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Jack Bilbo

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Jack Bilbo
"Käpt’n Bilbo"

Jack Bilbo (eigentlich Hugo Cyrill Kulp Baruch; geb. 13. April 1907 in Berlin; gest. 1967 ebenda) war ein jüdischer Schriftsteller, Maler, Zeichner, Galerist, Gelegenheitsarbeiter, Schiffsjunge, Kapitän, Abenteurer und (Lebens-) Künstler.

Leben

Er war 1930 Mitbegründer des Kampfbundes gegen den Faschismus und wurde von den Nationalsozialisten als Antifaschist und Jude verfolgt.

1933 gelang ihm, nach Haft und Folterung, die Flucht über Frankreich (1935 Mitarbeit an der Pariser Zeitschrift „Voilà“) ins spanische Exil, zunächst nach Mallorca und später nach Barcelona, wo er die „SOS-Bar“ eröffnete. Er beteiligte sich auf Seiten der Anarchisten am Spanischen Bürgerkrieg. Nachdem dieser mit einer Niederlage der republikanischen Kräfte endete, gelang Bilbo die Flucht nach London. Hier hielt er sich von 1936 bis 1949 auf und begann eine Karriere als Maler (zuerst naive Zeichnungen und Gemälde), verlegte autobiographische, humoristische Texte mit eigenen Illustrationen und verfasste Kunstbücher zur französischen Malerei und Plastik.

Bilbo wurde am 28. Mai 1938 aus Deutschland ausgebürgert (Liste 48, Nr. 2). Dennoch wurde er zu Beginn des Zweiten Weltkriegs für einige Monate interniert, unter anderem auf der Isle of Man. Nach der Entlassung eröffnete er im Oktober 1941, mitten im Krieg, zusammen mit seiner Frau die Modern Art Gallery in der Londoner Baker Street. Diese wurde schnell zu einem bekannten Treffpunkt für Ausstellungen, Diskussionen und Lesungen, zu deren engerem Kreis bald Kurt Schwitters, Hein Heckroth und Jankel Adler gehörten. Neben einer Ausstellung, die allein Kunstwerke aus Müll darstellte, veranstaltete die Modern Art Gallery die erste Ausstellung nur für Künstlerinnen. Als die Räumlichkeiten zu eng wurden, bezog sie neue Räume in der Charles III Street. Nach dem Krieg zog Bilbo nach Weybridge und eröffnete dort wiederum eine Galerie.

Seit 1949 bereiste er Frankreich (dort auch Tätigkeit als Gastwirt) und fasste in den 1950er-Jahren den Entschluss, zusammen mit seiner Frau wieder zurück nach Berlin, in seine Geburtsstadt, zu ziehen. Dort war er in Berlin-Charlottenburg am Olivaer Platz als Kneipier tätig („Käpt'n Bilbos Hafenspelunke“) und weithin bekannt als großer Fabulierer und Geschichtenerzähler. In den 1960er Jahren betrieb er in der Schöneberger Meraner Straße einen Kuriositätenladen.

Werke/Ausstellungen

  • Ein Mensch wird Verbrecher, Universitas, Berlin 1932
  • I Can’t Escape Adventure, Cresset Press, London 1937
  • You under the Magnifying Glass. 20 Human and Humorous Drawings, Modern Art Gallery 1944
  • The Moderns. Past – Present – Future, Modern Art Gallery 1945
  • Picasso: Thirty Important Paintings from 1904 to 1943, Modern Art Gallery 1945
  • Out of my Mind: Strange Stories, Modern Art Gallery 1946 (deutsch: Das geheime Kabinett der sonderbaren und grauenvollen Geschichten. Eröffnet und preisgegeben von Bilbo (mit 8 Illustrationen vom Autor), München, Esslingen 1965
  • Toulouse-Lautrec and Steinlen, Modern Art Gallery, London 1946
  • Famous Nudes by Famous Artists, Modern Art Gallery 1946
  • An Autobiography. The First Forty Years of the Complete and Intimate Life Story of an Artist, Author, Sculptor, Art Dealer, Philosopher, Psychologist, Traveller, and a Modernist Fighter for Humanity, London: The Modern Art Gallery 1948; deutsche Ausgabe unter dem Titel: Rebell aus Leidenschaft. Abenteurer, Maler, Philosoph, Herrenalb 1963; außerdem mit verändertem Untertitel und mit einer Einleitung von Henry Miller, München 1969

Literatur

  • Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933, hg. vom Institut für Zeitgeschichte München und der Research Foundation for Jewish Immigration New York. 2 Bde. und 1 Reg.bd. München, New York, London, Paris 1980 und 1983: Bd. 2, I, S. 56
  • Michael Seyfert: Im Niemandsland. Deutsche Exilliteratur in britischer Internierung. Ein unbekanntes Kapitel der Kulturgeschichte des Zweiten Weltkriegs. Berlin (West) 1984, S. 190
  • Kunst im Exil in Großbritannien 1933-45. Ausstellungskatalog der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst Berlin. Berlin (West) 1986 (englische Übersetzung: Art in Exile in Great Britain. Ausstellungskatalog Camden Art Centre, London. London 1986), S. 118
  • Joseph Walk: Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918-1945, hg. vom Leo Baeck Institute, Jerusalem. München, New York, London, Paris 1988, S. 34
  • Kristin Becker: Chicago. Ein Mythos in seinen Inszenierungen Marburg: Tectum, 2005 ISBN 3828889298 (darin über Jack Bilbo: Kapitel 3.4. „The Chicago Gangster Theory of Life“)
  • Jack Bilbo in: Werner Portmann, Siegbert Wolf: „Ja, ich kämpfte“. Von Revolutionsträumen, 'Luftmenschen' und Kindern des Schtetls. Biographien radikaler Jüdinnen und Juden Münster: Unrast, 2006 ISBN 3897714523

Weblinks

Siehe auch

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Jack Bilbo aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.