Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Hildegard Peters

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Hildegard Peters (* 30. Juni 1923 in Bielefeld) ist eine deutsche Malerin und Lehrerin. Sie lebt und wirkt in Norden, Ostfriesland.[1]

Herkunft

Hildegard Peters wuchs zusammen mit drei Geschwistern in einem musisch interessierten und weltoffenen Elternhaus auf. Die Familie ihres Vaters kam aus Ostpreußen, die ihrer Mutter aus Ostfriesland.[2] Durch die Bekanntschaft mit Heinrich Becker, dem 1933 im Zuge der nationalsozialistischen Machtergreifung entlassenen Leiter des Kunsthauses in Bielefeld (heute Kunsthalle Bielefeld), fanden intensive Begegnungen mit Werken zeitgenössisch-moderner Kunst statt: Becker besaß Werke von Ernst Barlach, Käthe Kollwitz, Otto Pankok, Peter August Böckstiegel, Wilhelm Morgner und Oskar Kokoschka.[3] 1942 machte Peters am Bielefelder Auguste-Viktoria-Gymnasium ihr Abitur.

Ausbildung, Studien und Studien

Nach einem Arbeitseinsatz in einem Kindergarten in Halle (Westf.) nahm sie in Berlin zum Sommersemester 1943 das Studium der Kunsterziehung an der Hochschule für Kunsterziehung auf, einer Vorgängereinrichtung der heutigen Universität der Künste Berlin. Dort besuchte sie Veranstaltungen von Karl Rössing. Während der Semesterferien arbeitete sie im Bielefelder Unternehmen Dürkopp, wo sie durch Dolmetscheraufgaben französische Studenten kennenlernte, die in diesem Rüstungsbetrieb als Fremdarbeiter tätig waren. 1943/44 setzte sie ihr Studium mit den Fächern Französisch und Kunstgeschichte an der Philipps-Universität Marburg fort. An dieser Hochschule belegte sie unter anderem Vorlesungen von Richard Hamann. In den Semesterferien 1944 führte sie ein kriegsbedingter Studenteneinsatz nach Metz, dort arbeitete sie als Kartenzeichnerin.

1948 führte sie an der Universität zu Köln ihr Studium mit Fächern Französisch und Philosophie fort. Zugleich trat sie in die Klasse von Otto Pankok an der Kunstakademie Düsseldorf ein. Pankok hatte als Mensch und Lehrer große Bedeutung für Peters. Ein Jahr später gehörte sie zu den Teilnehmern eines studentischen Sommercamps, das im Kasteel Bouvigne in Breda stattfand. Ferner besuchte sie 1949 die Ausstellung „Expressionisme. Van Gogh tot Picasso“ im Stedelijk Museum in Amsterdam, die sie stark beeindruckte.

1950 reiste Peters zu einem Studienaufenthalt nach Paris. Im selben und im darauffolgenden Jahr hielt sie sich zu Studienzwecken für zehn Monate in Algerien, am Fuß des Atlas auf. 1953/54 war sie Stipendiatin des französischen Staates und studierte für zwei Semester Französisch an der Sorbonne sowie Kunst an der École des Beaux-Arts. In der französischen Hauptstadt besuchte sie darüber hinaus das Atelier 17 von Stanley William Hayter und die Werkstatt des Lithografen Georges Dorfinant.

1956 bestand sie das Staatsexamen für das höhere Lehramt in den Fächern Kunst, Werkunterricht, Französisch und Philosophie. In ihrer Staatsexamensarbeit befasste sie sich mit den Beziehungen des Kölner Doms zu französischen Vorläufern. Ihr Referendariat absolvierte sie in Düsseldorf.

1958 reiste Peters erstmals für einen Studienaufenthalt nach Marokko. 1961 malte sie dort Die Trommler des Königs im Hof des Palastes von Mohammed V.. Ein Portraitauftrag kam durch den vorzeitigen Tod des Herrschers nicht zustande. 1964/65 lebte Peters erneut für ein halbes Jahr in Paris, dort widmete sie sich weiteren lithografischen Studien, vor allem im Atelier Clot, Bramsen & Georges.[4]

Berufstätigkeit

Von 1945 bis 1948 arbeitete Peters als Aushilfslehrerin mit den Fächern Kunst, Deutsch und Französisch. Zu ihren Arbeitsstätten gehörten ihre frühere Schule in Bielefeld, das Büro des britischen Hauptkommandanten in Herford sowie die Education Branch Düsseldorf in Bielefeld, die zum Verwaltungsapparat der CCG/BE zählte.

Von 1956 bis 1965 wirkte sie als Kunsterzieherin an der Realschule auf Norderney.[5] Von 1965 bis zu ihrer Pensionierung 1987 lehrte sie Kunsterziehung, Werken und Französisch am Ulrichsgymnasium Norden.

Kunstschaffen und Ausstellungen

Das Œuvre von Hildegard Peters besteht vor allem aus Gemälden, Lithografien, Holzschnitten und Zeichnungen. Ihre Handschrift – Zeichenstrich, Pinselführung, Farbgebung – wird als energisch beschreiben. Das Gegenständliche ihrer Motive bleibe dabei stets fassbar.[6] Zu diesen Sujets zählen Einzelpersonen, Personengruppen, Blumensträuße, Landschaften und Ortsansichten. Unter den porträtierten Personen finden sich Familienmitglieder, Freunde und Bekannte ihrer Tochter sowie Künstler (wie zum Beispiel Vlatko Kucan oder Jean-Louis Barrault).[7]

Hildegard Peters bestritt eine Vielzahl von Einzelausstellungen. Gezeigt wurden ihre Werke in Norderney (1959), Bussum (Nordholland, 1961), Amsterdam (1977), Stuttgart (1977), Hannover (1977), Greetsiel (1982 und 1984), Bochum (1988), Bremen (2003/2004), Leer (2003 und 2004), Norden (2003, 2006 und 2013), Edewecht (2005) und Juist (2006/2007).[8]

Überdies hat sie sich seit 1948 häufig an Ausstellungen im In- und Ausland beteiligt. Dazu zählten Präsentationen in Münster, Bielefeld, Düsseldorf, München, Warschau, Posen, Krakau, in Schleswig, Tartu, Taiwan, Berlin und in ostfriesischen Ortschaften.[9]

Vom 1. Dezember 2013 bis zum 2. März 2013 wurde im Emder Rathaus beziehungsweise dem Ostfriesischen Landesmuseum Emden zudem eine Retrospektive mit Werken von Hildegard Peters gezeigt, als Ausrichter fungierte die Ostfriesische Landschaft.[10]

Gesellschaftliches Engagement

1975/1976 war sie eine der Initiatoren des Kunstkreises Norden e.V. (heute: Kunstverein Norden e.V.[11]), dessen Vorsitz sie ab 1984 viele Jahre innehatte. Zusammen mit anderen initiierte oder organisierte sie in Norden viele Ausstellungen regionaler und international bekannter Künstler. Zudem bot sie regelmäßig Studienfahrten in europäische Kunstmetropolen wie Amsterdam, Paris, Florenz, Rom oder Oslo an.

1976/1977 wirkte sie am Aufbau der Grafothek für Ostfriesland mit. Sie konzipierte eine Druckwerkstatt im Weiterbildungszentrum Norden (heute Kreisvolkshochschule Norden), die 1987 eingeweiht wurde. An der 1990 in Norden gegründeten Internationalen Norder Sommerakademie[12] leitete sie viele Jahre Kurse in Ölmalerei.

Hildegard Peters engagiert sich seit Jahrzehnten im Bund Bildender Künstler Ostfriesland[13], einer Regionalorganisation des Bundesverbands Bildender Künstlerinnen und Künstler.

Zusammen mit ihrem Lehrer Otto Pankok protestierte Hildegard Peters als Studentin in den Nachkriegsjahren gegen die fortdauernde Diskriminierung von Sinti im Düsseldorfer Stadtteil Eller.[14]

In der ersten Hälfte der 1980er Jahre gehörte Hildegard Peters zu jenen, die nachdrücklich gegen die 1983 erfolgte Aufstellung eines Heinrich-Heine-Denkmals auf Norderney protestierten, weil die Skulptur aus der Werkstatt von Arno Breker stammte, dem Lieblingsbildhauer Adolf Hitlers und Apologeten der „arischen Herrenrasse“.[15] Die lokalen Gegner des Breker-Heine-Denkmals wurden dabei von akademischen Heine-Fachleuten wie Joseph Anton Kruse und Wilhelm Gössmann unterstützt.[16] In diesem Zusammenhang verfasste Hildegard Peters einen Aufsatz, der 1984 im Heine-Jahrbuch publiziert wurde.[17]

Ehrungen

1998 erhielt sie zu ihrem 75. Geburtstag den Niedersächsischen Verdienstorden.[18] Im August 2007 sprach ihr die Bürgerstiftung Norden den Förderpreis der Stiftung zu.[19] Die Ostfriesische Landschaft ehrte sie 2012 mit dem Indigenat.[20]

Privates

Hildgard Peters hat eine Tochter (* 1964). 1977 begann die Lebens- und Werkstattgemeinschaft von Hildegard Peters mit Michael Podulke (1922–1988). Zu ihren Hobbys zählen Klavier- und Querflötespielen.[21]

Literatur

  • Hildegard Peters. Malerei, Zeichnung, Grafik. Im Auftrag des Ostfriesischen Landesmuseums Emden herausgegeben von Annette Kanzenbach. Ostfriesland Verlag – SKN, Norden 2013, ISBN 978-3-939870-11-1.
  • Auguste Rulffes: Hildegard Peters. Malerei und Grafik 1950–2002, herausgegeben vom Kunstkreis Norden, Soltau-Verlag, Norden 2003.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die biografischen Informationen dieses Artikels stammen – sofern nicht anderweitig ausgewiesen – aus Hildegard Peters. Malerei, Zeichnung, Grafik. Im Auftrag des Ostfriesischen Landesmuseums Emden herausgegeben von Annette Kanzenbach. Ostfriesland Verlag – SKN, Norden 2013, ISBN 978-3-939870-11-1, S. 135–138 beziehungsweise von der textgleichen Webseite Hildegard Peters – Biografie.
  2. Helmut Collmann: Grußwort des Schirmherrn der Ausstellung, in: Hildegard Peters. Malerei, Zeichnung, Grafik, Norden 2013, S. 6.
  3. Hildegard Peters und Annette Kanzenbach. Ein Gespräch, in: Hildegard Peters. Malerei, Zeichnung, Grafik, Norden 2013, S. 13–32, hier S. 13.
  4. Website des Ateliers.
  5. Website der Schule, heute Kooperatiive Gesamtschule Norderney.
  6. Annette Kanzenbach: Zur Einführung, in: Hildegard Peters. Malerei, Zeichnung, Grafik, Norden 2013, S. 10 f.
  7. Siehe den Bildteil in Hildegard Peters. Malerei, Zeichnung, Grafik, Norden 2013, S. 33–134, ferner die Pressebilder zur Retrospektive in Emden.
  8. Hildegard Peters. Malerei, Zeichnung, Grafik, Norden 2013, S. 138.
  9. Hildegard Peters. Malerei, Zeichnung, Grafik, Norden 2013, S. 138; Hildegard Peters. Ölmalerei und Grafik.
  10. Bericht von Radio Bremen über die Werkschau, 8. Januar 2014. Umfassend dazu der Ausstellungskatalog (siehe Artikelabschnitt Literatur).
  11. Website des Vereins.
  12. Website der Sommerakademie.
  13. Website des Bundes (Abruf am 15.März 2014).
  14. Hildegard Peters und Annette Kanzenbach. Ein Gespräch, in: Hildegard Peters. Malerei, Zeichnung, Grafik, Norden 2013, S. 13–32, hier S. 18.
  15. Zu Breker kurz Wie Hitlers Hofkünstler Arno Breker Beute machte, Die Welt, 28. Oktober 2011 (Abruf am 15. März 2014). Der Artikel basiert auf Jürgen Trimborn: Arno Breker. Der Künstler und die Macht. Die Biographie. Aufbau-Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-351-02728-5.
  16. Siehe hierzu Dietrich Schubert: Formen der Heinrich-Heine-Memorierung im Denkmal heute, in: Aleida Assmann und Dietrich Harth (Hrsg.): Mnemosyne. Formen und Funktionen der kulturellen Erinnerung, Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankurt am Main 1991, S. 101–143, hier S. 121–123 und S. 140 f, ISBN 3-596-10724-5.
  17. Hildegard Peters: Ein Heine-Denkmal auf Norderney im Widerstreit. Heinrich Heine – ja! Arno Breker – nein!, in: Heine-Jahrbuch, 23 (1984), S. 156–168.
  18. Antrag des Kunstvereins Norden auf Förderung des Filmprojekts Hildegard Peters zum 90. Geburtstag, DVD-Produktion von Ralf-Peter Post, Hannover, und weiterer Vorhaben zum 90. Geburtstag.. Der Antrag datiert vom 27. November 2012 (Abruf 15. März 2014).
  19. Hildegard Peters – sie hat es verdient!, Ostfriesischer Kurier, 24. August 2007 (Abruf am 10. März 2014); Hildegard Peters erhält den Preis der Bürgerstiftung, Ostfriesen-Zeitung, 25. August 2007 (Abruf am 10. März 2014).
  20. Protokoll der Sitzung des Kulturausschusses am 25. Juni 2012 in der Ostfriesischen Landschaft (Abruf am 15. März 2014).
  21. Hildegard Peters und Annette Kanzenbach. Ein Gespräch, in: Hildegard Peters. Malerei, Zeichnung, Grafik, Norden 2013, S. 13–32, hier S. 29.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Hildegard Peters aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.