegt seine Heiligen, FAZ vom 5. März 2009
  36. „Manifest des Evolutionären Humanismus“ und die Konfessionslosen, Neue Rheinische Zeitung, 7. März 2006
  37. Imagebroschüre der Giordano-Bruno-Stiftung
  38. Geisteswissenschaften: Angriff auf den „Verbalwissenschaftler“, SZ vom 6. Juli 2008
  39. Frankfurter Allgemeine Zeitung: „Mit den Affen gegen den Papst“, vom 26. November 2011, Ausgabe Nr. 276, S. 36
  40. wissenrockt.de „Dabei kann Norbert Hoerster helfen“, vom 11. Dezember 2011
  41. Website der gbs: „Evolutionärer Humanismus“, abgerufen am 28. Januar 2012
  42. Website der gbs: „Hamed Abdel-Samad neues Stiftungsmitglied“, vom 28. November 2011
  43. Kampagne Kirchenaustrittsjahr
  44. Webseite der Kampagne gegen religiöse Diskriminierung am Arbeitsplatz. Abgerufen am 10. März 2012.

Weblinks

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