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Homerische Hymnen

Aus Jewiki
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Als Homerische Hymnen wird eine Sammlung von 33 antiken griechischen Gedichten bezeichnet. Es handelt sich dabei um Preisungen und Anrufungen der griechischen Götter. Ein 34. Gedicht ist „an die Gastgeber“ gerichtet. Ihre Länge variiert von nur sehr wenigen (der zweite auf Demeter lediglich drei) bis 580 (Hermes) Versen. Das Versmaß ist wie bei den Epen Homers ausschließlich der Hexameter, auch die Sprache ist stark an die der homerischen Epen angelehnt.

Entstehung und Überlieferung

Die Datierung ist umstritten, die Hymnen dürften aber zwischen dem 7. und 5. Jahrhundert v. Chr. an verschiedenen Orten entstanden sein und gehören somit zu den ältesten überlieferten Texten der griechischen Antike. Der Hymnos VIII an Ares ist wegen der darin enthalten astrologischen Ausführungen in die Spätantike, nach dem 5. Jahrhundert zu datieren.[1]

Manche der Gottheiten wurden mit mehreren Hymnen bedacht, so Demeter, Apollon, Aphrodite und Hermes, denen je einer der sogenannten „vier großen Hymnen“ geweiht ist. Die Manuskripte aus der byzantinischen Überlieferung begannen jeweils mit Hymnus III, 1777 wurde aber in einem Moskauer Pferdestall ein Manuskript aus dem 15. Jahrhundert mit Fragmenten von Hymnus I und Hymnus II entdeckt.

Titel und Umfang

I. An Dionysos 21 Zeilen
II An Demeter 495 Zeilen
III. An den delischen Apollon 546 Zeilen
IV. An Hermes 582 Zeilen
V. An Aphrodite 293 Zeilen
VI. An Aphrodite 21 Zeilen
VII. An Dionysos 59 Zeilen
VIII. An Ares 17 Zeilen
IX. An Artemis 9 Zeilen
X. An Aphrodite 6 Zeilen
XI. An Athene 5 Zeilen
XII. An Hera 5 Zeilen
XIII. An Demeter 3 Zeilen
XIV. An die Mutter der Götter 6 Zeilen
XV. An Herakles mit dem Löwenherz 9 Zeilen
XVI. An Asklepios 5 Zeilen
XVII. An die Dioskuren 5 Zeilen
XVIII. An Hermes 12 Zeilen
XIX. An Pan 49 Zeilen
XX. An Hephaistos 8 Zeilen
XXI. An Apollon 5 Zeilen
XXII. An Poseidon 7 Zeilen
XXIII. An den Sohn des Kronos, den Höchsten  4 Zeilen
XXIV. An Hestia 5 Zeilen
XXV. An die Musen und Apollon 7 Zeilen
XXVI. An Dionysos 13 Zeilen
XXVII. An Artemis 22 Zeilen
XXVIII. An Athene 18 Zeilen
XXIX. An Hestia 13 Zeilen
XXX. An Allmutter Erde 19 Zeilen
XXXI. An Helios 20 Zeilen
XXXII. An Selene 20 Zeilen
XXXIII. An die Dioskuren 19 Zeilen

Beispiel: Der große Hymnus an Demeter

Der große Hymnus an Demeter hat mit 495 Versen fast die Länge eines antiken Buches und stammt mit großer Wahrscheinlichkeit aus der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. In ihm wurden wahrscheinlich zwei Mythen miteinander verknüpft: zum einen der Raub der Persephone durch Hades und zum anderen der Mythos von Demeter im Haus des eleusinischen Königs Keleos. Außerdem weist der Hymnus Spuren einer späteren Nachbearbeitung auf.

Es wird die Geschichte erzählt, wie Kore (so der Name Persephones vor ihrer Entführung, sonst bedeutet griechisch Kore „Mädchen“, „Jungfrau“ oder „Tochter“[2]) unter Zustimmung des Zeus von Hades in die Unterwelt entführt wird. Sie wird damit unweigerlich Hades Frau und eine hohe Totengöttin. Diese "Ehe" kann nicht wieder geschieden werden, da sie auf Beschluss des Göttervaters Zeus stattfand. Kore schrie laut bei der Entführung, aber nur Demeter und Hekate haben sie gehört. Demeter begibt sich neun Tage lang vergebens auf die Suche nach ihrer Tochter, bis sie Hekate trifft und die beiden Helios befragen, der als einziger die Entführung gesehen hat.

Als Demeter erfährt, dass ihre Tochter von Hades (einem der drei höchsten Götter überhaupt neben Zeus und Poseidon) entführt worden ist, begibt sie sich verkleidet als alte Frau nach Eleusis in Attika. Dort kommt sie als Amme in den Palast des Königs Keleos, um dort dessen einzigen und spätgeborenen Sohn Demophon zu umsorgen. In den Nächten versucht sie Demophon unsterblich zu machen, indem sie ihn mit Ambrosia salbt, mit ihren göttlichen Atem anhaucht und ihn ins Feuer legt. Eines Nachts sieht die Königin Metaneira dies, bricht in eine laute Klage aus und bricht so den Zauber. In ihrem Zorn auf den Göttervater und die Menschen, befiehlt Demeter den Bau eines Tempels, in welchem sie sich niederlässt, um ihre Tochter zu betrauern. Die trauernde Demeter lässt eine Hungersnot auf der ganzen Welt ausbrechen, sodass die Menschheit vom Aussterben bedroht ist und den Göttern keine Opfer mehr bringen kann.

Diesen Zustand kann der Göttervater Zeus nicht hinnehmen und bietet Demeter an, was immer sie wolle. Sie will aber lediglich ihre Tochter wiedersehen, sodass Zeus verfügt, dass Kore ein Drittel (die Wintermonate) in der Unterwelt und zwei Drittel des Jahres auf dem Olymp bei ihrer Mutter verbringen soll.

Ein Zeichen für die spätere Nachbearbeitung des Hymnus sind zwei sich widersprechende Verse in der Demophon-Szene. In einer älteren Version ist Demophon bei seiner gescheiterten Vergöttlichung offenbar im Feuer umgekommen. Diese ältere Version geht wahrscheinlich auf menschliche Feueropfer zurück. Als es solche Opferriten bei den Griechen nicht mehr gab, wurden die kultischen Texte wie diese Hymnen offensichtlich nachträglich bereinigt.

Dafür, dass hier zwei unterschiedliche Mythen miteinander verbunden worden sind, spricht, dass Persephone nach ihrer Rückkehr aus der Unterwelt eine andere Version der Entführung berichtet als zu Beginn des Textes. Angeblich seien Artemis und Athene zugegen gewesen; es ist aber unwahrscheinlich, dass sie nicht zumindest die Verfolgung des Hades aufgenommen hätten. Des Weiteren ist der primäre Zweck der Geschichte von Demeter im Haus des Keleos, zu erklären, wie die Menschen den Ackerbau erlernten. (In diesem anderen Mythos sendet Demeter den König Keleos aus, um den Menschen den Ackerbau zu lehren, und dieser wird von da an als Heros des Ackerbaus verehrt.)

Literatur

Textausgaben

Übersetzungen

Sekundärliteratur

  • N. J. Richardson (Hrsg.): The Homeric Hymn to Demeter. Oxford University Press, Oxford, 1974. (wissenschaftlicher Standardkommentar)
  • Thomas William Allen, E. E. Sikes (Hrsg.): The Homeric Hymns. Macmillan, London, 1904 (einziger wissenschaftlicher Kommentar, der alle Hymnen berücksichtigt.)

Weblinks

  • Text der Homerischen Hymnen im Perseus Project (Originaltext und englische Übersetzung von Hugh G. Evelyn-White)

Einzelnachweise

  1. M. L. West: The Eighth Homeric Hymn and Proclus. In: Classical Quarterly 64 (1970), S. 300-304
  2. Pape Griechisch-Deutsches Handwörterbuch. 3. Aufl. Bd. 1, S. 1486
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