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Hilmar Hoffmann

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Hilmar Hoffmann (links) mit Bodo Sperling

Hilmar Hoffmann (* 25. August 1925 in Bremen; † 1. Juni 2018 in Frankfurt am Main)[1] war ein deutscher Kulturschaffender und -funktionär, der sich verschiedentlich für eine Umwertung von Hoch- und Breitenkultur (Kultur für alle!) einsetzte.

Biografie

Hilmar Hoffmann wurde am 25. August 1925 in Bremen als Sohn des Textil-Kaufmanns Felix Hoffmann geboren. Von 1936 bis 1943 besuchte er das Gymnasium in Lünen/Westfalen und Oberhausen, wo er an der damaligen Horst-Wessel-Oberschule sein Notabitur machte. Zu dieser Zeit wurde er am 1. April 1943 Mitglied der NSDAP; eine Woche danach begann er bereits seinen Kriegsdienst bei den Fallschirmjägern. 1944 geriet er in der Normandie in amerikanische Kriegsgefangenschaft.[2]

Nach dem Krieg studierte Hoffmann Regie an der Folkwang Hochschule für Musik und Theater in Essen und arbeitete als Regieassistent an den Bühnen der Stadt Essen.

1951 wurde er in Oberhausen der jüngste Direktor einer Volkshochschule und gründete dort 1954 die Westdeutschen Kulturfilmtage (später Internationale Kurzfilmtage Oberhausen), die 1962 Plattform für das Oberhausener Manifest wurde, in dem die Protagonisten der Bewegung „Junger deutscher Film“ (darunter beispielsweise Alexander Kluge, Edgar Reitz, Peter Schamoni u. a.) „Papas Kino“ für tot erklärten. 1965–1970 war er Sozial- und Kulturdezernent der Stadt.

Zwischen 1970 und 1990 war er Kulturstadtrat in Frankfurt am Main und initiierte die städtische Förderung freier Gruppen im Kulturbereich. Anfang der 70er Jahre initiierte er ein Mitbestimmungsmodell am Frankfurter Schauspiel. Zu den geförderten Institutionen gehörte auch eines der ersten kommunalen Kinos in Deutschland. Wichtig waren ihm auch Einrichtungen wie Museen (Initiator des Museumsufers), Stadtteilbibliotheken und soziokulturelle Zentren wie Bürgerhäuser. Aufgrund seines hervorragenden Rufs blieb der Sozialdemokrat auch im Amt, als die Stadtregierung 1986 von der CDU gestellt wurde.

Von 1993 bis 2001 war er Präsident des Goethe-Instituts (München).

Er lehrte Filmtheorie und Kulturpolitik an den Universitäten von Bochum, Frankfurt, als Honorarprofessor in Marburg, als Gastprofessor in Jerusalem und Tel Aviv. Zudem engagierte er sich als Kuratoriumsmitglied in der Stiftung Lesen in Mainz,[3] deren Leiter er fünf Jahre war. In späteren Jahren plädierte er für eine Abkehr von der ideologisch linken Ausrichtung soziokultureller Arbeit und war zunehmend für eine Betonung der „Sinnlichkeit“ von Kultur. Außerdem erregte sein Vorschlag Aufsehen, die angespannte Finanzlage staatlicher Museen durch den Verkauf von Archiv- und Depotduplikaten zu entlasten.

Anfang Oktober 1996 unterzeichnete Hoffmann die Frankfurter Erklärung zur Rechtschreibreform.[4] „Sogar der Präsident des Goethe-Instituts, Hilmar Hoffmann, hielt einen Boykott gegen die Rechtschreibreform für sinnvoll“, hieß es seinerzeit in einem Bericht des Goethe-Instituts New York.[5] Als Mitglied des deutschen PEN-Zentrums rief der Goethe-Instituts-Chef Hilmar Hoffmann seine Kollegen auf, sich angesichts der ungebrochenen Ablehnung in weiten Teilen der Bevölkerung für eine Rücknahme der Reform auszusprechen.[6] Schließlich unterzeichnete Hoffmann Anfang Oktober 2004 auch den Frankfurter Appell zur Rechtschreibreform.

Im Auftrag des damaligen hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch wurde Hoffmann 2001 Vorsitzender der Hessischen Kulturkommission. Er war von 1985 bis 2011 Vorsitzender des Verwaltungsrats im Deutschen Filminstitut – DIF/Deutschen Filmmuseum in Frankfurt am Main. Von 1990 bis 2011 war er Vorsitzender des Programmbeirats von RTL (Köln) und Hit Radio FFH.

Hilmar Hoffmann starb im Juni 2018 im Alter von 92 Jahren.

Auszeichnungen

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Kultur für alle. Perspektiven und Modelle. Frankfurt am Main 1979
  • Das Taubenbuch. Frankfurt am Main 1982
  • „Und die Fahne führt uns in die Ewigkeit – Propaganda im NS-Film“. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt a. M. 1988, ISBN 3-596-24404-8.
  • Warten auf die Barbaren. Frankfurt am Main 1989
  • Kultur als Lebensform. Frankfurt am Main 1990
  • Mythos Olympia. Das Werk Leni Riefenstahls. Berlin 1993.
  • Erinnerungen. Suhrkamp, Neufassung, Frankfurt 2003, ISBN 978-3-518-39784-8.
  • Die großen Frankfurter. Frankfurt am Main 2004.
  • Lebensprinzip Kultur. Schriften und Aufsätze. Frankfurt am Main 2006, ISBN 978-3-7973-0963-1.
  • Frankfurts starke Frauen. Frankfurt am Main 2006.
  • Das Frankfurter Museumsufer. Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-7973-1128-3.
  • Frankfurts Oberbürgermeister 1945–1995. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte der Stadt. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 2012, ISBN 978-3-942921-66-4.
  • Generation Hitlerjugend. Reflexionen über eine Verführung. Axel Dielmann Verlag, Frankfurt am Main 2018, ISBN 978-3-86638-229-9.

Literatur

  • „Kultur für alle“. Hilmar Hoffmann zum 85. Geburtstag, in: kulturpolitische mitteilungen. Zeitschrift für Kulturpolitik der Kulturpolitischen Gesellschaft. Heft 130, III/2010, Bonn 2010.
  • Wolfgang Schneider (Hrsg.): Kulturelle Bildung braucht Kulturpolitik. Hilmar Hoffmanns "Kultur für alle" reloaded. Hildesheim 2010
  • Hilmar Hoffmann, in: Internationales Biographisches Archiv 29/2010 vom 20. Juli 2010, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Claus-Jürgen Göpfert: Hilmar Hoffmann: Einer, der immer Brücken baute. In: Frankfurter Rundschau. 2. Juni 2018, abgerufen am 2. Juni 2018.
    Hilmar Hoffmann gestorben: Glaubwürdiger Streiter, begnadeter Bettler. In: faz.net. 2. Juni 2018, abgerufen am 2. Juni 2018.
  2. Claus-Jürgen Göpfert: Braune Vergangenheit: Später Schock. In: Frankfurter Rundschau. 10. Juni 2011, abgerufen am 2. Juni 2018.
  3. Kuratorium. Stiftung Lesen, abgerufen am 24. Mai 2016.
  4. Die nicht beachteten Unterzeichner der Frankfurter Erklärung. In: Münchner Erklärung zur Rechtschreibreform. In: Süddeutsche Zeitung, 30. November 1996, S. 7
  5. Pädagogische Verbindungsarbeit – Informationen für Deutschlehrer: Die neue deutsche Rechtschreibung. Goethe-Instituts New York, archiviert vom Original am 29. Januar 1997; abgerufen am 2. Juni 2018.
  6. Wilm Herlyn: Rechtschreibung. dpa-Chef plädiert für „Kundenumfrage“. In: Der Spiegel Nr. 32, 7. August 2000, S. 90 – Im Vorspann dieses Spiegel-Interviews mit dem dpa-Chef Wilm Herlyn wird auf die durch die Rückkehr der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zur herkömmlichen Rechtschreibung ausgelöste Debatte hingewiesen.
  7. Hilmar Hoffmann und sein neues Werk. In: Frankfurter Neue Presse. 25. Juni 2012, abgerufen am 2. Juni 2018.
  8. Hessischer Kulturpreis an Hilmar Hoffmann. In: 3sat-Sendung „Kulturzeit“. 4. Oktober 2012, archiviert vom Original am 10. Februar 2013; abgerufen am 2. Juni 2018.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Hilmar Hoffmann aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.