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Hornberger Schießen

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Stadtbrunnen von Hugo Knittel in Hornberg, Landsknecht und Narr weisen auf das Hornberger Schießen hin Inschrift:
Jedwedes Kind auf der weiten Erd v.
Hornberger Schiessen schon hat
gehört, das Pulver ging aus zur
schönsten Stund, so das man nicht
mehr schiessen kunnt! Anno 1564

Das Hornberger Schießen ist das Ereignis, das die Redewendung „das geht aus wie das Hornberger Schießen“ hervorgebracht hat. Die Wendung wird gebraucht, wenn eine Angelegenheit mit großem Getöse angekündigt wird, aber dann nichts dabei herauskommt und sie ohne Ergebnis endet.

Entstehung

Die Historiker sind sich nicht darüber einig, ob die folgenden Begebenheiten und Erklärungsversuche wirklich der bekannten Redewendung zugrunde liegen. Wie bei jeder nicht mit Sicherheit zu klärenden etymologischen Bedeutung ranken sich auch beim Hornberger Schießen zahlreiche Legenden um diese Redewendung, wobei die beiden nachstehenden in einschlägigen Werken als die am weitesten verbreiteten gelten. Allerdings ist keine der beiden Erzählungen historisch verbürgt.

Herzogsbesuch

In Hornberg hatte sich anno 1564 der Herzog Christoph von Württemberg angesagt. Dieser sollte mit Salut und allen Ehren empfangen werden. Als alles bereit war, näherte sich aus der Ferne eine große Staubwolke. Alle jubelten und die Kanonen donnerten, was das Zeug hielt. Doch die Staubwolke entpuppte sich nur als eine Postkutsche. Selbiges geschah dann, als ein Krämerkarren und noch einiges später eine Rinderherde auf die Stadt zukam. Der Ausguck hatte jedes Mal falschen Alarm gegeben, und alles Pulver war verschossen, als der Herzog endlich kam. Einige Hornberger versuchten dann, durch Brüllen den Kanonendonner nachzuahmen. Manche Berichte legen den Herzogsbesuch auch auf das Ende des 17. Jahrhunderts.[1]

Diese Version wird regelmäßig im Sommer auf der Freilichtbühne in Hornberg als volkstümliches Theaterstück aufgeführt.

Angriff auf Hornberg

Der zweiten Version der Erklärung nach soll sich das Sprichwort auf ein Ereignis aus dem Jahre 1519 beziehen, als die Stadt von den benachbarten Villingern angegriffen wurde. Die Hornberger sollen in kurzer Zeit ihre Munition verschossen haben, so dass die Angreifer nur das Ende der Kanonade abwarten mussten, um anschließend Hornberg erobern zu können. Diese Erklärung geht zurück auf den Pfarrer Konrad Kaltenbach, der sie in den Nummern 3, 4 und 5 der Heimatklänge aus alter und neuer Zeit, einer Beilage zur Freiburger Tagespost aus dem Jahre 1915 beschreibt und sich auf historische Quellen beruft (Villinger Chronik 1495–1533).

Märzrevolution

Einer dritten Erklärung nach bezieht sich der Begriff auf die Ereignisse während der Märzrevolution. Während der Studentenproteste in Hornberg gegen die Heilige Allianz veranstaltete man ein Schützenfest, in dessen Verlauf ein Bildnis der Staatsgewalt beschossen wurde. Allerdings erregte diese Aktion nicht die gewünschte Aufmerksamkeit, weder im Volk noch in den eigentlich zu provozierenden Fürstenhäusern, weshalb der Begriff noch heute für eine großangelegte Aktion ohne nennenswerte Auswirkungen steht. Diese Erklärung ist aber wohl als falsch zu betrachten, da die Märzrevolution 1848/49 stattfand, Friedrich Schiller den Begriff des Hornberger Schießens aber bereits in seinen "Räubern" von 1780 verwendete. Auch in Zeitschriften wird das Hornberger Schießen bereits 1870 als berühmtes Ereignis erwähnt.[2]

Andere Versionen

Anfang des 18. Jahrhunderts soll es bei einem Freischießen in Hornberg derartige Unstimmigkeiten über den Ablauf gegeben haben, dass nach und nach alle Schützen das Fest verließen und das geplante Schießen schließlich entfiel.[1]

Verwendung in der Literatur

Bereits Friedrich Schiller schreibt etwa im Jahre 1780 in seinem Werk Die Räuber im ersten Akt: Da ging's aus wie's Schießen zu Hornberg und mussten abziehen mit langer Nase. Thomas Mann schreibt in seiner Erzählung Herr und Hund (1918): „Es kann aber auch sein, daß das Ganze, nach allen Veranstaltungen und Umständlichkeiten, ausgeht wie das Hornberger Schießen und still im Sande verläuft.“ Hannah Arendt verwendet die Redensart in ihrem Buch Macht und Gewalt (1970): „Dennoch braucht diese Situation nicht zur Revolution zu führen. Sie kann erstens mit Konterrevolution, der Errichtung von Diktaturen enden und sie kann zweitens ausgehen wie das Hornberger Schießen: es braucht überhaupt nichts zu geschehen.“.

Literatur

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Das Hornberger Schießen. In: Pfälzische Blätter für Geschichte, Poesie und Unterhaltung, Nr. 50, Ritter, 1854.
  2. Die badische Schwarzwaldbahn. In: Über Land und Meer: allgemeine illustrirte Zeitung. Deutsche Verlags-Anstalt, 1870, Band 24, Nr. 39, S. 11f
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